Alles beim alten

[Dodo_I]

Nun ja, neolaah, Du musst wissen, hier geht es nicht nur um Leben und Tod.
Hier geht es um mehr

 

[SoulFrontier]

Hm also bei diesem Text komme ich etwas ins Grübeln....

Irgendwo muss man doch wohnen??? Ich traue es mich fast nicht zu sagen aber...ich bewohne ein Reihenhaus! Und mir geht es damit blendend.
Ich habe mich auch noch nie daran gestört dass die Häuser in Deutschland in der Regel irgendwie in Reih und Glied stehen...

Sorry, aber nicht Jeder mag/kann im Szeneviertel wohnen (bei uns gibt es keins) und die spinnerte Fabrikwohnung bewohnt so manch Einer nur, weil er denkt das ist jetzt obercool und sowas von in.
Spießer!
Auf's Dorf zogen in den 90ern die Massen. Heute versuchen sie krampfhaft zurück in die Stadt zu kommen. Auf unsere Dörfer zieht es nur die Leute, die die Großstadt komplett kaputt gespielt hat
Die finden das dann da alles gaaaaanz toll! "Echte Kuhscheiße, guck doch mal!" Lol.

Jeder wie er mag.

Der Gartenzwerg, auch so eine Sache. Ich glaube ehrlich gesagt wer heute Gartenzwerge im Garten hat muss schon ne coole Sau sein . Das hat ja echt was! Das ist provokativ, fast so provokativ wie vor 40 Jahren eine Punker Frisur. Die allermeisten Gartenzwerge sehen dann ja auch genau danach aus. Augenzwinkernd nehmen sie sich selber auf die Schippe.

Der deutsche Dumm Michel, der kleinkarierte elende Spießbürger, der sich vor 40 Jahren Gartenzwerge in den Vorgarten gestellt hat, der würde das heute niemals tun!!! Neee! Denn Gartenzwerge sind out!
Der frisst jetzt sogar Sushi u.s.w. schwimmt immer mit dem/im Strom.

Und diesen Spießer, den gibt es in jedem Wohnumfeld.

In meiner Nachbarschaft wohnen ganz normale, angenehme und sympathische Menschen. Und einige wenige Arschlöcher auch

Frage an Euch:

Was macht den Menschen zum Spießer? Woran macht man das fest?

Ich glaube, ich finde die Idee echt geil. Ich kaufe mir nen Gartenzwerg!!! Geilomat!

 

[holgi]

Ich habe diesen Text nie wirklich "wörtlich" genommen, sondern ihn so verstanden, das die Zerrissenheit und Verzweiflung des Protagonisten "bebildert" wurde, würde für mich ebenso gut funktionieren, wenn Jörg das Szenario in ein besetztes Haus unter ne Punker-Kommune verbracht hätte, oder in die Vorstandsriege der Deutschen Bahn AG, oder, oder....

Ich erkenne mich ein Stück weit wieder im Protagonisten, ich kenne diese Momente des Innehaltens, wenn man resümiert, mal Rückschau hält.

 

[neolahh]

also ich bin eine Frau und habe zwei 50 cm große Gartenzwerge in meinen Garten, der eine ist ein Jäger die sind aber schon sehr alt.....

ich finde es albern, an so Kleinigkeiten einen Menschen zu beurteilen.....

wir sind ja nicht im Charakter Management Training, wo die Leute in Farben eingeteilt werden, wenn es danach geht bin ich rot-gelb ... die kreative Chefin lach

aber der normale Mensch, ist nun mal Oberflächlich und beurteilt sein Gegenüber an Materialismus oder seiner Optik .....

ach ja ich angle auch als Frau, bin ich nun unweiblich ? *lach*

und was ich eh nicht verstehe, warum jedes Wort in dem Text allzu wörtlich genommen wird, das ist doch ein Text, der echt leicht verständlich ist, an dem man sich nicht in so einer Form auslassen muss, oder sich Jemand angegriffen fühlt .......

 

[artname]

@holgi

Der Text würde genauso funktionieren, wenn MF ihn ins Punker- oder Bankermillieu versetzt hatte? So universell ist der Text für Dich? Das klingt ja glatt nach einem Blankoscheck

---------

Das meinte ich, als ich schrieb, der Text formuliert Meinungen, Vorurteile, die sich an die Vorurteile im Leser wenden. Er enthält keine glaubwürdige Story, in der sich eins aus dem anderen ergibt.

Die Ursache ist für mich die überbordende Bildsprache. Die kann leicht die Inhalte verwässern, eine Scheinglaubwürdigkeit im Kopf produzieren. Auf Spiegelonline wurde dieser Tage eine wissenschaftliche Untersuchung erwähnt, wonach gereimten Inhalte automatisch eine höhere Glaubwürdigkeit im Kopf des Lesers erhalten.

Das Gleiche gilt für das Sprachbild. Der Inhalt muss im Gegensatz zur Gedankenlyrik nicht mühsam durchs Hirn wandern, sondern die Bilder sprechen automatisch entsprechende Erinnerungen und Gefühle an. Unabhängig vom sonstigen Inhalt. Dieser Methodik bedienen sich zum Beispiel alle Demagogen. Sie diffamieren ihre Gegner mit Bildern, die den gewünschten Hass und Ekel produzieren. Und hypen ihre eigenen Ziele mit Bildern, die automatisch Liebe, Vertrauen oder Stolz produzieren. (Keine Angst, ich will den Jörg hier nicht zum Demagogen erklären!)

Aus diesem Grund werden Journalisten in ihrer Ausbildung immer wieder daran erinnert, die Kraft des stringenten Inhaltes zu vermitteln und eher sparsam mit den verführerischen, aber diffus wirkenden Bildern zu arbeiten.

@Soulfrontier

Mir gingen sehr ähnliche Gedanken durch den Kopf.

Lg

 

[TheButcher]

Zitat neolah

aber der normale Mensch, ist nun mal Oberflächlich und beurteilt sein Gegenüber an Materialismus oder seiner Optik .....

Hach, der Satz nervt mich einfach

Lass mich raten, du bist nicht oberflächlich oder materialistisch? oder, nur ein bissl?

Ich mein das gar nicht bös. Ich mein bloß, dass in so ner Gesellschaft wie unserer, alle i-wie materialistisch sein müssen. Die einen machen das besser oder cleverer als andere; aber ich find das so doof, die Leute dafür zu verurteilen.

sorry für OT - obwohl, so OT isses ja nu auch nicht.

 

[neolahh]

schön wenn dich der Satz stört ......ich denke nun mal so

nein, ich verkörpere keine der beiden Eigenschaften, ich war nie so und das hat tiefere Gründe, die hier niemanden was angehen, ich habe ein ganz anderes Wertesystem danach lebe ich und so denke ich .......

und ich verurteile niemanden, jeder wie er möchte

 

[helge1973]

@Clemens:

Man kann Texte über provokante Themen schreiben, ohne ein provokanter Typ zu sein.

Schliesst sich per se aus: ein Typ der provokantes Zeugs schreibt IST ein provokanter Typ, allein schon aus der Sinnlogik heraus.

Und in nicht nur einer PM an mich hat Jörg das auch bestätigt: er WILL provozieren! Wobei ich dieses Wort nicht so passend finde, es eher durch "Wachrütteln" oder "mit einem nassen Lappen ins Gesicht klatschen" ersetzen wollen würde.

Und DAS ist auch völlig okay und wenn wir uns an die Tumulte aus dem Jesus-Thread (der ursrünglich mal "Krüppeljesus" hieß) erinnern, wissen wir auch alle wieder, wovon wir reden.

Ich empfinde das Verhalten von Mama Fettig absolut nicht als provokant.

Da stimme ich Dir zu: seine Antworten sind immer lieb und nett.
Unser Jörgilein ist halt ein Wolf im Schafspelz

Es wurde hier gar nichts "weggepinselt".

"Wurde" nicht, durch Deine "Ermahnung" wurde es aber angekündigt.

Und so darf ein Feedback-Suchender auch Respekt vor seiner Persönlichkeit erwarten.

Ich lese nicht einen Satz aus dem hervorgeht, dass art gegenüber MamaFettig NICHT respektvoll gewesen ist, es sei denn, man kreidet art den "selbstverliebten" und "negative Kritik meidenden" Autor an, aber ich bitte Dich: wir sind hier doch ehrlich nicht im Streichelzoo und können bei solchen Sätzen doch nicht von Beleidigungen oder Disrespect reden - es sind Meinungen, die im Rahmen eines durchaus streitbaren Themas dargelegt werden und noch einmal: ein Autor muss - wenn er schon selbst persönlich wird (allein schon weil er aufgrund der Thematik den Protagonisten selber kennt) - auch persönliche Meinungen zulassen, er kann sich ja über diese auch ärgern, es ist beides gestattet.

Dennoch fand ich den Rahmen eingehalten.

Du solltest den Thread nochmal genau durchlesen

Ich weiß nicht wer von uns beiden sich den Thread noch einmal genau anlesen sollte, denn mein Post bezog sich auf #13 - 15. Und da ist mehr als ersichtlich, dass sich artname über das schlichte "Danke fürs Mitspielen" ärgert.
Ich kann mich da aber auch täuschen.

Und im "weiteren Verlauf" geht MamaFettig nur "bedingt" auf wichtige Einwände artnames ein.
Und das prangere ich dem TS nicht einmal an - ich beobachte nur.

Der hitzige Anteil führt meistens zu Missverständnissen und diese wiederum zu Aggressionen

Mein lieber Clemens, ich gebe ja offen und gerne zu, dass wir uns (vor allem die Äntä mit dem Tretroller) ja oft wie unmündige Kinder verhalten, einverstanden ... aber kann es sein, dass Du Aggression mit Leidenschaft verwechselst? Denn genau dieses lese ich aus artnames Post (auch aus seinen anderen) heraus: Leidenschaft!

Er ist ein Streiter der schönen Künste - und darf es doch auch sein, genauso wie andere dies nicht so sehen dürfen.

Ich sehe es anders: der Mod ist dazu da DANN einzulenken, wenn ein User durch ständiges Verhalten (auch in anderen Threads) zu Beleidigungen und sinnbefreiten Provokationen neigt - und auch hier kann ich artname beides NICHT bescheinigen.

Ein Mod sollte aber schon hitzige Diskussionen zulassen und nicht jeder droht dann gleich mit seinen Albanan ausm Kubana

die Integrität eines anderen zu verletzen.

Ganz ehrlich: davon sind wir in diesem Thread doch meilenweit entfernt. Ich sehe nicht, dass hier i-jemand verletzt wurde - es sind ledigich Meinungen, die nicht richtig sein, doch aber geäussert werden sollten und müssen.

Ansonsten können wir gerne nur noch schläfrige Wort-zum-Sonntag-Treffen einführen und an Debatten über Hausfrauenkurse teilnehmen.
Sachlichkeit in allen ehren, aber es muss weder humorbefreit noch langweilig zugehen, sondern sollte spannend und anregend gestaltet werden (dürfen) - und dazu ist ein MamaFettig-Text eben da.

Hier noch einmal der Rat, Dir die "Am Rande des Lichts"-Compilation wenigstens im Ansatz anzulesen, dann wirst Du sehen, welch harter Tobak dort geschrieben steht, der mehr als nur ein brodelnder Vulkan ist.

Und ich stehe zu jedem einzelnen Text dort, finde diese Themen wichtig und richtig - und vom Jörg auch beachtlich mutig.

"Alle dürfen machen was sie gerade wollen"

Davon war nicht in einem meiner Sätze die Rede

weg vom Inhalt in Richtung Forenverhalten und Persönliches abzudriften.

Das ist aus meiner Sicht nicht so leicht zu vermeiden, da das eine mit dem anderen einhergeht und - wie bereits geschrieben - Persönliches MUSS IM RAHMEN zugelassen werden, ansonsten Hausfrauendebattier-Club - ya know.

Zumindest ist es mir das Forum wert, dafür Zeit zu investieren.

Wie man sieht: mir auch.

Ich frage mich aber schon, ob bzw. warum wir - anstatt über den Text - übers Diskutieren diskutieren müssen.

1. Die Frage hast Du Dir selbst schon beantwortet, in dem Du auf meine Einwände eingegangen
bist, was ich sehr fair finde und

2. hat es doch sehr wohl mit dem Text zu tun, denn nicht nur ich stelle mir die Frage, wie weit ich
mit der Beurteilung eines (hier: diesen) Textes gehen darf.

3. Wird es besimmt nicht der einzige Thread eines MamaFettig-Textes sein, der zu Aufruhr führen
wird und dann ist es doch sehr wichtig, wie es sich zu verhalten gilt und wie weit man eben gehen
darf, da wir uns ansonsten wieder im Kreis drehen und zu keiner Lösung kommen werden.

4. Hab ich vergessen.

@art:

Es wird mich nicht vom Kommentieren abhalten.

Und das ist auch gut so - sonst verkommen wir wirklich so langsam zu einem Hausfrauen-Debattier-Club (HDC - geil, wa? xD )

Herzlichen Dank für deinen einfühlsamen, ehrlichen und klugen Kommentar! Ich fühl meine
Interessen in Deinen Zeilen glänzend abgebildet.

UR welcome

@neolaah:

nur vom lesen hier bekomme ich schon Haarspitzenkatarrh .......

Du sollst doch keine Dinge tun, die schlecht für Deine Gesundheit sind
Im besten Fall: einfach nicht lesen - musst ja nicht

@Dodo:
Von Dir hätte ich mir mehr erhofft als flügellahme Ironie.

Zum Text:

Wieder kitzelt uns der Autor an der Nase und wieder piekt der Autor genau dorthin, wo es wehtut - gekonnt mit beißendem Sarkasmus.

Ich finde Mama's unsympathischen Protagonisten absolut genial!
Warum?
Weil er ein nicht merkbefreiter Beobachter ist, der sein Leben grundsätzlich langweilig findet und vor Langeweile umkommt, seine Umgebung (und wahrscheinlich auch sich selbst) hasst, aber nichts an alldem ändern will.

Der Protagonist ist weder Held - noch Antiheld.
Das macht ihn so interessant.

Und vor allem: es ist keine Kunst NUR einen davon zu kennen, ich selber kenne so viele Menschen, die genau so vor sich herleben (oder sollte man sagen: "menschlich vor sich hervegetieren") und nach mehreren Jahrzehnten stillschweigender Wut ohne viel Drama und Trauer einsam und alleine krepieren.

Gäbe es einen Zusammenbruch des Protagonisten (was hier nicht der Fall ist), würde er mich entfernt an Thomas Buddenbrook erinnern, nicht von der geschäftlichen Rafinessse, aber schon von dem "langsamen inneren Sterben" her.

Ich könnte mir auch gut vorstellen, dass der Protagonist heimlich seine Gedanken hier veröffentlichen, ja, sie sogar hinaus schreien will - und diese dem Jörg an seiner statt gegeben hat


Nach wie vor sind die harten und wagemutigen Texte der "Am Rande"-Sammlung zwar obergeilig, aber diese Story hier hat andere Werte, zeigt sie doch das Innere einer Person, die eigentlich schon tot ist - und es nur erahnen, aber (noch) nicht so richtig wissen kann.

So jedenfalls - liest der Hellgay das.

 

[holgi]

@holgi

Der Text würde genauso funktionieren, wenn MF ihn ins Punker- oder Bankermillieu versetzt hatte?

Ja. Natürlich milleugetreu....

So universell ist der Text für Dich?

ja, die Botschaft.

Das klingt ja glatt nach einem Blankoscheck

Verstehe ich nicht

Wie im übrigen den ganzen letzten Verlauf, den habe ich auch nicht mehr auf der Rechnung, Mama/Jörg hält sich raus wie man sieht, ihr aber findet kein Ende, MIR wäre das zu langweilig ohne jenen Menschen zu Wort kommen zu lassen, dessen Werk ich bespreche

 

[helge1973]

MIR wäre das zu langweilig

Nun ja ... MIR sind auch die politischen Themen und sonstige Randthemen zu langweilig, die hier so stattfinden ... dann liest man das ganz einfach nicht

 

[holgi]

MIR wäre das zu langweilig

Nun ja ... MIR sind auch die politischen Themen und sonstige Randthemen zu langweilig, die hier so stattfinden ... dann liest man das ganz einfach nicht

Alles klar, dann weiterhin viel Spass

 

[artname]

MIR wäre das zu langweilig ohne jenen Menschen zu Wort kommen zu lassen, dessen Werk ich bespreche

Der war gut


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Ansonsten: ich arbeite als Texter. Tag für Tag. MF schreibt Sprachbilder. Das Forum reagiert voller Zustimmung. Ich nicht. Mir fehlt in vielen Texten der Punch, der Biss, die Klarheit. Auch die teilweise sehr schönen Vertonungen und Interpretationen ließen mich DESHALB oft ratlos zurück. Das ist natürlich Geschmacksache.
Den Konflikt, mich zwischen Text und Musik entscheiden zu müssen, hatte ich bei MFs Liedermacher -Version übrigens nicht.

@helge

Noch einmal herzlichen Dank für Deine Bewertung der bisherigen Diskussion.

Zum Text: du schreibst, der Protagonist wäre weder Held noch Antiheld. Du meinst: er hält sich aktiv raus.? .
Weiter sagst Du, du kennst sehr viele solcher Menschen. ICH nicht. Ich kenne leider nur Menschen mit Stärken und Schwächen, Vorlieben und -urteilen! Liebe und Hass. Keine Betonherzen. Leider. Das macht es ja so schwer, klug, bissig und fair über sie zu schreiben. Du nennst den Protagonisten genial, ich nenne ihn eindimensional) ....



.... und dennoch freue ich mich über unsere Diskussion. Sie könnte, konsequent betrieben, beiden nützen

 

[helge1973]

Noch einmal herzlichen Dank für Deine Bewertung der bisherigen Diskussion.

Kein Ding.

Du nennst den Protagonisten genial, ich nenne ihn eindimensional

Mir fallen da auf Anhieb Bücher wie "Irrungen, Wirrungen" von Fontane, "Die Reisen des Mr. Leary" von Anne Tyler oder auch "Madame Bovary" von Flaubert ein ... auch dort waren die Hauptakteure doch nach außen hin eindimensional, gar langweilig ... im Inneren aber herrschte Aufruhr, die in eben jenes stillschweigende Leiden mündet, das meiner Ansicht nach auch MF's Figur durchmacht, denn: er fühlt/sieht/merkt ja, dass das alles nicht sooooo toll ist, fühlt sich in seiner Haut nicht wohl, mag auch die Umgebung nicht usw. .... und grade dieses "innere Leiden" macht eine eigentlich eindimensionale Figur (das stimmt) interessant.

Was Du mit fehlendem "Punch", "Biss" und "Klarheit" an MF's Geschichten vermisst, kann ich allerdings nicht nachvollziehen: ich finde alles darin wieder und Klarheit, mein Bester, die (mögliche) Klarheit verschaffe ICH mir selber, was dann - zunächst einmal - nur meine Klarheit ist, aber - wie MF mir hin- und wieder bestätigt - liege ich nicht so ganz daneben mit meinen Deutungen

Biss ... grade in dieser aktuellen Geschichte spüre ich sehr viel davon, es ist sogar ein Mix aus beißend-ätzender Bosheit plus einer an sich traurigen Figur nach Innen hin - nach wie vor: genial.

.... und dennoch freue ich mich über unsere Diskussion. Sie könnte, konsequent betrieben, beiden nützen

Ich freue mich auch (ehrlich!) und ich kann Dir anhand von PM's versichern, dass es nicht NUR uns beiden nützt und auch, dass sich beileibe nicht so viele langweilen wie hier gerne mal der Anschein geweckt wird

 

[artname]

Hi helge,

Mir fallen da auf Anhieb Bücher wie "Irrungen, Wirrungen" von Fontane, "Die Reisen des Mr. Leary" von Anne Tyler oder auch "Madame Bovary" von Flaubert ein...fff

Ich werde bei der nächsten Gelegenheit mal Stichproben lesen. Allerdings meint eindimensional NICHT die Aussendarstellung, sonder die fehlenden Widersprüche in einer Figur.

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Flache oder 3dimensionale Figuren:

Können wir uns auf folgendes einigen: Alle Menschen sind mit ihrem Leben überfordert, müssen sich oft mit ihrem Glauben und ihren automatisierten Handlungen am Alltag entlang hangeln? Die Darstellung eines solchen Überlebenskäpfers mit all seinen logischen und unlogischen Handlungen und Gefühlen, das macht die Mehrdimensionalität einer Figur im Roman oder eines LIs in der Szene oder Situation aus.

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Ein Beispiel:

Zum Text. Was wissen wir von unserem LI? Wir wissen beispielsweise, dass er sich für asiatische Lebenskunst-Kurse interessiert. Momentan ist er Buddhismusfan. Gut, warum nicht. Die Aufzählung der Kurse ist MF jedenfalls wichtig. Die Wirkung auf das LI schon nicht mehr. Unwichtig scheint zu sein, dass ein Buddhist sich übt in wahrer Gelassenheit. Würde ein Buddhismusanhänger seine (anzustrebende) Gleichmut emotional mit einem Betonherzen vergleichen? ... hast Du mal mit Leuten über ihre (momentane) Vorliebe für Buddhismus geredet? ----

Gut, MF ignoriert das im Text . Am Innenleben SEINES LIs perlt der Buddhismus scheinbar ab wie Wasser an Teflon.- Jemand schrieb mal: wer seine fiesen Figuren nicht liebt, dem sind sie wurscht. Aber warum dann darüber schreiben? Noch dazu mit so erhabenen Bildern wie "Herz aus Beton" ?! - Und eben diese Gleichgültigkeit gegenüber den Figuren mag ich nicht.

An diesem Thema war ich schon länger dran. Beflügelt hat mich dann ein Gartenzwerg auf einer Dachterasse, der seinem Besitzer wirklich zum Verwechseln ähnlich sah. Lächeln .. Von da an ging es schnell voran.... .

Also ich glaube MamaFettig, dass dann alles schnell ging Das ist der Fluch des Texters, wenn es raus ist, dann soll es auch auf die Bühne. Kann ich gut verstehen.

Hier mach ich eine Pause für Dich, falls Du noch möchtest

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EDIT: Ach so, da war ja noch was "Text mit Biss" in Zusammenhang mit negativem LI:

Der Mut bestimmt die Bissigkeit:

Biss hat für mich beispielsweise Randy Newman mit "Short People": Das LI sagt nur Gemeinheiten über kleine Menschen, drückt geradezu seinen Ekel vor kleinen Menschen aus. Selbst seine Relativierung (sie sind genauso Menschen wie du und ich) ist musikalisch so süssifant untermalt , dass man sie eher als Ironie versteht. Die Folge: er wurde verklagt. Das Lied zeitweise verboten.

Es hat Randy nicht daran gehindert, diesen Weg fortzuführen. Er fühlt sich in seine negativen Kunstfiguren ein und drückt ihre menschenverachtenden Meinungen in Tonfall und Inhalt gekonnt aus. Ich singe seine Lieder gern mit, und tief im Inneren fühl ich mich irgendwie angesprochen. Newman klagt in Interviews oft darüber, dass er falsch verstanden wird: Aber wenn ich in seine Konzerte gehe, dann sitzen da schon Leute, die ihn wohl eher wegen seines Mutes zur 100%ien Irritation besuchen

Newman benutzt eigentlich selten rethorische Sprach- Bilder. ER kennt ihre vernebelnde Wirkung. Er beschreibt Situationen bildhaft klar, aber eigentlich nie durch die Blume Seine Provokation ist die glaubwürdige und eher beiläufige Aussage von Ungeheuerlichem

Nun lege ich an MF nicht (ausschließlich) diesen Maßstab an. Aber ich kann ihn eben auch nicht ganz ausblenden...wenn ich beim Hören der Lieder oft nicht viel mehr spüre als das große Talent der Komponisten, Interpreten und... natürlich.. auch des Texters!!!

 

[holgi]

MIR wäre das zu langweilig ohne jenen Menschen zu Wort kommen zu lassen, dessen Werk ich bespreche


Der war gut

Ja merkt ihr denn nicht das Jörg nicht reagiert? Ist es denn egal OB er noch reagiert? Ist es nicht längst nur noch Nabelschau? Braucht es noch Jörgs Text dazu?

Ich halte mich ja gleich wieder heraus, .....keine Bange...

aber eines noch; nicht alles muss bis ins Detail durch-analysiert werden, Widersprüche findet man überall, warum soll ein Songtext da eine Ausnahme machen? Ich verspüre eine Wirkung dieses Textes, ich habe eine Ahnung davon was Jörg sagen möchte, das ist weit mehr als bei 90% dessen, was ich in kommerzieller oder auch nichtkommerzieller Musik serviert bekomme, an lyrischen Ergüssen.

ist doch auch schon mal was, oder?

So, und jetzt verschwinde ich wieder im Keller und drechsle Kerzenständer

 

[artname]

@holgi

Ich hab auf deine Formulierung reagiert, man würde MF nicht zu Wort kommen lassen. Wer hindert ihn denn?

Ansonsten: Du, ich respektiere Deine Begeisterung. Viel Spass beim Drechseln

Lg

 

[Mike3000]

Ich habe die Diskussion hier nicht weiter verfolgt, in der Zwischenzeit aber meine Idee in ein paar Gitarrenspuren und ein paar Tönen auf dem Akkordeon festgehalten.

Gesang ist wie immer bei mir voll daneben (wenn jemand Lust hat zu singen, nur zu), Drums sind noch fertige Midis .. wenn jemand Lust hat mit mir zusammen an dem Song zu arbeiten, investiere ich gerne mehr Zeit:

PS: und Vogelsamples gibt es bestimmt auch noch bessre

 

[Soundkraft]

Mannomann...soviel Text um so ein bisschen Text
Hab nicht alles gelesen.
Gebe Artname aber insofern schon recht, als mir da auch zuviel Schwarz-Weissmalerei betrieben mithilfe von Vorurteilen betrieben wird. Der Porsche erscheint mir das als einziges Symbol, das ein bisschen zeigt, dass man sich im Grunde ja schon abheben möchte....aber halt auch nicht soweit, dass man sich trauen würde nen Ferrari zukaufen

Wenn ich jetzt mal nen Vergleich zu einem bekannten Stück deutschen "Spiesseranklagetums" ziehe, dann muss ich sagen dass Udo Jürgens das damals mit seinem "Ehrenwerten Haus" schon sehr viel konkreter und damit auch weniger "pauschal" rübergebracht hat. Da lacht man über die Typen die er dort zeichnet, die jeder von uns kennt und die auch in jedem von uns stecken..mehr oder weniger.
Man fühlt sich trotzdem nicht so leicht selbst angegriffen...was ja immer die Gefahr ist, wenn der Text pauschalisiert....dadurch wirkt mir ebendieser zu "flach" und zu oberflächlich...zuwenig Feingeist und Fingerspitzengefühl, auch wenn die Bilder natürlich wie gewohnt von der Mama passen.


@Butcher

Frage an Euch:

Was macht den Menschen zum Spießer? Woran macht man das fest?

Ein Spiesser ist vor allem ein Mensch, der keinem gönnt was er nicht selbst hat...was aber nicht heisst, dass alle haben dürften was er hat.

Old Udo bringts auf den Punkt

 

[Stoner]

Oh ja, der gute, alte Udo Jürgens und sein "Ehrenwertes Haus"...
Den Song fand ich sogar in meiner absoluten "Schlager-Quäl-Zeit" sehr amüsant. Wobei er genau betrachtet nichtmal lustig ist. Vielleicht fand ich es dehalb so gut... - nichtmal lustig, aber absolut treffend!
Kann nur sagen: Sehr gut beobachtet und beschrieben, Herr U.J.!

 

[Soundkraft]

Da ich selbst schon mal so nen Zettel von den lieben Nachbarn (anonym natürlich!!) unter der Tür hatte, kann ich mich mit seinem Text voll identifizieren