Solo im Song: Virtuose oder kleine Geschichte erzählen? Oder: was macht ein gutes Solo aus?

Kurt34

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In meinem ersten Beitrag hier im Forum habe ich mich ja schon als „mehr Texter als Musiker“ vorgestellt. Seither habe ich mit viel Freude in Eure Musik gehört! Nun fragt der Texter die Musiker, Mischer, Produzenten.

Bei verschieden Soli stellte sich mir folgende Frage: „Warum dreht er/sie so auf und erzählt nicht musikalisch eine kleine, auch einfache, Geschichte im Soloteil?“

Diese Frage, Virtuose oder kleine Geschichten erzählen, werfe ich einmal in die Runde und freue mich über eine rege Diskussion.

Beste Grüße

Kurt
 
„Warum dreht er/sie so auf und erzählt nicht musikalisch eine kleine, auch einfache, Geschichte im Soloteil?“
Es kommt immer auf den musikalischen Kontext, die musikalische Stilrichtung und den herrschenden Zeitgeist an.
Manchmal reicht ein kleines Geschichtchen und manchmal wird's 'ne lange Rede.
 
„Warum dreht er/sie so auf und erzählt nicht musikalisch eine kleine, auch einfache, Geschichte im Soloteil?“
Weil Gitarrensoli traditionell eine Spielwiese für atemberaubendes Gefrickel sind, auch wenn der Song es nicht fordert. Es hilft aber, sich mal Gitarren (auf professionellen Aufnahmen, nicht auf Aufnahmen einer Hobbyband) anzuhören, die ohne jegliches Gefrickel gespielt und aufgenommen sind. Das sind mindestens 90% der Gitarrenarbeit, die man normalerweise so zu hören bekommt. Schon ist alles wieder gut und das Problem erweist sich als Scheinproblem bzw. Randphänomen.
 
Danke für die Statements.

Ich erweitere 'mal die Frage an die Mitglieder um den Aspekt: "Was macht nach Eurer Meinung ein gutes Solo aus?"
 
muss sich ja beides nicht ausschließen.
man kann auch virtuos geschichten erzählen...

ein gutes solo macht aus, dass es beim hörer ankommt.
 
Bei verschieden Soli stellte sich mir folgende Frage: „Warum dreht er/sie so auf und erzählt nicht musikalisch eine kleine, auch einfache, Geschichte im Soloteil?“
Hast Du mal ein oder ein paar Beispiele dafür - damit man weiß, was Du meinst?
 
Hast Du mal ein oder ein paar Beispiele dafür - damit man weiß, was Du meinst?
persönlich kritisieren steht mir nicht zu.

Ich knüpfe einmal bei "jet2" an, evtl. wird es dann deutlicher:

A dem Song oder Hörer dienen
B oder ruhig zeigen was geht, was man kann

erweitert um:

was macht ein gutes Solo aus?​

 
persönlich kritisieren steht mir nicht zu.
Darum ging es nicht. Ich hätte gern einfach mal ein Beispiel für ein richtig virtuoses Solo hier aus dem Forum gehabt. Wo jemand mal das Griffbrett volles Rohr abzockt. (Geht doch v.a. um Gitarre, oder?) Ich bekomme ja auch nicht alles mit, aber vieles von dem, was man so hört, ist eher gediegen und konsumentenfreundlich . . . würde ich mal sagen. ;-)
 
persönlich kritisieren steht mir nicht zu.

Ich knüpfe einmal bei "jet2" an, evtl. wird es dann deutlicher:

A dem Song oder Hörer dienen
B oder ruhig zeigen was geht, was man kann

erweitert um:

was macht ein gutes Solo aus?​


Diese Frage ist nicht objektiv zu beantworten, was wissen wir denn, was "dem Hörer dient"? Ich höre zB sehr gerne komplizierte Gitarren- und/oder Synthesizer-Soli an (Dream Theater) oder habe Gefallen an komplizierten Rhythmen, ich brauche dafür überhaupt keinen Text/Gesang. Ist doch am Ende einfach alles persönlicher Geschmack. Weil wir nie objektiv werden beurteilen können, was einem Song "dient" oder der Hörerin "dient". Und genau so kann man m.E. auch nicht definieren "was macht ein gutes Solo aus", abgesehen von offensichtlichen Punkten wie, es sollte ordentlich gespielt sein, vom Rhythmus her irgendwie zum "Backing Track" passen etc.
 
Ist doch am Ende einfach alles persönlicher Geschmack. Weil wir nie objektiv werden beurteilen können, was einem Song "dient" oder der Hörerin "dient". Und genau so kann man m.E. auch nicht definieren "was macht ein gutes Solo aus", abgesehen von offensichtlichen Punkten wie, es sollte ordentlich gespielt sein, vom Rhythmus her irgendwie zum "Backing Track" passen etc.
So isses.
 
Darum ging es nicht. Ich hätte gern einfach mal ein Beispiel für ein richtig virtuoses Solo hier aus dem Forum gehabt. Wo jemand mal das Griffbrett volles Rohr abzockt. (Geht doch v.a. um Gitarre, oder?) Ich bekomme ja auch nicht alles mit, aber vieles von dem, was man so hört, ist eher gediegen und konsumentenfreundlich . . . würde ich mal sagen. ;-)
Tatsächlich habe auch ich hier noch keinen neuen Eddie Van Halen entdeckt - um bei der Gitarre zu bleiben. ;-) Aber die Rückmeldung von Euch zeigen, wie breit das Thema ist ... freue mich
 
Dann greife ich jetzt mal Deine Eingangsfrage auf.
Diese Frage, Virtuose oder kleine Geschichten erzählen, werfe ich einmal in die Runde

Meinem Geschmack nach sollte ein Solo schon etwas Besonderes in einem Song sein. Immerhin wird ihm von allen anderen extra Platz freigeräumt. Diesem Platz - diesem "Spot an" - sollte sich ein Solo mMn schon "würdig" erweisen. Sonst kann man es auch weglassen. Von daher darf ein Solo ruhig über die weiteren im Song gezeigten Dinge hinausgehen.

Ich kann da immer wieder nur das Wolferl zitieren, für den "Geschmack" (den mancher seiner Ansicht nach für keine zehn Kreutzer besaß) entscheidend war. Geschmack hat man, oder man hat ihn nicht. Und Mozart hatte ihn, sonst wäre seine Musik nicht bis heute so beliebt. Wenn er also einem anderen Musiker fehlenden Geschmack attestierte, dann klingt das zwar in seinen Briefen oft lustig, aber ich finde, man sollte das aus musikalischer Sicht ernst nehmen.

Da mir Mozart gefällt, habe ich auch zu seinen Geschmacks-Fragen meist eine ähnliche Meinung. Geschmacklosigkeiten, die er immer wieder kritisierte, waren z.B. übertriebene Sentimentalität, übermäßig zur Schau gestelltes Virtuosentum, Augenverdrehen (okay, geht in der Rockmusik beim Solieren fast nicht ohne :) ), mangelhaftes Tempogespür, übertriebene dynamische Ausbrüche usw.

Es gibt Videos von Guthrie Govan, in denen er sich über stupides Shredding lustig macht. Diese ironische Darstellung lässt einen noch viel besser begreifen, wieviel musikalischer Stumpfsinn hinter Hochfrequenz-Genudel oft steckt. Da kann man sich oft den Bauch vor Lachen nicht halten, wenn jemand wie Govan den Finger in die Wunde legt.

Auch Guthrie Govan - das nur als Ergänzung - rät jedem Gitarristen dazu, lieber geschmackvoll zu spielen. Und wenn das nur unter Verzicht auf pseudovirtuoses Genudel möglich ist, weil man in Wahrheit nur 4 Töne der Pentatonik sicher beherrscht, dann es lieber so zu machen, aber musikalisch zu spielen.

Und hier mal noch ein Beispiel für ein mMn seeeeehr geschmackvolles Solo von Guthrie Govan.


View: https://www.youtube.com/watch?v=r2UCeUuiMTM#t=07m15s

Dass er auch viel virtuoser kann . . . und dabei immer geschmackvoll bleibt . . . geschenkt.
 
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