Ich habe noch ein bisschen Feedback rumliegen und dachte mir, ich verklappe den Senf hier:
@ Lutzrobbylu - Lonely Is The Night
Du hattest mich mit deinem Doppelschlag ganz schön beeindruckt. Wenn ich es richtig in Erinnerung habe, kamen beide Beiträge kurz hintereinander, waren einfach da, als wäre es schon immer so gewesen. Hört sich aber trotzdem nach einer Menge Arbeit und viel 80er Feeling an. Die Drums sind hier etwas modern vom Sound her, meine ich fast. Aber der Rest ist eine typische Oktav-bass-80er-Disco-Nummer. Evtl. hätte damals ein Produzent darauf bestanden, die Echo-Stimmen im Refrain teilweise von weiblichen Backgroundsängerinnen singen zu lassen. Ich denke da gerade an den Hit von Paul Young - "Love of the common people". Toll gesungen jedenfalls, mit schön vielen Background-Stimmen. Auch das Arrangement wie bei dir üblich, sehr ausgeklügelt. Hier mal ein Drumsolo, dann Pause, dann wieder los (z.B. ab 1:26) Insgesamt eine tolle Nummer.
@ Lutzrobbylu - Love And Hate
Noch ambitionierter als "Lonely Is The Night" und klingt tatsächlich nach Saga, finde ich. Sehr beeindruckend. Unglaublich klasse komponiert und gespielt, vor allem die progressiven Elemente. Ab 2:20 ein tolles EPiano und schöne basslastige Akkorde. Eine wunderbare Stelle. Ab 2:43 das Bläser-Solo finde ich nicht so optimal, das Synthiesolo danach (ab 2:57) ist dafür wieder genial. Blöderweise stört mich irgendwas am hochgezogenen "haaaate" im Refrain. Kommt leider auch oft diese Stelle. Ich glaube fast, das ist der einzige nichtige Grund, wieso meine Begeisterung bei diesem Titel nicht durch die Decke geht. Insgesamt aber eine großartige Umsetzung der Saga-Idee. Zwei Top-Hits vom Lutzrobbylu, nicht auszudenken, was noch alles passiert wäre, wenn du Zeit gehabt hättest.
@ Beyolie - Dark Dreams
Diese unglaubliche, wie für dark synth pop gemachte Stimme unterlegt von sehr vielen, geschmackvollen, wunderbar arrangierten Synthie-Sounds. Das ist die Beyolie-Erfolgsformel. Für mich der beeindruckendste Output insgesamt. Wenn ich hier meckern müsste: der bass-Sound ist etwas statisch. Wenn der Bass lange Noten spielt fällt mir das etwas auf, z.B. bei 1:21. Einfach herrlich nach wie vor für mich dieser Gegenmelodie-Synthie im zweiten Teil des Verses jeweils mit dem genau richtigen Portamento (setzt beispielsweise genau bei 0:33 ein). Du musst nicht nur unglaublich viele Synthie-Presets haben, sondern du suchst auch die richtigen aus und setzt sie geschmackvoll ein. Da macht dir so schnell keiner was vor.
@ Cherry50 feat. Popnapp - Comicheld
Die Drums wie entfesselt, die Rockgitarren und das Intro-Riff, alles deutet auf die NDW oder eine frühe Hitsingle von Police. Die Gesangsstimme ist ein wenig im Kontrast dazu, cool, disziplinierter, weniger NDW-Frechheit, mehr Schlager-Sorgfalt ohne Adlibs, ohne Gegröhle, ohne Rockallüren. Diesen komischen Backgroundchor finde ich manchmal etwas laut gemischt. Insgesamt ein gewagter Mix zwischen zwei Stilen. Hat was.
@ theHELL - Unruly Desire
Toller Sound zwischen Drums, treibendem Bass, Gitarren und dem stilechten Gesang. Sowas kam Anfang der Achtziger sehr viel aus England. Ein bisschen Ultravox ist auch drin. Toll getroffen, dieser Style, der bestimmt auch einen Namen hat, keine Ahnung. New Wave? Das Solo ab 1:41 mit einfachen Vierteln, hm, das hätte vielleicht noch trickreicher sein dürfen, aber Kleinigkeit. Was mich mehr stört ist die immer gleiche Stimmlage des eigentlich coolen Gesangs. Zumindest im Refrain hätte ich da aus irgendwelchen Gründen schrecklich gerne eine Quinte höher die Melodie, oder irgendwie anders. Vielleicht ist es auch einfach zu tief für deine Stimme, jedenfalls kommt sie da nicht richtig in Quark. Die hohe Backgroundvoice im Refrain, so was hätte der Hauptstimme auch sehr gut getan. Aber auf jeden Fall ein atmosphärischer 80er-Volltreffer.
@ Octay feat. House12 - Comicheld
Die ersten Töne, da denke ich an Police. Bei dem Gesang denke ich DÖF, Codo und an Anette Humpe. Wenn Octay dazu singt, klingt es manchmal auch ein wenig nach Ideal. Hach ja, es gibt für jeden Ton eine Assoziation in die Achtziger. Das Arrangement ist mir noch ein bisschen leer, die Synthies machen nur Fläche, die könnten ruhig auch ein wenig Gegenmelodie oder anderes spielen. Dafür ist der Bass sehr schön unterwegs. Das Solo ab 1:57 ist mir ein wenig zu blues-schematisch plötzlich, passt nicht so recht zum Restkonzept. Der Gesang passt nicht überall, wirkt ein bisschen wie das Probieren aus den ersten 3 Takes. Ich hätte da lieber den fast perfekten 17.ten Take (das habe ich von der Beatles-Anthology, wo die auch irre oft die Stücke durchgespielt haben, bevor es dann mal passte). Schöner, erfrischender Ansatz, wie oft von dir, Octay, und eine wunderschöne Gesangsstimme, wie immer von house12. Fast hätte man dabei die Schwächen der Produktion vergessen können, aber nur fast.
@ Micgom - Love And Hate
Interessantes Stück mit einem Anne Clark Charme (der Name Anne Clark fiel mir selber nicht mehr ein, hat hier irgendeiner mal erwähnt). Die instrumentellen Zutaten sind schon sehr stimmig. Schöne Bassfigur, passende Piano-Akkorde und ein paar schöne Melodie-Synthies. Wäre als Maxisingle in den Clubs damals gut gekommen, nehme ich an. Aber so als Chart-Hit und hier im Voting fehlt noch die Durchschlagskraft, das was mich aus den Socken hebeln würde.
@ Beyolie - And Still Feel Only Rhythm
Der Anfang erinnert ein wenig an die Human League, "don't you want me baby" und vielleicht "tell me when". Nur der schöne Damenchor kommt dann nicht. Dafür die Bongos
wunderbar. Schönes zweites Solo ab 2:21 mit coolen Synthie-Effekten. Vom Songwriting, zum Beispiel der Versmelodie, vielleicht etwas einfacher und sich wiederholender als "Dark Dreams", aber das ist nur so ein Gefühl. Insgesamt dieselbe Güteklasse A.
@ Mike3000 feat. Ralf Biermann - Counting The Time
Ja, das viel erwähnte "final countdown" ist irgendwie nicht weit weg bei den Bläsern zu Anfang. Soundtechnisch klingen die Instrumente gut und rund. Nur die Hihats spielen eine Betonung, die mich immer irgendwie aus dem Timing rausbringt. Ralfs Stimme könnte diesen Song sehr schön ausgestalten, aber im Refrain fehlt irgendwie die Doppelung, vielleicht auch der Backgroundchor. Vielleicht fehlt auch noch ein wenig Hall und Raum? Jedenfalls klingt die Stimme ein wenig allein gelassen, noch nicht richtig im Song, noch nicht poliert. Auch tonal noch nicht alles perfekt. Die Melodie zu Anfang des Refrains "counting the time", da bin ich beim Hören nicht sicher, ob Ralf sich sicher war, was da eigentlich die Töne sind. Insgesamt ist mir das Tempo auch noch ein wenig zu gemütlich, oder liegt es am Arrangement, jedenfalls dürfte es für mein Gefühl noch viel agressiver und hektischer sein. Gut finde ich die Komposition und wie das Zwischenthema mit den Bläsern da immer reinpasst. Guter Fluss. Nur die Umsetzung insgesamt ist noch nicht ganz optimal.
