Vom Unsinn der Tiefenstaffelung...

[Loftone Soundfactory]

Hier ein Beispiel von einem aktuellen Track den ich grad mache. Hier wurden 10 Effekte auf ein einziges Signal gelegt. Manche dieser Effekte wurden separat durch andere Effekte gerammt. Alles basiert am Ende auf diesen Tropfen Sound und den FX im FX.

Sowas könnte ich gar nicht schaffen, wenn ich die Effekte über Sends auf ne Gruppe routen würde, weil dann der visuelle Überblick fehlen würde. Bestimmt ist auch das eine Gewohnheitsfrage. Für mich ist der Weg sämtliche Effekte, die einen 100% WET-Anteil ermöglichen auf eigene Spuren zu recorden absolut alternativlos. Klar ist das Arbeit und generiert massig Daten aber auf der Seite zuvor habe ich die 5 Gründe geschildert, warum das für mich wichtig ist.

 

[Loftone Soundfactory]

Und hier zum reinladen in die DAW die Öko-Greta, die 4 FX abbekommen hat:

https://we.tl/t-2fhPfiBMwJ

Das letzte ist ein Delay. Normalerweise würde ich den auch noch verhallen, aber im Gesamtkontext fand ich das OK, aber ich war auch zu faul, die anderen 3 erneut zu machen.
Für gewöhnlich sollte man dann mit Delays anfangen, damit sowas gar nicht erst passiert.

Nach dem reinladen und verteilen auf eigene Spuren gilt es alle WET-Files zu muten und nacheinander mittels Volume-Regler einzupegeln.

 

[FrankWagner]

hier der Selbsttest



Tiefenstaffelung hör ich hier sogar mit Handy. Rim muss hinten sein. Die Backings auch. Am Anfang die Kullisse hat Raumanteil.

Ja, und die Vox sind staubtrocken. Warum eigentlich?

Ganz einfach: vermittelt Intimität. Wenn du jemand unnahbar wirken lassen willst, kannst ihn/sie schön in Hall tauchen und die Höhen ausrollen lassen. Hat mit der menschlichen Hörgewohnheit zu tun (Psychoakustik).

 

[Realist]

Hier mal ein Beispiel von "moderner" Tiefenstaffelung.
Hat mit real natürlich Null zu tun, gerade der Gesang tritt im Refrain sogar nach hinten.
Da hört man auch, dass das Arrangement zusätzlich über Breite geht.
Von Strophe zu Pre-Chorus zu Chorus wird der Sound immer breiter,
Das ballert über Speaker und selbst über Kopfhörer richtig gut, aber wie schon geschrieben von Natürlichkeit ist das natürlich weit entfernt.

 

[gyn]

Hall ist IMHO am allerbesten, wenn man ihn nicht wirklich als solchen wahrnimmt. Aber wenn man ihn dann wegnimmt, etwas fehlt.

'Tschuldigung, @rkdk, wenn ich hier deinen post aus einem anderen Fred als Zitat hernehme, aber das zeigt es für mich mehr als deutlich.

Wie will ich Hall als Tiefenstaffelung einsetzen, wenn ich ihn extrem sparsam einsetze?

Das ist für mich eine ganz spannende Frage.

 

[Kosaken-Kaffee]

Wie will ich Hall als Tiefenstaffelung einsetzen, wenn ich ihn extrem sparsam einsetze?

Das Lehrbuch würde hierzu sagen, dass man gerade so viel Hall 'reinfährt, bis man ihn minimal hört und ihn dann wieder etwas zurücknimmt.

 

[gyn]

Wie will ich Hall als Tiefenstaffelung einsetzen, wenn ich ihn extrem sparsam einsetze?

Das Lehrbuch würde hierzu sagen, dass man gerade so viel Hall 'reinfährt, bis man ihn minimal hört und ihn dann wieder etwas zurücknimmt.

Und was sagt die Praxis dazu?

 

[Kosaken-Kaffee]

Und was sagt die Praxis dazu?

Auch genau das

 

[TheEar]

Und was sagt die Praxis dazu?

Auch genau das

Guck an! Na, zum Glück bin ich kein Lehrbuch...

 

[gyn]

Und was sagt die Praxis dazu?

Auch genau das

Jetzt mal ernsthaft, wie willst du da eine konkrete Tiefenstaffelung an den Start bringen? Ich höre intensive TS in vielen Filmmusiken, da ist es auch kein Problem, weil nicht viele Instrumente vorhanden sind.

Ich kann mich erinnern, als ich mir das Waves-Horizon-Bundle mit dem TrueVerb geholt hatte, war erst mal Tiefensteffalung ein extremer Aha-Effekt für mich, solange, bis ich mir das mal im Zusammenhang angehört habe. Also 5 Minuten später. Dann kam die Ernüchterung. TS vom Feinsten, aber viel zu viel Hall im Song.
Weniger Hall im Song, kaum Tiefenstaffelung.

Lösung?

 

[gyn]

Und was sagt die Praxis dazu?

Auch genau das

Guck an! Na, zum Glück bin ich kein Lehrbuch...

Wie?

 

[Kosaken-Kaffee]

Lösung?

Ich denke, ich habe die Frage nicht ganz verstanden, zu der es eine Lösung geben soll.

 

[TheEar]

Wie?

Ich bin der Meinung - und auch meiner Erfahrung nach - dass Cookbook-Mixing mich nur zu einem bestimmten Punkt bringt.
Will sagen: Ich denk da nicht so drüber nach, sondern mache intuitiv die Halldosierung - und vieles andere so, dass es für mich plausibel klingt. Lasse mich nicht von derlei Regeln leiten, weil die mir mehr schaden anrichten, als nutzen bringen.
Ich mische also nicht so überlegt, sondern lasse den Klang auf mich wirken.

Diese Cookbook-Regeln verhindern eher, dass man den Regler mal da hin dreht, wo er jetzt grad ma halt hin muss. Manchmal muss man halt auch etwas übertreiben beim EQ o.ä. um die Wirkung gut zu erzielen...

Wisst ihr was ich meine?

 

[gyn]

Lösung?

Ich denke, ich habe die Frage nicht ganz verstanden, zu der es eine Lösung geben soll.

Na, wenn ich den Hall dezent dazufahre, wie erreiche ich dann eine Tiefenstaffelung?

Das ist meiner bescheidenen Meinung nach so nicht möglich.

Tiefenstaffelung ist hörbar, wenn der entsprechende Hall entsprechende intensiv eingestellt ist. Ist ja logisch. Also das eine schliesst das andere aus.

 

[gyn]

Wie?

Ich bin der Meinung - und auch meiner Erfahrung nach - dass Cookbook-Mixing mich nur zu einem bestimmten Punkt bringt.
Will sagen: Ich denk da nicht so drüber nach, sondern mache intuitiv die Halldosierung - und vieles andere so, dass es für mich plausibel klingt. Lasse mich nicht von derlei Regeln leiten, weil die mir mehr schaden anrichten, als nutzen bringen.
Ich mische also nicht so überlegt, sondern lasse den Klang auf mich wirken.

Diese Cookbook-Regeln verhindern eher, dass man den Regler mal da hin dreht, wo er jetzt grad ma halt hin muss. Manchmal muss man halt auch etwas übertreiben beim EQ o.ä. um die Wirkung gut zu erzielen...

Wisst ihr was ich meine?

Ja

 

[Kosaken-Kaffee]

Tiefenstaffelung ist hörbar, wenn der entsprechende Hall entsprechende intensiv eingestellt ist.

Da scheiden sich vielleicht die Geister. Ich bin nicht der Meinung, dass der Hall in der Mischung hörbar sein muss. Ich habe es schon oft gehört, dass bspw. der Gesang in der Mischung furztrocken geklungen hat, aber sobald die Spur auf Solo war, hat's gehallt ohne Ende.

 

[gyn]

Tiefenstaffelung ist hörbar, wenn der entsprechende Hall entsprechende intensiv eingestellt ist.

Da scheiden sich vielleicht die Geister. Ich bin nicht der Meinung, dass der Hall in der Mischung hörbar sein muss. Ich habe es schon oft gehört, dass bspw. der Gesang in der Mischung furztrocken geklungen hat, aber sobald die Spur auf Solo war, hat's gehallt ohne Ende.

Ja, das stimmt, gibt ja genug Spuren auf yt. Hm, Judas Priest z. B. Im Song relativ trocken, solo völlig verhallt. J P haben jetzt für mich auch keine hörbare Tiefenstaffelung im Mix, hmmm......

...bzw hab ich mir schon länger nicht mehr angehört, werde ich mal wieder machen, viellicht höre ich mittlerweile die Songs etwas anders.

 

[TheEar]

Dazu muss man sagen, dass Raum-, ERs- und Hall-Anteile durchaus auch individuell sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Habe schon 3 Gäste in der Regie gehabt (es ging um Amience-"Hall" auf Drums), einer fand's toll, einer wollte etwas leiser, einer hörte keinen unterschied zum trockenen Signal.

Manchmal reicht ein leiser Hall, der sich verselbstständigt, weil er das falsche ITG hat o.ä. und man denkt alles schwimmt im Hall - dabei ist der nur auf 2 - 3 Spuren. Manchmal kann ein riesen Plate dezent wirken, weil er saugut platziert ist.
Gleiches gilt halt auch für Tiefenwirkung. Wie lang, laut, dosiert...was auch immer ein Reverb-Program ist, ist halt eben noch keine Aussage über seine Wirkung. Die Wirkung muss man halt mit den spitzen Öhrchen hören.
Is das die "Lösung"?

 

[synthpark]

ERs machen Tiefe. Hallfahne weniger.
Lana Del Ray klingt oft schön verhallt. Wunderbar.

 

[Kosaken-Kaffee]

J P haben jetzt für mich auch keine hörbare Tiefenstaffelung im Mix, hmmm......

Wie wir ja hier im Fred schon festgestellt haben, ist der Hall ja nur ein Baustein von mehreren, um eine Tiefenstaffelung zu erhalten.