Was ich für sehr fragwürdig halte, ist, dass z.B. die Piratenpartei und andere vermehrt linksextreme Positionen Ängste schüren. Das Internet wird hierzu primär genutzt, einseitige propagandistische Infomaterialien online zu stellen und verbreiten. Jüngere täglich vernetzte Internetuser sind zuerst Opfer dieser Massnahmen, kein Wunder, dass solche Flashmops schnell zusammengeschustert sind.
Bei der Piratenpartei weiß ich es nicht, aber die Fehlinformationen über ACTA werden sicherlich größtenteils von den Betreibern der Seiten für illegale Downloads verbreitet. Und die sind nicht linksextrem, sondern wollen schlicht ihre finanziellen Interessen schützen. Es handelt sich dabei also eher um Kapitalisten als um Linksextreme. Sie machen das was auch die Kapitalisten der MI schon immer gemacht haben, nämlich sich auf Kosten anderer zu bereichern. Sie instrumentalisieren lediglich das linke Gedankengut für ihre Ziele.
Die "etablierten" Kapitalisten verbreiteten schon lange vor dem Internet Hetze und Fehlinformationen, um ihre Interessen zu wahren und benutzten dafür die traditionellen Medien wie z.B. die BILD-Zeitung. Und sie mischen sich zu diesem Zweck immer wieder in die Gesetzgebung ein, wie es jetzt mit ACTA der Fall ist.
Man protestiert heutzutage viel zu schnell mit einem gefährlichen Halbwissen und oft völlig realitätsfremd gegen alles. War ja zuletzt auch bei "Stuttgart24" oder "gegen Kernenergie" uvam. so.
Das gefährliche Halbwissen resultiert hauptsächlich dadurch, dass keine vollständigen Informationen gegeben werden. Es kann nicht angehen, dass jeder Bürger erstmal ein Jurastudium absolviert haben muss, um bei dem ganzen durchblicken zu können.
Schon allein deswegen ist es legitim gegen ACTA auf die Strasse zu gehen. Es geht dabei nicht darum, gegen ein konkretes Gesetz zu demonstrieren, sondern darum, sich gegen die Art und Weise, wie immer wieder über die Köpfe der Bevölkerung hinweg Gesetze gemacht werden, zu wehren.
Für die fehlende Aufklärung sind u.a. auch die traditionellen Medien verantwortlich. Die Menschen werden auch von ihnen ständig in die Irre geführt. Statt aufzuklären ziehen sie es vor durch reisserische Berichte/Artikel hohe Auflagen/Quoten zu erzielen und inhaltlich der jeweiligen Gesinnung ihren Stammleser/zuschauer gerecht zu werden. Denn auch die Medien sind in erster Linie Unternehmen, denen ihre finanziellen Interessen wichtiger sind als ihr gesellschaftlicher Auftrag.
Ein Beleg dafür ist das Beispiel, von dem Kulturzeit vor kurzem berichtet hat:
http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/themen/160212/index.html
Ein erfolgreicher Opernsänger hat auf seiner Homepage Kritiken gestellt, die verschiedene Zeitungen über ihn geschrieben haben. Erst(!!) nach drei Jahren schickten ihm mehrere dieser Zeitungen (u.a. die FAZ) eine Rechnung für die illegale Nutzung der Artikel. Laut Gesetz sind die Zeitungen im Recht (auch ohne ACTA). Aber was ist das für eine Art? Schließlich hatten die Zeitungen durch den Sänger ja überhaupt erst etwas über das sie schreiben und somit Geld verdienen konnten. Und nun verlangen sie von ihm auch noch Geld für die Nutzung dessen.
Die Verlage haben das Internet als neue Geldquelle entdeckt. Jetzt können sie nämlich mit uralten Artikeln Geld scheffeln, die früher im Archiv vergammelten und nichts mehr wert waren.
Das alles zeigt, dass das Problem nicht ein Problem des Internets ist. Die 4. Macht ist schon lange vom Kapital vereinnahmt und kommt ihrer Aufgabe aufzuklären nicht ausreichend nach. Das Internet ist eher eine Chance, dass die Masse bald kritischer und aufgeklärter sein wird, als zuvor. Dazu ist vorher aber halt noch ein langer Lernprozess notwendig.
Es wird, wenn die Diskussion noch lange weiter geht, auch jedem Autor und Texter die Lust vergehen, für 'die Leute' überhaupt noch was zu schreiben.
Nur denen, die ihre finanzielle Existenz darauf aufgebaut haben. Und das wäre doch wunderbar! Dann würden nur noch die Musik machen, die sie wirklich lieben und der Markt würde nicht mehr mit so viel Schrott überschwämmt, in dem die gute Musik völlig untergeht. Musik ist Kultur und Kultur lebt man, man konsumiert sie nicht nur. Als Gegenleistung für seine Musik bekommt der Musiker doch gratis die Musik, die Filme, die Bilder, die Romane und Comics der anderen Künstler!
Ich finde es eine seltsame Sache, bis zu seinem lebensende Geld für etwas zu bekommen, an dem man nur einige Stunden oder Tage gearbeitet hat. Dieses Geld müssen doch die anderen, die nicht so viel Glück hatten dann für dich erwirtschaften.
Ich kann verstehen, wenn sich jemand entschieden hat von Urheberrechten sein Leben zu finanzieren. Der Überlebenskampf in unserem System ist hart, da nimmt man was man kriegen kann. Deswegen kann ich auch einen Arbeitslosen verstehen, der von Steuergeldern lebt, weil er sich nicht in einem Job mit 5-Euro-Stundenlohn kaputt schufften will. Aber darauf zu bestehen und von unfreiheit zu sprechen, wenn man von seinen Urheberrechten nicht mehr leben kann ist ziemlich verdreht.
Die Menschen, die die realen Güter produzieren, die du mit dem Geld, das du mit deinen Urheberrechten verdienst kaufst, müssen täglich neun oder mehr Stunden einer meist stupiden Arbeit nachgehen. Und der Lohn den sie dafür bekommen, wird nicht ansatzweise dem gerecht was sie leisten und opfern müssen. Was ist also mit deren Freiheit?
Um sich das Leben trotzdem einigermaßen erträglich zu machen konsumieren diese Menschen so viel sie können. Illegale Downloads kommen ihnen da gerade recht, denn je weniger sie bezahlen müssen, desto mehr können sie konsumieren. Dabei scheißen sie auf das Urheberrecht der Künstler, so wie man auch auf ihre Freiheit scheißt.
Zuletzt noch eine Frage zu ACTA: Wenn das deutsche Urheberrecht sowieso schon dem was in ACTA festgeschrieben ist entspricht, warum hat Deutschland dann überhaupt vor ACTA zu ratifizieren? Allein das läßt doch schon vermuten, dass ACTA sehr wohl auch das deutsche Recht verändern wird.