Ja, passt. Aber was hat das mit einem Gottesbeweis zu tun?
Das sollte eigentlich nur ein Beispiel dafür sein, dass die Art des Beweises an Rahmen und Instrumentarium gebunden sind. Ein naturwissenschaftlicher Beweis macht eben Aussagen über Raum und Zeit.
Wenn Gott außerhalb von Raum und Zeit steht, muss man ihn auch anders suchen (=nachweisen).
Anders wiederum bedeutet nicht, dass es gar nicht möglich ist.
Hast du ein konkretes Beispiel?
Der Marxismus geht davon aus, dass der Mensch in erster Linie Materie ist, darum in erster Linie nach Materie sucht und deshalb auch durch Materie befriedigt werden kann: Nahrung, Lebensumstände, Arbeit, Sex, etc...
Spiritualität betrachtet der Marxismus hingegen als eine Art (sowohl für den Einzelnen als auch für die Gesellschaft) Korrumpierung der menschlichen Natur. Als Perversion und Krankheit, die es zu zähmen und einzugehen, am besten aber auszumerzen gilt.
Außerdem negiert der Marxismus Gutes oder Böses im Menschen, da Materie nicht gut oder böse sein kann.
Hat der Marxismus mit diesem Menschenbild recht? Wenn er das hätte, müsste im Marxismus - egal jetzt, ob im östlichen Staatskommunismus oder westlichen Kulturmarxismus - der Mensch zunehmend im Einklang mit sich selbst und allen anderen leben. Tut er aber nicht. Sieht man daran, dass die Systeme nicht selbsterhaltend sind, sondern per Zwang aufrecht erhalten werden müssen. Also ist das Menschenbild falsch.
Welchen antropologischen Ansatz hat nun der christliche Glaube?
Er behauptet, dass der Mensch zwar zum Guten fähig und geliebt zu werden wert, aber in seiner wesenshaften Natur böse (=ebenfalls korrumpiert) ist. Und dass er sich von diesem Bösen in sich selbst nicht selbst erretten kann. Stimmt das mit der Realität überein?
Ich meine ja. Jahrtausendelanges Blutvergießen, Ungerechtigkeit und Unterdrückung bestätigen die Aussage, dass der Mensch unweigerlich zum Bösen neigt bzw. alles Gute auch zum Bösen einsetzt.
Wenn nun die Aussage zutreffend ist, dann liegt der Schluss nahe, dass derjenige, der sie getroffen hat und der behauptet, Gott zu sein, auch wirklich existiert. Denn hätte zuerst ein Mensch diese zutreffende Aussage über die Menschheit gemacht, würde er auch die Anerkennung dafür wollen und diese nicht einem "Konstrukt" namens Gott überlassen.
Was ist denn die Wirklichkeit? Geh mal in einen Zivilprozess und schau dir die divergierenden Zeugnaussagen zu einem Autounfall an. Die Sinneswahrnehmungen sind höchst beschränkt.
Dennoch haben sich alle an dem Ort eingefunden, weil sie erst mal in dem Punkt übereinstimmen, dass der Unfall statt gefunden hat, oder? Also gibt es eine Wirklichkeit. Wie die im einzelnen konkret aussieht, das auszuhandeln ist u.a. ein Sinn des Treffens.
