Mischen über Kopfhörer...

[alex-reed]

...mein mentales Konstrukt, kurz & knapp:

Man läd sich ´nen gut abgemischten Referenztrack als mp3 oder wav in den Sequenzer seines fertigen Tracks und arbeitet darauf hin, selbigen im Sound ähnlich der Referenz klingen zu lassen. Switcht dabei quasi hin und her, hört gegen. Aufgrund schlechter Raumakustik zB...

Angenommen das eigene Stückchen klingt final tatsächlich ähnlich dem Referenztrack -der natürlich auch über die Abhöre dick rüberkommt- müsste sich meiner Logik nach doch die Mische über Abhöre erübrigen ? Selbst relativiert es die "Notwendigkeit" von "guten" Kopfhörern, weil, klingt das eigene Stückchen auf schlechten Kopfhörern genau so *** wie der Referenztrack...für mich eigentlich derbe logisch. Wo ist der Haken ?

 

[lafleur]

Jetzt sag nicht, du hast noch nie versucht, an ein "Ideal" hinzumischen?!

Edit: Ich glaube, dass man bei schlechten Hörern oder Boxen die Nuancen nicht so gut wahrnimmt, außerdem gibt es immer fragliche Stellen, die sich nicht 1 zu 1 mit dem vorgegebenen Song vergleichen lassen!

 

[alex-reed]

Edit: Ich glaube, dass man bei schlechten Hörern oder Boxen die Nuancen nicht so gut wahrnimmt, außerdem gibt es immer fragliche Stellen, die sich nicht 1 zu 1 mit dem vorgegebenen Song vergleichen lassen!

Die werte Edit hat da natürlich recht. Aber gehn wir einfach mal davon aus, dass mit mittelprächtigen Kopfhörern gearbeitet wird. In meinem Fall sind das so´n paar Sennheiser, geschlossen, HD25SP. Drücken schön, und verzerren bei großer Lautstärke auch nicht. Mir geht´s da eigentlich nur um die Logik hinter der Sache...

 

[schnuffke2]

Ja, das geht. Man muss sich aber Mühe geben und je schlechter die KH sind, umso anstrengender wird es, da man sich beim "Hinhören" halt umso mehr anstrengen muss.

Drücken schön

Lass das lieber und nimm KH die nicht "drücken", sonst sind dein Ohren schnell im Eimer.

 

[sts]

Angenommen das eigene Stückchen klingt final tatsächlich ähnlich dem Referenztrack

Dann könnte es sein, dass es nur auf dieser einen Abhöre (in diesem Fall Deine Kopfhörer) ähnlich klingt und sich woanders dann Unterschiede offenbaren, die Dir die Kopfhörer vorenthalten haben. Und dass z.B. Dein Referenztrack auf anderen Abhören durchaus funktioniert, aber Dein eigener Mix komischerweise nicht. Warum, wird Dir der Kopfhörer dann nicht verraten können, denn da ist ja alles in Ordnung.

mein mentales Konstrukt ... Wo ist der Haken?

Geschlossenes System.

 

[AWF]

Also Kopfhörer mischen geht schon, aber dann wirklich mit guten Kopfhörer ab HD600 in Verbindung mit Phonitor oder Flux Hear oder ähnlichem.

Ich habe ja die Beyerdynamic T1 und kann sagen das z.B. Focal Spirit Professional (270€ KH) nicht annähernd die Informationen an die Ohren abgibt wie die T1.
Das sind Welten.

Mit mittelprächtigen KH mischen und dann auf verschiedene Systemen den Mix checken und dann wieder an den Mix ran, das geht schon, aber zeitraubend.

 

[alex-reed]

Dann könnte es sein, dass es nur auf dieser einen Abhöre (in diesem Fall Deine Kopfhörer) ähnlich klingt und sich woanders dann Unterschiede offenbaren, die Dir die Kopfhörer vorenthalten haben. Und dass z.B. Dein Referenztrack auf anderen Abhören durchaus funktioniert, aber Dein eigener Mix komischerweise nicht. Warum, wird Dir der Kopfhörer dann nicht verraten können, denn da ist ja alles in Ordnung.

Hm, ok, und warum sollten sich auf anderen Abhören dann Unterschiede bei ähnlichem Mix offenbaren ? Phasenschweinereien habe ich im Vorfeld gecheckt - dafür hab´ ich mir extra ´nen Monoswitch in´s Rack eingebaut Per optischer Frequenzanalyse beide Tracks verglichen - sehen sich ziemlich ähnlich



...und: "geschlossenes System" ? Bitte mal ´ne nähere Erläuterung ! Also die Unterschiede oder besser Nachteile.




@ schnuffke

Die Sennheiser benutze ich seit über 20 Jahren. Viele Jahre lang habe ich damit fast jedes WE aufgelegt, Pegel schier am Anschlag. Mein letzter Hörtest vor gut ´nem Jahr offenbarte mir keinerlei Spätschäden. Im Gegenteil, ich höre tatsächlich immer noch sehr gut. Trotz meines fortgeschrittenen Alters...

 

[alex-reed]

Mit mittelprächtigen KH mischen und dann auf verschiedene Systemen den Mix checken und dann wieder an den Mix ran, das geht schon, aber zeitraubend.

Nein ! Genau SO meine ich das NICHT ! Ich gehe von nem ordentlich gemischten Referenztrack aus, dessen Mische ich quasi per Kopfhörer "nachbaue". Dessen Mische sich wie bei professionellen Tracks eben auf so gut wie jeder Abhöre "gut" anhört. Ich glaube ich habe mich im Eingangspost doch nicht ganz so verständlich ausgedrückt...

 

[m_tree]

Ich mische z.Z. auch nur mit Kopfhörer. Allerdings mit einem richtigen Mixing/Mastering KH - AKG K712. Meine Monitore liegen z.Z. auf Eis.
Würde so momentan aber auch nix von Wichtigkeit abmischen, was irgendwo auf Platte oder im Netz verewigt wird.

Es geht schon. Aber es ist Quatsch, dass man mit schlechten KHs genauso gut mischen kann wie mit richtigem Abhör Equipment, wenn man sich einmal auf den Sound eingeschossen hat.
Dann gäbs ja auch keinen Grund für teure Monitorboxen, wenns zur Not auch das Paar für 200 Öcken tun würde.

Es geht um analytisches Hören. Und ganz nebenbei: Da ists recht unwichtig, ob die KHs "drücken" können oder nicht. Denn analytisch hört man am besten leise. Mal kurz die Bude wackeln lassen und schauen ob der Mix auch den richtigen "Impact" hat - ok. Aber nicht generell.

Aus dem Grund gibts auch Abhörmonitore. Mit Hifi Boxen oder sonstwelchem Consumer Zeugs kann man halt nicht richtig abmischen. Denn Abhörmonitore klingen analytisch, Hifi & Co. "verschönert" den Klang und ist darauf ausgelegt, schönes zu betonen und unschönes zu verschleiern. Genau das Falsche zum Mischen also.

Und halt die Qualität. Bessere Kopfhörer lösen besser auf, klingen transparenter und ausgewogener. Man hört einfach mehr Details. Transienten klingen plastischer und und und ...
Geschlossene Monitoring KHs sind auch ungeeignet, weil sie eben fürs Monitoring und nicht fürs Abmischen ausgelegt sind.

Ergo: Selbst wenn du dich mit nem mittelschlechten Hifi-KH beim Abmischen strikt an einen Referenztrack hältst, wird der Mix auf anderen Anlagen trotzdem nicht so klingen wie die Referenz. Ganz einfach weil der KH dir Sachen vorenthält, die auf anderen Anlagen plötzlich auftauchen. Dann kanns sein, dass deinem Mix was fehlt, was die Referenz hat, oder dein Mix was (wahrscheinlich unschönes) zu viel hat, was die Referenz nicht hat.

 

[sts]

Hm, ok, und warum sollten sich auf anderen Abhören dann Unterschiede bei ähnlichem Mix offenbaren?

Weil Dein KH bestimmte Aspekte des Mixes möglicherweise nicht so wiedergibt, wie es eine andere Abhöre tut. Das meine ich auch mit "geschlossenes System": Du setzt einfach voraus, dass Dein KH geeignet ist, das zu beurteilen. Aber eben das weißt Du erst, wenn Du es woanders beurteilst.

Ich gehe von nem ordentlich gemischten Referenztrack aus, dessen Mische ich quasi per Kopfhörer "nachbaue". Dessen Mische sich wie bei professionellen Tracks eben auf so gut wie jeder Abhöre "gut" anhört.

Ich könnte mir vorstellen, dass Du die Frage am besten für Dich beantworten kannst, indem Du es ausprobierst. Oder geht es Dir eigentlich nur um die Grundsatzfrage, ob man mit KH mischen kann oder nicht?

 

[Kassette]

Man kann mit KH mischen. Um da aber ein ausgewogenes Verhältnis von Panorama, Tiefenstaffelung und Reverbs hinzubekommen, brauch man schon viel Erfahrung. Dabei gehts weniger um reine KH-Erfahrung, sondern um das Wissen darum, wie das, was du unter KHn nicht oder anders hörst, dann auf regulären Monitoren klingt.
Das Problem ist die komplette akustische Tennung/Isolation der beiden Seiten unter KHn, die es so in der "Natur" nicht gibt.
Ein Referenztrack nützt da auch nicht so viel, weil du ihn ja auch isoliert hörst.

 

[jet2]

denke, daß man schon so knallerkopfhörer wie die von awf braucht, wenn man ausschließlich über kopfhörer mischen möchte...
ich komm bei meinem low budget equipment nicht ohne monitore (bzw. boxen mit einigermaßen neutralem frequenzgang) aus.

 

[AWF]

Das Problem zwischen T1 und Spirit Professional oder DT770 Pro ist ganz einfach zu erklären.

Wenn ich mit den billigeren einen Hall aussuche, dann klingt das gut. Ich würde dann sagen, ja dieser Hall passt zum Mix.

Höre ich es dann mit den T1 an, dann denke ich nur: "Mein Gott ist das ein schrecklicher Hall!"

Es geht hier wirklich um Feinheiten, Feinheiten die man NICHT hören kann mit günstigeren Kopfhörer.

Bei den Spirits muß ich 1-2dB anheben um einen wirklich EQ Unterschied zu hören, nicht wahrzunehmen, sondern wirklich hören. Bei den T1 kommen 1-2dB wie 10dB vor.

Aber ich weiß ich kann jetzt lange schreiben, wenn man selbst diese Erfahrung nie gemacht hat, dann wird man es nicht glauben wollen.

Bei Musotalk hat eben mal Jochen Sachse (ich glaube das war die Folge von seinem Mix zu "be your toy tonight") genau das erklärt als er von den HD800 redete.

Man muß es selbst erleben. Als ich mit den T1 meine iTunes Library mal durchhörte, war ich teilweise von Mischungen enttäuscht, ich hörte zum ersten mal Dinge, die ich vorher nie hörte.

 

[Resonanz]

Wenn man mit Profikopfhörern anfängt darf man nicht vergessen, dass man auch Profikopfhörerverstärker ab 400-500 € aufwärts benötigt.

 

[holgi]

Ob Kopfhörer oder Monitorboxen, oder beides zusammen, egal was man macht man kann mit Erfahrungen die man am besten über einen langen Zeitraum macht recht gut mischen, natürlich nicht garantiert, aber man kann.....

Ich habe früher die HIFI Boxen meiner Wohnzimmeranlage zum mischen benutzt, ging auch, billige Alesis Studioboxen danach, ging auch, teure/billige/mittelpreisige Kopfhörer, auch das ging, aber es dauert eben eine Zeit lang, ich habe viel gegengehört usw.

Einfacher ist es in der Tat in einer optimalen Umgebung mit optimalen Monitorboxen, klar.

 

[Saurus]

Reverb ist für mich in diesem Kontext das Stichwort. Mit KH die richtige Dosierung zu finden, gelingt mir nicht hinreichend. Tatsächlich stimme ich aber meinen Vorschreiberlis in einigen Punkten zu:

Wenn man viel mit seinen KHs mischt - sprich: sein Equipment gelernt hat -, werden die Mixe tatsächlich perspektivisch besser. Das geht jedoch imo einher mit gereifteren grundsätzlichen Mixentscheidungen.

Zum eigentlichen Thema "Wenn ich meinen Song mit KHs so mische, wie dort die Referenz klingt, muss es gut werden.": Sehe ich auch wie sts. Es kann oder wird sogar so sein, dass Dir Dein KH Informationen aus der Referenz vorenthält, die zwar für den Gesamtmix nicht unbedingt essentiell sind, ihm aber eine besondere Note verleihen, die ihn auf vielen anderen Abhörsystemen konstant besser "translaten" lassen. Das sind mitunter dann genau solche Nuancen, die Deinem Mix dann schlichtweg fehlen und es auf den verschiedenen Abhören immer ein bisschen anders klingt. Es gilt mEn ja, dass man da eben den bestmöglichen Kompromiss (Kompromix) findet. Die Mische soll nach Möglichkeit auf allen erdenklichen Abhörsystemen "immer gleichgut" klingen.

Insoweit wäre meine Antwort auf das Thema: Glückssache - ohne Garantie.



.

 

[XCapt]

Bin auch bei sts und und Saurus....

Ein Vergleich mit der Referenz ist auch nur dann möglich wenn sämtliche Informationen aus dem Referenztrack weitergegeben werden.

Beim KH fehlt aber die Information der korekten Tiefenstaffelumg inkl. Stereopanorama und Tiefenbass...

Insofern wirst Du leider auch nicht 100% zu dem Ergebnis kommen.

 

[Gast92251]

Kenne einen Mischmann, der in jedes große Studio mit seinem Kopfhörer geht, und da an den riesigen Pulten erstmal seinen HP ranklemmt - und damit mischt er auch zu 90 Prozent (!)
Er kennt seinen HP sehr genau, und weiss halt was er da macht.
So kann´s also auch gehen. Erfahrung vorausgesetzt.

 

[XCapt]

Kenne einen Mischmann, der in jedes große Studio mit seinem Kopfhörer geht, und da an den riesigen Pulten erstmal seinen HP ranklemmt - und damit mischt er auch zu 90 Prozent (!)

Ja wie Du schon sagst: 90 und nicht 100%!

Ich mische auch zu 90 % über Kopfhörer ..- der rest Rest liegt halt in der Sache des physkalischen Gesetzesmässigkeit...

Und bei diesen 10% reichen mira uch Drecksmonitore - es geht nur darum den Mix auch wirklich Lautsprecherkompatilel zu machen und da sind mir die Genauigkeiten von Frequnzen egal. Geht eher um das Gesamtbild.

 

[m_tree]

Reverb ist für mich in diesem Kontext das Stichwort. Mit KH die richtige Dosierung zu finden, gelingt mir nicht hinreichend.

Mit geschlossenen Kopfhörern konnte ich Reverb auch nicht richtig dosieren. Aber mit offenen geht das schon, finde ich.

Man braucht einfach das richtige Equipment. Mit PC Brüllwürfeln würde auch keiner abmischen. Daher machts auch wenig Sinn zu versuchen mit nem 0815 KH für 50€ abzumischen.

Seitdem ich mit dem AKG K712 Pro mische ist mir vieles sogar leichter gefallen. Ich konnte Referenzen besser analysieren und gezielter in meine Mischungen eingreifen.
Das lag einfach daran, dass ich meine Abhörumgebung in verschiedenen Proberäumen nie optimieren konnte.
Ist zwar keine Dauerlösung, aber immer noch besser als brauchbare Abhörer in einem ungeeigneten Raum.