Warum sollte es? Es verhält sich genauso wie alle anderen Religionen.
"Das Christentum" ist an dieser Stelle eher ein unscharfer und wenig geeigneter Begriff. Wenn Du behaupten würdest, Menschen, die einem von Christentum geprägten Kulturraum entstammen, verhalten sich oft nicht viel anders, wie Menschen, die einem von einer anderen Religion geprägten Kulturraum entstammen, würde ich Dir zustimmen. Das liegt einfach daran, dass der Mensch Mensch ist - hier wie da.
Wo ich Dir aber nicht zustimme ist, dass das Gro der Menschen eines vom Christentum geprägten Kulturraumes sich nicht anders verhält, als das Gro der Menschen eines anderen Kulturraumes. Die Auswirkungen zeigen sich auf allen Ebenen - vom Zusammenleben in der Familie über das Recht und die Kunst bis hinauf auf die Ebene der politischen Organisation des Gemeinschaftswesens.
Es ist vor allen Dingen nicht besser als irgendwelche andere Religionen.
Das musst Du schon begründen. Aber bitte nicht dadurch, indem du tragische oder verwerfliche Ereignisse miteinander vergleichst, sondern anhand des Inhalts der theoretischen Grundlagen. Sonst könnte man auch behaupten, die Bundesrepublik ist unabhängig von ihrem Grundgesetz kein besseres Land, als Mali, denn auch in diesem Land gab es durch Terrorgruppen Entführungen und Ermordungen.
Die Menschenrechte, die "Nächstenliebe" wird eben nur der eigenen Clique, dem eigenen Stamm zugestanden.
Es ist prinzipiell so, dass man Rechte nur denen gewähren kann, die die eigene Ordnung anerkennen. Weil ja mit Rechten stets auch Pflichten gegenüber der Gemeinschaft verbunden sind. Wer von vornherein nicht dazu bereit ist, wieso sollte man dem diese Rechte zugestehen? Wieso sollte ich einem unzuverlässigen Mitarbeiter das Recht gewähren, bspw. die Finanzen der Firma zu betreuen? Es ist doch von Anfang an klar, dass er dieses Recht dann zum schaden aller missbrauchen wird.
Eine "Menschheit" als Rechtssubjekt, der ganz allgemein Rechte zuerkannt werden, kann es nur geben, wenn auf dieser Ebene auch ein entsprechendes Gegenüber besteht, dass diese Rechte durchsetzt und verteidigt.
Der wichtige Punkt ist, dass die Verbrechen gegenüber den "Fremden" religiös verbrämt nicht als solche empfunden werden, sondern sogar als "patriotische" Heldentat. Damit wird das Gewissen rein gewaschen.
Wie ich schon einmal geschrieben hatte, können über die theoretischen Grundlagen des Christentums überhaupt keine Verbrechen legitimiert oder verbrämt werden. Wenn Du das behauptest, dann bitte konkret werden und aufzeigen, wie das möglich sein sollte.
Damit ist es auch relativ fast egal, was wirklich in den "heiligen" Schriften oder "Offenbarungen" drin steht. Denn alles universell ethische wird stets so um-interpretiert, dass eben gerade das oben beschriebene herauskommt.
Diese Ansicht ist - wie ich ebenfalls schon einmal schrieb - offenbar nur mithilfe einer soziologischen Perspektive möglich. Wenn Du ernsthaft der Meinung bist, dass es "fast egal" ist, was in den "heiligen Schiften" steht, dann ist die Schrift nicht mehr als irgendeine Schrift und damit ist es auch "fast egal", was bei Marx, was im Koran oder was im Grundgesetz steht.
Somit kann ein allmächtiger Gott, der nicht von Menschen durch Gebete "ferngesteuert" wäre, nur zufällig mal helfen, mal nicht.
Er verhält sich nicht gerade wie ein Automat, in den man oben ein Gebet reinsteckt und unten kommt das gewünschte Ergebnis heraus, stimmt. Mit Zufall dürfte das aber weniger zu tun haben, als mit Absicht.
Damit hätte also ein Gott keine (direkte) Auswirkung auf das reale Leben.
Wieso? Nur weil Du persönlich etwas nicht erlebst / nicht nachweisen kannst / darüber nicht informiert bist, bedeutet es, dass es das nicht gibt? Du weißt selbst, dass das die Realität verkürzt, um nicht zu sagen: nicht zutreffend ist.
Ist ein traditioneller Gott also realer als ein neumodischer Gott wie das Fliegende Spagettimonster?
Du weißt doch: an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen. Menschen und deren taten sind diese Früchte. Zeigte mir den Menschen, dessen Leben durch das Fliegende Spaghettimonster eine entscheidende Wendung zum Guten genommen hat. Zeige mir den Menschen, der wegen des FSGM nun seine Mitmenschen so behandelt, wie r selbst von ihnen behandelt werden möchte. Zeige mir den Menschen, der wegen des Fliegenden Spaghettimonsters von einem lieblosen, hartherzigen Arschloch zu einem mitfühlenden, liebevollen Samariter an der Allgemeinheit geworden ist.
Das ist das Schöne am Buch Kohelet (Prediger Salomo), dass es diese ganzen Zweifel und Unsicherheiten aufgreift und zusammen fasst. Und zu keiner Lösung kommt.
In diesem Bibelabschnitt wird ja danach gefragt und geklagt, dass die Ungerechten alle Freuden des Lebens (Wein, Weib, Gesang, Knechte und Vieh) geniessen, obgleich die Gerechten in Armut leben. Wo bleibt Gott, um diese Ungerechtigkeit zu beenden?
Gott lässt also seine Gläubigen im Stich.
Du scheinst ein Faible für dieses Buch zu haben. Hast Du es denn nicht zu Ende gelesen? Die letzten Sätze lauten (und man muss dazu sagen, dass in antiken Schriften die letzten Sätze oft wie ein Fazit gebraucht wurden, das eher unserer heutigen Überschrift entspricht - Überschriften als im Sinne von Zusammenfassung von Teilabschnitten verwendete man damals nicht...) - die letzten Sätze also lauten:
H
üte dich, mein Sohn, vor andern mehr; denn des vielen Büchermachens ist kein Ende, und viel studieren macht den Leib müde. Lasst uns die Hauptsumme alle Lehre hören: Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das gehört allen Menschen zu. Denn Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, alles, was verborgen ist, es sei gut oder böse.
Soll man sich vom gerechten Lebenswandel abwenden? Soll man die anderen übervorteilen, betrügen und bestehlen, um an die Genüsse des Lebens (Wein, Weiber, Gesang, Vieh, Reichtum, Knechte) zu gelangen?
Oder soll man seinen ethischen Grundsätzen treu bleiben, auch wenn sie einem materiell und erotisch-sexuell gar nichts nutzen?
Auch darauf gibt Dein Prediger eine Antwort:
So freue dich, Jüngling, in deiner Jugend und laß dein Herz guter Dinge sein in deiner Jugend. Tue, was dein Herz gelüstet und deinen Augen gefällt, und wisse, daß dich Gott um dies alles wird vor Gericht führen. (...) Gedenke an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe denn die bösen Tage kommen und die Jahre herzutreten, da du wirst sagen: Sie gefallen mir nicht.
Ich verstehe das so: tue, was Dir gefällt, aber bedenke dabei stets, ob es gut oder böse ist und handle so, als ob du eines Tages für alles, was du tust, Rechenschaft ablegen musst. Es ist dann mMn nicht so schwer, auf Deine oben gestellte Frage die richtige Antwort zu finden.
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