Was rechtfertigt so teure Mikrofone ?

Tatsache ist mal eins: wenn man mit den großen Künstlern der Welt arbeiten will, braucht man schon ein bisschen was anderes als zwei SM58 und einen Warm Audio Nachbau.

Es geht ums Prestige. Haste nix, biste nix.

Den US Präsidenten lädt man auch nicht auf ne CPM bei Ernas Curry Eck ein, nachdem man ihn mit nen VW Lupo vom Flughafen abgeholt hat.

Für 99% der Forenuser mag das aber tatsächlich eine unnötige Geldausgabe sein.
 
irgendwer sonst gleichwertige Mikrofone für einen geringeren Bruchteil bauen und ein Riesengeschäft
Da gibt es Firmen, die genau damit ein Riesengeschäft machen. Späher auf und lesen.
Sonst gäbe es solche Hersteller und Mikrofone nicht mehr.
Kann nicht sein. Es wird zig Schrott, nicht nur in der Musik, verkauft, den kein Mensch auf der Welt braucht. Das heisst noch lange nicht, dass es dafür eine Rechtfertigung gibt. Die Miks von Neumann und co sind top, keine Frage. Unterschied zu den Klonen aber oft kaum hörbar.
 
neumann hat seinen ruf schon wirklich nicht zu unrecht. wie auch die anderen deutschen hersteller nicht.

allerdings: in der heutigen zeit gehört im pop bereich soviel färbung zum standard, dass man zumindest viele der technisch objektiven nachteile billigerer mikros im zweifel einfach als teil der kunst verkaufen kann ;-) es kommt einfach sehr auf den kontext an.

also wenn ich jetzt ne gute klassik-aufnahme machen möchte, dann würde ich da kein günstiges rode-höhenbritzelmonster hinstellen wollen, das klingt einfach viel zu artifiziell - da ist was seriösen aus dem hause schöps schon schwer zu schlagen, und natürlich stellt man auch gerne bisschen was aus dem hause neumann auf (wobei...ich manchmal gerne auch mal was eigentlich durchaus günstiges von oktava, bei denen ich zwei kapseln für etwas dunklere flügelaufnahmen für ziemlich heftige geheimwaffen halte, aber das wird jetzt zu kompliziert).

aber für die leicht rauchige popsängerin, die zu einem sehr modernen popmix mit programmierten und zu tode gehypten drums singt? bei der ich wegen diesem gehypten kontext sowieso nicht nur luft bei 12 sondern auch biss bei 8khz beizugeben plane? die kann auch ne vocal bei sich zuhause mit ihrem rode aufnehmen, und der unterschied zwischen ihrem sowieso schon relativ processed klingenden mikro und einer aufnahme, die ich hier mit nem m147 gemacht, aber eben danach in richtung eines sehr ähnlichen frequenzgangs processed habe - der unterschied ist jetzt nicht so wirklich schlachtentscheidend. da maskiert die schiere höhenattacke die (natürlich vorhandenen) unterschiede in der feinzeichnung und auflösung dann schon ziemlich.

ich hatte sogar schonmal nen fall, da hat jemand mir vocals mit nem schöps aufgenommen (details leider unbekannt), und die aufnahme war auf jeden fall ganz hervorragend, aber... ...sie hatte son bisschen was von ner hochqualitativen, ultrarealistischen sprecheraufnahme, und ich musste ganz schön schrauben, um das ding so zu zähmen und plattzuwalzen, dass es "eine ästhetikmaske aufhatte", die zu der ebenfalls sehr durchgestylten musik passte - und nicht wie ein zu realistischer fremdkörper über dem mix sass. war also glatt mehr arbeit, als hätten die in irgendeine china-hupe gesungen ;-) aber okay, danach klangs dann auch sehr nice.

was ich in sovielen worten sagen will...gibt auf jeden fall platz für beides, günstige mikros sind kein verbrechen, und es kommt immer auf den kontext an. manchmal halte ich auch einfach mal das alte reportermikro m21 irgendwohin, weils so ne universale qualität hat, die irgendwie immer in jeden mix passt.

aber bei aufnahmen, die hohen realismus verlangen, und für musik gedacht sind, die nicht sowieso in processing-styling ersoffen werden, da sind wirklich teure mikros ziemlich unverzichtbar. das muss auch ich als erklärter gegner von ungezügeltem engineer-snobismus eingestehen.

...naja...mit ausnahmen. ein m21 performt an nem flügel auch sensationell, instant john lennon vibe, ohne dass man nennenswert mit processing um sich werfen muss. für pop fantastisch. und mit nem ausreichend seriösen bändchen wie nem m160 (kost echt auch nicht die welt) kriegt man auch unglaublich leckere ergebnisse. aber man redet dann schon eher von stützmikrofonie, die im kontext mit anderen mikros schöne farb-optionen ohne processing bieten, und diese anderen mikros sind am ende des tages dann eben doch fast immer die üblichen, meist deutschen verdächtigen ;-)
 
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Über was sprechen wir hier? Ein 12000€ Telefunken (wahrscheinlich zu teuer für das, was es liefert) oder über ein 2500€ Mikro (wahrscheinlich qualitativ im obersten Bereich)? Man hat bei allen Produkten doch immer eine Grenze, überhalb der sich nicht mehr viel tut (qualitativ) und es dann um die Details und auch ein wenig um den Geschmack geht.
 
Mein Gravelbike kostete 5800€.

Der Unterschied zu einem 1000€ Bike ist groß, zu einem 12000€ Bike sicherlich nicht.

Bei Mikros wird das ähnlich sein.

Ich denke mit einem 1000€ Mikro ist man gut bedient.
Irgendwann beginnt Liebhaberei.
 
Mein Gravelbike kostete 5800€.

Der Unterschied zu einem 1000€ Bike ist groß, zu einem 12000€ Bike sicherlich nicht.

Bei Mikros wird das ähnlich sein.

Ich denke mit einem 1000€ Mikro ist man gut bedient.
Irgendwann beginnt Liebhaberei.
Genau das meinte ich. Ab einem gewissen Punkt passiert nicht mehr viel. Und man muss für sich entscheiden, wann dieser Punkt erreicht ist.
 
Habe in meinem Leben etliche Mikrofone wieder verkauft, um bessere Alternativen anzuschaffen. Fühle mich jetzt 'zuhause' mit dem Neumann TLM 102.
Der wesentliche Unterschied zum mehr als drei Mal so teuren U87 ist wohl, dass letzteres eine Doppelmembran hat. Ich kenne das Mikrofon aus meinem Job beim Rundfunk und würde sagen, dass es bei aller Wertschätzung nicht unbedingt drei Mal so gut klingt wie das TLM. Nach meiner Meinung kauft man sich, je höher der Preis, immer kleinere Verbesserungen für immer mehr Geld.
Das ist für professionelle Audioproduktion natürlich eine Ermessensfrage - für anspruchsvolles Hobby kommt man, meine ich, heute sehr gut unter tausend Euro weg.
 
Na ja... also das TLM 102 klingt schon echt anders. Das TLM 103 ist da schon deutlich näher dran; ohne sagen zu wollen, dass das jetzt deswegen besser ist. Die Doppelmembran ermöglicht die verschiedenen Polarpattern. Aber das U87 löst schon besser auf als das TLM 102 (und aus meiner Sicht auch das TLM 103) Ich habe zwei U87 und 1 TLM 103. Das TLM 102 habe ich vor 6-7 Jahren verkauft...
 
Zumindest was den vierstelligen Bereich angeht, so bezahlt man da ja nicht nur den Klang eines einzelnen Mikrofons. Da gibt es noch mehr preistreibende Parameter wie geringe Streuung, Verarbeitungsqualität, exaktes Pattern, modularer Aufbau und die langfristige Kompatibilität der Komponenten, Robustheit gegenüber Einstreuungen, Service usw.
Je professioneller man arbeitet, desto mehr wird man auch auf solche Dinge achten, weil sie auch Nerven und Zeit sparen können. Im Hobbybereich spielt Zeitdruck ja eher weniger eine Rolle.
Røde wurde hier genannt. Ich habe 2 NT5 zusammen mit der Kugelkapsel NT45 verwendet. Klingt durchaus sehr gut, aber beim Einsatz im Diffusfeld klangen beide leicht unterschiedlich, wodurch das Stereobild unsymmetrisch wurde. Kann man per EQ evtl. korrigieren, oder eben gleich bessere Mikros hinstellen -> Zeit gespart.
 
Da gibt es Firmen, die genau damit ein Riesengeschäft machen. Späher auf und lesen.

Kann nicht sein. Es wird zig Schrott, nicht nur in der Musik, verkauft, den kein Mensch auf der Welt braucht. Das heisst noch lange nicht, dass es dafür eine Rechtfertigung gibt. Die Miks von Neumann und co sind top, keine Frage. Unterschied zu den Klonen aber oft kaum hörbar.
Ja aber nicht im oberen Profibereich. Die Unterschiede der Top-Mikrofone zu den Billigteilen ist durchaus hörbar. Es hängt aber auch davon ab, wie gut die Abhörsituation ist. Ist die auch billiger Schrott, wird es natürlich schwer. Ich kenne übrigens keine Billigclone, die funktionieren. Es sind einfach Billigmikros. Das fängt mit der Herstellung und Selektion der Kapslen an. Für Heimecorder ist es doch o.K. mit billigeren Mikrofonen einzusteigen. Zumal heute jede Menge Plug-ins auf Amateurproduktionen drauf gehauen werden, wie das im professionellen Pop-Bereich ja auch heute üblich ist. Dann gibt es natürlich Anwendungen wie Hörbuch, Jazz oder Klassik, da sind die Signale ziemlich pur. Es ist kein Wunder, dass dafür Schoeps, Microtech Gefell oder Neumänner eingesetzt werden und kein Rode NT1-A. Die großen Studios machen nicht nur Hiphop, müssen also entsprechend ausgerüstet sein. Bei der Wertstabilität von Top-Mikrofonen macht das auch Sinn.
 
Der wesentliche Unterschied zum mehr als drei Mal so teuren U87 ist wohl, dass letzteres eine Doppelmembran hat. Ich kenne das Mikrofon aus meinem Job beim Rundfunk und würde sagen, dass es bei aller Wertschätzung nicht unbedingt drei Mal so gut klingt wie das TLM. Nach meiner Meinung kauft man sich, je höher der Preis, immer kleinere Verbesserungen für immer mehr Geld.
Das ist für professionelle Audioproduktion natürlich eine Ermessensfrage - für anspruchsvolles Hobby kommt man, meine ich, heute sehr gut unter tausend Euro weg.
Wir befinden uns hier aber im Unterforum Proaudio! Das U 87 ist vom TLM 102 nicht verdrängt worden. Ich habe beide intensiv getestet. Beim U 87 ai bin ich längere Zeit geblieben. Das TLM 102 ist sehr schnell weiter gewandert. Das TLM 103 hat eine an das U 87 angenäherte Kapsel, die im Gegensatz zum TLM 102 nicht geklebt und auch nicht randkontaktiert ist.
 
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Billie Eilish hat mit ihrem Bruder zusammen tatsächlich zu Hause ein AT 2020 benutzt. Zuweilen ist aber auch ein TLM 103 dabei gewesen. Inzwischen soll es ein Telefunken Elam 251 über einen Rupert Neve Designs 5211 Preamplifier sein.

 
Sicher tönen die Mikros roh abgehört nicht gleich, aber nach Anpassung mit EQ und im Endmaster hört wohl keiner mehr einen Unterschied
Sicherlich nicht unwahr, ja.
Letztendlich in einem dichten Songkontext mit anderen Spuren und allen modernen trendy Multibandaufalles- und Sidechainhastenichtgesehen-Arbeitsweisen, insbesondere ja in Elektro- und Popproduktionen, geht vieles ja unter, zumal es final heutzutage auch noch auf MP3 landet oder mit dem Smartphone qualitativ auch noch flott datenreduziert runterkomprimiert gestreamed an der Bushaltestelle oder auf dem Klo abgehört wird...

Aber! wenn du mehrere akustische Audiosgnale komplett mit Billigmikrofonen aufnimmst, summiert sich das nun mal.
Und dann hört man das auch, trotz oder gerade nach den ganzen Effektierungen...

Mit Kompressoren holst du das Rauschen hoch, nervige Chinahöhen werden noch präsenter, und ein schwaches Impulsverhalten kann man damit auch nicht mehr aufbereiten. Wenn dann noch mittelklassige bis billige Preamps im Spiel sind, verschlimmert das die Lage noch mehr. Daher hat hochwertiges Audioequipment auch heute noch seine absolute Berechtigung...

Und es geht ja nicht nur um guten Mikrofonsound. Nicht umsonst gibt es verschiedendste Mikrofone die ideal auf ein bestimmtes Signal passen. Nein, es geht auch um: massive Zeitersparnis. Ein gut klingender Raum, ein perfekt abgestimmtes Mikro was auf einen super performenden Sänger ideal passt, dazu eine Signalkette von hochwertigen AD-Wandlern und Preamps, gar ideal passende Färbungen dazu gefahren - das alles erspart viel nachträgliches Editing, Restauration und Frickelei im nachträglichen Mischvorgang...

Welcher Oberklasse-Mixmaster sagte das einst noch? Mit perfekt abgestimmten Mikrofonen und passender Signalkette mischt es sich von ganz alleine. Und oft braucht man nicht mal mehr viel machen, wenn überhaupt. So in etwa. Und da stimme ich voll und ganz zu.....

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Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Aber! wenn du mehrere akustische Audiosgnale komplett mit Billigmikrofonen aufnimmst, summiert sich das nun mal.
Natürlich hört man den Unterschied zu einem 100 Euro Mikrofon. Aber die Warm Audio Klone sind nicht solche Billigmikrofone.
 
Billie Eilish hat mit ihrem Bruder zusammen tatsächlich zu Hause ein AT 2020 benutzt. Zuweilen ist aber auch ein TLM 103 dabei gewesen. Inzwischen soll es ein Telefunken Elam 251 über einen Rupert Neve Designs 5211 Preamplifier sein.
ja, ihr produzierender Bruder hat nun voll aufgestockt, nachdem der ganze Geldruhm hereinkam. Verständlich.
Der hat jetzt ein top ausgestattetes Studio mit hochwertigem Zeugs...

Das erste Eilish-Album nahmen sie tatsächlich Zuhause im Bedroom auf, mit einem günstigen AT 2020 und nur > Logic-Onboardeffekten ! Hut ab!
Da zählt halt die Idee, das gesamte Songwriting!!, ihre besondere tolle Stimme, die gesamte Performance, und vor allem das tontechnische Wissen und Können ihres sehr kreativen Bruders...
 

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