Solo im Song: Virtuose oder kleine Geschichte erzählen? Oder: was macht ein gutes Solo aus?

Warum? Was ist daran unklar?
Evtl. ist er der Meinung, das Gitarrensolos und Musik zwei unterschiedliche Dinge sind und empfindet die Nähe von Katzenfleisch zu Musik in ähnlicher Korrelation :D
 
Evtl. ist er der Meinung, das Gitarrensolos und Musik zwei unterschiedliche Dinge sind und empfindet die Nähe von Katzenfleisch zu Musik in ähnlicher Korrelation :D
Ja, das macht Sinn! :D
 
Warum? Was ist daran unklar?
Ich denke, man kann nicht alles mit "Geschmackssache" rechtfertigen, denn dann wäre völlig egal was man macht und ich sehe das als "Totschlagargument". Ich denke, dass sich bestimmte Kriterien durchgesetzt haben, welche darüber entscheiden, ob Musik (oder auch nur Solos) gut bei einer Vielzahl von Zuhörern ankommt, oder auch nicht. Gutes Songwriting, gutes Arrangement, passende Instrumentenauswahl, Regeln der Harmonielehre, Mixingstandards usw., das ist, denke ich, mehr als "nur" Geschmacksache.
 
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Ich denke, man kann nicht alles mit "Geschmackssache" rechtfertigen, denn dann wäre völlig egal was man macht und ich sehe das als "Totschlagargument". Ich denke, dass sich bestimmte Kriterien durchgesetzt haben, welche darüber entscheiden, ob Musik (oder auch nur Solos) gut bei einer Vielzahl von Zuhörern ankommt, oder auch nicht. Gutes Songwriting, gutes Arrangement, passende Instrumentenauswahl, Regeln der Harmonielehre, Mixingstandards usw., das ist, denke ich, mehr als "nur" Geschmacksache.
Ob etwas gut oder schlecht bei einer quantitativ hohen Zuhörerschaft ankommt, ist deiner Meinung nach also ausschlaggebendes Qualitätskriterium? Laß mich mal, nach den derzeitigen Top 100 Charts, ein paar hochqualitative Künstler aufzählen: Da hätten wir beispielsweise Sido, Gzuz und Rammstein. Deren Tracks verfügen also, deiner Meinung nach, alle ausnahmslos ein über jeden Geschmack erhabenes Songwriting und Arrangement? Ed Sheeran ist auch wieder dabei. Ich erinnere mich noch an einen interessanten Thread in dem über die Qualitäten eines Ed Sheeran diskutiert wurde.

Und das Songs im Radio (auch wieder ein zuhörerstarkes Medium) regelmäßig beim Solo ausgeblendet werden, ist demnach Teil der Qualitätskontrolle, weil bis dahin kein gutes Songwriting stattgefunden hat.

Was für ein Glück, dass derzeitig erfolgreiche Songwriter endlich begriffen haben, dass ein Song nichtmal mehr 3 Minuten gehen sollte. Die Nr. 1 in den Charts von Miksu/Macloud x t-low - Sehnsucht geht 2.35.

Natürlich gibt es bestimmte Dinge, bei denen man von "Gut" oder "Schlecht" sprechen kann. Um mal auf das spezifische Thema des Threads zurückzukommen wäre das z. B. ein Solo mit schlechtem Timing. Aber zu sagen, Soli mit wenig Noten sind Kategorisch besser und musikalischer als virtuose Soli zeugt einfach von arroganter Oberflächlichkeit, gepaart mit musikalischer Engstirnigkeit.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich finde meine Soli am besten. Bis auf ein paar Ausnahmen, die auch ganz gut gelungen sind, wenn man mal nicht so pingelig ist. Für ganze Songs gilt das gleiche, bis auf den einen, wie heißt der denn noch? Hach, ich komme nicht drauf.
 
Ich glaube, beim Thema "Geschmackssache vs. Qualität" kann man sich sehr schnell verlaufen.

Natürlich ist generell alles in der Musik Geschmackssache, aber, als ganz schnödes Beispiel; wenn ich in meinem Mix die ganz fiesen hohen Mitten so reindrehe, dass es bei größeren Lautstärken sehr schnell ohrschädigend ausfallen kann, dann schmeckt das vielen Leuten halt nicht.
Als Mixer kann ich jetzt natürlich clever sein und mich auf "siehste, ist eben so gemacht, dass man es auch bei sehr geringen Lautstärken noch gut hört" rausreden, was dann ja eine Abwandlung von "Geschmackssache" ist.

Geht aber natürlich noch weiter. Und da wird es noch enger, weil sehr große Schlipstretgefahr. Und zwar kommen wir mal zum Thema dieses Threads zurück, namentlich irgendwelchen Soli. Da wird dann eben beteuert, wie geil man es finden würde, wenn ein Solo mit wenig Noten, ausgecheckten Pausen und vor allem viel "Gefühl" glänzen würde.
Per se spricht da auch gar nix gegen. Allein, wenn man dann mal nachfragt, ob diejenigen, die das so postulieren, mal ein Beispielsolo aus eigener Feder präsentieren mögen würden, wenn dann auch womöglich tatsächlich was kommt (was allerdings eher selten ist), dann ist nicht selten sofort klar, wie der Hase läuft. Da werden ganz stumpf eigene Unzulänglichkeiten mit "Geschmackssache, ich mag eben lieber wenige Noten" vom Tisch zu wischen versucht.

Noch schlimmer wird's, wenn irgendwas mit Blues ins Spiel kommt. Egal ob dur oder moll, egal ob I., IV. oder V. Stufe (oder womöglich noch irgendwelche zusätzlichen Akkordapparate), es wird halt die gute alte Mollpentatonik der I. Stufe rübergebratzt. Blues ist eben "Gefühl pur". Und wenn die Bendings dann schief sind, gibt's was von "blue notes" zu hören, macht die Time einen seekrank werden irgendwelche Heroen a la B.B. King bemüht, der ja auch gerne "freizügig" mit der Time umgegangen ist. Dass "freizügig" ungleich "ich kann nicht einmal tighte Achtel spielen" ist - egal, ich hab' ja meine Begründung.

Von daher: Ja, selbstverständlich ist Musik durchweg Geschmackssache. Aber der Umstand, dass gefühlt 90% der Menschheit einen schlechten Musikgeschmack haben (die 90% sind natürlich meine Geschmackssache), gepaart mit dem eben beschriebenen Umstand, dass Unzulänglichkeiten über "Geschmackssache" gerechtfertigt werden, macht es eben so schwierig, genau das als Argument pro künstlerischer Freiheit anzuwenden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wahrscheinlich bekomme ich es nicht mit, es sei denn, es wird ein Welthit. Wenn ich es aber mitkriege, steht darauf eine sehr hohe Strafe - Gefängnis, Folter und so weiter. Also Vorsicht.
 
Wahrscheinlich bekomme ich es nicht mit, es sei denn, es wird ein Welthit. Wenn ich es aber mitkriege, steht darauf eine sehr hohe Strafe - Gefängnis, Folter und so weiter. Also Vorsicht.
:oops: OK, dann gebe ich mir lieber doch selber wieder Mühe für bessere Soli, denn ich werde ja bald mit Eurer Unterstützung nur noch Welthits produzieren ...
 
Ich bin da vollkommen bei "Geschichte erzählen". Wenn ich Skalen hören will, programmiere ich den Synthesizer und lasse mir davon die Synapsen aus dem Gehirn schießen.

Eine Band, die das immer geschafft hat, bzw. ein Gitarrist, der nach meinem Geschmack immer perfekt den Spagat zwischen spielerischem Können und Storytelling trifft, ist Alan Jones von den mächtigen Pagan Altar.

Ich meine... hier stimmt doch wirklich alles diesbezüglich:

View: https://www.youtube.com/watch?v=Rlf7qwgajKM
 
Da werden ganz stumpf eigene Unzulänglichkeiten mit "Geschmackssache, ich mag eben lieber wenige Noten" vom Tisch zu wischen versucht.
Na, das sind dann aber miese Zeitgenossen.
Ich stehe dazu dass ich keine tollen Soli spielen kann.
Wenn ich trotzdem hin und wieder mal habe, in meinen eigenen Songs, dann als Demo Platzhalter 🤣🤓🙈
 
Eines meiner meistgeliebten Soli stammt aus einem Song, von dem es gar keine Studioaufnahme gibt, weil auch die Albumversion beim einem Live-Gig eingespielt wurde.

Hier in einer exzessiven 16-min-Version, die sich trotz der Länge auch ganz anzuhören lohnt.


View: https://www.youtube.com/watch?v=bm03wqLY3Nc#t=09m41s

Mit meiner ersten Band haben wir diese Live-Version einstudiert und dann selbst live vorgetragen - also mit genau diesem langen Eingangssolo und dem ausufernden Ende. :smil451c7211b9e19: Det wah'n noch Zei'dn...


Da muss ich leider sagen das Solo überzeugt mich gar nicht, finde ich nicht gut.
Gedudel und überdreht.

Ich schätze Prince sehr, für mich der genialste Musiker in Bezug auf das, die Qualität, was er auf jedem Instrument kann.
Der beste Multiinstrumentalist aller Zeiten.

Wo er viel besser ist, ist hier:


View: https://youtu.be/6SFNW5F8K9Y?si=cjacYOMMtt3HcW0v

Da sehen altgediente Musiker alt aus, das ist sexy gespielt, tonal überraschend, wundervolles Bending in jeder Hinsicht grandios, sehr schöner Ton, wohlgermerkt mit einer kantigen Tele, Fingerakrobatik, inkl. Chordsoloanteile?!, mit überwältigem Schlusston.
Hier sieht man was für ein fabelhafter Gitarrist Prince war.
Sensationeller Musiker.

Das ist sensationell.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier sieht man was für ein fabelhafter Gitarrist Prince war.
Ich finde das auch grandios, aber selbst diese Darbietung wurde schon verrissen, es ist und bleibt eben doch Vieles abseits des Könnens Geschmacksache.
Prince war eine Lichtgestalt, unfassbar dieser Hexer!
 
Ob etwas gut oder schlecht bei einer quantitativ hohen Zuhörerschaft ankommt, ist deiner Meinung nach also ausschlaggebendes Qualitätskriterium?
Wenn man den Satz jetzt mal einfach so für sich alleine stehen lässt, würde ich dem zustimmen. Umso mehr der Song bei einer Vielzahl an Zuhörern ankommt, umso mehr scheint er deren Geschmack zu treffen und demzufolge muss man ihn, ungeachtet des eigenen Geschmacks, als "gut" bezeichnen. Wenn da die Werbung u.ä. nicht wären.
Die Charts sagen ja nicht aus, dass die Musik so gut ist, sondern, dass sich die Musik gut verkauft und das kann lediglich der Werbung, bzw. einem guten Marketing geschuldet sein.
 
Da muss ich leider sagen das Solo überzeugt mich gar nicht, finde ich nicht gut.
Gedudel und überdreht.
So unterschiedlich kann man das auffassen. Ich denke, man muss das auch im Zusammenhang mit den jeweiligen Originalen sehen.
In der Live-Version variiert er nur das ursprüngliche Solo, bleibt aber nah dran. Ähnlich macht er es auch bei While my guitar gently weeps. Er verbeugt sich quasi vor dem Original und riskiert ein klein wenig anderes. Ich fand das Original selbst noch nie ein herausragendes Solo. 1968 vielleicht - aber ich bin ja einige Jahre später dazu gekommen, und da wirkten 1968er-Soli schon ziemlich antiquiert.

Ich schätze Prince sehr, für mich der genialste Musiker in Bezug auf das, die Qualität, was er auf jedem Instrument kann.
Der beste Multiinstrumentalist aller Zeiten.
(...)
Das ist sensationell.
Sensationell ist übertrieben. Er hat gemacht, was der Moment - auch im Hinblick auf seine Person - erforderte.

Insgesamt denke ich (habe mich ja mit ihm viel beschäftigt), dass Prince sehr kontrolliert war. Mutig, ja, aber er hätte nie etwas gewagt, was er nicht drauf hat und womit er sich blamiert hätte. Wie jeder zeigte er gern sein Können - aber eben nur das. Er hat sich z.B. live oft mal den Bass geschnappt - aber nur, um kurz zu zeigen, dass er auch ein paar Töne slappen kann.

Auf dem 87er Album hat er bei einigen Songs auch Schlagzeug gespielt. Aber genau bei diesen klingt das Schlagzeug relativ einfach, etwas angestrengt und nicht besonders "drummermäßig". Wahrscheinlich ist er später aber noch besser geworden.

Die 27 Instrumente, die er auf bestimmten Alben gespielt hat (oder haben soll) - ich wette bei 75 % von ihnen wird es ihm so gehen wie mir: er brachte im Studio die entsprechenden Töne heraus, die er haben wollte. Aber dass er sie alle "beherrscht" hat, glaube ich nicht.

Diese Art von Reklame machte natürlich auch immer einen großen Teil seines Mythos aus. Und da hat er auch darauf geachtet, dass dieser schön blank poliert bleibt - siehe live 15 Sekunden Bass slappen. Blasinstrumente konnte er z.B. angeblich gar nicht spielen. Was ich wiederum auch nicht glaube. Jemand wie er hat garantiert auch Sax, Trumps etc. genommen und ein paar Töne heraus gebracht.

Am besten war er mMn am Klavier. Aber das ist nur meine Meinung.
 
Wenn man den Satz jetzt mal einfach so für sich alleine stehen lässt, würde ich dem zustimmen.
Du rührst hier aber einen lustigen Brei aus verschiedenen Dingen an und das weißt du auch. In deinem nächsten Satz ist ja dann auch weder was von Geschmack, noch den Qualitätsstandards zu lesen, die du vorher angeführt hast.
Die Charts sagen ja nicht aus, dass die Musik so gut ist, sondern, dass sich die Musik gut verkauft und das kann lediglich der Werbung, bzw. einem guten Marketing geschuldet sein.
 
Du rührst hier aber einen lustigen Brei aus verschiedenen Dingen an und das weißt du auch. In deinem nächsten Satz ist ja dann auch weder was von Geschmack, noch den Qualitätsstandards zu lesen, die du vorher angeführt hast.
Vermutlich reden wir eher aneinander vorbei ;)
Nehmen wir ein Schweineschnitzel, welches aus irgendeinem Grund nach Fisch schmeckt. Möglicherweise gibt es Personen, welche das dann mögen, aber die Mehrheit wohl eher nicht. Kann man das einfach mit "Geschmackssache" abtun? Wer hat dann einen schlechten/guten Geschmack, die Einen oder die Anderen?
Und das projizieren wir mal auf "Solis", möglicherweise gefällt einigen ja irgendwelches "Gedudel", aber der Mehrheit vermutlich nicht. Da stellt sich dann schon die Frage, was eigentlich ein gutes Solo ausmacht und wie die Mehrheit das definiert. Du hast ja insofern recht, dass auch ein schlechter Geschmack irgendwie "Geschmackssache" ist, aber ob uns diese Erkenntnis weiterbringt?
Daher meinte ich, dass man zwar alles irgendwie mit "Geschmackssache" erklären kann, mir das aber nicht zielführend genug ist.
Die Mehrheit entscheidet darüber, ob etwas gut, oder schlecht ist und das würde ich als Maßstab nehmen, vor allem, wenn man kommerzielle Absichten hegt, sonst ist es ja wahrlich eher egal.
 

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