Verzweiflung beim Mixing

[Vaneko]

Hallo liebe Gemeinde.

Da ich mich gerade frisch registriert habe vorab zu meiner Wenigkeit:
Ich heiße Tomas, bin 24 Jahre jung und produziere seit ich 14 Jahre bin Musik aus vielen Bereichen (Hiphop, EDM, Trap, House etc.) mit der DAW Fl Studio.

Wie es jeder mit Sicherheit von sich kennt, beginnt man neue Projekte, man ist unzufrieden, schließt sie nach einer Weile und beginnt ein paar Minuten später nach ner kurzen Auszeit etwas neues.
Leider bin ich bis heute zu dem Punkt angelangt, wo ich verzweifelt nach Hilfe für meine Mixing Skills suche (wenn überhaupt welche bei mir vorhanden).
Ich versuche mich zwar ans Mixing ran, komme aber mit der Kompression und Dynamik im generellen nicht mit, und zwar überhaupt nicht. Alles was ich produziere klingt schlecht gemixt und hat kaum Dynamik. Teilweise vergleich ich mich natürlich mit bereits bekannten Artisten aus dem jeweiligen Genre und frage mich, wie die zu folgenden Ergebnissen kommen:

-Klarheit im Sound
-Druck (RMS vs. Peak)
-Dynamik
-Loudness

Natürlich habe ich mich durch etliche Videos und Tutorials geschlagen. Aber anscheinend verstehe ich die Materie nicht ganz oder ich habe ein komplett anderes Bild davon.
Offensichtlich liegt es am Mixing, das ist eventuell falsch angehe.
Daher bin ich auch mittlerweile völlig am Ende und weiß nicht mehr weiter, daher bin ich letztenendes hier gelandet und bitte euch um Rat und Hilfe.

Ich verlinke mal meine SoundCloud-Seite, damit ihr euch in etwa vorstellen könnt, worauf ich hinaus will.

https://soundcloud.com/tomasvaneyk/yonce-vanek-remix

https://soundcloud.com/tomasvaneyk/where-are-u-now-vanek-remix

https://soundcloud.com/tomasvaneyk/hucci-remix

Studio Setup:

-RME Fireface UC Audio Interface
-KRK Rokit 8 RP2
-Alesis Q49


Ich komme mit meinen Produktionen einfach nicht weiter..


Danke für eure Zeit und liebe Grüße,
Tomas

 

[adrachin]

Hey Veneko,

der Sound kommt bei E-Music aus den sorgsam programmierten Patches, dem Zusammenspiel der einzelnen Sounds und der geschickten Anwendung von Effekten. Will man da gut werden muss man einige Zeit investieren und etwas Studieren. Am Besten bei Leuten, die sich mit sowas auskennen. Sieh mal hier vorbei:

https://vespers.ca/the-vault/

und hier:

https://www.warpacademy.com/

und der Neuseeländer Tom Cosem:

http://www.cosm.co.nz/

der hat wirklich affengeile Sounds und das mit relativ einfachen Mitteln. Für den ist Ableton ein Instrument. Was der ab und zu zusammen zaubert nur alleine mit den Bordmitteln, da fällt mir nichts mehr dazu ein. Das lässt sich sicher auch auf FL übertragen. Also rein ins Vergnügen. Im Ansatz ist das ja ganz in Ordnung was Du machst. Nur was ausbauen noch.......

 

[jet2]

hi tomas,
willkommen erstmal im forum.

von den 3 beispielen finde ich den ersten und dritten song von sound und mixing her schonmal gar nciht so schlecht.
ein bischen fehlt an manchen stellen die brillianz und im stereospektrum könnte auch noch mehr abgehen.

beim 2. song ist mir das ganze soundmäßig zu dicht und die frequenzen der einzelnen instrumente sind nicht so gut aufeinander abgestimmt.

allgemein ist mir aufgefallen, daß die lautheit deiner stücke für das genre relativ niedrig ist.
da kann man sicher beim mastering noch einiges rauskitzeln.

 

[m_tree]

Lass es doch von jemand anderem abmischen. Du könntest die Spuren auch einfach mal in die Mischmaschine stellen.

Oder beschäftige dich mal richtig mit der Materie und lies Bücher. Im Internet findet sich neben ein paar brauchbaren Sachen auch ganz viel Halbwissen und Schrott. Bzw. im großen und ganzen einfach eine extreme Fülle an Informationen, aus denen man in der Gesamtheit auch nicht schlau wird.

 

[hurricane952]

Schonmal an eine beschissene abhörsituation im raum gedacht ? Denke mal ja da du das schon 10 jahre machst aber könnte ja trzdm sein. Hatte auch mal so eine phase da war ich mega verzweifelt weil ich keine fortschritte gemacht habe. Habe meinen Raum dann angepasst und mir wurde klar warum ich jedes mal so frustriert war. Immer hin und her mit den einstellungen vom eq und kompressor.... und als ich den raum angepasst habe, habe ich ersteinmal gehört was ich da eigentlich mache.
Ab da ging meine lernkurve langsam bergauf.

 

[Signalschwarz]

"Leider bin ich bis heute zu dem Punkt angelangt, wo ich verzweifelt nach Hilfe für meine Mixing Skills suche (wenn überhaupt welche bei mir vorhanden)."


"Natürlich habe ich mich durch etliche Videos und Tutorials geschlagen. Aber anscheinend verstehe ich die Materie nicht ganz oder ich habe ein komplett anderes Bild davon."


"Ich komme mit meinen Produktionen einfach nicht weiter.."




Wenn Du mit den üblichen Methoden der Weiterbildung bisher keine Fortschritte und Erfolge verzeichnen konntest, muss das nicht unbedingt an Dir liegen. Gute Ansätze sind erkennbar. Vielleicht kann ich Dir weiterhelfen, schau mal in meine Signatur. Bei Interesse schreib mir einfach eine PM.

 

[AWF]

Ich höre in erster Linie Produktionsdefizite. So richtig zünden tut bei dir die Soundauswahl nicht.

Du machst den typischen Fehler Sounds so zu nehmen wie sie sind. Du layerst nichts.
Du musst die Sounds entweder Schichten oder so wählen, dass die schon richtig passen und ein Mixing minimal ausfällt.

Gerade so ein tiefer Sinus Bass wie bei " Yoncé Licker" benötigt oben drauf noch einen Sound, damit der Bass auch auf kleinen Lautsprechern zu hören ist und auch bei geringer Abhörlautstärke.

Solche kleinen Zusätze machen etwas interessanter. Hier mal ein Beispiel, ich habe lediglich einen dünnen Bass auf den tiefen Sinusbass gelegt und schon fühlt sich das ganze anders an.

Einmal der ursprüngliche Loop:

Der Bass den ich oben drauf gelegt habe mit etwas Delay:

Und hier alles zusammen:

jetzt wieder den ersten Loop A oben anhören und man merkt wie klein und unspektakulär dieser Ausgangsloop war.


Auch Snare benötigen Processing und/oder Layering. Nimm einen DBX160 Style Kompressor und komprimiere die Snare richtig hart, alternativ parallel komprimieren.

So wie du es machst, einfach die Sound so nehmen wie sie sind, wird es langweilig bleiben.

Mixing ist sicherlich auch wichtig, aber in erster Linie musst du deine Sounds verfeinern.

 

[Vaneko]

Vielen Dank schon mal für die zahl- und hilfreichen Meinungen!

@adrachin -> deine erwähnten Seiten habe ich mir mal angeschaut, ich werde dort sicherlich noch eine Zeit verweilen

@jet2 -> ja, genau das ist es, was ich ebenfalls an meinen Produktionen stört. Ich vermute stark, dass es daran liegt, dass ich die fader null anfasse und direkt drauf los komprimiere. Mittlerweile (zumindest beim letzten Projekt von vor 20 Minuten) konnte ich einiges mehr an RMS raushauen. Einfach dadurch, dass ich von den Drum, Snare und percussion Spuren die fader auf -6 bis -7db reduziert und dann erst mit dem Kompressor gearbeitet habe. Sprich die Lautstärke dann wieder im Kompressor regulieren und anpassen.
Was das Thema Lautstärke betrifft muss ich mich aber noch rumschlagen.

@m_tree -> Das mit dem Abmischen habe ich mir jetzt schließlich auch vorgenommen Ich habe allerdings schon ein 6-wöchiges Praktikum in nem Tonstudio bei uns in der Nähe absolviert, aber der "Ingenieur" hinter dem Mischer hat sich hauptsächlich mit seinen Produktionen und Kunden beschäftigt, was ich auch verstehe, nur wirklich viel mitnehmen konnte ich da leider auch nicht. Bin da trotzdem noch ein gern gesehener Gast und besuche die Jungs ab und zu.
Bücher habe ich mir mittlerweile auch anschaffen können, die ich auch teilweise schon angefangen habe zu lesen. Ich denke ich habe eher Probleme damit, was ich mit dem Mixer anstelle, wenn ich damit beginnen möchte mit Effekt Prozessoren wie Kompressoren oder Limitern zu arbeiten.

@hurricane952 -> ich habe ein relativ kleines Zimmer, das kann natürlich auch der Grund dafür sein. Bei meinem kleinen Bruder im Zimmer klingen seine Produktionen ohnehin besser und er hat es auch schon bis zum Track der Woche beim Spinnin Records Talent Pool geschafft. Mal so nebenbei.. das war früher mal mein Zimmer

@Signalschwarz -> PM ist angekommen

@AWF -> ja, ganz klarer Unterschied zu hören, nur habe ich angst, dass sich das beim layern, gerade bei Bass-Spuren, nicht nur übersteuert sondern auch den Headroom wegnimmt. Soweit ich mal gelesen habe, müsste ich dementsprechend die Frequenz beider Bässe so ergänzen, dass sich die stärkeren Frequenzen der Bässe nicht gegenseitig auffressen. Irre ich mich da?
Und das mit dem Layern ansich werde ich mir mal zur Brust nehmen, danke

LG & eine gute Nacht,
Tomas

 

[AWF]

@AWF -> ja, ganz klarer Unterschied zu hören, nur habe ich angst, dass sich das beim layern, gerade bei Bass-Spuren, nicht nur übersteuert sondern auch den Headroom wegnimmt. Soweit ich mal gelesen habe, müsste ich dementsprechend die Frequenz beider Bässe so ergänzen, dass sich die stärkeren Frequenzen der Bässe nicht gegenseitig auffressen. Irre ich mich da?

Das hörst du dann. Auslöschungen sind hörbar. Du machst sowieso dann bei hohem Bass einen Lowcut, da du ja vom tieferem Bass die Bässe bekommst.

 

[Vaneko]

Ach ja... logisch

Nun ja, da ich mich gerne mit anderen auf eine Matte stelle, um Fortschritte zu sehen, was hat dieser Song (einer meiner Favoriten, man möge über Musik Genres streiten) was meine nicht haben? Stichpunkte würden sogar schon reichen um mir weiter zu helfen.

https://soundcloud.com/alltrapmusic/atlantic-haze-aye


LG,
Tomas

 

[AWF]

Also dieser Track hat viele Verzerrungen, können vom Limiter kommen (nicht Summe, sondern auf dem Bass selbst). Dadurch erreicht man das eben der Bass auch auf kleine Boxen zu hören ist wie Handy, Küchenradio etc.
Auch bekommt der Track dadurch etwas Charme.

Dann wird da auch mit Delay Stereobreite erzeugt. In Logic gibt es das Sample Delay das viele gerne benützen. Ein Track der breiter wirkt, wirkt halt anders wie ein Track der ziemlich Mono ist.
So einen Effekt könntest du auch bei dem hohen Bass legen und danach die Breite leicht reduzieren, das macht dann auch was her.

Bassdrum und Bassline sind sehr laut, ähnlich wie bei Techno usw. da wurde viel Platz den beiden gegeben, was den Track größer wirken lässt.

Das fällt mir spontan auf.

 

[Vaneko]

Ja stimmt, der musiker hat viel wert auf lautstärke gelegt. aber es auch irgendwie hinbekommen nicht alles zu übersteuern, mittels Limiter wie du schon sagtest.
Mir hat mein Toningenieur, bei dem ich mal mein Praktikum absolviert habe, gesagt man sollte den Limiter ausschließlich für den Master Bus verwenden. Ist seine Argumentation gerechtfertigt oder kann ich die auch auf Kanäle von der Bassdrum, Synths etc legen?

Davon abgesehen klingt der Track für mich so, als hätte er die Bassdrum zusammen mit der Bass gelayert. Spielen Kompression und EQ beide eine wichtige Rolle, dass Drum und Bass kompensieren oder ist das eher das EQ.
Wenn's nur das EQ ist, wie umgehe ich, dass eine Verzerrung bei beiden entsteht oder die sich gegenseitig den Raum stehlen wollen?

LG,
Tomas

 

[Signalschwarz]

Also ich persönlich nutze Limiter im Mix nur in sehr wenigen Situationen, bspw.

- bei sehr kurzen Transienten, wie sie z.B. bei manchmal bei Drumhits vorkommen. So ein nur wenige Samples langer Spike kann viel Headroom kosten, mit einem Limiter kann dies verhindert werden.

- bei paralleler Dynamikbearbeitung.

 

[Vaneko]

hängt glaube ich auch vom Genre ab, wann du einen Limiter verwnden kannst/solltest oder ist das rein unabhängig?

 

[Signalschwarz]

Es gibt viele Techniken die, meiner Meinung nach, fälschlicherweise einem Genre zugeordnet werden. Ich würde bei der Betrachtung einen Schritt zurückgehen und sagen, dass eine Technik dann anzuwenden ist, wenn eine Notwendigkeit besteht. Viele Synthesizer-Bässe oder -Leads haben keine ausgeprägten Transienten. Bei solchen aus Native Instruments' Massive ist das häufig nicht der Fall.

Ich persönlich halte Transienten für sehr wichtig, aber es gibt auch Wege natürliche Transienten zu bewahren und trotzdem massiv in die Dynamik eines Signals einzugreifen.

 

[Vaneko]

Sehe ich genau so, nur für den Fall der Fälle benutze ich da den Transienten Designer von Waves, falls die transienten doch verloren gehen bzw nicht wieder gerettet werden können

 

[m_tree]

Ein normaler Limiter walzt halt alles platt.

Wenn es darum geht, Headroom rauszuarbeiten und die Transienten trotzdem möglichst "scharf" bleiben sollen, ist ein Clipper eigentlich die erste Wahl.
Manchmal will man aber auch das Gegenteil erreichen und Transienten unauffällig glätten ...

Ich benutze meistens eine Kombination von beiden, lasse die Hauptarbeit allerdings fast immer den Clipper erledigen.

Limiting und Clipping kann man auch schon im Mix einsetzen. Man sollte halt einfach wissen, was und warum man tut. Auf jede Spur nen Limiter und/oder Clipper zu packen ist natürlich Quark.

Triff die Soundauswahl von Bass und Bassdrum so, dass der Bassbereich auch ohne weitere Eingriffe funktioniert.
Auf basslastigen Dingen würde ich EQing im Bassbereich vermeiden. Anheben im Bassbereich ist für mich mittlerweile ein komplettes No-Go.
Moderne Bassdrum Sounds haben sowieso einen ausgeprägten Kick im Präsenzbereich, wodurch sie immer hörbar bleiben. Wenn der Bass Sound dann z.B. sehr trocken und matt ist und das auch so bleiben soll (man könnte ihn anzerren und/oder Höhen anheben), würde ich dem Bass im Bassbereich den Vorrang geben. Und umgedreht. Meistens machts sich ganz gut, wenn sowohl Kick als auch Bass noch nennenswerte Informationen über den Bassbereich hinaus haben, also "Präsenz".

Es gibt die verschiedensten Ansätze, um den Bassbereich sauber zu halten. Auf dem Bass schmal beim BD Grundton absenken, oder noch waghalsigere EQ Experimente, oder mit Sidechain und Kompressor oder dynamischem EQ usw. ...
Davon bin ich mittlerweile weitestgehend weg und versuche, das anderweitig in den Griff zu kriegen. Und nicht immer muss der Bassbereich auch total clean sein.
Was EQing angeht, so hat man im unteren Mittenbereich und oberen Bassbereich oft am meisten zu tun, und nicht nur auf Bass und Bassdrum. Und ich rede hier v.a. von subtraktivem EQing.

Wenn deine Abhörsituation schlecht ist, besorg dir doch einfach nen brauchbaren Mixing/Mastering Kopfhörer. Z.B. den AKG K712.

 

[Signalschwarz]

"Wenn es darum geht, Headroom rauszuarbeiten und die Transienten trotzdem möglichst "scharf" bleiben sollen, ist ein Clipper eigentlich die erste Wahl."

Sehe ich komplett anders.

Generell halte ich das ganze (neumodische) Geschwurbel um Clipper für Nonsens. Wer hat's erfunden? Irgendwelche Engineers die sich davon einen weiteren Lautheitsgewinn versprochen haben, raus aus der DAW, wieder rein und dabei den Eingang überfahren. Dann sich noch ein bisschen Hokuspokus dazu gedacht, dass es so toll klingt. Pfff... Und die Plugin-Hersteller sind dann irgendwann aufgesprungen, schließlich muss nach überall MS und MB und der Analog-Emulation-Welle ja was Neues her das man als absolut notwendig bis Allheilmittel verkaufen kann.

 

[EC2]

Hard Clipping über die Converter wird doch schon ewig praktiziert, sowohl im Mastering als auch beim Mixdown. Ist immer wieder erstaunlich wie viel Headroom man gewinnen kann. Wenn man´s richtig macht klingt das auch schön crisp und offen.

 

[AWF]

Auf basslastigen Dingen würde ich EQing im Bassbereich vermeiden.

Ich kenne keinen Produzenten der sich an so etwas hält. Man muß nur alles, was nicht Kick oder Bass ist dort bisschen fern halten, da liegt das Hauptproblem meist.

Ich frage mich immer mehr, warum es überhaupt EQs mit der Möglichkeit gibt, im Bassbereich etwas anzuheben..."die Hersteller spinnen wohl" würde Obelix sagen.