Die Menschenrechte, die "Nächstenliebe" wird eben nur der eigenen Clique, dem eigenen Stamm zugestanden.
Es ist prinzipiell so, dass man Rechte nur denen gewähren kann, die die eigene Ordnung anerkennen.
Das unterscheidet die Christen wohl von den "freien Ethikern", die allen Menschen ohne Unterschied die Menschenrechte zugestehen.
Der wichtige Punkt ist, dass die Verbrechen gegenüber den "Fremden" religiös verbrämt nicht als solche empfunden werden, sondern sogar als "patriotische" Heldentat. Damit wird das Gewissen rein gewaschen.
Wie ich schon einmal geschrieben hatte, können über die theoretischen Grundlagen des Christentums überhaupt keine Verbrechen legitimiert oder verbrämt werden.
Die theoretischen Grundlagen sind für die gelebte Religion irrelevant.
Alle Gebote, etwa "Du sollst nicht töten", werden ja solange herum-interpretiert, bis daraus ein "Du sollst die Fremden töten" wird.
Oder, wie rechtfertigen christliche Staaten ihre Kriege, ihre Massenvernichtungswaffen?
Damit ist es auch relativ fast egal, was wirklich in den "heiligen" Schriften oder "Offenbarungen" drin steht. Denn alles universell ethische wird stets so um-interpretiert, dass eben gerade das oben beschriebene herauskommt.
Diese Ansicht ist - wie ich ebenfalls schon einmal schrieb - offenbar nur mithilfe einer soziologischen Perspektive möglich. Wenn Du ernsthaft der Meinung bist, dass es "fast egal" ist, was in den "heiligen Schiften" steht, dann ist die Schrift nicht mehr als irgendeine Schrift und damit ist es auch "fast egal", was bei Marx, was im Koran oder was im Grundgesetz steht.
Ist es auch. Die Religiösen finden ja nichts dabei, in Kriege zu ziehen, oder aber Fremden Asyl zu verweigern, usw. usf.
Obwohl in den "heiligen Schriften" stets vom Gebot der Feindesliebe, der Gastfreundschaft usw. zu lesen ist.
Das wird aber einfach durch den Interpretations-Fleischwolf gedreht, bis es so um-interpretiert ist, dass dabei Gebote des "Tötens von Feinden" oder des "Abweisens von Hilfesuchenden" herauskommen.
Somit kann ein allmächtiger Gott, der nicht von Menschen durch Gebete "ferngesteuert" wäre, nur zufällig mal helfen, mal nicht.
Er verhält sich nicht gerade wie ein Automat, in den man oben ein Gebet reinsteckt und unten kommt das gewünschte Ergebnis heraus, stimmt. Mit Zufall dürfte das aber weniger zu tun haben, als mit Absicht.
Ja, und diese Absicht ist genauso wie purer Zufall. In der Wirkung kein Unterschied. Gott ist also der pure Zufall.
Damit hätte also ein Gott keine (direkte) Auswirkung auf das reale Leben.
Wieso? Nur weil Du persönlich etwas nicht erlebst / nicht nachweisen kannst / darüber nicht informiert bist, bedeutet es, dass es das nicht gibt? Du weißt selbst, dass das die Realität verkürzt, um nicht zu sagen: nicht zutreffend ist.
Falsch. Ich habe es dir oben erklärt.
Ist ein traditioneller Gott also realer als ein neumodischer Gott wie das Fliegende Spagettimonster?
Du weißt doch: an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen.
Ach, richtig, es gab ja noch keinen Kreuzug im Nahmen des fliegenden Spagettimonsters. Auch keine fanatischen Attentate in seinem Namen.
Ja sowas aber auch.
Sollte womöglich der Glaube an das fliegende Spagettimonster die Menschen zu friedlicheren freundlicheren Menschen machen?
Das ist das Schöne am Buch Kohelet (Prediger Salomo), dass es diese ganzen Zweifel und Unsicherheiten aufgreift und zusammen fasst. Und zu keiner Lösung kommt..
Die letzten Sätze lauten
Fürchte Gott und halte seine Gebote; denn das gehört allen Menschen zu. Denn Gott wird alle Werke vor Gericht bringen, alles, was verborgen ist, es sei gut oder böse.
Ja, denn in diesem Text ist Gott als Synonym für das
Gewissen des Menschen verwendet.
Das Buch Kohelet sagt nämlich auch, dass es kein Leben nach dem Tode gibt. Ein Gottesgericht nach dem Tod gibt es also nicht. Sondern nur im echten Leben.
Andererseits sagt der Text klipp und klar, dass selbst die Ungerechten, die Kriminellen in "saus und braus" leben. Eine "Bestrafung" oder "ausgleichende Gerechtigkeit" gibt es also auch nicht. Also, auch solche Wirkungen im hiesigen Leben hat ein "Gottesgericht" also nicht.
Denn dein Gewissen wird alle Werke vor DEIN Gericht bringen, alles, was verborgen ist, es sei gut oder böse.
Es ist also ein Appell. sich sein Gewissen und seine Seele nicht durch Verbrechen zu verderben, damit man auch Morgen noch in den Spiegel schauen kann.
Letztlich doch ein egoistisches Motiv, sich seine Seele möglichst rein zu halten.
Soll man sich vom gerechten Lebenswandel abwenden? Soll man die anderen übervorteilen, betrügen und bestehlen, um an die Genüsse des Lebens (Wein, Weiber, Gesang, Vieh, Reichtum, Knechte) zu gelangen?
Oder soll man seinen ethischen Grundsätzen treu bleiben, auch wenn sie einem materiell und erotisch-sexuell gar nichts nutzen?
Auch darauf gibt Dein Prediger eine Antwort:
So freue dich, Jüngling, in deiner Jugend und laß dein Herz guter Dinge sein in deiner Jugend. Tue, was dein Herz gelüstet und deinen Augen gefällt, und wisse, daß dich Gott um dies alles wird vor Gericht führen. (...) Gedenke an deinen Schöpfer in deiner Jugend, ehe denn die bösen Tage kommen und die Jahre herzutreten, da du wirst sagen: Sie gefallen mir nicht.
Ich verstehe das so: tue, was Dir gefällt, aber bedenke dabei stets, ob es gut oder böse ist und handle so, als ob du eines Tages für alles, was du tust, Rechenschaft ablegen musst..
Das ist richtig, Rechenschaft vor sich selber.
Wie will man sterben?
Als jemand, der stets nur an sich gedacht hat und andere schamlos ausgenutzt, unterdrückt oder gar getötet hat?
Oder als jemand, der sich seine ethischen Grundsätze trotz Armut, Schwierigkeiten oder Verlangen im großen und ganzen bewahrt hat?
Gruss
Max Weber stellte das fest und unterschied zwischen Gesinnungsethik und Verantwortungsethik.
