neumann hat seinen ruf schon wirklich nicht zu unrecht. wie auch die anderen deutschen hersteller nicht.
allerdings: in der heutigen zeit gehört im pop bereich soviel färbung zum standard, dass man zumindest viele der technisch objektiven nachteile billigerer mikros im zweifel einfach als teil der kunst verkaufen kann
es kommt einfach sehr auf den kontext an.
also wenn ich jetzt ne gute klassik-aufnahme machen möchte, dann würde ich da kein günstiges rode-höhenbritzelmonster hinstellen wollen, das klingt einfach viel zu artifiziell - da ist was seriösen aus dem hause schöps schon schwer zu schlagen, und natürlich stellt man auch gerne bisschen was aus dem hause neumann auf (wobei...ich manchmal gerne auch mal was eigentlich durchaus günstiges von oktava, bei denen ich zwei kapseln für etwas dunklere flügelaufnahmen für ziemlich heftige geheimwaffen halte, aber das wird jetzt zu kompliziert).
aber für die leicht rauchige popsängerin, die zu einem sehr modernen popmix mit programmierten und zu tode gehypten drums singt? bei der ich wegen diesem gehypten kontext sowieso nicht nur luft bei 12 sondern auch biss bei 8khz beizugeben plane? die kann auch ne vocal bei sich zuhause mit ihrem rode aufnehmen, und der unterschied zwischen ihrem sowieso schon relativ processed klingenden mikro und einer aufnahme, die ich hier mit nem m147 gemacht, aber eben danach in richtung eines sehr ähnlichen frequenzgangs processed habe - der unterschied ist jetzt nicht so wirklich schlachtentscheidend. da maskiert die schiere höhenattacke die (natürlich vorhandenen) unterschiede in der feinzeichnung und auflösung dann schon ziemlich.
ich hatte sogar schonmal nen fall, da hat jemand mir vocals mit nem schöps aufgenommen (details leider unbekannt), und die aufnahme war auf jeden fall ganz hervorragend, aber... ...sie hatte son bisschen was von ner hochqualitativen, ultrarealistischen sprecheraufnahme, und ich musste ganz schön schrauben, um das ding so zu zähmen und plattzuwalzen, dass es "eine ästhetikmaske aufhatte", die zu der ebenfalls sehr durchgestylten musik passte - und nicht wie ein zu realistischer fremdkörper über dem mix sass. war also glatt mehr arbeit, als hätten die in irgendeine china-hupe gesungen
aber okay, danach klangs dann auch sehr nice.
was ich in sovielen worten sagen will...gibt auf jeden fall platz für beides, günstige mikros sind kein verbrechen, und es kommt immer auf den kontext an. manchmal halte ich auch einfach mal das alte reportermikro m21 irgendwohin, weils so ne universale qualität hat, die irgendwie immer in jeden mix passt.
aber bei aufnahmen, die hohen realismus verlangen, und für musik gedacht sind, die nicht sowieso in processing-styling ersoffen werden, da sind wirklich teure mikros ziemlich unverzichtbar. das muss auch ich als erklärter gegner von ungezügeltem engineer-snobismus eingestehen.
...naja...mit ausnahmen. ein m21 performt an nem flügel auch sensationell, instant john lennon vibe, ohne dass man nennenswert mit processing um sich werfen muss. für pop fantastisch. und mit nem ausreichend seriösen bändchen wie nem m160 (kost echt auch nicht die welt) kriegt man auch unglaublich leckere ergebnisse. aber man redet dann schon eher von stützmikrofonie, die im kontext mit anderen mikros schöne farb-optionen ohne processing bieten, und diese anderen mikros sind am ende des tages dann eben doch fast immer die üblichen, meist deutschen verdächtigen
