Kamen da neben technischen Updates auch funktionale oder gar klangliche Verbesserungsupdates?
Funktional ja, am Profiling Prozess selbst nur die Möglichkeit, den Amp getrennt von der Box zu profilen. Das lässt eine exaktere Trennung von Amp und Box zu, was einmal live einen Unterschied macht, wenn man den Kemper über eine Gitarrenbox spielt und für Recording vor allem, weil das Austauschen des Cabs in einem Profil dann authentischere Ergebnisse bringen soll. Wobei ich da auch vorher keine Probleme hatte, das hat aber technische Gründe und würde jetzt zu weit führen.
Der Grundklang ist aber über die Jahre identisch geblieben. Alte Profile klingen auch mit dem neues Update noch so wie Version 1.0. Das ist auch ein Unterschied zum AxeFX, da verändern Updates dann auch den Klang von bestehenden Patches.
Beim Kemper muss man halt wissen, dass man einen Snapshot eines konkreten Setups zieht, incl. aller Einstellungen am Amp, Box und ihrem Impedanzverhalten, Mikrofonierung, Recording Kette. Das ist sein größter Vorteil, weil das tatsächlich identisch ist, aber gleichzeitig auch sein größter Nachteil: Wenn man diesen Schnappschuss nun mit den üblichen Amp-Parametern (Gain, Tonestack) usw. bearbeitet, dann verhält er sich nicht wie der Amp. Der Kemper hat halt eine generische fenderartige Klangregelung, irgendwann kam dann die Möglichkeit dazu, die Position der Klangregelung in der Schaltung zu ändern (Pre-/Post) und damit hat man dann auch das Verhalten einer Marshallklangregelung, aber das ist es dann auch. Die Klangregelung des AC30 hat der Kemper z.B. nicht. Deshalb zieht man sich dann einfach mehrere Profile mit unterschiedlichen Einstellung am Amp. Die sind dann wiederum so authentisch, wie sie außer dem AxeFX kein Modeller hinbekommt.
Aber wenn ich ehrlich bin, suche ich mir meist einfach nur passendes Profil und ändere eigentlich nur ganz selten etwas an den Parametern.
Mein Hauptgrund für den Kemper war damals wie heute, dass es für ihn Profile von genau den Amps gibt, die ich unbedingt wollte und die es anderswo halt nicht gab (bzw. bis heute nicht gibt). Ich bin z.B. ein großer Fan von Brownface bzw. Blonde Tolenx Fenders (ich hatte lange einen 62er Deluxe und den ziehe ich jedem Tweed und jedem Blackface Deluxe vor). Du als Beatles Fan kennst ja sicher auch den blonden Bassman, solche Amps findest du bei Modellern selten bis gar nicht. Z.B. war ich irgendwann mal auf der Suche nach einem Selmer Treble 'n' Bass 50 (lange Geschichte). So einen Exoten gibt es sonst nirgendwo, nur für den Kemper gibt es davon Profile, eines sogar von einem Amp aus Paul Kossoffs Besitz (Kossoff ist Teil der langen Geschichte). Oder Profile vom privaten Trainwreck von Mark Knopfler. Oder als ich letztes Jahr eine Gretsch gekauft hatte und Lust bekam, die mit einem Brian Setzer Sound zu spielen. Mal kurz beim Anbieter Top Jimi geschaut, einen 6G6-B Bassman gefunden und 11,95 und zwei Minuten später hatte ich den Amp im Kemper. Gab sogar ein extra Setzer Profile mit einem Cab mit Celestion Speaker und einem Slap Delay.
Ach so, Gilmours persönlichen HiWatt von The Wall gibt es auch als Profil
Allerdings sind auch diese Promi-Amps natürlich nur in einer bestimmten Einstellung geprofiled. Wenn man dann dramatische Gain- oder Klangregelungsmoves macht, dann klingt es irgendwann nicht mehr exakt wie wenn David selbst an seinem Amp schraubt.
Letztlich ist aber die enorme Vielfalt an Profiles/Amps der Unterschied. Klar kann ich auch mit einem generischen Fender Modell in Bias oder S-Gear irgendwie solange herumbasteln, bis ich etwas ähnliches wie meinen alten Deluxe draus gemacht habe, aber erstens wird das nie wirklich authentisch klingen und zweitens habe ich dafür einfach keinen Nerv. Ich will einen Brownface Deluxe im Rigmanager suchen, doppelt klicken und losspielen. Und das soll dann auch so klingen wie mein Kleiner Fender damals. Ich will dann nicht noch am PC irgendwelche IRs suchen, einen IR-Loader besorgen und zusätzlich laden müssen und nach 5 Stunden Frickelei feststellen, dass es einfach kein IR von einer 1x12" Fender Box mit Oxford Speakern gibt.
