Solo im Song: Virtuose oder kleine Geschichte erzählen? Oder: was macht ein gutes Solo aus?

Eines meiner meistgeliebten Soli stammt aus einem Song, von dem es gar keine Studioaufnahme gibt, weil auch die Albumversion beim einem Live-Gig eingespielt wurde.

Hier in einer exzessiven 16-min-Version, die sich trotz der Länge auch ganz anzuhören lohnt.


View: https://www.youtube.com/watch?v=bm03wqLY3Nc#t=09m41s

Mit meiner ersten Band haben wir diese Live-Version einstudiert und dann selbst live vorgetragen - also mit genau diesem langen Eingangssolo und dem ausufernden Ende. :smil451c7211b9e19: Det wah'n noch Zei'dn...
 
Zuletzt bearbeitet:
Yngwie Malmsteen kommt zwar so arrogant rüber, dass er nicht mal als einer der 100 großartigsten Gitarristen vom "Rolling Stone Magazin" aufgenommen wurde, aber sein Stil und sein Sound wirkt auf mich so leichtfertig und mühelos als ob er einfach nur über die Saiten fliegt.


Laut dieser Liste muss Kurt Cobain (Platz 73)
Der Rolling Stone hat zuletzt anscheinend einige Ranglisten ganz neu bewertet. Vielleicht, weil inzwischen auch viele Größen der 1980er das Zeitliche gesegnet haben. Bei den besten Alben aller Zeiten teilten sich sonst immer fast nur Beatles und Dylan-Alben die TOP 10. Wobei dann meistens doch irgendwo Dylan ganz oben landete.

Jetzt habe ich mir mal wieder die beste-500-Alben-aller-Zeiten-Liste durchgesehen . . . und siehe da:

nur ein (denke ich) Beatles-Album unter den Top 10, Marvin Gaye: What's going on auf Platz 1 und Prince: Purple Rain auf Platz 8.
Der Titel-Song wird sogar die größte Rockballade aller Zeiten genannt.

Ich dachte mich so, na endlich werden die Verhältnisse mal zurecht gerückt. Mein Lieblingsalbum auf Platz 8 - da gehört es definitiv auch hin. Und der nörgelige Dylan, mag zwar ein toller Poet sein, aber als Musiker rangiert er jetzt weitgehend unter ferner liefen...
 
Zwischen all dem rocker opi geschrammel mal was ganz anderes….

Ein Posaunen Solo, gefolgt von - fast, quasi - einem pia o Solo, eher eine „Einlage“…am besten den ganzen Song hören, denn nur so, finde ich jedenfalls, erkennt man den Gesamtzusammenhang, und ob es dem Dong zuträgich ist.

Aber ich sehe schon, ich gehöre hier nicht ins mainstreamfeld, hehe


View: https://m.youtube.com/watch?v=jUHYLBxmUEw
 
Für mich stellt sich in allererster Linie die Frage, ob eine Musik überhaupt geeignet dafür ist, ein Solo einzubauen.
In einigen Stilistiken war das für 'ne Weile ja mal quasi Pflicht - was mich musikalisch aber oft eher nicht vom Hocker gehauen hat.
Und dann gibt's natürlich Stilistiken, bei denen Soli bzw. eben Improvisationen (was ja nicht zwingend identisch ist) integraler Bestandteil sind, so etwa insbesondere Jazz und Artverwandtes, aber auch Prog. Rock, Metal, etc. In einigen dieser Stilistiken haben dann auch virtuose Darbietungen eine lange Tradition.

Wenn man all das einbezieht, lässt sich eigentlich nur schwer etwas zu den Themen Solo ja/nein, virtuos ja/nein, kurz/lang, Extrateil ja/nein und Co. sagen.
Ich persönlich mag schon mal ganz gerne Soli hören (und definitiv nicht nur Gitarrensoli, obwohl ich selber Gitarrist bin), in den letzten Jahren aber zunehmend weniger, gerade wenn man auf irgendwelchen gitarrenorientierten YT Kanälen rumguckt, hat man es mit einer so inflationären Notengniedelflut zu tun, dass es irgendwann einfach genug ist und man sich über jeden schönen Popsong freut, in dem der Gitarrist gerne mal 'ne schmackige Rhythmusgitarre liefern darf, ansonsten aber bitte sehr gepflegt die Fresse hält. Und alle anderen Solisten ebenfalls, es sei denn, es handelt sich um einen der beiden Georges (Duke (RIP) und Benson), die dürfen fast immer.

---

Ich wollte hier eigentlich gar keine Beispiele posten, aber Guthrie Govan darf übrigens auch, vor allem in "Drive Home" von Steven Wilson. Halte ich für so gut, dass ich dafür seinerzeit sogar mal einen eigenen Thread eröffnet habe. Für mich nach wie vor bisher das Gitarrensolo des Jahrhunderts, allerdings muss man dafür mit dem Art/Prog Rock Krempel klarkommen - was ich auch beileibe nicht immer kann. Aber bei der Nummer ist ganz klar das Solo der Climax eines dramatisch-epischen Songs, und es gelingt Govan mMn unfassbar gut, die Spannung nicht nur zu halten sondern sogar zu intensivieren. Der Meinung waren anscheinend auch Wilson und Co., bin mir relativ sicher, dass bei der Nummer ursprünglich mal fein Fade Out angedacht war, aber dann kam eben Govan und man musste es bis zum Ende auskosten. Hier übrigens auch noch interessant, dass man sehr viel Dreck und an sich auch die ein oder andere "bum note" einfach mal drin gelassen hat.
Und ja, es gibt da alles. Drama, melodische Entwicklung, intensive Sounds und natürlich auch Virtuosität. Aber eine, die mMn auch Nicht-Gitarristen verstehen.
Wie bereits gesagt, für die Musik muss man aufnahmefähig sein, ich höre sowas selber auch nicht sonderlich oft. Aber wenn es dann mal wieder an der Zeit ist, treibt mir Govan nach wie vor fast die Tränen in die Augen und einer der Kommentare unter dem Video trifft es mMn einfach: "Guthrie Govan's solo at 5:07 should be protected by UNESCO."
Ist zwar zurechtgespult, man sollte sich aber an sich die ganze Nummer anhören, um zu verstehen, wie es auf dieses Solo einfach zusteuert (das Outro des 2. Refrains vor dem Interlude liefert schon Vorboten):

View: https://youtu.be/ycYewhiaVBk?t=304
 
Ja, überspitzt formuliert ;)
Ich sehe das ja so: Ein Song erzählt eine Geschichte, ein Solo unterstützt diese lediglich, aber ein Solo erzählt eben nie eine eigene Geschichte. Das wäre im musikalischen Zusammenhang ja völlig kontraproduktiv.
 
Ja, überspitzt formuliert ;)
Ich sehe das ja so: Ein Song erzählt eine Geschichte, ein Solo unterstützt diese lediglich, aber ein Solo erzählt eben nie eine eigene Geschichte. Das wäre im musikalischen Zusammenhang ja völlig kontraproduktiv.

Und was ist bei Instrumentalmusik?
 
Und was ist bei Instrumentalmusik?
Gute Frage, aber da bin ich wahrlich ein falscher Ansprechpartner. Schon im schulischen Musikunterricht hatte ich nie verstanden, was andere in "Klassik" hineininterpretierten, wenn sie Mozart, Beethoven, Bach, Schubert, Wagner usw. hörten ;)
Und auch heute, wenn da jemand mit "Instrumentalmusik" um die Ecke kommt, höre ich nicht das heraus, was dem Macher wohl vorschwebte und er dann mit zahlreichen Worten zusätzlich ausdrückt.
 
Weil Gitarrensoli traditionell eine Spielwiese für atemberaubendes Gefrickel sind,
Da sich bei meinem neuem Beitrag "feedback gesucht" so gar nix tut, feuere ich hier mal an:

Wie frickelt man denn beim RECORDING im Solo gut?
 
Zuletzt bearbeitet:
Diese Frage, Virtuose oder kleine Geschichten erzählen, werfe ich einmal in die Runde und freue mich über eine rege Diskussion.
Darüber kann man lange reden. 🤓
Wo ist der Gewinn dabei?
Einige der besten Musiker haben niemals Solos gespielt, auch während der 70...90er als das noch modern war. So what? Zeiten und Geschmack ändern sich.
Vor 30...40 Jahren war ein Rockkonzert mit Soli von JEDEM Hans auf der Bühne usus. Lol.

Wenn Du es eher reduziert magst, dann sind da zB. Mark Knopfler und J.J. Cale.
Ansonsten wie gesagt, was ist die Intention? Solo so oder so oder nicht. Kommt darauf an! Musikrichtung.
 
Viel kommt bei einem guten Solo mMn auch auf den (Gitarren)Sound an. Ich mochte z.B. weder den von Jimi Hendrix, noch den von Jimmy Page oder Joe Perry, die beide ihre Paula mit eher wenig Verzerrung spielten.

Hier ein Gitarrist, der nicht für seine Improvisationen bekannt ist. In Gitarrero-Events wie G3 o.ä. sieht er unter Improvisateuren wie Vai, Gilbert oder natürlich Govan eher blass aus. Aber was die durchkomponierten, melodiösen Soli mit einer eigenen "Story" angeht ist er mMn ganz weit vorn:

Nuno Bettencourt.

In den 80ern hat sich der Jackson-Clan immer wieder bekannte Gitarristen an Board geholt, um den rockigen Popnummern noch ein bisschen mehr Schub zu geben. Van Halen (Beat It), Steve Stevens (Dirty Diana), Slash (Give in to me). Einen echten Joker aus dem Ärmel zauberte aber die kleine Schwester Janet, für die Nuno Bettencourt eines der mMn besten Rocksoli in einem Popsong spielte.

Black Cat, 1989

View: https://www.youtube.com/watch?v=qH-rPt1ftSo#t=03m03s

Hier noch drei Beispiele vom 1992er Album III sides to every story, das zwar in mancher Hinsicht nicht ganz der Ober-Bringer war, aber mit vielen erstklassigen Bettencourt-Soli aufwartete:


View: https://www.youtube.com/watch?v=jq4qiq8ep7U#t=03m07s

View: https://www.youtube.com/watch?v=odz3c68JE1c#t=03m06s

View: https://www.youtube.com/watch?v=xUbldIXxO-c#t=02m57s
 
Zuletzt bearbeitet:
David Gilmour


View: https://www.youtube.com/watch?v=hiM9mxluHCY

Warum?


View: https://youtu.be/OccmcfZ9ZnY?t=91

Das hat alles was ein absolutes Topsolo braucht!
Alleine das Timing ist sensationell (das lässt mich immer sprachlos zurück...), einige Pausen, ganz zu schweigen von anderen Finessen.
Aber über allem, es ist unglaublich emotional!
Und es erweitert den Song immens, gibt ihm eine weitere emotionale Tiefe!
Ein Grund warum Roger Waters Jeff Beck enormen Freiraum gab, sprich sehr viele Takte dafür gab, um das auszuformulieren.

Für mich eines der größten Gitarrensolos aller Zeiten!
 
Hören Sie, ich hab das selbst durch einmaliges Anhören getestet: Alle Musik die nicht sofort meinem unfehlbarem Geschmack entspricht ist grundsätzlich schlecht :) . q.e.d.
Jetzt hab ich echt gebraucht, bis ich mich für einen der 4 "Danke"-Buttons entschieden habe. Passen ja eigentlich alle! :smil451c7211b9e19:
 

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