Eure Vorgehensweise beim Texten ?

[DHG]

Dann leg dir einen Notizblock und Bleistift neben das Klo!

 

[Klauski]

Mir fallen die meisten Texte im Schlaf ein. Wenn ich dann aber nicht gleich aufsteh' und die Worte aufschreib', sind sie weg, und wenn ich mir noch so sicher bin, dass ich mir das bis zum Morgen merken kann.
Grundsätzlich hab’ ich aber zu den meisten Texten auch schon eine Melodie, die ist immer zuerst da. Mir geht es wie Dodo, englisch geht viel einfacher. Oft singe ich, wenn ich im Flow bin, einen x-beliebigen englischen Text, der mir gerade in den Sinn kommt.

 

[Realist]

Mach das auch noch ganz oldschool mit Stift und so.
Habe einen Notizblock wo ich Phrasen und Sätze reinschreibe, die mir in bestimmten Situationen in den Sinn kommen.
Meist ist das dann die "Headline" für den Refrain.
Melodie hab ich dann meistens auch schon dafür bzw. ergibt sich bei mir dann automatisch.
Bowie wurde auch schon genannt. Hatte mal vor ewigen Zeiten ein Interview von ihm gelesen, wie er so vorging beim Schreiben von Texten.
Wenn es "ernst" wird hat er wohl eine Art Brainstorming betrieben.
Alles was ihm zu dem Thema einfiel auf einzelne Zettel geschrieben und dann songdienlich zusammengesetzt.
So mach ich es eigentlich auch.
Vom "Reimen" ala "light", "night", "right", "side" versuche ich gerade wegzukommen, was sich aber als äusserst schwierig erweist.
Zur Zeit mache ich aber auch mehr Instrumentalmusik, so dass das Texten bei mir in den Hintergrund gerückt ist.

 

[R-Kelly]

Yo Vielen Dank erst ma für euren Erfahrungsaustausch hier. Wie kommt man eigentlich auf außergewöhnlich gute oder kreative Reime ? Fallen die einem einfach so ein oder ist das auch mehr oder weniger Übungssache und mit der Zeit geht es leichter ?? Vor allem Doppelreime oder Trippelreime sind ja nicht ganz so einfach...

 

[hedelund]

Mach das auch noch ganz oldschool mit Stift und so.
Habe einen Notizblock wo ich Phrasen und Sätze reinschreibe, die mir in bestimmten Situationen in den Sinn kommen.

Ja, ich finde hier viele, die es in etwa so machen wie ich. Notieren in jeder Situation.
Versucht mal Euch einen regelrechten Ideen Pool anzulegen, in einem größeren Block.
Der Wächst und wächst, und ist Gold wert.

Diese Ideen im Halb Schlaf, wie Klauski schreibt, habe ich auch sehr viel.
Hauptsächlich aber auch gerade bei Melodien und Arrangements. Da kommen manchmal im Wahrsten Sinne des Wortes traumhafte Sachen zustande.
Sind dann aber leider morgens wie weggefegt aus dem Gehirn, wenn man es Nachts nich geschafft hat irgendwie etwas davon festzuhalten.

LG HL

 

[PastorZaster]

Zu den kreativen Reimen:

Versuch mal ungewöhnliche Wörter zu reimen, vor allem Substantive, da brauchst du viel Kreativität um einen passenden Reim zu finden. Auch unreine Reime sind meistens nicht so ausgelutscht. Manchmal reime ich auch Wörter, die sich nicht geschrieben, aber durch die Betonung ähnlich anhören.

 

[holgi]

Versuche mal deine Textideen ohne Reime zu formulieren, das geht erstaunlich gut wenn es fliesst, und oft braucht es auch keine Reime.

 

[NisarMusic]

Also da gebe ich dann jemanden Geld und er schreibt dann für mich ???????????????? und sage dann ich habe es geschrieben hahaha


Nein also, ich höre mir den Beat an ... Versuche ( da ich Rappe ) einen Flow zu finden, lalala erstmal den Flow , nehme es dann auf und schreibe drauf... Ich achte auf atmer Pausen und schreibe viele Strichpunkte und daraus schreibe ich einen Song

 

[hedelund]

Zu den kreativen Reimen:

Versuch mal ungewöhnliche Wörter zu reimen, vor allem Substantive, da brauchst du viel Kreativität um einen passenden Reim zu finden. Auch unreine Reime sind meistens nicht so ausgelutscht. Manchmal reime ich auch Wörter, die sich nicht geschrieben, aber durch die Betonung ähnlich anhören.

Das Reimen braucht man bei Songs auch ohnehin nicht überbewerten.
Diese künstlch verschachtelten Texturen, die einen Schlüssel brauchen um sie zu verstehen,
schaffen nur Unverständniss.

Sich beim Texten auf den Punkt bringen, mit einem Instrument begleiten, und die rhythmischen Gegebenheiten beachten, ohne das es naiv klingt, bringt in der Regel viel mehr.

Sicherlich kann auch jeder texten, der möchte. Jedoch ohne eine gewisse Veranlagung (Talent), wird es auch mehr oder weniger bei schlichten Versuchen bleiben.
Das liegt einfach in der Natur der Sache, und es muß ja auch nicht immer gleich ein Kunstwerk sein, wenn die Freude dabei im Vordergrund steht.

LG HL

 

[rho]

Die Reimerei ist ja nicht einfach so entstanden. Sie unterstützt den Sprachrhythmus und trägt dazu bei, sich besser an Inhalte erinnern zu können. Aber man sollte nie nur etwas schreiben WEIL es sich reimt. Wenn man einen Reim findet, der seinen Zweck erfüllt und obendrein gut kling, OK. Ansonsten das Reimen einfach lassen, es sei denn, man will absichtlich eine komische Wirkung erzeugen.

Übrigens, hedelund
>"Songwriting intensiv" von Michael Schymik< klingt vernünftig, besorg ich mir, danke für den Tipp.

Und wo ich gerade dabei bin, empfehle ich bei der Gelegenheit die Bücher Masen Abou-Dakn. Das ältere, "Songtexte schreiben", ist etwas germanistisch angehaucht. Das neuere "Mehr als nur Worte" ist praxisnäher. (nein, ich kriege kein Geld dafür

)

 

[hedelund]

Übrigens, hedelund
>"Songwriting intensiv" von Michael Schymik< klingt vernünftig, besorg ich mir, danke für den Tipp.

Ja, Wer diese kleine Fiebel hat, und sich vor allem verinnerlicht, braucht für Songtexte keine andere Lektüre mehr, war bisher jedenfalls mein Eindruck.

LG HL

 

[rho]

Der Trend zum Zweitbuch greift nach wie vor um sich

 

[R-Kelly]

Nein also, ich höre mir den Beat an ... Versuche ( da ich Rappe ) einen Flow zu finden, lalala erstmal den Flow , nehme es dann auf und schreibe drauf... Ich achte auf atmer Pausen und schreibe viele Strichpunkte und daraus schreibe ich einen Song

Genauso mach ich das auch allerdings nicht mit Rap sondern mit Gesang, Flow, (Rhythmus) Melodien und Harmonien stehen bei mir irgendwie schon so an erster Stelle.. Der Text ist eher zweitranging, wobei ich nicht sagen will das der Text unwichtig ist. Aber für mich persönlich würd ich sagen Melody 60 % und Text 40 %

Mal ne andere Frage, wie lange braucht ihr eigentlich so im Schnitt für nen Text ??

 

[sixstringwarrior]

Die Phrasierungen, vielleicht einzelne Schlagworte, Melodien etc. höre ich oft schon ein Stück weit im Kopf. Der Text ist dann quasi die Ausformulierung der Roh-Idee. Manchmal schreibe ich einen Song direkt um ein gewisses Thema herum und hab dann schon genauere Vorstellungen. Insgesamt ein Prozess, den ich als recht praktisch und organisch empfinde.

Ich mach einfach und lass mir dann von anderen Musikern erzählen was ich gemacht habe.

 

[Andaraginga]

Was bei mir nie funktioniert, ist, wenn ich versuche gleich "richtig" zu schreiben, also einen Text zu machen, bei dem ich bereits weiß, was das Thema sein soll und wie die Melodie klingen soll. Beides zusammen blockiert sich irgendwie gegenseitig.

Was dagegen sehr gut funktioniert, ist, wenn ich nur eins davon mache und mich ums andere erst mal überhaupt nicht kümmere.

Wenn ich eine Idee für eine Melodie hab, dann schreib ich typischerweise ohne drüber nachzudenken einen im Extremfall komplett sinnlosen englischen Text. Irgendwann später kuck ich mir den dann noch mal an und überleg, was ich damit anfangen kann. Komplett neu schreiben, ist natürlich eine Möglichkeit. Meist finde ich aber in dem Zufallsprodukt irgendwelche Ansätze, die ich sogar ganz interessant finde und die mich dann auf Ideen bringen, auf die ich direkt nie gekommen wäre.

Im anderen Fall, wenn ich eine Idee für ein Thema hab, dann schreib ich alles nieder, was mir dazu einfällt, kümmere mich dabei aber überhaupt nicht um Rhythmik, Satzlänge oder Reime. Wenn ich dann das Gefühl hab, alle wichtigen Gedanken erfasst zu haben und einige davon auch irgendwie stimmig formuliert zu haben, dann geh ich da drüber und versuche diese Fragmente in eine passende Form zu bringen.

Als ich die ersten Versuche gestartet hab, Texte zu schreiben, hab ich das gemacht, was ich am Anfang beschrieben hab (also Inhalt und Melodie zusammen zu machen) und bin dabei komplett gescheitert. Ich hab Monate lang rumprobiert und keinen einzigen Text auch nur im Ansatz fertig gekriegt.

Irgendwann hab ich dann (aus komplett anderen Gründen) versucht, meine Träume niederzuschreiben, also wortwörtlich gemeint, ich hab Schreibzeug nebens Bett gelegt und versucht, in dem Moment, wo ich aufwache, alles niederzuschreiben, an was ich mich noch erinnern konnte. Und da ist es mir dann passiert, dass ich die Sachen später gelesen und mir gedacht hab, hey, das wär eigentlich ein cooler Text und gefällt mir viel besser als meine "richtigen" Texte und dass dann noch in Form zu bringen, fiel mir auch viel leichter als einen Text von "Null" an zu schreiben.

Träume sind jetzt mitunter ein bisschen skuril. Aber ähnliches ist mir später auch auf anderem Wege passiert. Ich hab einer Urlaubsbekanntschaft einen Brief geschrieben und das "Hallo, ich wollte mich mal wieder melden" ist mir dann ziemlich abgedriftet in Gedanken übers Leben und was man damit macht und irgendwie war es mir mit etwas Abstand dann zu viel davon und ich hab den Brief nicht mehr abgeschickt. Gleichzeitig hat mich das Zeug aber fasziniert, bis ich auch da irgendwann gedacht hab, hey, eigentlich ist das ein Song. Und das Quasi-Resumee des Originalbriefs wurde dann wörtlich zum Refrain und die Geschichte im Hintergrund hab ich nachträglich drumherum gebaut.

All das taugt wahrscheinlich nicht als allgemeine Anleitung. Aber die paar Sachen, die mir richtig viel bedeuten, sind oft über so eher zufällige Wege entstanden.

Und noch ein Letztes über die Dauer von Texten. Mein extremstes Beispiel ist ein Text, dessen Strophe 1 und 2 ich irgendwann 1998 ziemlich fix und ohne großen Plan niedergeschrieben hab. Danach war ich total geflasht und happy und wollte diesen, wie ich fand, tollen Text unbedingt noch schnell fertig machen und von da an ging auf einmal nichts mehr. Ich hab über die Jahre diverse Male probiert, die noch fehlende 3. Strophe zu schreiben und hab es nicht geschafft.
Irgendwann vor einem Jahr oder so hab ich dann einen Film gekuckt und da kam ein kurzes Zitat und irgendwie hab ich "gespürt", dass das das fehlende Puzzlestück sein könnte und hab dann tatsächlich 17 Jahre später meine 3. Strophe hingekriegt.