Mich würde mal interessieren, wieviele unvoreingenomme Leute überhaupt in einem echten Blindtest heraushören könnten, ob es analog oder ITB war. Ich würde diesen Test ganz gezielt so aufbauen, dass ich beim ITB-Beispiel ein bisschen Bandleiern simuliere und einen Band-Leerlauf aufnehme und drüber mische. Ich glaube nicht, dass das viele merken würden – und schon gar nicht reine Hörer.
Es ist da wichtig zu erwähnen, dass ja fast alle, die auf analogen Geräten mischen (also ich z.B. ) nicht auf die digitalen Tools verzichten. Es ist also sowieso nicht analog versus digital. Müssen ich mich konsequent für das eine oder andere entscheiden, dann würde ich digital bevorzugen.
In Bezug auf Hörtests sehe ich mich als Spezialisten an, ich habe in den letzten 5 Jahren viele Hörtests designt und durchgeführt, u.a. für die EMPA (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt), und in den nächsten Jahren arbeite ich mit dem PSI (Paul Scherer Institut) zusammen, um Klänge zu beurteilen.
Klar ist, dass die Vorstellungskraft und die Erwartungshaltung unser Hören mehr beeinflusst, als die meisten denken. Für mich bedeutet das u.a., dass ich bei kritischen Investitionen mehrere Reihen Blindtests machen muss, um sicher zu sein, dass sich das lohnt. Beispiel Wordcklock: Vor ca. 7 Jahren nachvollziehbar besser MIT meinen damaligen Convertern (Avid HD 16:16). Mit dem jetzigen MTRX: Keine klare Verbesserung mehr. Also weg damit. Es ist eine falsche Annahme von vielen, dass die Engieners, die auf teuren Geräten mischen, sich deren Klangqualität einbilden, wir können das sehr wohl beurteilen. Ich wäre durchaus froh, ich müsste nicht so viel in analoge Technik investieren, das kannst Du mir glauben.
Bei Hörtests ist wichtig, dass wir nicht zu viele Fragen stellen. Analytisch können wir subtile Änderungen im Klang nicht gut erfahren, und nach 3 Mal hören ist es vorbei mit analysieren. ABX Tests sind deshalb auch gänzlich ungeeignet für Analysen, wo es um subtile Unterschiede geht.
Wir müssen sicherstellen, dass der Proband emotional hört. Im Gehirn ist in diesem Zustand das limbische System aktiv, die Grosshirnrinde weniger. Es reicht, wenn man dem Proband 2 Knöpfe gibt, wo er sogar selber umschalten darf. Es geht nur um die Frage:"welches der beiden würdest Du lieber zu Ende hören".
Bei Laien erreichen wir die höchste Signifikanz. Das hat uns und unsere Forschungspartner erstaunt. Musiker sind mit Abstand am schlechtesten. Tonmeister (zu meinem Erstaunen) so lala. Rund die Hälfte ist extrem gut, die andere Hälfte hört die Unterschiede nicht wirklich.
Die Unterschiede analog zu digital sind leicht hörbar zu machen, wenn man an beide Extreme geht. Und es kommt auch sehr auf die Musikrichtung, Anzahlt an Kanälen und wieviel es in Bezug auf die Dynamik und die spektrale Balance zu ändern gibt. Je nach dem spielen dann digitale oder analoge Systeme ihre Vorteile aus.
Ein Fehler ist aber anzunehmen, die System seien gleich, reagieren gleich. Ich muss als Mischer komplett anders arbeiten, je nach dem, ob in the Box oder analog.
So long ein kurzer Bericht aus der Küche, da grad Misch-Pause.
Daniel
www.danieldettwiler.com