Wobei das im bezahlbaren Bereich auch variiert. Die Preise für alte 60er Ford Mustang Modelle haben bspw. die letzten Jahre etwas nachgegeben, dafür stehen die Briten (z.B. Triumph Spitfire, Austin Healey, Morgan) wieder etwas höher im Kurs. Schätzchen wie SL Pagode, W111 Coupe, frühe 911er Modelle, 914/6, usw. sind natürlich längst über diese Schwankungen erhaben...
Das ist auch sehr gut auf den Gitarrenmarkt übertragbar. Es gibt eine ganz kleine Zahl an Gitarren, die über die Schwankungen erhaben sind und bei denen man einigermaßen sicher sein kann, kein Geld zu verlieren, bzw. ein wenig zu verdienen - mit Betonung auf Sicherheit. Das wären Les Pauls von 54 - 60 (schon die 52er Goldtops sind eigentlich unmodifiziert unspielbar, weshalb sie auch nur als Basis für eine Conversion gefragt sind und im Wert auch nicht beständig sind), 59er ES 335, 61-65 SGs (und da auch nur die mit den normalen Halsbreiten, auch da gibt es unspielbare Bretter, die keine Wertanlage darstellen). Bei Fender wären es Blackguards (da am ehesten eine der ganz raren Broad- und No-Caster), Custom Color Strats, bzw. wenn Sunburst, dann 54er und 55er Modelle.
Dazu kommt die Fälschungsproblematik, weshalb seriöse Sammler heute keine Custom Color Strat mehr kaufen, weil es schlicht ohne Provenienz unmöglich ist festzustellen, ob die Lackierung original ist (und nur dann haben sie ein Anlagepotential). Mittlerweile sind auch schon einige Experten auf die Schnauze geflogen, bei der Beurteilung der Echtheit einer '59er Les Paul. Da ist eine Gitarren an einen Sammler für 350.000 $ verkauft worden, bei der alles darauf hindeutet, dass sie ein Fake war.
Die in diesem Thread genannten Limited Editions sind ein reiner Gag der Hersteller. Für solche Instrumente gibt es einen extrem engen Markt. Da gibt es weltweit keine 100 Sammler, die sich dafür interessieren. Und die haben das Ding dann neu gekauft und werden in 10 Jahren nicht das doppelte dafür gebraucht zahlen. Aus einem solchen Deal kommt niemand mit einem Plus raus.
Es gibt zwar immer wieder mal auf Ebay Auktionen solcher Instrumente, wo die Besitzer die 15.000 Euro Blackie Replica für 20.000 verkaufen wollen. Allerdings hat man noch nie gehört, dass ein Verkauf tatsächlich zustande kam. Für solche Summen kaufen die Leute, die das Geld haben, dann lieber ein echtes Vintage-Instrument und fühlen sich dem Idol dann doch näher als mit einer nagelneuen Reissue.
Im Moment scheinen 80er-Jahre Superstrats wieder in Mode zu kommen (Gibson Mensur, SSH-Bestüclung, Floyd Rose). Habe neulich erst eine Valley Arts von '88 für 5.000 Euro gesehen. Aber niemand hätte das vor 10 Jahren, als man sie günstig hätte schießen können, auch nur geahnt.
Es gab ja in der Vergangenheit immer wieder Prophezeiungen über die zukünftige Wertentwicklung und Empfehlungen für aktuelle Gitarren. Vor etwa 15 Jahren haben viele renommierte Sammler und Vintage-Händler PRS als zukünftige Klassiker mit Wertsteigerung gesehen. Ich hatte eine PRS Baujahr '94, damit aus der alten Fabrik, was unter Sammlern fälschlicherweise "Pre-Facory" genannt wird. Sie hatte auch eine gängige und beliebte Farbe und keine der exotischen Schattierungen, die ohnehin unverkäuflich sind. Sie war außerdem komplett original und unverbastelt. Ich hatte also damit gerechnet, dass ich mindestens meine Einstandspreis wieder herausbekommen würde. Als ich sie vor 6 Jahren dann tatsächlich verkauft habe, war ich froh, dass ich sie überhaupt los wurde und musste auch einen leichten Verlust hinnehmen.
Was ich damit sagen will: Abseits von den "Blue Chips" (also Vintage Gibson und Fender) kann niemand seriöse Aussagen über die Wertentwicklung machen. Vor allem von Pseudo-Vintage (also mitte der 70er bis frühe 80er) würde ich die Finger lassen. Da haben die Preise in den letzten Jahren extrem angezogen, weil Instrumente aus den 50er und 60er kaum noch bezahlbar waren und sich die Nachfrage nach "alt" auf die 70er-Jahre ausdehnte. Nur hatten Fender und Gibson ab Mitte der 70er ihren qualitativen Tiefpunkt, mehrheitlich war das Schrott. Und irgendwann wird sich die Ansicht auch wieder durchsetzen und dann sitzt man auf Gurken, die keiner mehr haben will. So neu ist die Ansicht auch nicht, der Schrott der 70er war schließlich der Grund dafür, warum überhaupt die Instrumente aus den 50er und 60er Jahren so gefragt waren).
Wenn man eine aktuelle Gitarre kaufen wollte, die ihren Wert wenigstens verspricht zu halten, dann würde ich zu Modellen greifen, die ein paar Jahre alt sind, die aber eine gewisse Nachfrage erhalten haben. Das wären bei Gibson Murphy aged Les Pauls aus dem Custom Shop und bei Fender eine Masterbuilt (etwa von John Cruz). Das sind Gitarren, die es so nicht mehr gibt und die über die Jahre immer noch sehr gefragt sind, was sich auch auf dem Gebrauchtmarkt wiederspiegelt.
Eine normale Custom Shop Relic geht gebraucht dagegen zu den typischen 2/3 des Neupreises weg, wie jede andere Gitarre auch. Ist sie mal älter als 10 Jahre, dann auch eher für die Hälfte.... Da ist kein Gewinn zu machen.
Lange Rede, kurzer Sinn:
Joe Bonamassa hat absolut recht. Eine Gitarre sollte man nie als Sammlerstück kaufen, sondern nur, weil man sie spielen will und zwar genau DIESE. Und eben deshalb den Preis bezahlt. Kaufen, um eine Geldanlage zu haben, geht meist in die Hose. Bonamassa selbst hat auch schon zwei seiner Bursts wieder verkauft und ist da mehr oder weniger Null auf Null rausgekommen. Und da sprechen wir von den absoluten Blue-Chips im Gitarrenbereich.