Wird Raumakustik überbewertet?

Die Raumakustik ist m.E. immer noch extrem unterbewertet. Ob irgendwelche Pros für spezielle Anwendungen jemand ins Schwimmbard oder in die tote Kammer stellen, hat am Ende nichts mit dem zu tun, was wir als Homerecorder "ausgesetzt" sind. D.h. man sollte sich nicht auf die Ausnahmen stürzen, wenn man die Regeln nicht einhält.

Das geht damit los, dass in den meisten Wohnungen kein Raum vorhanden ist, der halbwegs die Dimensionen hat, die ein ansatzweise guter Raum haben sollte. Das geht mit der m² Zahl los, geht über Seitenverhältnisse und endet bei Deckenhöhe. Wenn es überaupt so einen Raum gibt, sagen wir 5x8m und über 3m Deckenhöhe, ist er i.d.R. das Wohnzimmer, was weitergehendes Treatment i.d.R. unmöglich macht, Stichwort "WAF".

Also sitzen wir in niedrigen Kellern, verwinkelten Dachböden und hyperrechteckigen Schlauchzimmern. In dem Fall kann man die Raumakustik bzw. Treatment dann auch wirklich vergessen. Da hilft als Kompromiss im Grunde nur noch gescheite KHs, irgendeine Krücke a la Waves NX, Subpac und 3 Vater Unser.

Wie unterbewertet die Raumakustik in der Praxis ist, lässt - eher ließ - sich auch sehr gut bei den Mixingcontests oder der MiMa erkennen, als noch mehr los war. Ich nehme mich nicht davon aus, aber wie soll es auch gut klingen, wenn man wie ich vor der Wand sitzt und null Treatment macht.

Es meine beobachtet zu haben, dass die Mixingaktivität hier generell sehr stark abgeflacht ist, was heisst meine - es ist so. Der letzte Mixingcontest hatte keine 10 Teilnehmer, vor 2-3 Jahren waren es über 20, teilweise 30.

Aber auch der Pluginkauf bzw. -hype scheint, abgesehen von dem Dauer-PA Fred oder mal Sale hier und da auch eher abgeflacht. Natürlich haben viele mehr als genug Plugins, aber ich meine da auch eine Art Katerstimmung hereinzuinterpretieren, namentlich, jetzt hat man schon alle Plugins und es klingt immer noch nicht. Tja, warum nur.

Der Raum / Speaker ist doch wohl bei AUDIO Anwendungen das elementartste Human/Technology Interface überhaupt.

Wenn ich nochmal neu anfangen würde (und die Kohle für die bekloppten Plugins nochmal zur Verfügung hätte) - wäre die Bucketlist wie folgt: PC, DAW, PROFESSIONELLES ROOMTREATMENT. Ende. Je nach DAW wäre dann der Bedarf für externen Zeug gedeckt, weil man tatsächlich *hört*, was man macht.

So, micdrop!
 
Im Prinzip hast du genau so recht wie der TE mit seiner steilen These. Wenn man die Materie beherrschen will, kann man Raumakustik gar nicht überbewerten. Umgekehrt bewertet der geneigte Homerecordler seine Raumakustik schon alleine aus diesem Grunde notorisch über und wirft sich damit dauerhaft Stöcke in die Speichen.

Das klingt paradox, ist es aber in meinen Augen gar nicht. Natürlich ist Raumakustik extrem wichtig und man sollte jederzeit versuchen, die eigene Situation zu hinterfragen und zu optimieren. Doch gibt es trotzdem jede Menge Beispiele in der Popmusik, wo extrem erfolgreiche Musik quasi im "Kinderzimmer" oder im "Keller-Proberaum" entstanden sind, was eigentlich ein Beweis dafür ist, dass es auch trotz schlechter oder zumindest suboptimaler Raumakustik funktionieren kann.

Also lasst uns doch aufhören, unsere beschissenen Räume als Grund dafür anzuführen, dass wir nicht mixen können und lieber ein bißchen mehr Scheiße mixen und dadurch besser werden. Und wenn wir dann eines Tages in einem echt tollen, höchstprofessionell behandelten Regieraum sitzen, dann brauchen wir uns nur ein paar Tage einzuhören und können dann problemlos einen No1-Hit mischen. Zumindest wenn uns ein echter Musiker den Song geschrieben und die Spuren eingespielt hat ;-)
 
wir haben keinen Raum den wir optimieren können, statt dessen suchen wir das VST, das uns trotzdem ans Ziel bringt, über Jahre hinweg, spielen wir unsere Musik jemandem vor der nichts mit der Materie zu tun hat, werden wir meist gelobt ;-)

die hören den Song und nicht den Mix, und ist der Song gut, wird er gemocht, Ende
 
Wer ist Wir, ich dachte, Du bist ne 1Mann-Band?
ich rede von uns semiprofessionellen Muckern im allgemeinen, es gibt bei den meisten hier im Forum, so sie denn was veröffentlichen, eine Qualität die man als Hörer ertragen kann :-D

richtig schlecht ist es nur sehr selten, und ich bin mir sicher das wir hier untereinander kritischer sind als der Schnitt der Hörer "irgendwo da draussen"
 
ich bin mir sicher das wir hier untereinander kritischer sind als der Schnitt der Hörer "irgendwo da draussen"
Und ich meine, der Unterschied ist nur, das es hier in Begriffe gefasst wird, left brain stuff, verstehste, und draussen wird eben auf Stop gedrückt oder von der Tanzfläche gegangen.

Sinnlose Detailversessenheit mal ausgenommen, ist Sound für Laien/Konsumenten ganz genauso entscheidend.
 
naja, als ich noch keine Musik gemixt sondern anstelle dessen einfach in einer Band gespielt habe, in Zeiten, da wir nicht mal im Traum daran gedacht haben das gute Qualität für Hobbyisten möglich ist, habe ich kaum Beachtung auf Sounds verschwendet, also nicht auf Details

das alles kam erst mit den Möglichkeiten es selber zu tun, und es hält mich oftmals davon ab, einfach andere Musik zu hören da ich immer was doof finde :)
 
also nicht auf Details
alias.png
 
:-D

das ist übrigens Susi, die schönste Katze der Welt
 
naja, als ich noch keine Musik gemixt sondern anstelle dessen einfach in einer Band gespielt habe, in Zeiten, da wir nicht mal im Traum daran gedacht haben das gute Qualität für Hobbyisten möglich ist, habe ich kaum Beachtung auf Sounds verschwendet, also nicht auf Details
So war es auch bei mir. Und ich bin damals mit meiner Band in drei Studios gewesen, die das professionell betrieben. Also mit professionell meine ich, dass sie Geld dafür genommen und ihren Lebensunterhalt damit bestritten haben. Und subjektiv betrachtet sind meine Aufnahmen heute besser als in allen diesen drei "professionellen" Studios.
 
Mir ist leider immer noch nicht klar, was Dave Grohl mit dem Thema Raumakustik zu tun haben sollte. Mal frei abstrahiert hat Robbie Williams ja auch nix mit der Wärmedämmung eines Mehrfamilienhauses zu tun ... ;)
 
wie so vieles im leben: es geht im zweifel auch ohne, aber mit ist halt schöner :)

und oh man, diese "ich sitz vor den speakern mit dem handmikro" leadvocals, die man manchmal bekommt...super nice für den künstler im dem moment, oft ein ziemlicher alptraum im mix danach. aber klar, wenns der performance dient, dann ist das im zweifel ganz klar die richtige priorität, auch wenn ichs nicht gerne zugebe ;-)
 
Da kann ich nur nutzlos mit "kommt drauf an" antworten.

Aber heutzutage kriegt man fast alles halbwegs aufpoliert, und mit dem typischen nt1-im-wohnzimmer setup dass man oft bekommt kriegt man schon was hin was den Ohren gefällt.
 

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