ich warte seit jahren auf einen metal mix, der mir gefällt. für mich ist das alles ein derartiger irrweg, ich kanns kaum in worte fassen. stock aitken waterman grid-treue, plastik drums bei denen die leute den wald vor lauter bäumen nicht mehr sehen (ihr unterhaltet euch über realismus? es klingt *alles* nach plastik). zu leiser bass. klinische frequenzgänge. kack arrangements bei denen alles so mit überambition zugemüllt ist, dass einem nichts mehr bleibt als - wie hier im thread bereits diskutiert - den seelen-frequenzbereich von 200 bis 500 leerzufegen.
dann hat man nen schön "transparenten" mix. aber der hat halt dann auch keine seele mehr.
ich würde gerne mal nen metal mix hören, wo die gitarre wieder mehr raum für schmutz hat. der gainregler nicht ganz so weit richtung weisses rauschen aufgedreht ist. die gitarristen ihr ego mal so weit zurückstecken, dass platz für (gerne verzerrten!) bass ist. dass der bass auch mal wieder echte bassfrequenzen haben darf, statt dass man von ihm nur die plek-höhen hört und er quasi fast eher wie ein shaker-percussion-element wirkt.
und dann schön satte vintage drums, die tief in der bandsättigung sitzen. nicht dieses klickige ich-wär-gern-das-black-album plastikgedöns. mehr ludwig und gretsch, weniger yamaha. tiefe snares. kürzer, mit mehr saft und teppich, weniger pöng pöng pöng resonanzfetisch mit zuviel sustain.
und das dann gerne so gemastert, dass es nach einem leicht unvernünftigen print auf bandmaschine klingt, der untenrum eigentlich zu warm, und obenrum dermassen nicht-schrill ist, dass ein "ordentliches" masteringstudio sagen würde, master ist zu dunkel!
statt diesen klinischen beschneidungsmasters, die mich irgendwie unangenehm an ein yamaha 02r erinnern.
gibts leider irgendwie nicht. machbar wäre es. aber, die musik müsste eben entsprechend sich ein bisschen anpassen. mal wieder ein bisschen mehr luft lassen. paar BPM zurück. die omnipräsente (und für mich emotional schwer erträgliche) überambition vielleicht mal um 30% zurückfahren und durch coolness ersetzen.
von den vorliegenden mixes ist der erste (iron reagan, har!) da deutlich mehr dran als der zweite. da ist wenigstens bisschen wärme drin, die drums kann man mit viel gutem willen als echt empfinden. der zweite mix klingt für mich wie der archetyp des ästhetischen metal-irrwegs. komplett blutleer. die drums klingen wie ein scheiss BFD demo von 2007. komplett aus plastik, timing so menschlich wie die Q taste in cubase, dafür keinen druck. super! kann das sein, dass die samples nicht mal round robin machen? mehr nach statischem computerkack kann mans kaum noch klingen lassen. dafür ist dann halt immerhin platz für...ja, für was eigentlich?
ich lass mal 3.45 als beispiel da für "wie kacke ich mein arrangement mit überambition aller beteiligten zu?":
- wir haben da also einen, äh, "breakdown".
- es spielen zwei sologitarren gleichzeitig (terzen! ganz neue idee! und so geschmackvoll!).
- es spielen ausserdem die rhythmusgitarren weiter. der verwaschenheit nach zu urteilen getrackt mit der "links gedoppelt, rechts gedoppelt" methode
- weil die betonung auf 1 und 1-und nicht genug sind, muss es natürlich bisschen fills in der rhythmusgitarre geben. also, betonungen natürlich in jedem takt (in jedem zweiten wär ja viel zu wenig!), und fill in jedem vierten. natürlich mit sechzehntelvariation. kann man zwar in dem matsch kaum erkennen, aber whatever
- der bass spielt natürlich ein eigenes, nochmal ganz anderes riff. wäre als unisono-linie sicherlich ganz interessant. so gehts halt unter, weil, das ohr muss ja schon zwei gitarrensoli im terzabstand und 4 rhythmusgitarren mit variierenden fills verfolgen
- da fühlt sich der drummer doch gleich mal herausgefordert, in jedem - JEDEM - takt mindestens ein minifill zu spielen, in jedem zweiten ein grösseres, in jedem vierten ein richtig grosses. keine zwei takte, in denen sich vielleicht mal - schocker! - ein pattern verfestigt
- da ist natürlich nicht genug los. wir faden noch ein apokalyptisches keyboard obendrüber. am besten an der stelle, wo dem drummer grad die doublebassdrumfill-ideen ausgegangen sind und er deswegen ins triolische und dann in doubletime gewechselt ist (endlich wieder ein grund für doublebass, ist ja schon 4 sekunden her!)
- und dann natürlich der gesang. "brace for impact". ok. nicht ganz rage against the machine material, aber ok. lass das mal doppeln, ich mein, trippeln. ok, noch ein echo mit radiovocal. dann doppelt die radiovocal die bereits getrippelte hauptvocal. ok, noch ein echo, von der anderen seite! rocket science! aber jetzt! jetzt wiederholen wir das ganze, und machen noch ne durchgehende parallelvocal drunter, die ein die message unterstützendes mantra wiederholt. "waiting for the impact, waiting for the pain, driving me insane" oder so? man kanns nur schwer verstehen - wie das halt so ist wenn MEHRERE FUCKING VOCALS GLEICHZEITIG WAS ANDERES ERZÄHLEN. is this your personal bohemian rhapsody, dear? und dann diese ääätzend pseudogefährliche attitüde im ausdruck. bäh. wahrscheinlich noch hochseriösen gesangsunterricht genommen, um den sound ohne kraftanstrengung hinzubekommen. thats rocknroll!
joah. bei soviel mitteilungsdrang im arrangement muss man dann schonmal ein loch bei 300hz reingraben. hat dann halt keine substanz mehr. und so brace-t sich der zuhörer für den impact, und wartet immer noch auf den impact, for den er sich gebrace-t hat, nachdem das lied vorbei ist.
so. off topic i guess. musste mal kurz diesen rant loswerden. muss das so alle 2 jahre aus meinem system kriegen