Früher da

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Aber unsere Stimmen klingen immer unendlich weich,wenn es am Ende gegenseitig heißt: "Ich weiß ja. dass du das anders siehst. Und im Grunde sind wir nun .... Jahre damit klargekommen. und das ist schöööön so- Ich vertrau dir doch. Wirklich. Doch, doch ..."
Das kenn ich! Das war es auch, was mich ungeheuer getröstet hat, als mein Mann starb. Dass wir uns letzten Endes immer irgendwie zusammengerauft haben. :)
 
Na also, da sind wir also schon zwei, die der Kraft des Unerklärbarem gern vertrauen! :)
 
Aber unsere Stimmen klingen immer unendlich weich,wenn es am Ende gegenseitig heißt: "Ich weiß ja. dass du das anders siehst. Und im Grunde sind wir nun .... Jahre damit klargekommen. und das ist schöööön so- Ich vertrau dir doch. Wirklich. Doch, doch ..."
Das kenn ich! Das war es auch, was mich ungeheuer getröstet hat, als mein Mann starb. Dass wir uns letzten Endes immer irgendwie zusammengerauft haben. :)
Na also, da sind wir also schon zwei, die der Kraft des Unerklärbarem gern vertrauen! :)
Ich auch, ich auch.:)
Als bekennender Luhmann-Adept zitiere ich gerne: "Es gibt kein Vertrauen in Menschen, sondern nur Vertrauen in Vetrauen."
Ohne dieses intrinsische Vertrauen blieben sozialen Bindungen unwahrscheinlich, weil man dem anderen eben immer nur vor den Kopf gucken kann. Und ohne das alles gäb's uns alle nicht.
-So viel zur frohen Botschaft-
 
Da möchte ich noch ganz kurz einwerfen: man vertraut auch bei Unwissen darauf, dass der andere irgendwie erwart- oder berechenbar handeln wird. Das wäre dann wiederum das "Verstehen", das ich meine: man hat einen gemeinsamen Konsens darüber, in welchem Rahmen sich etwas abspielen wird und was davon ausgeschlossen ist.

Zweite Anmerkung (@artname ): Wissen ist mMn nicht gleich Verstehen. Wenn man über eine Sache viel weiß muss man sie trotzdem nicht unbedingt verstanden haben. Weil Du die Bibel ins Spiel brachtest: da steht für den Liebesakt, und Adam erkannte sein Weib.

Ich denke nicht, dass Adam besonders viel über alle möglichen biologischen und psychischen Vorgänge dabei wusste. Vielleicht wusste er auch nicht, was dabei bei seiner Frau abging. Trotzdem erkannte er sie. Ich finde diese Formulierung eigentlich schön, weil sie auf eine ganz andere Ebene von Verstehen abzielt (die - ja, richtig - auch auf Musik zutrifft).

...und bleibe dennoch (oder gerade deshalb) dabei: es geht ums Verstehen. ;-)
 
Da möchte ich noch ganz kurz einwerfen: man vertraut auch bei Unwissen darauf
Es gibt NUR Unwissen... Und das ewige Hin und Her der Konnumikation dient nur der vorläufigen Herstellung dessen was du "verstehen" nennst. Und der Adam, um in diesem Bild und in Luhmanns theoretischem Rahmen zu bleiben, hat nicht Eva erkannt (Vertrauen in Menschen), sondern sich selbst und seine einzige Chance, einfach das Wagnis einzugehen, dass es mit Eva schon gut gehen wird (Vertrauen in Vertrauen). Und ab da hat der Prozess eine Chance zur Selbststabilisierung.
Aber lassen wir das, @Turquoise. Diese Philosophisterei ist bei mir fast schon krankhaft. Eigentlich will ich nur spielen :confused:
 
Lieber rho, ich hatte eine sehr, sehr ähnliche Antwort vorbereitet, an deren Ende ich darauf verweisen wollte, dass ich erst Anfang nächstes Jahr hier wieder als halbwegs verläßlicher Diskussionspartner verfügbar bin.

Dir, lieber rho, kann ich bis dahin nur empfehlen, dich bis in deine Seele fallen zu lassen. Schreibe! die Chinesen sagen ja bekanntlich: Die eigenen Wege entstehen nur beim Gehen. Gerade DU mußt nicht lange überlegen, lass dich fallen! Reim dir die Seele aus dem Leib. Das werd ich ebenfalls tun, soweit ich Zeit bekomme und auch allen anderen wünsche ich viel Freude beim Braten, Schlafen oder Schaffen.

Allen Nichtgenannten, zum Beispiel torquoise, verspreche ich weitere Antworten spätestens im nächsten Jahr.

Ich wünsche Euch ein frohes Fest und einen guten Rutsch :)

lg
 
..man Ihr legt ja ein Tempo an den Tag...

der das Ganze aus der zweiten Reihe lenkt und ab und an singt;-) Wie John Lennon?
Auch John Lennon sehe ich anders. Der agierte mMn nicht aus der zweiten Reihe. Der war mMn der Leader der Band
...na ja, als Rampensau erscheint er mir nicht gerade. Ich hab die beiden Konzert-Filme Rock 'n Roll Circus und Live in New York City gesehen und hatte die ganze Zeit das Gefühl er möchte lieber Einzählen, Einsätze geben, andere nach vorn lassen, als ständig selbst im Zentrum zu stehen. Dass er die Beatles lange geführt hat seh ich doch auch so, aber auch da war er in der Live-Situation eher vorsichtig..

..schau hier::

wäre ich gern noch ein erfahrener Drummer.
das wäre ich auch gern. Gern würde ich die schwache Hand beim Rhythmus besser führen lassen und dazu die Füße voneinander unabhängig einsetzen.. ..scheint aber ein weiter Weg zu sein

Texte sind auch für mich die Diener der Musik.
..da geh ich tatsächlich nicht mit. Auf vielen Konzerten wird mit Inbrunst z.T. unter Tränen mitgesungen oder geschrien und es fällt mir schwer zu glauben, dass es nicht die Worte "Halt dich an deiner Liebe fest", "London calling", "Atemlos durch die Nacht" sind, die das auslösen. Ok, ein gewisses Maß Symbiose ist dabei..

Viele Grüße, m
 
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Auf vielen Konzerten wird mit Inbrunst z.T. unter Tränen mitgesungen oder geschrien und es fällt mir schwer zu glauben, dass es nicht die Worte "Halt dich an deiner Liebe fest", "London calling", "Atemlos durch die Nacht" sind, die das auslösen. Ok, ein gewisses Maß Symbiose ist dabei..
Warum genau wird da so schön mitgesungen? Doch nicht weil der Text die Leute mitreisst. Der Grund liegt in der Musik, in der einprägsamen und einfachen Melodie, welche die Leute mitnimmt. Der Text spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle und ist nun mal leider erst Diener. Im Bsp. von der Helene kann die Phrase durch einen beliebig schnöden langweiligen und nichtssagenden Allgemeinplatz ersetzt werden wie "Ich bin toll, das ist schön", und die Leute rennen nicht weniger in die Hallen und kaufen genauso die CDs.
Es ist die Kombination aus Musik und Text - immer. Und die Musik hat die Vorreiterrolle. Keiner kauft einen Tonträger oder geht auf Konzerte, weil die Texte der Künstler so toll sind. Anspruchsvolle Musik braucht einen guten Text. Belangloses Gedudel kann auch mit einem schwachen Text auskommen. Und das Gros der heutigen Musik ist nun mal belangloses Gedudel.
 
über Helene Fischer schrieb:
Warum genau wird da so schön mitgesungen? Doch nicht weil der Text die Leute mitreisst. Der Grund liegt in der Musik, in der einprägsamen und einfachen Melodie, welche die Leute mitnimmt. Der Text spielt dabei nur eine untergeordnete Rolle und ist nun mal leider erst Diener. Im Bsp. von der Helene kann die Phrase durch einen beliebig schnöden langweiligen und nichtssagenden Allgemeinplatz ersetzt werden wie "Ich bin toll, das ist schön", und die Leute rennen nicht weniger in die Hallen und kaufen genauso die CDs.

Kosaken-Kaffee, das stimmt so nicht. Im Vorlauf von "Helene Fischer" waren im Rahmen einer Ausschreibung sehr erfolgreiche Künstler, vorrangig im deutschsprachigen Raum, am Schreiben. Bis zur letzten Entscheidung vergingen viele Monate des Siebens und Überarbeitens. - Gut, als (in diesem Falle) Insider will ich es, was Fakten betrifft, dabei belassen!!!
Aber schau mal die Amazon-Kritiken. Sehr, sehr viele Leute berichten, dass sie lange brauchten, um den stilistischen Umbruch zu akzeptieren. Das ist kein Selbstläufer. Weder musikalisch noch textlich. Aber das wirklich nur nebenbei.

Auf die Frage, welche Rolle der Text spielt, werde ich demnächst mal mit einem eigenständigen Text antworten. Da hamwa mehr Spaß am Fetzen, statt am Theoretisieren.

@ mWermut
In anderen Videos steht John Lennon im Mittelpunkt. Deine Sicht überzeugt mich nicht. Aber ich geb dir insofern Recht: McCartney ist sich seiner Attraktivität bewußt und flirtet auf der Bühne, wo er nur kann. Lennon schien sich seiner intellektuellen Macht bewußt zu sein: still und eher in sich gekehrt. Ich meine, diesen Unterschied auch in ihren Texten zu finden: der Eine verspielt, der Andere eher eindringlich ...

@Turquoise
unser Fadenteil ist lang geworden. Außer den Insidern sieht da kein Schwein mehr durch. Auch unsere Gedanken lohnen mehrere eigene Songtexte. Vor allem, da wir beide an einem echt interessanten Thema sind: Geht es uns textend darum, das Leben zu "verstehen" oder dem Leben zu "vertrauen". Ich gehöre zu der Fraktion: Je mehr ich weiß, umso weniger versteh ich.

Speziell über das Texten habe ich soooooooo viel gelesen und praktisch erfahren... dass kaum noch etwas Neues hinzu zukommen scheint. Jedenfalls nichts, dass mich staunen läßt. und trotzdem habe auch ich noch Schwierigkeiten, meinem Fundus zu vertrauen. Einfach loszuschreiben.

Gerade jetzt hole ich meinen ältesten Partner in ein bestehendes Projekt. Weil er ein toller Produzent ist. ich komme mit einen tollen Sänger und schönen Songs. Sänger und ich mögen das Zeug richtig gern. Allerdings streite ich mit dem Produzenten seit Jahrzehnten über Sinn und Unsinn von Texten. Und schon deutet sich der alte Streit wieder an...

Aber dieser Mann ist skeptisch, klug und gründlich wie kein Zweiter. Und wir können ausdauernd streiten. Wenn's hart wird, machen wir zudem fast immer GLEICHZEITIG Kompromißangebote. Last not least : Wir haben bisher alle Projekte bis zum erfolgreichen Ende durchgestanden. - Auf diese Fähigkeiten vertraue ich. Gerade über diese zeitweilig arg schwankende Brücke soll das Projekt vorwärts kommen. Obwohl und weil mich mein neuer alter Partner in Tiefen schicken wird, in die keiner gern lange geht.... Was man sich eben nur dann gefallen läßt, wenn man bereits vertraut.

Das Ergebnis wird ein spezielles Welt-Verstehen sein, mitgeprägt von zwei Menschen, denen ich außerordentlich vertraue.

Alles Gute 2018
 
Zuletzt bearbeitet:
Dir auch alles Ute für 2018, Arty :fuchtel:

Schön, Dich wieder zu lesen (erinnert mich an Antunes' Roman "Die Vögel kommen zurück") :)

Zum Text ... ich finde ihn sehr ehrlich, denn der Protagonist ist ein Feigling und gibt das offen und ehrlich zu, grade der Anfang ist sehr stark und zieht einen in seinen Bann.

Ich hab da sofort ne elegische Melodie im Kopf, samt einer teilweise brüchigen Stimme im Gesang.

Und noch etwas.

Grade WEIL es so ehrlich ist, ist es auch nachvollziehbar ... der ganze Rest, der nach den ersten Zeilen kommt, ist nachvollziehbar.

Pathetisch finde ich det Janze so gar nischt :schulterzuck:

Ehrlich und direkt, ja.

Große Klasse mit wenigen Worten erreicht.
Strroong, Alta! :crap:
 
Hallo, mein lieber Emotical- Jongleur,

was hab ich dich vermißt! Lass dich drücken! ;)

Wow, du hast Recht, mein "Held" outet sich für manche Leser als ziemlicher Feigling. Ich hatte ja heimlich eine Art Teamplayer im Auge, dem die Geduld entgültig reißt. Aber ja, er fühlt sich zunehmend in die Rolle des Feiglings gedrängt. Und scheinbar nicht zu unrecht.
Ich sage dass nur deshalb, weil für mich keiner ganz Feigling ist. Und keiner ganz Held.
Völlig einverstanden und zufrieden mit deiner Kritik! - Ich glaube ja fast, Alter, du hast mein Anliegen besser verstanden als ich, du Schlingel! ;)

Herzlichen Dank:)

und allet Juuute 2018
 
Gerade mal zufällig vorbeigeschaut . . . ;-)
Speziell über das Texten habe ich soooooooo viel gelesen und praktisch erfahren... dass kaum noch etwas Neues hinzu zukommen scheint. Jedenfalls nichts, dass mich staunen läßt. und trotzdem habe auch ich noch Schwierigkeiten, meinem Fundus zu vertrauen. Einfach loszuschreiben.
Ich will das jetzt auch nicht unnötig ausdehnen. Nur vielleicht zu Verständnis ein paar Worte dazu, wo ich "herkomme".
Es geht mir nämlich genau andersherum. Ich habe mir nie über das Texten etwas angelesen, mich nie theoretisch damit auseinander gesetzt. Nach dem Abi war Schluss mit der Theorie. Beim Texten wie an den Instrumenten bin ich Autodidakt und habe immer nur einfach drauf losgeschrieben - was ich bis heute so mache. Natürlich nicht wie die Axt im Walde, sondern schon mit Sinn und Ziel. Aber eben nur im Abgleich mit meinem eigenen Anspruch. Manche mögen es vielleicht verpasste Chancen nennen - ich sehe es eher als glücklichen Umstand - jedenfalls war ich nie in der Situation, dass ich, was meine Texte und meine Musik anbelangt, Kompromisse schließen musste.

Obwohl ich mir immer Mitstreiter in einer Band gewünscht hatte, die auch viel kreativen Input mit einbrachten, war ich de facto meist allein derjenige, der die Musik und noch viel mehr die Texte erdacht hat. Hat vielleicht etwas damit zu tun, dass auf dem Dorfe die Poeten nicht eben herumliegen, wie Sand am Meer - keine Ahnung. Mit dieser Rolle - alles selbst beisteuern zu müssen - habe ich mich jetzt seit über zwanzig Jahren gut identifiziert. Deshalb stammt auf meinen Aufnahmen auch alles von mir selbst - Musik, Text, Arrangement, eingespielte Instrumente, Stimmen und die Aufnahme selbst. In dieser Hinsicht habe ich mich immer auch an Prince orientiert.

Wo ich nicht gut bin (und es wahrscheinlich auch nicht mehr werde) das ist beim Mischen...

Mir ist klar, dass meine Musik niemals massenkompatibel wird, und an Erfolg glaube ich schon lange nicht mehr. Aber ich tröste mich damit, dass das, was ich gemacht habe, nahezu zu 100% von mir selbst ist und ich immer sagen kann - Du willst wissen, wer ich (musikalisch) bin? Hör Dir meine Musik an!

Ebenfalls alles Gute im Neuen Jahr!
 
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Lass dich drücken

Aber gerne doch, hia: :bhug:

keiner ganz Feigling ist. Und keiner ganz Held.

DAS ... genau ... liebe ich ja auch so an tollen Geschichten, egal, welcher Art diese sind.
Ich greife ganz groß: "My Hands are of your colour - but I shame to wear a heart so White"

Ich mag Feiglinge, egal, ob in Liedern, Filmen, Romanen, Serien ... Antihelden im Generellen ... alle sie sind für mich "nachvollziehbar"

Ich kann sodann Deinen A-Helden, steckte ich doch vor Jahren selber in dessen haut, 4 allem was das "Früher-als-die-Ische-Schluss-Machen" angeht, gut verstehen :-D

Ich glaube ja fast, Alter, du hast mein Anliegen besser verstanden als ich, du Schlingel!

Na, mein lieber, so geht es mir mit all meinen Stories: man versteht mich besser, als ich mich selber, aber das ist wohl allen gestörten Naturen von Gott so mit auf den Weg gegeben worden :lol:


Quatsch - danke Dir fürs Comeback! :love:
 
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@ Helge,

Ähm.... wobei werden wir eigentlich "gestört"? :D Ansonsten, wenn uns andere besser als wir selbst verstehen, müssen wir beide wohl gelegentlich mal wieder unsere Innenspiegel putzen. ;-)

@Turquoise

So, jetzt hab ich mir erstmal deine letzten 4 Songs im Voting angehört. Find sie toll! Ehrlich.
Du magst Erläuterungen zum eigenen Schaffen. Ich auch. ;-)

Ich komme ebenfalls ursprünglich aus einer recht dörflichen Kleinstadt. in meinen dortigen Bands habe ich automatisch die Führung übernommen. Ich hatte halt mehr als nur die Mädels im Kopf. Ich wollte mich, wie du, vor allem authentisch "ausdrücken". Gelang mir in diesem Rahmen inclusive Mädchen eigentlich auch ganz gut.

Meine Träume führten mich nach Berlin. Auch dort machte ich musikalisch MEIN Ding, autodidaktisch und unbeschwert. Ich fühlte mich vor allem als Musiker. Wurde aber (leider) von anderen Bands als Texter entdeckt. Und eitel wie der Mensch ist....

Spätestens hier trennen sich unsere vergleichbaren Wege wohl endgültig. Bald konnte ich halbwegs vom Texten leben. Weil Künstler aller Musikgenres mich kontaktierten. Doch nun mußte ich schmerzlich erleben, dass mein künstlerisches Handwerkzeug nur für meine Ansprüche reichte. Also aufgeben? Job machen Richtung Studium, was ich inzwischen abgeschlossen hatte?

Dazu hatte ich mich zu sehr ans Künstlerleben gewöhnt. ich schnallte ich den Gürtel enger und begann eben autodidaktisch Lyrik und Lyrics zu "studieren". Für eine professionelle Ausbildung als Musiker (Gesang) reichte es noch.

So, dass war vor vielen, vielen Jahren. Nun habe ich etwa 100 Bücher übers Schreiben in den Regalen und gebe demnächst selber Workshops.

Damals, als ich nur für und über mich schrieb, kam ein Folkbluesvariante heraus. Heute darf ich bei vielen Könnern lernen, was sie unter "Eigenes" verstehen. - Meistens können sie selber das NICHT erklären. Sonst würden sie ja auch ihre eigenen Texte schreiben. Sie wissen nicht, was sie wollen. Nur, was sie NICHT wollen. ;-) Die meisten Nurmusiker denken mMn zu logisch übers Texten. Das ist aus meiner Sicht der Grund, warum ihr Blick nach innen verstellt ist. Ihnen gefallen Texte, die kühl das Leben beschreiben. Neutrale Texte passen natürlich auch gut zur Musik. -

Andere wollen nur, dass meine Texten formal sprachlich aktuellen Trends entsprechen. Manchmal sind Angebote dabei, die man nicht ablehnen kann. Aber bei diesen Spitzenangeboten gewinnt man selten mehr als schlechte, aber nützliche Erfahrungen.

Jetzt, quasi im Alter, komme ich dem Provinzjungen wieder näher. Ich schreibe nur noch, was ich erlebe und/oder fühle. Lasse mich selten auf fremde Ideen ein. Dann müssen sie mir schon sehr, sehr nahe kommen. - Diskutiere erst, wenn mein Text fertig ist.

Ähm ... ich schreib fast ausschließlich auf Musik. Diese Art des Schreibens kann ich mir leisten, weil ich handwerklich wirklich sehr schnell geworden bin. Ich habe sehr klare Vorstellungen von Texten. Lese sie wie Noten. Ich denke im Bereichen wie "Wortpattern", "Wortsynkopen", "Lyrisches Motiv" usw. Inhalte werden erst wichtig, wenn die Wort mit den Tönen verschmelzen. Dann beginne ich über Inhalte tief und tiefer nachzudenken. Gegebenenfalls den Titel, wenn ich Rhythmus und Klang in etwa gefunden habe, noch mal völlig neu zu schreiben.

Gut, jetzt kennen wir uns vielleicht ein klein wenig besser. Wenn wir einen respektvollen Umgang schaffen, können wir vermutlich von einander lernen. :)

Warum schreibst du nicht deutsch? Wozu der Aufwand, wenn doch kaum ein Deutscher deine Texte versteht?
Als Bluessänger habe ich, mutwillig fehlerhaft, unter anderem englische Standarttexte gesungen - und habe danach oft mit den Zuschauern gelabert. Nicht EINER hat mich in all den Jahren auf die fehlerhaften Texte angesprochen! Nicht mal die Amis - aber das war mir dann auch recht so. :D

lg
 
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@artname

Ja, interessant, Deine Geschichte. Ich habe es auch in Berlin versucht, aber nicht geschafft. Bzw. es vielleicht nicht konsequent genug verfolgt. Dass ich es in Berlin versuchen musste war mir schon klar. Ich quartierte mich in der Jugendherberge in Wannsee ein, fuhr am nächsten Morgen mit dem Motorrad nach Kreuzberg, erzählte in einem Zeitschriftenladen mit einer Verkäuferin, die meinte, jaja, hier kommt immer ein Produzent und kauft eine Zeitung, gab ihr meine Handynummer, ließ eine Demo-CD da und zwei Tage später klingelte es. Der Produzent. Ja, meine Stimme würde ja nicht schlecht klingen, ich solle doch mal vorbeikommen. Er könne mir einen Kontakt vermitteln, weil er selbst mit Rock weniger zu tun habe. Wieder zwei Tage später saß ich im Büro einer Frau gegenüber, die sich "Produzentin" nannte. Obwohl ich einen Termin mit ihr hatte, telefonierte sie unendlich lange mit jemand anderem. Aus langer Weile begann ich an den völlig konfus und wüst über den Schreibtisch verlaufenden Computerkabeln herumzuspielen. - einfach so, aus Gedankenlosigkeit. Sie unterbrach das Gespräch und fuhr mich in einem ganz unangemessenen Ton an, ich solle das lassen - es würde sonst alles kaputt gehen davon. Ich erwiderte, die Kabel seien mit dem Rechner verschraubt, da könne eigentlich nichts passieren. Da sagte sie, wenn Du hier schlauer sein willst als ich, kannst du auch gehen. Und warf mich stante pede raus.
Dann ging gerade die Sache mit meiner Freundin in die Brüche. Ich fuhr zurück und versuchte zu retten, was möglich wäre - und Berlin hatte sich erst mal erledigt. Das mit der Freundin ging schief, mein Leben nahm eine völlig andere Wendung und . . . na ja...

Warum schreibst du nicht deutsch? Wozu der Aufwand, wenn doch kaum ein Deutscher deine Texte versteht?
Ich konnte mich von Jugend auf eigentlich nie mit gesungenem Deutsch identifizieren. Vor drei oder vier Jahren fragten mich dann meine Kinder, warum im Radio nie deutsche Musik käme. Sie meinten - wie Kinder eben sind - ganz unvoreingenommen, wenn es keine gäbe, na dann müsse ich eben mehr deutsche Musik machen.
Ich war eh auf der Suche, wie es weiter gehen könnte und beschloss, dass ich es genau so machen werde: nur noch deutsche Texte. Obwohl ich mich erst davor fürchtete, kam ich schnell damit zurecht. Die meisten Songs waren aber bis dahin in Englisch geschrieben.

Hier mal zwei erste deutsche Ergebnisse:

https://recording.de/threads/kleines-abschiedslied.211436/#post-2465712

https://recording.de/songvoting/songs/isabel.8319/

Ich habe nur jetzt leider nicht mehr so viel Zeit, wie früher, um einen Song nach dem anderen rauszuhauen. Doch dass es irgendwann so kommen würde, habe ich früh geahnt und deshalb viel "auf Vorrat" geschrieben. ;-)
 
Vielen Dank, Art, für Deine Ausführungen - sehr interessant.

Ich bin wirklich froh, dass Du hier bei uns bist und auch wenn wir uns in der Vergangenheit hin und wieder (virtuell) geprügelt haben und dies auch sicher in Spe tun werden :-D so hat das auch immer seine Berechtigung und Würze gehabt. :)

Was ich sagen wollte: Leute, wie Du bereichern das Forum und ich persönlich bin sehr dankbar für Dich :verbeug:

Wer weiß, sobald das elende 1. Album endlich feddisch ist, hätte ich "richtig Bock drauf" (Ralph Dümmel - hi hi hi) eines Deiner Texte zu vertonen, zB diesen hier. :)

Was für ein unmoralisches Angebot, wa?
 

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