Wie trefft ihr eure Mix-Entscheidungen?

Gyn, willkommen im täglichen Wahnsinn :)

Mir hilft ebenfalls schnelle Mische und schnelle Entscheidungen. Oft greife ich daneben und revidiere das 1 Tag später. Aber genau diese kleinen Dinge, das "wieso klingt das im Nachhinein Kacke", lernen mich persönlich am meisten für kommende Songs. Lass Fehler zu. Ein Profi ist Profi, weil er jeden Fehler bereits mindestens 1x gemacht und sich einen Dreck darüber schert.

Sich zeitlich nicht im Mikrobereich verlieren, sondern sich im Makro aufhalten.

Und GANZ WICHTIG : vor Korrektur immer überprüfen ob sich das Plugin nicht doch noch im Bypass befindet :D
 
Sich zeitlich nicht im Mikrobereich verlieren, sondern sich im Makro aufhalten.
Auch gut, genau: immer mal wieder in die Vogelperspektive gehen und sein Machwert mit etwas Abstand betrachten.
 
Wenn du nicht weisst, wo du hin willst, dann nimm Referenzsongs zur Hand. Arbeite dann gezielt an einen konkreten Klang hin. Zb. gefällt dir eine Kick super in einem Song und du willst deine auch so haben. Dann mische da hin. Du hast Gitarren? Nimm eine Referenz, wo sie geil klingen - mische da hin.
Das können verschiedene Songs sein, ich denke so kannst du lernen, ein bisschen konkreter zu werden. Denn ohne ziemlich konkrete Vorstellung kann man nicht Mischen (meine Meinung). Dazu kommt, das du einige Tools noch nicht so richtig intus hast, wenn du nen Hammer & Meissel das erste mal benutzt, wirst du damit halt nicht sofort ein Denkmal hauen. Übung macht den Meister, aber das wissen wir eigentlich alle schon lange :) drum: einfach weiter machen, diese Phase hatten alle mal.
 
Ich hatte diese Phase auch, wo ich tausend Plugins und Möglichkeiten hatte, aber nicht wusste wie ich sie einsetze. Das mit den tausend Möglichkeiten ist immer noch so, eher schlimmer geworden, aber ich habe ein bissl mehr Sicherheit im Fahrwasser bekommen. Ein paar "Grundregeln" die ich nennen würde sind:

- Aufgeräumten Mix herstellen. D.h. jedem Element eine Funktion zuteilen, und diese herausarbeiten. Grundregeln per Instrument sind dabei nicht möglich, da es komplett vom Genre, vom Vibe des Songs und von der Besetzung abhängt welche Rollen die Instrumente erfüllen.

- Versuchen alle Dimensionen zu füllen. Also Frequenzband, Dynamik, Panorama, räumliche Tiefe. (In manchen Büchern ist auch noch von oben/unten die Rede, aber das Konzept finde ich etwas esoterisch). Auch diese Regel sollte nicht zuuu streng befolgt werden bzw. darf ruhig mal kreativ gebrochen werden, es muss nicht immer der Subbass mitböllern.

Zur Arbeitsweise generell haben sich folgende Dinge bewäht:

- Viel ausprobieren. Bei jeder Problemstellung ruhig mehrere Plugins und jeweils mehrere Presets gegeneinanderhalten, um ein Gefühl dafür zu bekommen was alles möglich ist vom Sound her (der Tipp ist auch vom Mike Senior)

- Die Regler auch ruhig mal krass aufreissen, ebenfalls um besser einordnen zu können wo denn der Sweetstpot ist

- In heutigen Zeiten ruhig auch mal ein Mojo-Plugin demoen oder sogar kaufen. Manchmal bräuchte man sie nicht wirklich, sie wirken aber gut als kreative Anregung.

Meine 2 Cents. Und das wichtigste Schlusswort, weiß nicht wer es gesagt hat, aber irgendein dicker Fisch hat das mal rausgehauen:
"Mixing is not science, we are all faking it."

_
 
Ach so, was ich auch noch wichtig finde....kenne deine Tools. Manuals zu lesen ist zwar unpopulär, aber man darf nicht vergessen, dass da schon einiges an Komplexität drin steckt. Klar kann man ein 1176er Plugin komplett intuitiv bedienen, zu wissen, auf welches Gainlevel das intern kalibriert ist, hat aber schon seine Berechtigung.
Spätestens bei einem Fairchild - Plugin wird es schon wieder interessant, denn die Programmparameter sind nicht intuitiv.
Hat ja auch wenig Sinn, viel Geld für ein fancy Plugin auszugeben und dann nur 60% zu nutzen, weil man den Rest schlicht nicht kennt.
 
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wie trefft ihr eure mix-entscheidungen?

pi mal ohrläppchen.
und a/b vergleich.
 
  • Danke
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Hören, schrauben bis es geil ist, Ohrgasmatron bekommen - rendern.
 
s muss editiert ohne Mix schon gut klingen.
Du hast 6 Musiker im Studio, ihr schraubt an jedem Element bis es geil klingt und jeder Musiker zufrieden ist. Dann machst Du alle an und es klingt besch....
 
s muss editiert ohne Mix schon gut klingen.
Du hast 6 Musiker im Studio, ihr schraubt an jedem Element bis es geil klingt und jeder Musiker zufrieden ist. Dann machst Du alle an und es klingt besch....

sowas mach ich nicht. Editiert heißt alle überflüssigen Noten und falschen Noten raus.

Wenn ich die Rohspuren einfach nur summiere, muss es schon vom Vibe her passen, Timing, Performance. Ein gut aufgenommener Song klingt schon von vorn herein ok.

Ansonsten hilft als Orientierung nur die Klangvorstellung weiter. Man haut kein Plugin rauf, weil es geht, sondern weil man meint, daß man es braucht, um zum Ziel zu kommen, naja außer manchmal, um ne experimentelle Idee zu bekommen, wie es klingen könnte, aber das ist eher die Ausnahme.
 
@gyn

Den Ansatz von LM18 finde ich gut. Zunächst nur Leveling.
Kleine Schritte, Einzelaufgabe, Pause, Beurteilung.
Erfahrung sammeln, selbst beurteilen/bewerten. (Fremde)Ansprüche ausklammern.

Das dürfte insbesonders für Deine persönliche Situation hilfreich sein.
 
ganz kurz: ich habe ein basic template, bei dem ich sehr schnell egal welches material in meine comfortzone schubsen kann. das routing sitzt, die delay/hall-returns sind ready etc. da muss ich nicht viel entscheiden und überlegen. gehört fast noch zur mixprep. von da aus wird's dann kreativ und da entscheide ich intuitiv und möglichst musikalisch. was geht im kopf ab beim hören dieses parts? das kann die erinnerung an einen bestimmen song oder sound sein, dass kann effektiv ein bild (wolken? wasser? etc) oder einfach ein gefühl sein. das versuche ich dann zu verstärken.

ich beschränke mich am anfang also quasi bewusst, komme damit schonmal sehr weit in einen bereich der "funktioniert" und kann dann entscheidung punktgenauer und vor allem musikalischer treffen. anders gesagt: einfach machen und dann schauen. ich haue einfach mal auf den nagel, ich merke dann automatisch ob ich den richtigen hammer habe. wenn ich aus den 10 hämmern vorab einen auswählen müsste, ist das unnötig schwer und vielleicht auch gar nicht zielführend, weil beim einschlagen des nagels, funktioniert's dann vielleicht doch nicht, aber das weiss ich ja erst dann.
 
Ich finde das lässt sich relativ einfach beantworten, ich treffe Entscheidungen, da ich weiß wo ich hin möchte.

Tut mein Plugin genau das was mich da hin bringt, wo ich hin möchte, dann nehme ich das.

Der Knackpunkt ist, das man wirklich wissen muss, wo die Reise hin gehen soll.

Das kann man aufs Endprodukt beziehen als auch auf subgruppen, oder auf einzelne Signale.

Am Ende zählt das man weiß wo die Reise von gehen soll, dann kann man auch experimentieren, ohne sich zu verlieren, denn man sieht ja ob das Plugin gerade in die richtige Richtung geht, oder eben auch nicht.
 
Ich wäre sehr froh für irgend welche Vorschläge, danke!

Ich glaube Du verrennst Dich in der ganzen Pluginflut und den tollen online Mixingtechniken. Den Wald (Song) vor lauter Bäumen (Möglichkeiten) nicht mehr sehen.

Halte es simpel. Fang mal nur mit den Fadern und Pan an zu mischen und vielleicht mit einem Reverb bis Du sicher im Leveln bist. Bei Rockmusik fang mit dem Schlagzeug an bis das ein Instrument ist bei dem man das Gefühl hat das da wirklich ein Drummer spielt. Dann bring den Bass rein, levele in so das Kick und Bass sich ergänzen, d.h. versuche sie nicht mit Gewalt, also EQ oder sonstigem zu separieren. Lass sie zusammen spielen, gefühlt ungefähr gleich laut. Dann bringe die Leadvocal rein so das Bass und Vocal sich gefühlt ergänzen und ungefähr gleich laut. Wenn die Vocals hier zu sehr herumtanzen dann kannst Du einen Kompressor zum Leveling verwenden. Dann bringe die wichtigsten Harmonieinstrumente rein und levele nur mit diesen Tracks ohne Zierrad. Levele erst die Spuren über den ganzen Song und dann immer feiner in den einzelnen Parts (Vers, Bridge, Chorus, Brake, etc.) bis es sich nach Musik anfühlt. Achte auch darauf den Chorus vielleicht am lautesten erscheinen zu lassen besonders beim Übergang, im Vers erzählt sie Leadvocal meist die Story und kann etwas weiter vorne sein.

Dabei geht es nicht darum den perfekten radioready Mix abzuliefern sondern ein Gefühl für die Musik, den einzelnen Tracks zu bekommen und sich nicht von der Flut der Möglichkeiten von Plugins und Mixingtricks ablenken zu lassen.

Versuche darin in der Musik mit dem leveln sicher zu werden bevor Du Transienten abschleifst und mit Saturation, etc spielst.

Happy Mixing!
 
@Yacc @gyn ... eure Kindheit führt bei mir zu tränen. Ich bin selbst Vater von 2 Kindern, und mir käme sowas niemals in den Sinn. Die Geschichte mit dem Discman ist ja echt Brutal.

Oove hat es eben schön gesagt: Hier geht es nicht ums Mischen. Hier gehts um ganz andere Dinge. Und ich kann GYN nur folgendes Raten: Geh in eine Gesprächstherapie. Das ist nichts peinliches, das ist nichts verwerfliches und das ist auch kein Versagen. Und auch wenn man es sich kaum vorstellen kann: Es hilft !

Das bedeutet auch nicht, das man versagt hat, oder sein Leben nicht im griff hat, oder "beklopt" wäre. Niemand verurteilt dich wenn du wegen eines Beinbruchs ins Krankenhaus geht, nichts anderes ist ein "bruch der Psyche". Nur halt nich so offensichtlich.

Und eine Grundregel mag helfen: "Glücklich ist, wer vergisst, was nicht mehr zu ändern ist."
 
Ja seht ihr denn nicht, dass sein Problem ganz wo anders liegt?

Ich kann auf GEARSLUTZ nur das QA mit Andrew Scheps empfehlen ... das zeigt einfach sehr menschlich, dass wir alle mit denselben Unsicherheiten kämpfen:

I think, as with a lot of people who do what we do, I'm very insecure about my mixing. When I finally get a mix to the point where I'm ready to send it the artist, there's a lot of angst involved. I generally don't like anything I do, and I'm sure nobody else will like it either. The adrenaline rush when I hit send on the email with the link to the mix is not all a good one!

Then come the mix notes. By definition any changes anybody wants to a mix means that you didn't do it the way they wanted it, which can easily be classified as a failure. What I've tried to do over the years (and have only lately become even slightly successful at it) is to not take things too personally. It's hard because you've gotten the mix to a point where you think it would ready to go out into the world, but the reality is that it's impossible to hear through other people's ears, and there is no "right" way to mix and there certainly is no such thing as a "perfect" mix.

So, soul searching aside, I think that the feedback can actually help you grow as a mixer (or musician or producer or anything really). What you're always trying to do is to figure out what the artist is going for and make it happen. Sometimes the comments are super specific about sonics (everybody has some mixing experience now) and in a way that makes things easy because you can treat it like a to-do list and just tick things off. What I prefer to do though is try and figure out what the problem they're having is and find my own way to solve it. If they ask me to turn something up I'll usually eq, distort and/or pan it. If they ask me to eq something I'll turn it up or down. That makes me really focus on listening to the changes instead of just doing things because they're on the list.

When you talk about a client not recognizing the perspective I bring, that really points to the heart of what's so difficult about mixing. The first thing I'd say you have to remember is that it isn't your record. Period. Your job is to help them finish their record, so you really need to help them realize their vision, not yours. The other thing is that mixing is a weird job creatively because you have to be able to apply your creativity to an almost infinitely varied pool of music and artists, so you are constantly having to change your creative vision to match the circumstances you are in. One of the ways I try to define mixing is using technology to solve creative problems. The real trick is that the creative problems you're trying to solve aren't even yours, you have to figure out what the creative problems the artist is having and solve those as well as yours.

As far as it informing future mixing, I learn things on every mix! It could be how a rough mix treats something, how I made the chorus explode when there's no help from the arrangement or performance, finally finding a reverb that works on drums, anything really. I'm constantly evolving, dissatisfied and hopefully getting better.

Auch das trifft das persönliche Problem von Gyn nicht. Aber zeigt doch sehr schön auf, wie wir alle ticken ... wenn man ehrlich mit sich selbst ist.
Und nur bereits diese Erkenntnis kann heilend sein, kann aufzeigen wie wir unsere Vergangenheit akzeptieren, für die Zukunft lernen um in der Gegenwart schlicht unbelastet und unvoreingenommen zu sein.

Mein Name ist Manuel. Ich bin unsicher in sämtlichen Lebenslagen und kann mich so dennoch ganz gut leiden :)
 
Ich würde sagen das es höchste Eisenbahn ist bei dir, den @Yacc kannste gleich mit nehmen.
:) Dann polt der mich noch um musikalisch und ich mach dann nur noch Elektro! :eek:

Den ganzen Psycho-Kram hab ich längst hinter mir incl. Klinik-Aufenthalten etc... Geholfen hat es mir nicht wirklich, Partnerin kommt erst gar nicht in Frage, dank meiner Hochsensibilität ertrage ich dauerhaft keine Menschen um mich rum, fühle mich nur wohl, wenn ich alleine bin und meine Ruhe habe. Ruhe und Stille sind mein höchstes Gut.

Klar bringt es nichts, sich über Vergangenes den Kopf zu zerbrechen, das hab ich irgendwann geschnallt. Für mich gilt es, mich mit meinen Gefühlen im Hier und Jetzt auseinanderzusetzen, was anderes als das Hier und Jetzt existiert eh nicht. Leider spüre ich für mich nicht, was mir gut tut. Das weiter auszuführen, würde jetzt aber zu weit führen, glaub ich.

Zu Hause ausgezogen bin ich schon vor Jahrzehnten, geholfen hat mir das auch nicht wirklich.
 
Lass den ganzen Psychokram weg und konzentrier dich auf die kleinen Schritte im Hier und Jetzt. Sich im Flow zu verlieren ist zwar nicht leicht, aber hat eine therapeutische Wirkung. Aber auch da...nicht übertreiben und ein Ende finden.
 

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