neues Studio: Digital vs. Analog-Mixing - was ist ideal?

[_Jochen]

Hallo,

da demnächst ein neuer Rechner ansteht brauche ich neue Recordig-Hardware. Ich male mr gerade aus, wie das neue Setup aussehen könnte - an dem man lange Spaß hat - und komme immer zum gleichen Punkt:

"Analoges"-Setup:
==============
Sowas wie das ZED-R16 oder das neue GSR-24M könnte die Basis sein.
Positiv:
+ schnelles mixen (EQ´s direkt im Zugriff
+ Automation-Controller-Hardware sind inklusive
+ analoges Summieren

Negativ:
- total recall ist quasi nicht möglich
- teuer (soll aber nicht der Hauptpunkt sein)


"Digitales" SETUP
==============
Entweder Tascam DM4800 mit Firewire-Card oder alternativ
irgendein FW-Interface ( z.B. LiquidSaffire56) und ne Mackie Control+Extender oder 2xEuphonixMCMix + 2x Behringer BCR2000

Positiv
+ total Recall
+ relativ günstig

Negativ
- Parameter (EQs) nicht im direkten zugriff (??)
- klangqulität?


Ich mische seit Jahren "In the Box" und finde es ziemlich "pfriemelig". Beispiel: Ich habe mal aus Jux nen Drum-Track über mein kleines Mackie-Pult (1402VLZ) gemischt - da stand die EQ-Einstellung in 10 Sekunden. Ich musste in der Software ganz schön pfriemeln, um en ähniches Ergebnis zu erreichen - und das Mackie ist sicher nicht der Oberklasse zuzurechnen.

Andererseits hab ich keine Erfahrung mit Controllern: Wie intuitiv ist da das Mixen? Ich könnte mir vorstellen, in Cubase 16 leere Spuren default-mäßig anzulegen, die alle den Trident-A-Range-EQ geladen haben (mein Lieblings-Software-EQ). Wenn ich mir 2x BCR2000 auf den Tisch stelle, habe ich die EQ´s der 16 Kanäle doch im Direkt-zugriff, oder? Dann noch 2x MC-Mix (Euphonix) unten drunter gestellt und es sieht "fast" aus wie ein Mischpult. Mir wäre der Direkt-zugriff wichtig. Deswegen glaube ich, daß die Mackie-Control nicht so ideal ist (man muß menüs aufrufen, um z.B. an die EQ´s zu kommen).


Mich würden Eure Erfahrungen interessieren, weil ich mich im Moment einfach nicht für einen der Wege entscheiden kann. Irgendwie GLAUBE ich, daß es bzgl. Klang mit der analogen Lösung besser wäre - dummerweise kann ich nicht beide Wege ausprobieren, sondern muß mich für eine Strategie entscheiden. Wäre für etwas Beratung oder Erfahrungen Eurerseits dankbar.

Viele Grüße
Jochen

 

[livingsounds]

Was ist Dir wichtiger? Sound und Anfassen oder Reproduzierbarkeit und Flexibilität?

Ich persönlich kann mit der Maus durchauchs arbeiten, verwende aber wegen des Klangs Analogequipment. Ich muss aber auch nicht dieselben Projekte immer wieder öffnen und kleine Korrekturen machen. Wenn der Mix im Kasten ist wird letzterer zugemacht.

 

[electrisizer]

kommt auch drauf an was du musikalisch vorhast. wenn du beruflich damit unterwegs sein möchtest und viel industriemusik oder filmmusik bastelst und mehrere projekte gleichzeitig fährst, würde ich auf alle fälle ITB bleiben. da ist total recall fast unerlässlich... nochn lexicon hallgerät + UAD dazu und ferdich.

wenn du ausreichend platz hast, ohne zeitdruck vor dich hin produzierst, gerne klang formst und intuitives bedienen favorisierst würde ich dir ein analoges pult ans herz legen. damit macht das alles wstl. mehr spass. bzgl. pult findest du auch sicher im vintage bereich schöne sachen. aktuell würde ich das mit nem SSL alphalink kombinieren und evtl. noch 2-3 externe komps dazunehmen. kostet summa summarum auch nicht mehr als ein GSR 24

bzgl. controllern. - kenne zwei leute mit solchen dingern, die dann letztlich doch alles mit der maus machen

 

[DaVogi]

das kann keiner für dich beantworten.... hol dir doch mal einen ordentlichen controller ins haus und arbeite auf einem richtigen studiopult und vergleiche selbst.

bedenke, selbst wenn du jetzt ein gsr-24 hast musst du auch noch viel im rechner per maus machen wenn du nicht noch ein paar x0.000 euro drauf haust für kompressoren, effekte, verkabelung und patchbay...

von dem her kommst du um nen controller ohnehin nicht drum rum wenns um 'hands on' geht...
gottseidank braucht man dabei gar nicht so viele fader wie man glaubt wenn man sein projekt intelligent aufbaut. auch muss nicht jeder paramter von jeder spur gleich daliegen, es reicht wenn die plugin-settings gleich da sind wenn man den entsprechenden kanal aufruft.

auf jeden fall kann ich die entscheidung was "für die finger" zu kaufen nur unterstützen!

auch die gsr-24m bzw. toft atb bzw. gebrauchtes analog-pult-route finde ich sehr interessant aber das muss zu deiner arbeitsweise passen. (wenn du parallel an verschiedenen projekten arbeitest ist das seeeeeehr viel aufwand)

 

[Guitar_TT]

auf ein neues!

 

[Kuno]

"Besserer Klang" ist subjektiv.

Objektiv betrachtet hast du beim digitalen Arbeiten mehr Rauschabstand und generell weniger Artefakte im Signal. Es kann natürlich sein, daß einem diese Artefakte gefallen würden.

 

[karumba]

die frage nach "ideal" ist bei musik etwas absurd, denn es gibt kein ideal. nimm das womit du am besten arbeiten kannst. überlege dir genau was deine anforderungen sind & lege dann pro & control von analog/digital auf den tisch - hast du ja schon gemacht, aber entscheiden musst du nun schon selbst. mir wäre analoges mischen (zumindest so wie du es geplant hast) ganz klar zu unflexibel (sowohl klanglich als auch vom ablauf her). ich mische erst dann wieder analog wenn ich min. 100k€ investieren darf & mir ein assistent beiseite steht.

 

[livingsounds]

"Besserer Klang" ist subjektiv.

Objektiv betrachtet hast du beim digitalen Arbeiten mehr Rauschabstand und generell weniger Artefakte im Signal. Es kann natürlich sein, daß einem diese Artefakte gefallen würden.

Schön wär's. Booste mal mit einem Plugin-EQ 12k, und dann mach dasselbe mit einem hochwertigen analogen. Da sind sich die Meinungen dann "subjektiv" alle ziemlich ähnlich, und das was man beim Plugin hört sind Artefakte. Weniger Rauschen zwar, aber Rauschen ist eben nicht alles.

 

[karumba]

technisch gesehen hat man die artefakte eher beim analogEQ. sie gefallen dann aber u.U.

 

[livingsounds]

technisch gesehen hat man die artefakte eher beim analogEQ. sie gefallen dann aber u.U.

Solange Du Sinustöne bearbeitest vielleicht. Bei dynamischem Material - ne, das sind keine Artefakte, das ist mehr Präzision in der Time-Domain. Ich hab sehr viel rumexperimentiert mit Bauteilen und Schaltungen, und sehe (besser höre) viele Parallelen zwischen kompromittiertem analog auf der einen und Plugin-Sound auf der anderen Seite. Wenn Du beim Plugin Bass oder Höhen reindrehst verändern sich immer auch die Mitten hörbar, beim guten analogen ist das nicht der Fall. Beim bandweitenbegrenzten analogen, vor allem mit schlechten Bauteilen, aber schon.

Um das mal klarzustellen, so ein Budget-Pult produziert natürlich hörbare Artefakte, die Frage ist nur, ob die Vorteile im Sound das fürs Endergebnis nicht trotzdem aufwiegen.

 

[karumba]

am ende ists wohl eine frage der terminologie. wir definieren das wort "artefakte" offenbar unterschiedlich.

 

[livingsounds]

am ende ists wohl eine frage der terminologie. wir definieren das wort "artefakte" offenbar unterschiedlich.

Wie definierst Du sie denn?

 

[karumba]

über die klassischen (technischen) parameter. auf analogseite eben rauschen, verzerrungen (THD, TnHD), etc. auf digitalseite antialiasing, quantization noise, usw.

//edit: ich meinte natürlich aliasing.

 

[Traumwandler]

Meiner Meinung nach ist digital mit heutigen Mitteln dem Analogen überlegen, Man bedenke die Unzahl an Plug-Ins, mt denen analoger Sound reproduziert werden kann. Zur Not kann man sich noch einen analogen Summierer oder ein bisschen Outboard Gear zulegen, die Möglichketen sind halt recht unüberschaubar.
Analoges Mischen ist viel einfacher, man hat nur einen EQ, meistens auch begrenzt einsetzbar, was sicherlich genügt um gut mischen zu können. Das schränkt ein kann aber auf der anderen Seite auch Raum für das kreative lassen.
Die Oberfläche eines Pultes kannst Du Dir mit einem Controller ersetzen, das sollte nicht das Problem sein.
ich würd mir persönlich nur ein Pult zulegen, wenn ich Aufnahmen machen wollte und mit meinem Pult die Bands beeindrucken wollte. Fehlender Total Recall ist für mich das ko-Kriterium

 

[tubeless]

mt denen analoger Sound reproduziert werden kann

Sound ist immer analog.
Zumindest kenne ich noch keinen Menschen, der einen USB-Anschluss im Ohr hat wie ein Persocom aus Chobits....

 

[livingsounds]

über die klassischen (technischen) parameter. auf analogseite eben rauschen, verzerrungen (THD, TnHD), etc. auf digitalseite antialiasing, quantization noise, usw.

//edit: ich meinte natürlich aliasing.

Das Rauschen hat mit dem Sound selber nichts zu tun. Normale (statische) Verzerrungen hab ich gemessen, das ist alles unter der Grenze dessen was sowieso schon da ist. Damit kommt man nicht weiter, so einfach ist es nicht.

 

[livingsounds]

Man bedenke die Unzahl an Plug-Ins, mt denen analoger Sound reproduziert werden kann.

Wohl eher von den Herstsellern behauptet oder impliziert. Reproduziert gibt es weit und breit nicht.

 

[electrisizer]

ich sehe hier nun auch nicht unbedingt das "entweder oder". ein pult zu haben bedeutet nicht zwangsläufig alles übers pult mischen zu müssen...
ältere pulte sind am markt noch relativ moderat gepreist im vgl. zu anderem gehyptem vintage zeugs. teils sogar modulare konsolen z.b. von soundcraft gehn oft für weniger als 1000 übern tisch.

 

[livingsounds]

ich sehe hier nun auch nicht unbedingt das "entweder oder". ein pult zu haben bedeutet nicht zwangsläufig alles übers pult mischen zu müssen...
ältere pulte sind am markt noch relativ moderat gepreist im vgl. zu anderem gehyptem vintage zeugs. teils sogar modulare konsolen z.b. von soundcraft gehn oft für weniger als 1000 übern tisch.

Das sind auch recht hochwertige Pulte, insb. 80er und frühe 90er (bevor Mackie mit der Billigoffensive den Markt kaputt gemacht haben), nur brauchen die meist erstmal Service. Und Klangneutralität kann man auch nicht erwarten, ich hab an meinem Soundcraft-Pult fast jeden Kondensator und Op Amp ausgewechselt und endlos dran rum getweakt bis es transparent klang. Dafür macht es jetzt in Punkto Klangqualität auch sehr viel teurere Konsolen platt.

 

[einoeL]

Bis auf das fehlende und faulmachende Total Recall finde ich ein unvirtuelles Studio viel viel geiler, auch klanglich.