Eure Vorgehensweise beim Produzieren

[Mr. P]

Mich interessiert wie ihr an eine Produktion rangeht. Womit startet ihr, Drums, Bass oder doch mit nem Synth?
Habt ihr vorher Ideen, oder entsteht sie im Produktionsprozess?
Wie haltet ihr es mit dem Mixing? Strickte Trennung vom Produktionsprozess, oder direkt in einem Abwasch?



Da ich noch recht jungfräulich im Bereich "Musikproduktion" bin, würde ich mich über euren Input, bzw. über den Austausch von Erfahrungen freuen.
Bin selbst seit ca. 6 Monaten mit Ableton Live (Elektronische Musik) dabei und sauge alles an Infos auf, die ich bekommen kann.

 

[deydi]

Gestartet wird mit dem, das dir als erstes kommt.
Da du noch "Jungfräulich" bist sag ich es gleich.
Richte dich nicht nach anderen, richte dich nach DIR.
Musik ist Künstlerisch. Es kommt nur aus deinem Kopf. Arbeitsweisen von anderen sich selbst zu erzwingen, ist nicht mehr als eine Blockade der eigenen Inspiration.
Ich glaube du machst den Fehler den viele machen/gemacht haben.
Bei anderen, Stadt bei dir zu schauen.

Fahr dich bitte nicht fest.

Ich bin mir nämlich zu 90% sicher du frägst nur aus eigener Unsicherheit, wie es die andren machen.

 

[Mr. P]

Danke für deine Antwort!
Ich möchte keine Arbeitsweisen kopieren, sondern einfach "meinen Horizont" erweitern.
Momentan seh ích einfach vor lauter Bäumen den Wald kaum noch... Verbringe unendlich viel Zeit mit dem Lesen und Tutorials schauen über alle erdenklichen Themen (Mixing, Produktion ect.), aber wenns drauf ankommt, bekomm ich kaum was gebacken(Zumindest nichts, was gut klingt) . Das ist sehr frustrierend und raubt mir teilweise den Spaß an der Musik.
Deswegen auch die Anmeldung hier im Forum, um mich mit "gleichgesinnten" austauschen zu können, Hilfe zu suchen und vllt. irgendwann mal auch welche zu geben.

 

[RefinedRough]

Früher habe ich immer mit den Drums angefangen, weil mir das leicht von der Hand ging (und weil es Hiphop und elekronische Musik war - eh drumlastig) . Heute fange ich einfach mit dem an, was mich gerade am meisten inspiriert. Ich komponiere mittlerweile hie und da für Firmen / Werbungen und da setze ich mich in der Regel erst mal ans Klavier um eine Grundmelodie zu finden... ich glaube, man muss einfach etwas finden, was einem in die richtige Stimmung führt. Mit dem Kopf quasi ins Ziel reisen...
Bei Elektro reicht evtl. schon mal eine Bassdrum die schön bollert, wo man dann mit Synties drüber experimentieren kann. Oder ein tum-di-dum-di-Drumloop..

 

[Realist]

Stimme da Deydi zu.
Jeder wird es etwas anders machen und man muss für sich den besten Weg finden.
Es kommt auch auf das Genre an.
Mit den heutigen Rechnern ist es durchaus möglich eine Produktiion durchzuziehen ohne zu rendern und am Ende schon ein fertiges Produkt zu haben.

Ich habe das ne Zeitlang auch so gemacht, bin aber wieder zu meiner alten Arbeitsweise zurückgekehrt.
In dem Fall Komposition, Arrangement, Soundauswahl und grobes Mischen in einem Schritt.
Dann exportieren und in einem neuen Projekt final Mischen.
Ich brauch einfach die Wellenformen.
Ausserdem komme ich so kurioserweise schneller zum Ziel, weil man in dem neuen Projekt nur noch Waves hat und beim Export Entscheidungen treffen musste.
Anders bekomme ich den Schalter in meinem Kopf nicht umgelegt.
Ich tweake sonst hier noch am Synth und da noch an einer Einstellung. Das sind dann oftmals aber nur so Dinge, die nur Du selbst hörst und kein Aussenstehender.

Ich denke, deshalb muss das Jeder für sich herausfinden, wie es bei ihm am Besten und Schnellsten funktioniert.
Das braucht natürlich etwas Zeit.

 

[Realist]

Momentan seh ích einfach vor lauter Bäumen den Wald kaum noch... Verbringe unendlich viel Zeit mit dem Lesen und Tutorials schauen über alle erdenklichen Themen (Mixing, Produktion ect.), aber wenns drauf ankommt, bekomm ich kaum was gebacken(Zumindest nichts, was gut klingt) . Das ist sehr frustrierend und raubt mir teilweise den Spaß an der Musik.

Das ist bei 6 Monaten aber normal. Ich hatte Anfang der 90er schon über ne Woche damit verbracht, meine "Maschinen" über den PC midimässig zum Laufen zu bekommen. Als es dann aber geklappt hat, war die erfolglose Woche schon wieder vergessen.
Wichtig ist, dass Du dran bleibst und Dich nicht entmutigen lässt.
Es wird immer mal wieder Up and Downs geben, gerade am Anfang.
Mit der Zeit wirst Du mit dem Umgang des Sequenzers und Instrumente sicherer und denkst da gar nicht mehr drüber nach.
Ein wichtiger Punkt ist noch:
Zuviel Tutorials schauen ist oft auch nicht zielführend, weil eben jeder was anderes quasselt.
Selber probieren und Machen bringt einen oft mehr weiter.
Mit der Zeit, wenn Du dann Tutorials schaust, wirst Du merken, dass Du Dinge, die dort gezeigt werden, die ganze Zeit schon intuitiv gemacht hast.

 

[Mr. P]

Danke für die ausführliche Antwort!

Für Grundlegende Dinge, wie z.b. Mixing und allgemein Musiktheorie komm ich um Tutorial´s leider nicht rum.
Ich investiere wirklich sehr viel Zeit (ca 95% meiner Freizeit) in die Musik, jedoch ernte ich dafür zur Zeit keine Früchte

Ich starte meistens auch mit den Drums und dann den Rest. Solange bis ich nen 8 - 16 Bar Loop hab.
Danach häng ich in der Luft und komm nicht weiter, weil ich entweder schon Stunden dafür gebraucht habe bis es mir gefällt und nun die Luft raus ist, oder weils mir nach etlichem loophören nicht mehr gefällt und keine Emotion mehr da ist.

Wie lange sitzt ihr denn so im Schnitt an einer Produktion? Also ohne Mixing, nur reine Soundsuche, Synthsuche, Arrangement?
Klar, pauschal kann man das nicht so pauschal sagen, jedoch schaut das in den Tutorials immer so easy und fix aus. Zack, geile Akkorde gepinselt, Drums passen auch direkt und das Arrangement wird nur so nebenbei schnell gezeichnet und es klingt meistens direkt schon sehr gut.

 

[mathiasbx]

Für mich stellt sich die Frage, was du mit "Produzieren" meinst.

Am Anfang steht ja immer die Idee für einen Song. Da fängt das ganze ja schon an... spielt man ein Instrument, singt man selber oder ist der Sänger beim schreiben immer mit dabei.

Ich z.B. sitze gerne am Klavier und singe einfach was dazu.(auch wenn ich kein wirklicher Sänger bin). Daraus ergibt sich fast immer eine Harmoniefolge mit etwas Text und Melodie.
Manchmal nutze ich aber auch fertige Beats / Sequenzen aus meinen Keyboards und baue darauf auf.

Der ganze Teil ist für mich aber Songwriting und Arrangement.

Danach erfolgt für mich der erste Step zur Produktion - das Finetuning... (evtl. noch Textanpassungen, Melodieanpassungen, etc.)
Erst wenn der Song ausgearbeitet ist (Drums, Bass, Backingvocals, etc.) werden die Spuren zum mischen exportiert und dann geht das seinen Weg .... Mixing, Mastering, etc.

Ich finde es auch schwierig zu beantworten, wie lange eine Produktion dauert. Manche Songs sind in wenigen Tagen fertig, manche brauchen Jahre zum reifen

 

[Realist]

Ich finde es auch schwierig zu beantworten, wie lange eine Produktion dauert. Manche Songs sind in wenigen Tagen fertig, manche brauchen Jahre zum reifen

Geht mir ähnlich.
Manche sind in ein oder zwei Tagen fertig quasi in einem Rutsch und bei manchen hab ich das Gefühl, da geht noch was.
Bei letzteren lass ich die Sache auch erstmal ruhen.
Dadurch hab ich schon etliche Ideen wiedergefunden, wo ich dann mit neuen Elan und Ideen rangehe.
Ich skippe mich da meist so halbjährlich durch die Projekte und hör mir die "unvollendeten" Sachen an.
Bei eigenen Songs ohne Veröffentlichungsdruck ist das doch kein Thema.

jedoch schaut das in den Tutorials immer so easy und fix aus. Zack, geile Akkorde gepinselt, Drums passen auch direkt und das Arrangement wird nur so nebenbei schnell gezeichnet und es klingt meistens direkt schon sehr gut.

Bei manchen Tutorials hab ich diesbezüglich aber auch oft das Gefühl, dass dort schon vorgearbeitet wurde und eigentlich nur ein Track oder Idee für ein Tut "nachgebaut" wird. Auf alle Fälle werden die sich im Vorfeld schon ein paar Gedanken gemacht haben.
Da würde ich mich also nicht verrückt machen lassen.
Die kochen alle nur mit Wasser, pflegte mein Opa immer zu sagen.

 

[Mr. P]

Für mich stellt sich die Frage, was du mit "Produzieren" meinst.
.

Für mein Verständnis ist die "Produktion" allumfassend für das Erstellen eines "Songs". Aber wenn man so will, kann man es auch als Songwriting bezeichnen

 

[Hyp]

aber wenns drauf ankommt, bekomm ich kaum was gebacken(Zumindest nichts, was gut klingt) .

Setze deine Ideen mit nur 1, 2, 3 Instrumenten (z.B. Bass, Akkorde, Melodie) um, so dass die Tracks damit bereits ihre Essenz enthalten. Technik-Zinober wird sich dann in Grenzen halten. Problem gelöst.
Wenn du in dieser Form gute Musik machst, bist du allen Trackbastlern voraus, die sich mit Technik abmühen, und doch keine starken Ideen in ihrer Musik haben.

 

[Mr. P]

aber wenns drauf ankommt, bekomm ich kaum was gebacken(Zumindest nichts, was gut klingt) .

Setze deine Ideen mit nur 1, 2, 3 Instrumenten (z.B. Bass, Akkorde, Melodie) um, so dass die Tracks damit bereits ihre Essenz enthalten. Technik-Zinober wird sich dann in Grenzen halten. Problem gelöst.

Hab ich schon versucht... Ist dann halt nur relativ langeilig und monoton für meinen Geschmack. Vllt. versteh ich dich auch nur falsch und interpretiere deine Aussage falsch.

 

[BaraMGB]

Verbringe unendlich viel Zeit mit dem Lesen und Tutorials schauen über alle erdenklichen Themen (Mixing, Produktion ect.)

Als ich angefangen habe Musik zu machen, gab es keine Tutorials. Man hatte seinen C64/AMIGA und nen Musikprogram(Tracker). Da hat man das einfach gemacht. Man kannte ja auch niemanden der sowas gemacht hat. Internet hatte ich damals noch nicht. Ich hab mich nur damit auseinander gesetzt was ich wollte. Ich hab viel Musik gehört, die ich gut fand und analysiert. Ich hab versucht die einzelnen Instrumente raus zuhören. Und was ich gehört habe wollte ich nachbauen. Mir ist klar, dass die heutigen Anforderungen weit aus höher sind und das Musik produzieren sehr viel umfangreicher ist als mit nem AMIGA und nem ProTracker, aber wenn du nicht mal weißt womit du anfangen sollst, würde ich erstmal wieder Musik hören.

 

[Hyp]

Hab ich schon versucht... Ist dann halt nur relativ langeilig und monoton für meinen Geschmack.

Vielleicht ist das so, weil man Langweiliges spielt? Selbst minimalistischer Techno lässt sich mit nur einem Instrument umsetzen.
Hier spielt Francesco Tristano die Techno-Überhymne "The Bells" von Jeff Mills... Rhythmus, Vibe, Energie lassen sich alles mit dem einen Instrument einfangen:


Oder (besserer Sound) Derrick Mays "Strings of Life":


Oder das Ensemble Dawn of Midi: Techno nur mit Piano, Kontrabass, Schlagzeug:



Es gab mal ein kultiges Sublabel von Kompakt Records, da bestanden alle Stücke nur aus Bassdrum + Hihat + 1 Instrument.

 

[ckoehler]

Ich starte mit dem was mich gerade so beim Rumjammen inspiriert. Ich habe davor überhaupt keine Vorstellung wo die Reise hingeht. Wenn ich ein paar Takte habe, die mir gefallen, dann versuche ich was zu finden was dazu passt. Das mache ich so lange bis ich genug Material habe um ein erstes Probearrangement zu starten. Das ändert sich dann aber in der Regel noch. Auch Spuren kommen dann meist noch dazu und fliegen raus. In der Regel habe ich unter 20 Spuren. Ich halte mich an kein Genre oder einen bestimmten Songaufbau, sondern mache das alles so wie es mir grad einfällt.

Wenn das Stück soweit steht, dann kümmere ich mich um Panning, EQ, Lautstärke- und Reverbverhältnisse. Ich glaube das könnte man so bei mir als Mixing bezeichnen.

Zum Schluss nochmal ein Limiter, Compressor, EQ auf die Masterspur und dann ist das auch fertig bei mir.

Das alles mache ich auf Hobbyniveau und aus Spaß an der Freud.

 

[Mr. P]

Vielleicht mach ich mir auch selbst zu viel Druck mit der Sache und sollte mich nicht direkt am „Profi-Mix“ und an „Profi-Tracks“ orientieren.
Leider bin ich ein sehr perfektionistischer Mensch, der alles zu 100% möchte - am besten sofort. Zu begreifen, dass das nicht immer möglich ist, ist recht schwierig für mich.

Meist geh ich recht verkrampft an die Sache und will auf Biegen und Brechen ein Brett basteln. Was natürlich nicht funktioniert.
Geh ich aber mal „lustlos“ und völlig voreingenommen in eine Session läuft es viel besser.

Schließlich sollte ja auch der Spaß an erster Stelle stehen.
Jedenfalls vielen Dank für eure Tipps! Ich werde mir Mühe geben sie umzusetzen und berichten wie es läuft. Vielleicht auch mal was von mir zu hören geben, sobald ich was qualitatives gezimmert bekomme

 

[gQg]

Ich werde mir Mühe geben sie umzusetzen und berichten wie es läuft. Vielleicht auch mal was von mir zu hören geben, sobald ich was qualitatives gezimmert bekomme

...damit setzt du dich schon wieder selbst unter Druck...experimentier erstmal fröhlich drauf los...Erwartungshaltungen sind Gift und kontraproduktiv.

 

[deydi]

Warum nimmst du dir nicht ein paar Stunden Keyboard Unterricht?
Einfach um das nötigste an Harmonien Lehre zu lernen ?
So läuft zumindest das Melodie Finden, und darauf aufbauen leichter.

 

[RK79]

Früher war bei mir immer zuerst die Melodie (alles war noch besser, mehr Inspiration usw.), heute brauche ich (leider und warum auch immer) zuerst einen Beat um weiter zu machen.

 

[tuonodriver]

Hi Mr. P
also ich beginne meistens mit den Drums. Kann aber auch sein das es ne Bassline ist..kommt halt drauf an was grad gut läuft und darauf baue ich dann auf.

Nach 6 Monaten darfst du noch nicht zu viel von dir erwarten! Du musst dich ja erstmal mit Ableton und den ganzen Funktionen auseinander setzten,dann die Soundsuche...nimmt ja auch sehr viel Zeit in Anspruch.
Wo kommste denn her wenn ich fragen darf,vielleicht sind wir ja zufällig nich zu weit auseinander...( Antwort gerne auch per PM )