Alles beim alten

[artname]

He he Soundkraft,

schönes Beispiel für einen stringenten Text. Ohne irgendein künstlerisches Sprachbild, aber anschaulich, mit vielen fotografisch direkten Wahrnehmungen. Natürlich baut auch dieser Text auf Stimmungen auf, aber einerseits klar, deutlich und, finde ich jedenfalls, andererseits wohltuend zurückhaltend, unprätentiös.

 

[Soundkraft]

Natürlich baut auch dieser Text auf Stimmungen auf, aber klar, deutlich und, finde ich jedenfalls, gleichzeitig zurück haltend.

Ja..das meine ich auch...er trifft ohne dass sich jemand getroffen fühlt..gemeint sind ja andere.....
Jeder sagt sich wahrscheinlich..."ja so jemand kenn ich auch"...dass man selbst vllt auch nicht besser ist fällt bei den ganzen verschiedenen "Feindbildern" gar nicht mehr auf

Vllt ist der Vergleich auch unfair...bei Mamas Text ist eher wohl die Suche nach der Individualität innerhalb der Homogenität gemeint..weniger das Spiessertum...das stellt sich nur so dar, weil diese Versuche sich abzuheben halt auch wieder eher der übliche Einheitsbrei sind...spiessermässig halt. Ein selbsgetöpfertes Türschild ist halt nicht mehr individuell wenn jeder eins hat, genau wie man als Buddhist unter lauter anderen Buddhisten halt auch nix besonderes mehr ist. Und die Abschlusstrophe bringt halt auch keine neue Erkenntnis....da fehlt mir die Pointe...da ist mir einfach nur "Dreck" zuwenig....da hätte mindestens ne Leiche im Keller liegen müssen..oder so.

Oh..ich fange an zu fantasieren..ich hör hier mal auf...

 

[artname]

dass man selbst vllt auch nicht besser ist fällt bei den ganzen verschiedenen "Feindbildern" gar nicht mehr auf Lachen

Genau. Weil man DIESES MAL in diese glaubwürdige Geschichte automatisch als Opfer mit reingezogen wird. Das ist eben die Wunderwaffe der Glaubwürdigkeit!

EDIT

bei Mamas Text ist eher wohl die Suche nach der Individualität innerhalb der Homogenität gemeint..weniger das Spiessertum..ff.

Kann sein. Mir fällt auf, dass Udos Texter nur kleine menschliche Schwächen aneinander reiht, die wahrscheinlich jeder kennt. wir werden für einige Sekunde durch ein Panoptikum banaler menschlicher Schwächen gezogen... die wahrscheinlich nur zum Hit geworden sind, weil sie alle auf einem winzigen irdischen Fleck, dem ehrenwerten Haus, stattfinden.

Das macht dieses Haus angenehm gruslig. Plötzlich wird das eigene Haus für Momente auch zur Horrorkulisse, das eigene Leben zur Überlebenskulisse

Schön!

 

[verflixte13]

hm ... beim ersten durchlesen des textes, den ich, wie meistens
bei @MamaFettich, sehr rund, routiniert, und mit guten
bildschöpfungen empfand, da blieb ich bei der letzten
strophenzeile hängen ...

fehlt meinem Leben etwas Dreck.

... und mein eigener gedanke lief weiter --> "Ja, das glaube ich dir!"

"vielleicht" hatte ich deswegen auch weniger probleme damit,
all diese abgelutschten klischees zu schlucken, weil ich den text
einfach so gelesen habe, als ob der protagonist, in @MamaFettich´s text,
er selbst ist ...

und aus dieser warte heraus, da ist es schon ziemlich mutig/offen
sein eigenes ich in einem "gartenzwerg" zu spiegeln ... denn siehe da ...
aus solch´einem billigen klischee, da entsteht eine neue sinnverbindung.

deine kritik @artname, die kann ich 1 zu 1 nachvollziehen,
(btw ... deine beiträge lese ich hier gerne! ...)
aber nur, wenn ich den protagonisten der geschichte vom texter löse ...
oder anders formuliert --> wenn die anderen gemeint sind, da man ja
selbst drübersteht.

aber so, also mit meiner eigenen interpretation/unterstellung,
da ersetze ich den "Handtuchgarten/das Neubaugebiet" (nur zum beispiel)
durch dieses forum, den "Kokon" durch das kuschelige forennest...
und schon wird der text dermaßen persönlich, dass es mir einfach zu haarig wird,
da weiter nachzudringen ...

ich fürchte nur, dass dieser text auch nur wieder "verallgemeinert" wird ...
irgendeiner trällert zu irgendeinem beat und der text,
der wird stück für stück nach unten weitergereicht, bis er sich im
hintergrundrauschen des forums in seine gefälligen bestandteile auflöst.

nur ein rat ... ich würde den text, werter @MamaFettich,
tatsächlich auch selbst einsingen ... du hast zwar keine große stimme,
aber soooo übel ist sie nun auch wieder nicht ... aber am wichtigsten -->
wenn man über sich selbst, selbst singt, dann geht es einfach
am stärksten unter die haut.

... und noch etwas weitergesponnen ...

"vielleicht" solltest du zukünftig auch öfter mit deiner stimme "denken" ...
auch wenn du selbst nicht singen willst ... denn hier liegt für mich auch
der menschlich wertvolle "dreck", der mir machmal bei deinen wohlgefeilten
und bildschönen texten fehlt. LG

 

[artname]

Hallo verflixte 13,

Du hast mich ja direkt angesprochen. Zunächst freue ich mich sehr über dein Interesse

Ich hoffe und denke, ich hab verstanden, wie DU dich gedanklich dem Song genähert hast. Mir gelingt die Personifikation von LI mit Autor allerdings nicht. Wahrscheinlich deshalb nicht, weil ich mich weigere, LI und Autoren gleich zu setzen: Es würde mMn der künstlerischen Freiheit die Existenzberechtigung rauben!

Nimm mein Beispiel Randy Newman. Der spielt bahnbrechend mit dem Kitzel, dass man nie weiß, ob seine perversen Figuren die Haltung des Autoren repräsentieren. Nimmt man allerdings sein Gesamtwerk, müsste selbst der größte Moralist passen: Es sind zu viele unterschiedliche Figuren, die der Rockpoet präsentiert.

Du, mir macht es ebenfalls großen Spass, darüber zu spekulieren, wie stark der Newman sein "wahres" ICH in seine Figuren schreibt. Er sagt in Interviews, dass er nur dann thrill spürt, wenn er das Fremde, das Böse in sich lebendig macht. - ich vermute, das können die Meisten nachvollziehen. Es sind einerseits die Gefühle des Autors und seine Erfahrungen, die dem Stoff Leben einhauchen. ANDERERSEITS werden wir juristisch an unseren Straftaten gemessen, nicht an unseren sträflichen Gedanken. Die sind frei...

Und deshalb interessiere ich mich öffentlich für den Stil, aber nicht für die Person des Autors. Der Schreibstil ist das Handwerkzeug des Täters. Darüber kann man diskutieren, ohne zu unterstellen, das s der Täter ein .... ist. Den Autor kann man nicht ändern. Allerdings kann jeder sein Handwerkszeug komplettieren

Ich scheue mich nicht, die Darstellung eines Mörders so detailliert zu analysieren, dass scheinbar ein paar Eigenschaften des Autors sichtbar werden. Wie gesagt: scheinbar. Aber mit dem Mörder würde ich den Autor niemals gleichsetzen. Diesen Beitrag zur Einschränkung der künstlerischen Freiheit verweigere ich

Nochmal: ich seh dich nicht als Moralisten. Aber hattest du beim Schreiben im Auge, wie sehr eine öffentliche Gleichstellung von LI und Autor in der Folge die künstlerische Freiheit bedrohen würde?

Lg

P.S.: in einer Diskussion mit dem Autor würde ich ihn nicht mit Glaceehandschuhen anfassen. Dann ist er mein reales Gegenüber, kein fiktives Produkt

 

[verflixte13]

@ artname

dann habe ich mich unklar/unverständlich ausgedrückt ...
denn deine hinterlegten gedanken, die könnte ich auch so unterschreiben ...

also, noch einmal einfachst auf den punkt formuliert:

ich nehme ihm den text, mit dieser "ich-perspektive", auch so ab. LG

 

[artname]

die Gedanken sind frei