Raumoptimierung: Nur ein Hype?

  • Ersteller Gel Mitglieder 12893
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Ich hab eine ganze Zeit lang in einem anderen Studio regelmäßig mitgearbeitet. Der Raum war auch optimiert und wirklich gut. Aber allein die anderen Boxen, die andere Größe des Stereodreiecks, das reicht schon das ich dort nie einen Mix fertig gemacht habe. Wenn ich ehrlich bin hab ich es sogar versucht zu vermeiden dort überhaupt was zu mischen.
Der Frequenzgang sah da nicht viel anders aus als in meinem Raum. Hab den Raum selbst mit ausgemessen. Trotzdem ist das dann am Ende des Tages trotzdem eine komplett andere Hörumgebung gewesen.
Das heißt Richtlinien auch wenn in 2 Räumen eingehalten garantieren sicher nicht dass diese auch nur annähernd gleich klingen.
Für mich zumindest nicht.

Nichts desto trotz würde ich in einem völlig unkontrollierten Raum nicht arbeiten wollen, vermutlich auch nicht können.
In einem völlig perfekten Raum würde ich aber auch nicht arbeiten wollen.
Ich hab schon mal den Versuch gemacht meinen Tisch (so ein Studiotisch halt mit Racks drauf etc, fettes Teil halt) durch einen sehr kleinen Tisch zu ersetzen. Und diesen kleinen dann so schräg aufgestellt dass wirklich überhaupt keine Reflexionen zum Ohr gelangen. Auf dem Fußboden dann noch Absorber zwischen Boxen und Tisch gepackt um selbst die letzten Reflexionen vom Boden noch weg zu bringen. Total sauberes ETC. Fand ich uncool. Nicht nur weil der kleine Tisch scheiß unpraktisch war sondern weil sich das tatsächlich zu unnatürlich für mich angehört hat - obwohl es den Richtlinien die es so gibt voll entsprochen hätte.
Heißt für mich sind ein paar wenige Reflexionen von Geräten oder dem Tisch völlig ok. Gar keine Rückmeldung vom Raum ist nix für mich.
Im Gegensatz dazu hatte ich in meinem ersten Raum eine Raummode bei 35 Hz oder so die ich nicht ganz weg gebracht hab, weil ich in diesem nur poröses Treatment eingesetzt hatte und der Raum auch nicht sonderlich groß war.
Die war nicht extrem lang im Nachschwingen aber halt schon ein wenig mehr als 200 ms mehr als der Rest der Frequenzen.
Und das war echt sch***e . Vor allem wenn du jetzt bei ner Kick dass Sustain mit nem Transienten Designer oder sowas bearbeitest dann ist das echt blöd wenn die länger unten rum nachwummert als sie eigentlich soll.
Das hat dann aber schon hingehaun, wenn die Abweichungen nicht zu krass sind dann geht lässt sich auch leichter dafür kompensieren.
Richtig bewusst wurde mir das ganze eigentlich auch erst hinterher als ich eine neue und größere Regie hatte wo es keine Frequenzen gab die zu lange nachgeschwungen haben. Hier war das irgendwie leichter Releasezeiten für Sidechainkomperssionen einzustellen wenn man den Bass von der Kick weg ducken lässt, solche Geschichten sind echt einfacher zu machen wenn das unten rum passt im Raum.
In meinem ersten Raum hab ich die erste Zeit immer wieder am Bass EQ der Boxen rum gespielt, man merkt ja das irgendwas nicht passt und es hat auch eine Weile gedauert bis ich da mein Setting hatte.
In dem neuen Raum war das irgendwie dann alles nicht mehr notwendig.
Das bringt schon was wenn man seine Nachhallzeiten im Bass gut im Griff hat.
Der Rest wie Early Reflections oder 1 oder 2 leichte Dips im Frequenzgang finde ich im Vergleich dazu viel weniger lästig. Wenn man den ganzen Tag Musik hört auf seiner Abhöre dann kennt man seinen eigenen Frequenzgang.
Deswegen wirkt ja so Zeug wie Sonarworks einfach nicht zufriedenstellend. Klar bügelt es den Frequenzgang glatt - aber wie gesagt, an einen leicht verbogenen Frequenzgang hat man sich irgendwann gewöhnt. Aber für die Geschichten in der zeitlichen Domain ist es tausendmal schwieriger zu kompensieren.
 
Hab kürzlich endlich mal mein Homestudioraum so einrichten können, wie ich das seit Anbeginn eigentlich geplant hatte. Anfänglich mangels freiem Raum (Mietwohnung in einem Zwölf-Familien Wohnblock) in unserem Schlafzimmer (herzlichen Dank an meine Frau, welche sich nie beschwert hat), eingebaut habe. War aber nie zufrieden mit dem Sound und hab da zu 90% mit Kopfhörern Gegengecheckt. Dann als einer meiner Jungs ausgezogen ist, haben wir das Schlafzimmer in sein Zimmer ausgelagert, aber sein E-Drum Kit (da mein Jüngster auch damit üben wollte) in meine neue "Regie" reingestellt, mit dem Nachteil, dass ich mein Setup aus Platzmangel nicht so hinstellen konnte wie ich mir das schon seit Jahren angedacht habe. An meiner Mischposition war im Bassbereich eine klare Delle. Ich musste mich also im Raum bewegen, um den zu fühlen. Hab mich dann auch irgendwie daran gewöhnen müssen, oder über KH verifizieren. Alles nicht ganz so einfach, wenn ich im Geschäft mit optimierten Räumen arbeite. Hab dann klar meine Ergüsse auch in den Regien im Geschäft gegengecheckt, war aber wegen des Hin und Her eher mühsam.
Aktuell: Mein Jüngster hatte kein Interesse mehr für`s Drommeln, mein Ausgezogener wollte das Drumset für sich, da endlich ein eigenes Haus. Somit konnte ich endlich meine Regie so einrichten wie ich das schon vor Jahren angedacht habe. Auch wenn ich da betr. Position meiner Mischkonsole leicht Abstriche machen musste (zwingender Zugang zum Kipp-Fenster, wegen Raumlüftung) klingt meine "Regie" um Dekaden besser. Hab keine Messungen gemacht, hab mittels meiner Stimme herausgefunden, das bei ca. 600 Hz. ein massive Anhebung besteht. Hab auf gut Glück Basotect- und Bassabsorber reingestellt und bin jetzt absolut Happy. Die Mixes translaten hervorragend auf anderen Systemen.

Klar ohne Messung wohl nur Glück gehabt und wenn man messen würde dann gäbe es da und dort sicher noch Nachholbedarf. Da ich aber für so Fein-Kapriolen einfach zu faul bin und auch keine Zeit dafür habe, meine Regie jetzt für meinen Geschmack um Dekaden besser klingt, resp. gegen perfekt geht, lasse ich Nachmessung bewusst gerne aussen vor:)
Abschreckend finde ich immer wieder, wie sich hier und in anderen Foren, einige User ihr spärliches Zimmer mit tonnenweise Baumwolle vollstopfen. Keine Ahnung wie man so noch kreativ arbeiten kann. Ich mein, Klangoptimierung in ehren, aber wenn ich da nur noch von Bollwerken von Baumwolle umgeben bin, dann frag ich mich schon, ob das nicht etwas erdrückend wirken kann.
 
war früher auch auf dem trip.... raumakustik ist was für streber. im nachhinein muss ich sagen: man macht sich das leben (unnötig) schwer. mit einer optimierten akustik arbeitet man schneller und effizienter. punkt aus ende. mit einem behringer messmic, dachlatten, molton, dämmaterial und etwas einarbeitung in die thematik kommt man schon ziemlich weit. also keine faulen ausreden ;p
immens wichtig sind klar auch die monis. da finde ich DSP gestützte systeme heutzutage wirklich klasse.

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