Blues-Tonleiter zu Moll-Akkorden

[itsme27m]

Hi ihr,

ich habe jetzt recht lange im Internet rumgeforscht und es nicht richtig begriffen, ob ich eine blues-pentatonik auch zu Mollakkorden spielen kann/darf. Also quasi die Tonleiter
c dis f fis g ais c
zum Beispiel zu den Akkorden
Am Dm Em Am(klar das ist kein Bluesschema, aber geht das trotzdem?)
Das blöde ist ich habe ja dann garnicht den Grundton und auch keinen Leitton, oder?

Also vielleicht frage ich besser so: Welche Tonleiter mit Bluestönen kann ich am besten zu Akkorden in Moll (am besten am Beispiel Am(also Am Dm Em)) spielen?

vielen Dank
und viele Grüße,
Flo

 

[Locis]

Hier kurz meine Antwort:

Das Ohr hat Vorrang vor allem aber zu Am, Dm, Em kannst Du folgende Pentatonik spielen: A C D E G

Gruß
L.

 

[Can]

Genau, das Ohr hat Vorrang... und wenn es melodisch funktioniert, ist alles erlaubt.

Zu einer Akkordfolge mit den Akkorden Am Dm Em bietet sich die A-Blues-Tonleiter an, also die Pentatonik, die Locis eben beschrieben hat, mit der/den Blue Notes: A C D D# E G (G#) A

Du hast oben die C-Blues-Tonleiter zu den A-Moll-Stufenakkorden geschrieben... das wär jetzt nicht unbedingt das "Rezept", was für Skalen zu den Akkorden passen.... aber je nachdem, welche Töne man wirklich spielt, kann das natürlich trotzdem gut klingen und lässt sich auch musiktheoretisch alles begründen...

 

[Heiner66]

Ein Moll-Blues ist ja eigentlich ein Widerspruch in sich: der typische Sound entsteht ja gerade durch das Spiel der Moll-Terz zu den Dominantseptakkorden auf allen Stufen, also

a c d eb e g

zu A7 D7 und E7.

Dennoch hat gerade der Moll-Blues es in die Charts geschafft - was auch kein Wunder ist, da hier viel weniger Reibung entsteht: die b7 der Akkorde gehört ohnehin zur Moll-Skala und auch die in Dur so dissonante 11 (d) der Blues Scale passt auf einmal. Wenn Du also mit der einfachen Blues-Skala a c d eb e g zu A-7 D-7 und E7 spielst, fehlen Dir die typischen Dissonanzen.

Du kannst Das kompensieren, indem Du viel und fein bendest a lá B.B. King oder Deine Blues Scale erweiterst zur dorischen Blues-Skala, bei der noch 9 und 13 hinzukommen:

a b c d eb e f# g

Als dritte Möglichkeit spielst Du in Jazz-Manier "though the changes" und nimmst für jede Stufe die mixolydische Skala des jeweiligen Stufenakkordes inklusive der jeweiligen b5.

Man kann das auch mischen, aber das funktioniert nur bedingt, da das Ohr irgendwie bei dem einen oder anderen System einrastet...


Gruuuß,

Heiner

 

[sts]

Vielleicht noch kurz die Anmerkung, dass A C D E G ja eigentlich noch keine Blues-Skala ist, sondern erst einmal nur eine pentatonische Skala (die auch in ganz anderen Musikrichtungen als Blues vorkommt). Eine Blues-Tonleiter wird sie dadurch, dass die im Beitrag von Can genannten Blue Notes hinzukommen.

Die von Dir genannte Skala c dis f fis g ais c über die Akkordfolge Am Dm Em Am würde ich dagegen eher als "experimentell" bezeichnen. Verboten ist es deshalb natürlich nicht (bzw. die Bußgelder sind vergleichsweise gering).