Ist Faltungshall ein qualitativer Fake?

Wolfgang schrieb:
Das Problem ist, wenn ich den Test mit meinem [g=108]Hall[/g] mache sind schon mal da keine 2 Durchlaeufe gleich.

Genau das ist der Punkt, der mich interessiert. Die Unterschiede zwischen dem ersten und zweiten Mal trotz gleichem Sample usw.... und diese Unterschiede auswerten.

Aber die anderen haben auch recht, vermutlich bekommt man da nicht viel Information raus (außer dem Pegel der Unterschiede eventuell).

Übrigens Danke für die Antwort bezüglich Presets!
Ist immer interessant zu erfahren, wie Profis in der Praxis arbeiten.
 
wie vorhin erwähnt: wichtig ist das ergebnis!

wenn ich irgendwas nachvertonen müsste würde ich auch nen impuls verwenden da ich ja so echt wie möglich an den raum hinkommen muss.
VIELLEICHT geht das auch mim normalen hallgerät aber bis ich das so exakt hingedreht hab bis es genau wie der raum klingt vergehen ein paar monate wenn ichs überhaupt schaffe

beim mixen usw. sind mir aber die normalen algo reverbs um längen lieber da die einfach extrem anpassbar sind ... ich will nen kleinen raum mit knackigen erstreflektionen ? kein problem kann ich einstellen. obwohl eigentlich ... vllt doch einen ticken größeren raum .. und schon besser

man übertrage das auf faltung: man bräuchte theoretisch ein paar tausend IRs um ansatzweise die handlungsfreiheit bzw. anpassungsfähigkeit zu haben wie mit einem herkömmlichen reverb!
 
Naja ...
Eigentlich reicht ein relativ kleines Set an gut sortierten IRs + den Verformungsmöglichkeiten eines guten Faltungshalls aus. Der W2 bietet zum Beispiel beides (und darüber hinaus noch einen algorithmischen Teil, der ebenfalls sehr gut ist).
Es ist nicht so, daß ich ewig nach der passenden IR suchen müsste. I.d.R. lad ich ein Preset (teils aus den Factory-Presets, teils von meinen eigenen) im W2 und dreh dann noch ne Minute an den Reglern und dann passt das.

Es kommt aber auch wirklich auf die Impulse an. Die vom W2 sind wirklich sehr sehr gut (und gut ausgewählt ... sind nur 15 Stück ... ist aber besser als wenn man 100 hätte, von denen man eigentlich nur 15 braucht ;) ).
So eine gute Auswahl kenne ich von keinem anderen [g=8]Plugin[/g].

Was ich außerdem bei Faltungshalls schätze ist die Vielfalt. Die meisten Algo-Reverbs haben einen bestimmten Charakter, der sich nur in Maßen verändern lässt. Bei einem Faltungshall mit echten Raum-Impulsen, hat jeder Impuls seinen ganz eigenen Charakter.
 
Als qualitativen Fake würde ich die Faltungshalls (was ist eigentlich die Mehrzahl von [g=108]Hall[/g]?) nicht einstufen, eher als das was sie sind: ein "Photo" eines Raumes.
Ein Photo kann ich ihm nachhinein auch noch manipulieren, aber es ist und bleibt ein Photo, ein Standbild, das immer gleich ist, was auch immer ich mache.
Ein Algoverb hingegen ist "live", ich habe zu jeder Zeit die Möglichkeit einzugreifen, zu verändern oder völlig über den Haufen zu werfen.

Letztlich ist immer die Frage: was brauche ich? Brauche ich einen realistischen Raum so genau wie möglich nachgebildet? Dann greife ich zum Faltungshall. Genauso (wie oben schon genannt) bei der PostPro. Was ist es für eine Wohltat, wenn ich für den Raum, in dem gedreht wurde, eine IR da habe. Kein Gedrehe mehr an Reglern, einfach den [g=108]Hall[/g] nehmen und a...lecken.
Für Musik entscheide ich mich trotzdem meist für den Algo-Verb, da ich einfach mehr Chancen habe, ihn so zu "verbiegen" wie ich ihn gerne hätte. Ich brauche für Musik eher selten einen echten Raum den es irgendwo gibt, ich brauche einen musikalisch passenden Raum. Und bevor ich mich da durch alle möglichen IR's wühle und die dann hinterher doch noch irgendwie anpasse, mach ich es lieber von Grund auf.
Für virtuelle Orchester hingegen, die ich in einen echten Saal platzlieren möchte, ist ein Faltungshall wiederum was feines.
 
Wolfgang schrieb:
thaukelt schrieb:
Wer die [g=4]Dynamik[/g] von Impulsantworten bezweifelt, kann ja mal selber mit Impulsantworten experimentieren...

Hier geht´s nicht um [g=4]Dynamik[/g] sondern um die Modulation des Raumklanges.

Die ist mir bei der Simulation von kleinen Räumen - und genau die kann Faltungshall m.E. besonders gut - herzlich egal. Und letztendlich ist Faltungshall ein interessanter Bereich, um mit Klängen zu experimentieren. Einfach mal schauen, wie der im Badezimmer platzende Luftballon klingt, wenn man ihn als Impulsantwort auf eine Snaredrum anwendet. Und wenn es nicht passt, dann baut man sich einen anderen Impuls oder bearbeitet den Impuls im Waveeditor.

Im Profibereich mögen solche Spielereien verpönt sein, aber genau das macht doch Homerecording aus: Man kann jeden Scheiss ausprobieren, auf den man Lust hat, einfach nur, weil es Spass macht. Anstatt von Wolfgangs geheimen Hallgeräten in unbezahlbaren Regionen zu träumen, baut sich der [g=79]Homerecordler[/g] seinen [g=108]Hall[/g] selber. Und selbst wenn es beschissen klingt, der selbstgebaute [g=108]Hall[/g] ist wie ein Urlaubsfoto, das ein professioneller Fotograf auch aussortieren würde.

Manchmal ist es es das Fehlerhafte, der Mangel an Möglichkeiten, der einer Sache das gewisse Etwas verleiht. Machmal ist "nicht ganz so gut" besser als "besser", weil die Umstände die Erwartungen beeinflussen. Ein gutes Gitarrensolo auf dem schrottigen Demo einer Amateurband kann mehr beeindrucken, als das gleiche Solo auf der neuesten Hochglanzpoduktion von Bon Jovi oder Pur. Dieser ganze Paul-Potts-Hype (zumindest der Werbespot) basiert auf dem Effekt der übertoffenen Erwartung. Paul Potts ist kein Weltklasse-Tenor. Er verbindet aber die Eigenschaften "Das könnte ich sein, ich sehe sogar besser aus" und "Hey, der hat ja was drauf."

Die grossen Opernhäuser haben Paul Potts vorher nicht gebucht - wahrscheinlich aus gutem Grund. Die haben auf sichere Pferde gesetzt, so wie der Studioprofi auf seinen 6000-€-Hardware-Reverb setzt. Das Publikum wartet aber auf die Ausnahme, auf den Überraschungseffekt. Und da wird der Typ, der auf Youtube demonstriert, wie man aus einer leeren Kiste Bier einen suboptimalen, aber halbwegs glaubwürdigen Konzerthall bastelt, mehr Aufmerksamkeit erregen, als der Profi, der mit Geräten im fünfstelligen Bereich den typischen Hochglanzradiosound produziert.

Der typische [g=79]Homerecordler[/g] denkt noch nicht mal so weit. Der hat seine schrullige Ecke irgendwo in der Wohnung, seine zwei Mikros und ein Midikeyboard, seine [g=17]DAW[/g], seine Plugins, seinen Faltungshall und seine Lieblingsimpulse, mit denen er im Wohnzimmer Sachen produziert, die dann doch irgendwie anders klingen, als es Lieschen Müller erwartet hätte.

"Das hast Du alles hier aufgenommen?"
"Ja, und ich habe dazu Fertigungstechniken benutzt, die Profis mir verboten haben - und Gitarren, für die man echte Musiker steinigt, wenn man sie damit auf der Bühne erwischt."
"Mein Held, nimm mich!"


(Gewisse Teile meines Beitrags sind dramatisch überhöht und entsprechen nicht den Tatsachen.)
 
Ich glaube Wolfgang ging es auch gar nicht darum, die Dinger schlechtzureden, sondern einfach aufzuzeigen, das auch ein Faltungshall nicht die Antwort auf alle Hallfragen ist.
Die Dinger sind gut, für das was sie machen, nämlich einen realen, vorhandenen Raum zu simulieren. Bevor ich ne Stunde rumschraube, um mein Badezimmer nachzumachen, nehm ich die Dinger. Letztlich hört das eh kein Schwein mehr.
Wenn ich aber musikalisch einen bestimmten [g=108]Hall[/g] brauche, ist der Algo-Verb einfach praktischer, weil flexibler. Und das die Pro's damit dann gerne arbeiten, ist doch nur normal, denn die brauchen genau das: Geräte, die genau das tun, was sie brauchen ;-)
Und wie gesagt: Gerade in der Post-Pro sind Faltungshallgeräte (verdammt, ich weiß die Mehrzahl von [g=108]hall[/g] immer noch nicht) gern gesehen, weil sie die Arbeit erleichtern.
 
noisefloor schrieb:
verdammt, ich weiß die Mehrzahl von [g=108]hall[/g] immer noch nicht

Gibts auch nicht. Ist ein sog. Singularetantum

Interessanter Thread. Jetzt höre ich viel genauer auf meinen [g=108]Hall[/g] - was die Sache aber leider nicht umkomplizierter macht. Deshalb gefällt mir thaukelts Fazit: Einfach das Verbotene tun, solange es Lieschen scharf macht.
 
Teravolt schrieb:
Deshalb gefällt mir thaukelts Fazit: Einfach das Verbotene tun, solange es Lieschen scharf macht.

Es ist ja nicht verboten einen Luftballon im Schei**haus platzen zu lassen, nur machts keiner in einem ernsthaften Studio.

Denn ein Faltungshall klingt steril und ist in den Einstellungen unflexibel.

Das ist auch der Grund warum der einzige Faltungshall auf Hardwarebasis von Sony nicht ueberlebt hat.

Solang die Teile nicht genauso einzustellen sind wie Algo Halls werden sie, bis auf kleine Spezialgebiete, im Probereich nicht eingesetzt.

Aber was wollt ihr denn? Lieber nen unflexiblen aber besser klingenden [g=108]Hall[/g] als solche billig Lexicon Kisten.

Fuer Hobby taugt´s doch.
 
Wolfgang schrieb:
Teravolt schrieb:
Deshalb gefällt mir thaukelts Fazit: Einfach das Verbotene tun, solange es Lieschen scharf macht.

Es ist ja nicht verboten einen Luftballon im Schei**haus platzen zu lassen, nur machts keiner in einem ernsthaften Studio.

Denn ein Faltungshall klingt steril und ist in den Einstellungen unflexibel.

Das ist auch der Grund warum der einzige Faltungshall auf Hardwarebasis von Sony nicht ueberlebt hat.

Solang die Teile nicht genauso einzustellen sind wie Algo Halls werden sie, bis auf kleine Spezialgebiete, im Probereich nicht eingesetzt.

Aber was wollt ihr denn? Lieber nen unflexiblen aber besser klingenden [g=108]Hall[/g] als solche billig Lexicon Kisten.

Fuer Hobby taugt´s doch.

Wolfgang, Deine Erfahrung in allen Ehren. Aber ich kenne genug professionelle und erfolgreiche Produzenten/Studios, die mit Faltungshall arbeiten. Ein Beispiel gebe ich Dir gerne per PM wenn Du willst.
 
alles relativ.

Und wenn, bitteschön gleich Butter bei die Fische und diese Beispiele hier im Thread nennen! Sonst bleibt das Posting heiße Luft.
 
seh ich auch so, ich will Namen :)
nicht, weils mich interessiert, was sie benutzen, sondern weil ich wissen will, was denn alles ein Pro-Studio ist.

ist zwar OT: aber was haltet ihr von einem Sticky-Thread, wo Studios nach Laendern/Staedten sortiert, beschrieben und bewertet werden? dazu gehoeren dann natuerlich auch unsere Home-Studios :)
 
der Mann benutzt auch die HS50m! ich sag ja, die Dinger sind der Bringer
 
@ HP
klar, hab auch welche als zweite abhöre... ;-)
 
MrSmith schrieb:
...ich kenne genug professionelle und erfolgreiche Produzenten/Studios, die mit Faltungshall arbeiten.

Das in Produzentenraeumen mit Faltungshall gearbeitet wird will ich ja gar nicht mal abstreiten aber in Studios die auf reiner Pro Klientelbasis arbeiten hab ich das bis jetzt noch nicht gesehen.

Und das eine Beispiel von dir ist dann jetzt eher auch die Ausnahme der Regel.

Obwohl er ja eher Produzent ist...
 
Wolfgang schrieb:
MrSmith schrieb:
...ich kenne genug professionelle und erfolgreiche Produzenten/Studios, die mit Faltungshall arbeiten.

Das in Produzentenraeumen mit Faltungshall gearbeitet wird will ich ja gar nicht mal abstreiten aber in Studios die auf reiner Pro Klientelbasis arbeiten hab ich das bis jetzt noch nicht gesehen.

Und das eine Beispiel von dir ist dann jetzt eher auch die Ausnahme der Regel.

Obwohl er ja eher Produzent ist...

ja das könnte gut sein. ich meine, wenn ich x millionen euro hätte, würde ich mir auch ein paar hardware-kisten zulegen...

edit: allerdings hat der matthias heimlicher mir mal erzählt, dass er im soundkitchen in nashville TN auf der grossen neve konsole mit allem geilen hardware spielkram gemixt hat und es habe nicht besser getönt als bei ihm im studio.
 
MrSmith schrieb:
...und es habe nicht besser getönt als bei ihm im studio.

Das ist dann das Problem der unbekannten Umgebung.
 
@wolfgang: das faltungshall zu steril klingt würde ich jetzt vllt nicht so verallgemeinern aber in was ich dir zu 110% zustimmen muss: er ist einfach zu unflexibel.

=> faltungshall nur für spezialanwendungen ;)
 
Wolfgang schrieb:
MrSmith schrieb:
...und es habe nicht besser getönt als bei ihm im studio.

Das ist dann das Problem der unbekannten Umgebung.

könnte sein. allerdings wäre das problem ja dann bei allen externen produzenten vorhanden... und davon leben doch die ganz grossen studios?
 
MrSmith schrieb:
allerdings wäre das problem ja dann bei allen externen produzenten vorhanden... und davon leben doch die ganz grossen studios?

Richtig. Deswegen hat auch jeder sein(e) Lieblingsstudio(s) wo er sich heimisch fuehlt.

Aufnehmen kann ich ueberall (solang´s ne gewisse Qualitaetsklasse hat) aber abgemischt wird nur da wo man sich auskennt.

Deswegen fand ich´s immer frueher so geil (als noch Kohle da war) wenn ne deutsche Band nen Major Deal bekam, hiess es sofort: Jetzt gehn wir aber in Studio X/Y, da wird´s dann richtig gut!

Meist musste es dann noch mal nachgemischt werden weil´s unter aller Sau war.
 

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