Der Termin

[Teestunde]

@house12: Was ist das für eine? Eine, die ihren Wert überschätzt hat und nun aus allen Wolken fällt.(Ich hab dir nur den Job versüßt.) Nun sucht sie nach keinem Namen mehr, was bedeutet, sie wird das Kind nicht behalten. Der kleine Krümel, der sie beim Ultraschall so gerührt hat, wird nun nicht zur Welt kommen. Aber ich werde mich an Artnames Rat halten und das Thema eine Weile liegenlassen. Ich seh vor lauter Versionen langsam selber nicht mehr durch.
Danke auch für alle übrigen Hinweise. Das erspart mir uU einen längeren Irrweg. LG T.

 

[TheButcher]

@teestunde

Du schreibst i wo hier sinngemäß "Mist, wieder ein Text der nicht funktioniert"...das finde ich ein bisschen hart
Jeder Text hat seinen wert, nix is perfekt, aus allem kannst du was lernen.

Ich schreib das, weil ich selber manchmal ähnlich über meine Songs gedacht hab. Klar, es ist gut, wenn man sich selbst ggü kritisch bleibt; aber, es soll einen auch nicht lähmen.
Immer weiter weiter weiter.

Ich les es beim artname so ein bissl raus und würde dem zustimmen:

So im Nachhinein bzw. In der Nachbearbeitung bzw. im Umgang mit Kritik ist eine gewisse Distanz zum eigenen werk durchaus hilfreich.
Das klappt am besten wenn man einfach was neues anfängt
Aber du scheinst ja recht fleißig zu sein.

Tolle Kommentare hier auch von artname, Annette und Rex. Macht Sinn was die schreiben.

Lg

 

[Aesthetikk]

Lass dich nicht entmutigen sondern stopf diese Kritik in dich rein und setz dich in ein paar Tagen davor. Mir gefallen alle deine Versionen. Aber ich denke Artname und Co. wissen von was sie reden.

LG ÄSTHETIKK

 

[Teestunde]

@TheButcher: Ja, einfach was Neues anfangen, lesen, Musik hören, Stoff sammeln... Das wird mir guttun. Ich hatte mich ein bisschen sehr festgebissen, weil ich mich so über die teilweise sehr ausführlichen Rückmeldungen gefreut hatte und zeigen wollte, dass ich sie zu schätzen weiß. Aber Loslassen ist genau so wichtig. Danke jedenfalls! LG T.

@Ästhetikk: Ich bin auch sehr dankbar für jede Anregung. Manchmal steckt man so tief in all den Formulierungen, dass man nicht mehr genug Abstand hat. Ich glaube, das ist hier passiert. LG T.

 

[Teestunde]

@house12
Verstehst du, ich krieg sie nicht zu greifen und deshalb greift der Text nicht nach mir. (house12)

Ich hab mir ein bisschen Zeit genommen, um dich zu verstehen. Und du hast recht! Mein LI ist keine wirkliche Heldin, weder positiv noch negativ. Zuletzt hab ich nur noch nach brauchbaren Formulierungen gesucht, aber es ist kein Charakter daraus geworden. Irgendwann, wenn ich mir den Text wieder vornehme, werde ich ausgiebig Quellenstudien betreiben, genug Internetseiten zum Thema gibt es ja. Und ich werde mich endlich mal zu einer Haltung durchringen. Aber das ist Zukunftsmusik.
Sei bitte weiterhin so offen, wo du dich äußerst. Ich habe Vertrauen zu dir. LG Teestunde

 

[artname]

Liebes house12,

Was die poetischen Formulierungen und den Satzbau betrifft, funktioniert das bestimmt für chanson-artige musikalische Kleider. Hier tummeln sich allerdings so einige sehr talentierte Musiker und Komponisten, die eher rockig unterwegs sind. Wenn du denen Futter bieten willst, müsstest du dich an einem etwas weniger offensichtlich poetischen Stil versuchen.

Da möchte ich Dir gern widersprechen. Das französische Chanson ist für viele internationale Rockpoeten eine hoch geschätzte Inspirationsquellen. Grönemeyer für viele deutsche Rockmusiker. Oder (um mal für einen aktuell hoch geschätzte neuen Namen Werbung zu machen) nimm die neue Scheibe von Alexa Feser. Reinste Poesie und tolle Rockmusik. Oder nimm Judith Holofernes. Schau Dir mal bei Amazon die deutschen Charts an. - Oder nimm deine eigenen Texte...


Wenn du innerhalb deines "chanson-artig" artig oder artifiziell betonen wolltest, ahne ich, was Du meinen könntest. - Ansonsten verstehe ich ja gerade unter poetischen Texten besonders ausdrucksstarke, ausgefallene Gedanken und Formulierungen, wie Du garantiert auch. Und DAFÜR haben mMn hier viele Rocker offene Augen... wenn auch nicht nicht immer (überzeugend) ein offenes Ohr

Ich vermute, du willst vor geschönten, vordergründigen oder syntaktisch unklaren Formulierungen warnen. Da ich bei Dir das Wort "Twist" gelernt habe, vermute ich weiterhin, du willst zu etwas mehr ehrlicher Raffinesse ermutigen... Aber da wären wir ja erst recht bei Poesie...

Was hab ich falsch verstanden?

Lg

 

[Teestunde]

@artname: So, nun hab ich doch noch ein paar klitzekleine Änderungen vorgenommen, obwohl ich den Text eigentlich weglegen wollte, weil mir die Heldin immer unsympathischer wird. Ich komme nicht mehr ran, hab zu lange herumgebastelt. Wie sagte Brecht: "An den alten Gebäuden ist viel weniger Holz, als an den Stützen, die es halten sollen." Trotzdem freue ich mich natürlich über jede Wortmeldung, auch wenn einen dieses Hin und Her ganz schön durcheinanderbringen kann. LG T.

 

[artname]

Hallo Teestunde,

Deine Ausbesserungen verdeutlichen, dass Du Kritik gründlich liest!

Dennoch bleibt für mich ein gewichtiges Problem. Du vermischst den "Unfall" des Vaters mit der Vorfreude der Mutter. Das wird sprachlich sehr deutlich. Geht es um ihn, sprichst du Alltagssprache. Geht es um das Kind, sprichst du gehobene Sprache (bevor ihm der erste Morgen graut). Schon diese beiden Sprachebenen flüstern mir sofort Zweifel ein: ER soll ein leicht durchschaubarer kalter Trottel sein, ES hingegen ein Wunder. - Stell Dir doch mal vor, auch dieser gefühlskalte ER war früher mal ein wundervolles ES...

Und wieso repräsentiert ein Kind das BESTE der beiden Eltern? Was, wenn es an Erbkrankheiten leiden sollte? Klingt jetzt vielleicht an den Haaren herbei gezogen zynisch - weist mich aber ganz deutlich darauf hin, dass die übertriebene Formulierung unbedingt schnell noch etwas leisten soll, was der Text ansonsten nicht vermag: Den Mann davon zu überzeugen, dass er unbedingt gern Vater werden sollte..

Lg

 

[Teestunde]

@artname: Deswegen hatte ich den Text ja NOCH MAL geändert ("Auf dem Bildschirm"). Aber ich verlange wohl ein bisschen viel von euch (Herumsuchen nach der jew. aktuellen Version). Außerdem hab ich jetzt endgültig den Bezug verloren. Verbissenheit nützt gar nichts, nicht wahr? LG T.
P. S. Danke für den Tipp (Alexa Feser)! Lohnt sich wirklich! Man kann ihr nur die Daumen drücken.

 

[artname]

@artname: Deswegen hatte ich den Text ja NOCH MAL geändert

Weswegen? Weil du gründlich liest? Das ist tatsächlich Dein echter Vorzug gegenüber anderen Autoren, mit denen man (umsonst und vergeblich) Gedanken austauschen möchte

Aber der Widerspruch zwischen der gehobenen Sprache für das Baby und der eher abfälligen Alltagssprache für den Vater existierte seit der ersten Version. Such mal unter deinen Lieblingstexten, ob da ebenfalls verschiedene Sprachstile vermischt werden.

Ich hatte gerade Karats Text "über 7 Brücken" am Wickel. Der pendelt zwischen einem "Schaukelstuhl" und einem fast mystischen "aber einmal auch der helle Schein". Aber der Schaukelstuhl ist nur eine neutral erwähnte Kindheitserinnerung in einem durch und durch poetischen Text.

In deinem Text empfinde ich eher die Passagen über das Ungeborene als fremd und abgehoben. Als nicht überzeugend durchdacht. Kann ja mein Problem als Kritiker sein. - Aber was würde wohl geschehen, wenn Du auch dem Vater eine poetische Sprache zubilligen würdest....

Lg

 

[house12]

Wenn du innerhalb deines "chanson-artig" artig oder artifiziell betonen wolltest, ahne ich, was Du meinen könntest. - Ansonsten verstehe ich ja gerade unter poetischen Texten besonders ausdrucksstarke, ausgefallene Gedanken und Formulierungen, wie Du garantiert auch. Und DAFÜR haben mMn hier viele Rocker offene Augen... wenn auch nicht nicht immer (überzeugend) ein offenes Ohr

Ich vermute, du willst vor geschönten, vordergründigen oder syntaktisch unklaren Formulierungen warnen. Da ich bei Dir das Wort "Twist" gelernt habe, vermute ich weiterhin, du willst zu etwas mehr ehrlicher Raffinesse ermutigen... Aber da wären wir ja erst recht bei Poesie...

Ja du vermutest richtig. Ausserdem mache ich wohl einen Unterschied zwischen offensichtlich poetisch und versteckt poetisch. Ich selbst versuche auch die Formulierungen, dich ich für poetisch halte, in einen prosaischen Satzbau zu packen, wenn ich das mal so sagen darf. Ich spiele da ziemlich viel rum, ohne genau sagen zu können was ich da mache. Aber hier hat Teestunde mich schon gut verstanden, sie hat ihre Heldin noch nicht zum Leben erweckt. Ich denke dass auch du mich verstehst, selbst wenn ich vielleicht nicht die perfekten erklärenden Worte in meiner Rückmeldung gefunden habe.

 

[house12]

@artname: Deswegen hatte ich den Text ja NOCH MAL geändert ("Auf dem Bildschirm"). Aber ich verlange wohl ein bisschen viel von euch (Herumsuchen nach der jew. aktuellen Version). Außerdem hab ich jetzt endgültig den Bezug verloren. Verbissenheit nützt gar nichts, nicht wahr? LG T.
P. S. Danke für den Tipp (Alexa Feser)! Lohnt sich wirklich! Man kann ihr nur die Daumen drücken.

Hattest du denn je einen Bezug zu ihr? Wieviel von ihr steckt denn in dir? Oder anders gesagt: ich suche in meinen Texten/Themen immer nach einem persönlichen Bezug in meinem Leben und hier wäre es m. M. nach auch wichtig, sich einen konkreten Herrn vorzustellen. Ich weiss nicht ob Quellenstudien dich bei einem solch delikat-persönlichen Text weiterbringen. Eine Haltung/Meinung zum Thema brauchst du - ja. Aber darüber hinaus solltest du in die Rollen deiner Protagonisten schlüpfen und ihre Hosen runterlassen (also auch deine *grins*).

 

[Teestunde]

@house12: Wenn ich den Text mal von mir abtue, bin ich erstaunt, wie unsympathisch mir die Heldin geworden ist und zwar in allen Versionen. Da ist gründlich etwas schiefgelaufen. Ich exponiere mich nicht wirklich, am ehesten noch in der letzten Version, aber eigentlich nicht. Das wirkliche Erlebnis, das dahintersteckt, kommt gar nicht zum Vorschein, im Gegenteil, ich lenke mich mit dem Schreiben davon ab. Ein Zeichen, dass ich noch nicht wirklich "soweit" bin. Uff, jetzt ist es raus! LG T.

 

[artname]

@house12,

Ausserdem mache ich wohl einen Unterschied zwischen offensichtlich poetisch und versteckt poetisch. Ich selbst versuche auch die Formulierungen, dich ich für poetisch halte, in einen prosaischen Satzbau zu packen, wenn ich das mal so sagen darf. Ich spiele da ziemlich viel rum, ohne genau sagen zu können was ich da mache.

Ich mache diesen Unterschied nicht. Für mich ist poetisch, was so gut mit Widersprüchen um geht, dass es mir einen langen Nachhall beschert.

Das trifft für Karats
"Sieben Mal wirst du die Asche sein / aber einmal auch der helle Schein."

genau so zu, wie beispielsweise Alexander Feses:
"Immer dann, wenn es vor dir steht, war es dir zu nah"

Aber deine Unterscheidung werde ich mir dennoch merken. Vielleicht ist sie ja mal hilfreich.

Ich denke dass auch du mich verstehst, selbst wenn ich vielleicht nicht die perfekten erklärenden Worte in meiner Rückmeldung gefunden habe.

Nein, ich hatte dich eher verschwommen verstanden. Und da ich weiß, dass manche "poetisch" eher abfällig gebrauchen, wollte ich denen die Munition versauen. Nun verstehe ich vermutlich besser.

@Teestunde

Es erstaunt mich, wie offen Du Deine Selbstzweifel äußern kannst! - Und zu jenem ausgesparten Erlebnis: Manche Autoren schreiben Romane, nur um ein bestimmtes Erlebnis weiter verschweigen zu können Ach, was sage ich "manche" ... ALLE!

Lg

 

[Teestunde]

@artname: Tröstlich (Alle!) Trotzdem möchte ich irgendwann mal so weit mit mir sein, dass ich "aus Eigenem schöpfen" kann. Ich denke mir meine Texte immer nur aus, und ich wäre mal gespannt, ob es im Empfinden einen Unterschied macht: der eigene Text gegen den ausgedachten. Aber dazu muss ich ihn erst mal schreiben. LG T.

 

[house12]

Ich mache diesen Unterschied nicht. Für mich ist poetisch, was so gut mit Widersprüchen um geht, dass es mir einen langen Nachhall beschert.

Schön. Das werde ICH mir merken. Ich mache einen weiteren Unterschied. Nämlich zwischen dem Text, der sich über das Papier in meinem Geist manifestiert und dem Text, den ich über meinen Gesang in den Raum manifestieren will (ui sperrig *lach*). Da ist mir eine ausgefeilte poetische Formulierung mit geflügeltem Satzbau manchmal in der deutschen Sprache genau das, nämlich zu sperrrig, selbst wenn sie mir einen Nachhall beschert hat.

Ist das zu verquast oder kann man das nachvollziehen?

 

[artname]

@Teestunde,

ich wäre mal gespannt, ob es im Empfinden einen Unterschied macht: der eigene Text gegen den ausgedachten. Aber dazu muss ich ihn erst mal schreiben.

Sehr interessante Frage! Studiere dich entspannt. Was macht dir Freude, was Angst. Mach dir das bewußt. Irgendwann bekommt ein engagierter Schreiber garantiert die Gelegenheit, sein eigene Lust und Unlust in Textform zu bringen.

Beispiel: ich schlafe gern bei Spielfilmen ein. Ich programmiere die Schlummerfunktion, dreh mich einfach um, schließ die Augen und genieße es, dass ohne Bild der größte Horrorfilm sofort und automatisch jeden Schrecken und unangenehme Spannung verliert. Innerhalb weniger Sekunden schlafe ich so problemlos ein.

Und gestern bekam ich eine Musik, wo ich genau aus DIESER Vorliebe einen poetischen Vergleich machen konnte. Der ganze Text lebt quasi davon. Und ich hatte beim Arbeiten als Bonbon automatisch immer dieses entspannende Gefühl im Bauch.

Manchmal wird das Aufspühren guter Gefühle zum Luxusproblem. Für eine Seeräuberstory fuhr ich extra bezahlt zur und auf die Nordsee. Vor Ort fand ich genügend tolle Gefühle und Fantasien. Hat sich im wahrsten Sinne ausgezahlt

Lg

 

[artname]

@house12

Ich mache einen weiteren Unterschied. Nämlich zwischen dem Text, der sich über das Papier in meinem Geist manifestiert und dem Text, den ich über meinen Gesang in den Raum manifestieren will (ui sperrig *lach*). Da ist mir eine ausgefeilte poetische Formulierung mit geflügeltem Satzbau manchmal in der deutschen Sprache genau das, nämlich zu sperrrig, selbst wenn sie mir einen Nachhall beschert hat.

Ist das zu verquast oder kann man das nachvollziehen?

JA!!!!! Und wie vertraut mir das ist! Aber wenn die Bildsprache sperrig wird, dann stimmt sie nach meiner Erfahrung noch nicht ganz. Manchmal hilft es, wenn man das Gesagte mit einem "nicht" oder "kein" SCHEINBAR negiert. Oder man behauptet frech das Gegenteil. hilft manchmal auch. Soviel zum Thema Wahrheit

Hintergrund: Manchmal benutze ich einen Begriff, der mir aktuell in der Seele brennt. DER muß raus. Da hab ich manchmal kein Problem damit, aus "Geld regiert die Welt" ein "Geld regiert die Welt nicht" zu machen. Hauptsache es ist akut raus und läßt sich gut (ehrlich) singen. Auch wenn der zweite Anlauf alles scheinbar 100% dreht. Tut er es wirklich? Geld reduziert sich hier nur auf ein Stichwort, welches den Einen weg zappen und den Anderen aufhorchen läßt. Wie er gerade drauf ist. Aber es steht erst mal im Raum!

Und manchmal hilft es eben, das Ganze plötzlich sehr prosaisch und einfach zu sagen. Mit dem ehemaligen großen Bild im Gedächtnis beginnen plötzlich diese einfachen Worte zu wachsen. Nicht?

ich ich muss leider los. Bis bald

lg