Sonne hinter dir

  • Ersteller mWermut
  • Erstellt am
Dann bist du, um im Bild zu bleiben, kein höflicher Kritiker. :)
Höfliche Kritiker..?, gibt es die überhaupt? Also, außer sie schreiben guten Kritiken. ;)
Ein "Super" geht natürlich runter wie Öl... und hat definitiv auch einsilbig was Ermutigendes. Aber Klarheit = Höflichkeit meint hier wohl Respekt! Das man dem Anderen nicht nur einen Brocken hinwirft! Friß Vogel oder stirb.
 
Zuletzt bearbeitet:
@artname Du hältst das Niveau hoch. Irgendwie weckst du den "besseren Teil" deiner Leser. Oder jedenfalls meine ich, das den Reaktionen zu entnehmen. :)
 
will noch was zum Text sagen.

mathiasbx schrieb:
Ich blieb bei mir, die Erde hat sich unter mir bewegt,
doch zu viel Stolz in mir, heimlicher Egoist.

Das spricht mir ziemlich aus dem Herzen.

Ständig heißt es: Schau nicht zurück. Gut für den Verlassende - Gift für den Verlassenen. Deshalb sprach mich der Textbeginn auch besonders an. So stark, dass ich mir im Grunde ein ganzes Lied zu dieser brutalen Empfehlung gewünscht hätte: Schau nicht zurück!

Dylans "Dont think twice, its allright" finde ich zu diesem Thema unerreicht schön. Denn er zeigt das LD nicht nur brutal im Gegenlicht, sondern deutet eben auch die Verletzungen an. Derartige Andeutungen fehlen mir in deinem Text nWermut.
 
Oh, so viele Einträge und so interessante dazu. Erstmal vielen Dank. Ich komm heute nicht mehr dazu zu antworten, vielleicht nach Mitternacht.

Viele Grüße, m
 
Vielleicht so...

Ich blieb bei mir, die Erde hat sich unter mir bewegt,
doch zu viel Stolz in mir, heimlicher Egoist.

... Der Egoist kam mir in den Sinn, weil ich den so in die Zeilen interpretiere ;)

Hi @mathiasbx

Vielen Dank für deine Idee.

Ich glaub LI ist kein Egoist. Was seine Selbstreflektion in der ersten Strophe angeht, sieht LI auch keinen Grund zur Selbstkritik. Allerdings weiß LI, dass es mitunter als egoistisch emfunden wird. Ich glaub etwas wie "Mancher meint ich sei ein Egoist" könnte passen.

Viele Grüße, m
 
Außerdem ist an der Zeitform (vorletzte und letzte Strophe) irgendwas nicht okay. "Freunde haben mir erzählt..." und dann gleich "Nun geh ich auf dein Haus zu..." Da ist ein nicht nachvollziehbarer Zeitsprung drin. Das lese ich jedenfalls so. :)

Dann liest du wohl falsch. ;)o_O:)
Gerade diese beiden Zeitformen: Perfekt https://de.wikipedia.org/wiki/Perfekt_im_Deutschen
und Gegenwartsform sind genau die richtigen für die dritte Strophe.
Perfekt im Deutschen hat diese Funktion: "Das Perfekt wird für Sachverhalte verwandt, die (relativ zur Betrachtzeit) in der Vergangenheit abgeschlossen wurden, deren Ergebnis oder Folge aber noch relevant sind.[Wikipedia]"

Deshalb ist es gerade so völlig richtig:
Freunde haben mir erzählt, du lebst noch immer dort [in deinem Haus]
und dann:
Nun geh ich auf dein Haus zu, das ist wie’s immer war,

Das ist so völlig richtig und funktioniert auch so. Und da ist auch kein "Zeitsprung" drin.
Die Information aus dem Erzählten der Freunde wirkt ja in die Gegenwart hinein, in der das LI auf das besagte Haus hin zu geht.

(Als Textdichter sollte man solches eigentlich auch als Kritiker wissen ... )

Im Text springen auch nicht die Zeitformen, das liest sich ganz smooth. Zeitformmässig passt das alles schon so richtig.


Was mich eher an dem Text stört, ist der fehlende Rhythmus im Sinne einer Lied-Gesangsmelodie. Ich lese den Text, aber es macht für mich keinen Gesangs-Rhythmus.

Zum anderen:
Die erste Strophe klingt recht abgeklärt. Das LI geht halt raus aus Beziehungen, schaut auch nicht zurück, und ist da recht psychologisch-philosophisch abgeklärt und tough. Schaut nicht zurück. Schaut auf seine Gegenwart und auf seine jetzigen Beziehungen...

In der zweiten Strophe kommt recht unmotiviert, nach der ersten Strophe, eine gewisse Bedürftigkeit oder Anhänglichkeit heraus: Das LI geht zwar, aber sehnt sich doch ganz im Gegensatz zur ersten Strophe doch noch ein Bedauern, eine Wehklage des verlassenen Partners herbei. Das LI geht eben doch nicht mit Blick nach vorne, sondern mit Blick zurück, ob auch ja der verlassene Partner angemessen trauert. Obwohl der verlassene Partner ihn ja gar nicht so sehr brauchte, sondern das LI bloß eine Torheit für ihn war.

Die dritte Stophe bringt recht "schlager-kitschig" den Wunsch nach Wiederaufnahme der Beziehung zum Ausdruck. Der in der ersten Strophe so abgeklärt verlassene Partner soll in der dritten Strophe den Schlußmacher der Beziehung doch noch erwarten und wieder aufnehmen?



In Textform niedergeschrieben kann man dass herausbekommen, wie es gemeint ist und was wohl die Story ist, weil man immer und immer wieder die Strophen durch lesen kann.
Aber als gesungener Text geht es linear, und die erste Strophe ist weg, wenn die zweite beginnt.
Deshalb glaube ich, funktioniert der Text als Lied nicht.

Die Übergänge und Abgrenzungen und Wendungen müssten besser herausgestellt werden:

1. Strophe: Tougher Kerl, der auf vergangene Beziehungen nicht zurückblickt.
2. Strophe: Er findet seine Meisterin, die ihn noch weniger vermisst als er sie. Schon der Abschied, das Ende der Beziehung, ist für das LI schon nicht mehr so abgeklärt.
3. Strophe: Der Wunsch, zu seiner Meisterin wieder zurückzukehren. Warum? Weil sie "eigenwillig, stolz und schön" ist? Weil er deswegen, weil sie nicht auf ihn angewiesen ist, immer noch an ihr hängt?

Gründe sind auch nicht so wichtig. Aber die Story selber müsste besser, linear gelesen oder gehört, herüberkommen. Ohne, dass man viel interpretieren müsste. Damit es als Liedtext funktioniert.
Die Beweggründe für das veränderte Verhalten des LI dürfen, oder sollen gerne im unklaren und dubiosem verbleiben. Das macht einen Text interessant, wenn der Hörer zwar die vordergründige Story direkt versteht, aber über die Beweggründe gerne viel raten und interpretieren kann.

Gruss
 
Hi @Andaraginga,

"was bin ich doch nur für ein lonely cowboy".

Die Sache mit dem "lonely" stimmt eigentlich für den ganzen Text. LI ist in den drei Situationen/Strophen jeweils mit sich und seinen Gedanken allein. Es wird nur ein scheinbares "Du" adressiert. Vor dem tatsächlichen Kontakt endet der Song.

Der Mann, der wegen seiner Gefühle mit seinen Grundsätzen bricht?

Ich sag mal ein bischen JA. Das trifft schon alles irgendwie, aber

Mann - muss nicht sein

Grundsätze - Nicht in dem Sinne, dass LI sich vornimmt Grundsätze einzuhalten, sondern es ist eher, dass LI in seinem Verhalten dieses regelhafte erkennt.

Gefühle - LI sieht, dass sein Verhalten einmal nicht funktioniert hat, dass sich ein großes Fragezeichen in sein Herz gehakt hat.

bricht - LI bricht mit seinem bisherigen Verhalten. Obwohl von Selbstzweifeln begleitet (LI fühlt sich dem LD unterlegen) sucht es im Aufeinandertreffen Klarheit, was die Trennung für LD bedeutet und riskiert u.U. nach einem warmen Tee wieder auf seine Bahn geschickt zu werden.

====8<----(Atempause)----
Ich mag ja mir die Umstände, wie ein Song entsteht als Hintergrundgeschichte zu merken. Manches verwendete Bild lässt sich direkt daraus ableiten. Hier war es auch eine "lonely" Zeitspanne...

Ich wollte mir im Gitarrenladen einen Slide kaufen. Zunächst aber noch bei den Gitarren schauen. Dort stand diese Gibson Akustik in Sunburst Lackierung. Ich hatte sie kaum in die Hand genommen, da lässt man mich für eine halbe Stunde mit ihr allein.

Keine andere der Gitarren dort hatte einen ähnlichen Reiz für mich. Dann der Moment kurz vor Ladenschluss,... es keinen Sinn hat noch eine Gitarre... Also raus, und nicht umdrehen... den Slide vergessen... egal... Da hatte ich die ersten drei Zeilen im Kopf...

An der nächsten Ecke ist ein Buchladen mit Leseecke und Kaffeeautomat. Dort hab ich die Zeilen notiert und schwups war die erste Stophe auf dem Papier.

Luft holen... aus dem Fenster schauen... die Abendsonne blinzelt... von der Frau, die bisher mild lächelnd in einem Buch gelesen hatte, kann nur noch die Silhouette erkennen... dazu diese Sunburst Stimmung - ah - dabei war die Gitarre schon fast vergessen... Daraus entstanden die beiden anderen Strophen.

Edit: Ach ja, und die ganze Zeit, flogen vor dem Fenster (3. Etage) diese Riesen-Seifenblasen vorbei.

Die ganze Zeit kein Wort gesprochen, stattdessen mit all den Gedanken allein...

Lonesome Songwriter;-)
 
Zuletzt bearbeitet:
Thematisch berührt mich der Text. Er verbindet mMn zwei Gedanken.
1.Glücklich ist, wer vergißt, was doch nicht zu ändern ist
2. Blind ging ich - und kehre sehend zurück.
...
So gesehen könnte ich mir folgende Erzählstruktur vorstellen:

Und wieder steh ich auf dem Bahnsteig,
...
So, lieber Kommentaristen. Wenn ihr es anders schreiben würdet, dann bietet selber an. Aber erspart mir das unflektiertierte: Ich finde nicht gut,was Artname da vorschlägt. Das fällt nicht auf mich zurück - sondern nur auf die Unlust, eurerseits den Kopp anzustrengen.

Dylans "Dont think twice, its allright" finde ich zu diesem Thema unerreicht schön. Denn er zeigt das LD nicht nur brutal im Gegenlicht, sondern deutet eben auch die Verletzungen an. Derartige Andeutungen fehlen mir in deinem Text nWermut.

Hallo,

ich finde,
das ist ein Fehler der Textkritik.
Statt sich auf den Text zu konzentrieren, werden die Ideen des Textes benutzt, um eigene Texte zu dieser Story zu entwerfen.
Und mit dem kursiv gedruckten werden die eigenen Texte des Kritikers zugleich schon der Kritik der Peers entzogen - "schreibt halt selber was besseres!!" --- Nee, artname, so geht das nicht.
Und der zweite Fehler: Anstatt diesen Text als solchen zu kritisieren, wird er mit Bob Dylan verglichen, und wegen fehlender Bob-Dylan-Merkmale kritisiert. --- So geht es auch nicht.
Dieser Text ist keine Kopie eines Bob-Dylan-Folksongs. Sondern ein eigener Text, der es nicht darauf anlegt, als perfekte Bob-Dylan-Kopie durch zu gehen.

Artname, schreibe doch deine eigenen Texte und stelle sie hier zur Kritik ein.

Gruss
 
Hi @artname,

vielen Dank für die ausführliche Analyse und die neuen Aspekte die das Songthema erweitern.

Aber beim Lesen komme auch ich ins Stolpern. Besonders in der langen 3.Zeile der jeweiligen Strophe. Hier doppelt sich unklare Erzähldramaturgie mit unklarer Zeilenmetrik. Unklare Zeilenmetrik entsteht bevorzugt, wenn man viele Einsilbige Worte benutzt. Es sind gerade die mehrsilbigen Worte, die die Strophenmetrik auf einen Blick verdeutlichen.
..anders formuliert mehrsilbige Wörter fordern eine feine Zeilen-Rhythmik. Die möchte ich hier aber gar nicht haben, sondern lange Ketten mit wenigen Betonungen.

Konkret stell mir die musikalischen Betonungen etwas sparsamer als du vor..
HAUPTBETONUNG // Caps unterstrichen, jeweils auf die Eins
Nebenbetonung
// unterstrichen, jeweils auf die Drei
Pausen = -
Pausen auf betonten Stellen = -

nWermut schrieb:
1.
ICH war nie der Typ, - der zuRÜCKblickt, wenn er geht
nicht als GRUNDsatz, doch so war es meistens DANN
Das was LIEgen bleibt, soll bleiben bis es SICH einmal ergibt,
dass SICH die Wege kreuzen irgendWANN

- So hab ich manche Spur - HIER und da gelegt
das MEIste längst vergessen, nicht verMISST
Ich BLIEB bei mir, die Erde hat sich UNter mir bewegt
[..missing line..]

2.
ALS ich fort ging von dir, stand die SONne hinter dir
Hab nicht geSEHN, ob du mir noch ein Lächeln SCHENKST
Oder WENigstens den warmen Blick, zu DEM es mich hinzog,
der auch HEUte noch in meinem Herzen hängt

Bist In ErINnrung verschmolzen - MIT dem Sonnenlicht
UND
dem sanften Wind in meinem HAAR
Doch war mir IMmer klar, du brauchst mich - nicht SO sehr, wie ich dich
so dass ich Eher eine Torheit für dich WAR.

3.
FREUNde haben mir erzählt, - du LEBST noch immer dort
GeNAUso eigenwillig, stolz und SCHÖN
Ich SEHne mich nach deiner Stimme UND nach deinem Wort,
deiner RUhe und ganz nah bei dir zu STEHN

Nun GEH ich auf dein Haus zu, das IST wie’s immer war,
Über dem die Morgensonne HÄNGT
SPÜ
re wieder - diesen SANFten Wind im Haar
und WÜNSCH, dass mich dein warmer Blick empfängt

Beim Schreiben des Textes hatte ich kein Vorbild im Ohr. Im Nachhinein ist mir folgendes Beispiel für cool gesungene lange Zeilen über den Weg gelaufen...



Würd mich interessieren, ob sich jemand die Betonungsgeschichte wirklich ansieht.

Viele Grüße, m
 
Ständig heißt es: Schau nicht zurück. Gut für den Verlassende - Gift für den Verlassenen. Deshalb sprach mich der Textbeginn auch besonders an. So stark, dass ich mir im Grunde ein ganzes Lied zu dieser brutalen Empfehlung gewünscht hätte: Schau nicht zurück!
LI folgt eben keiner Empfehlung, sondern ist eben so..

Dylans "Dont think twice, its allright" finde ich zu diesem Thema unerreicht schön. Denn er zeigt das LD nicht nur brutal im Gegenlicht, sondern deutet eben auch die Verletzungen an. Derartige Andeutungen fehlen mir in deinem Text nWermut.
Don't think... ist auch für mich zeitlos gut.

LI ist sich ja durchaus unsicher, ob er dem sentimentalen Moment nachgeben soll. Es ahnt, dass es evtl kaum eine Klärung bekommt, aber riskiert es eben mal so...

Viele Grüße, m
 
Hallo,

ich finde,
das ist ein Fehler der Textkritik.

Hi @Burkie,

deine Kritik trifft hier absolut den Falschen. @artname schreibt hier die fundiertesten Hinweise. Er hat hier auch schon jede Menge eigener Texte eingestellt.

Der Hinweis auf den Dylan-Text hat mich schmunzeln lassen. <<Ironie an>> Zum einen kann niemand erwarten, dass man in meinem Text nach einigem Minuten Beschäftigung die gleiche Analyse-Tiefe erreicht, wie mit einem jahrzehnte lang erforschten Klassiker <<Ironie auf halbe Stufe>> Und dann verwendet Dylan dort auch lauter einsilbige und damit schwer rhythmisierbare Wörter <<Ironie aus>>

Viele Grüße, m
 
Hallo @nWermut

Vielen Dank für dein offenes und umfangreiches feedback. Ich unterscheide, so gut es geht, stets zwischen Inhalt und Form. Wobei mir die Form wichtiger ist. Zum einen sind Formen klarer definierbar als etwa Gefühle - zum anderen prägt Form automatisch Inhalte, was umgekehrt nicht der Fall ist.

FORM:

Betonung: Prinzipiell gibt es zwei Formen von Betonungen

1. Troch(ä)us bzw. Jambus (Xx bzw xX) = 2füßig
2. Daktylus bzw Anapäst (Xxx bzw xxX) = 3füßig

Wenn betont und unbetont (egal ob 2üßig oder 3füßig) regelmäßig wechseln, spricht man von alternierender Metrik. Alternierende Metrik liest und hört sich am einprägsamsten.

"Ruby" alterniert ganz eindeutig: Und zwar zweifüßig. Da ich fremde Texte nur zitieren darf, hier also die jeweilig erste Zeile der Strophen.

You've painted up your lips and rolled and curled your tinted hair (7 Betonungen)
.....
....


It wasn't me that started that old crazy Asian war (7)
....
....

It's hard to love a man whose legs are bent and paralyzed (7)
....
....

She's leaving now 'cause I just heard the slamming of the door (7)
....
....

Könner achten darauf, dass Betonungen (fast) immer auf sinnstarken Silben liegen. so werden Nomen, Verben oder Adjektive betont. Umgekehrt: Unbebonte Siben liegen meist auf unbetonten Vorsilben, Artikeln, Pronomen, Konjunktionen oder Präpositionen.

Lieber nWermut, spürst du, wie flüssig sich Rogers Text liest? Das ist kein Zufall. Countrytexte alternieren prinzipiell viel stärker als Poptexte oder gar Rap/Hiphoptexte. solltest du also Country schreiben, empfehle ich dir mal, einige dieser Texte metrisch zu analysieren. Alternierende Texte waren für den Tanzsaal geschrieben, sollten sofort mitsingbar eingängig sein. - Newcountry hingegen ist mMn komplexer geworden.

Zurück zu deinem Text. Vielleicht spürst du nun etwas deutlicher die metrische Unruhe deiner Zeilen. Wenn du meinst, das müsse so sein... Ok! - Aber vielleicht konnte ich dich ja etwas nachdenklich machen....;-)

Zu DEINEM Betonungsschema. Wenn man die 1 und 3 im Takt textlich betont, kommt es halt darauf an, ob man 8tel oder 16tel zählt. Hier der gleiche Text, jeweils 1und 3 unterstrichen.

/ Alle meine Entchen / Schwimmen auf dem See (8tel)
/ Alle meine Entchen schwimmen auf dem See / (16)


Englisch / Deutsch: Das Englische enthält viel mehr einsilbige Worte als das Deutsche. Man muss nur einige englische Musiktexte deutsch nachdichten, dann wird dieser Unterschied schnell signifikant.
Ich meine mit der Mehrsilbigkeit etwas anderes. Ich benutze mehrsilbige dt. Worte, um blitzschnell die Metrik eines Songs zu checken.
Trochäus = "Liebe",
Jambus= "Ballet,"
Daktylus = "Liebe und" (im Gegensatz zu Liebesglück= XxX)
Anapäst = "Alkohohl"

Beispiel Strophe "Marmorstein + Eisen bricht": liebe, liebe und liebesglück- ballet, ballet usw. ;-)

"Hold tight": Lieb Lieb - Liebe und- Liebe und Liebesglück (XX Xxx Xxx XxX)
 
Zuletzt bearbeitet:
SCHREIBPROZESS:

Neulich las ich in Hemingways Pariser Geschichten eine sehr ähnliche Geschichte. Er setzte sich in ein Café, eine junge, schöne Frau kam rein, er schrieb und schrieb, immer mal einen Blick auf die Frau... als er den letzten Punkt hinter die Story setzte, war sie (leider) gegangen. Kenn das auch! :)

Verstehe jetzt besser, wie der Text entstand. Ich nenn das intuitiv schreiben. Im Fluß schreiben. Meine Schreibe hat sich über die Jahrzehnte geändert. Ich beginne vermutlich wie Du.... setzte aber nach 1-2 Strophen ab und beginne neu zu überlegen, wohin das Ganze driften könnte. Ich frage mich zum Beispiel, wo mein Konflikt liegt. Oder wo mein Problem liegt. Was etwas ganz anderes meint. Wenn ich nach einigen Sekunden die Antwort hab, entwickelt sich der Stoff dem entsprechend weiter.

Mein Problem wäre vermutlich, dass ich früher IMMER ging, ohne mich umzuschauen. Wenn ich Schluß machte. oder einen Schluß überstehen mußte. Ich brauchte nur die ersten 4 Wochen aushalten. Wenn ich seltener von dem Abschied träumte, war das Schlimmste überstanden. ;-) Nun lebe ich seit vielen Jahren in einer festen Beziehung. Habe neue Konfliktlösungen gefunden und eine Partnerin, die mich (bisher) nicht so einfach ziehen ließ....

Das wäre vielleicht mein Problem, aber garantiert nicht mein Konflikt im Text. Hätte ich deine Idee gehabt, wäre mein Konflikt vielleicht , dass sich DIESE Partnerin von mir trennen würde. Dass ich erfolglos versuchen würde, nur nach vorn zuschauen. Dass ich mich noch nach Jahren nach ihr sehne. Vielleicht würde dieser Text 10 Jahre nach der Trennung beginnen...
ODER ich stellte mir bei früheren Partnerinnen vor, ich hätte um sie gekämpft. Mal ganz simpel gesagt: Ich würde Konflikte bauen, deren Ausgang mir etwas über Bindungsfähigkeit aussagen müßte.... zur Beantworung dieser Frage würde ich vermutlich mehrere Stories schreiben. Der Text mit seinem jeweiligen Konflikt wäre jedesmal ein neues Experiment mit meinem vermeintlichen Problem... ;-)

Der Konflikt der Story ist mir unendlich wichtig. Über den kann ich Tage oder gar Wochen nachsinnen. Denn nur der Konflikt entscheidet über den Beginn des Textes. Und, was mir noch wichtiger erscheint, über die Hook...

Aus dieser Ecke kommt meine inhaltliche Kritik, die du an dich ranlassen ... aber auch glatt ignorieren kannst. Denn 1000 Menschen = 1000 Welten.

lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Konflikt der Story ist mir unendlich wichtig. Über den kann ich Tage oder gar Wochen nachsinnen.

Im Grunde hält 'Sonne hinter Dir' sehr viel Zündstoff parat.
Ich suche dabei nur einen Ausblick, ein Wort, ein Hinweis, in dem reflektiert wird:
Ist das überhaupt richtig, wie ich mich dem alten Gefühl hingebe, passiv den Moment genieße, ohne zu handeln?
-Oder habe ich etwas besseres verdient: Will ich mich verändern, indem ich wachse!?
Im Endeffekt ist mein Reaktion aber auch nur eine Resonanz, die das Lied verursacht.
Deshalb: Ziel erreicht. Dialog geschaffen.
 
Freunde haben mir erzählt, du lebst noch immer dort
Genauso eigenwillig, stolz und schön
Ich sehne mich nach deiner Stimme und nach deinem Wort,
deiner Ruhe und ganz nah bei dir zu stehn

Nun geh ich auf dein Haus zu, das ist wie’s immer war,
über dem die Morgensonne hängt
Spüre wieder diesen sanften Wind im Haar
und wünsch, dass mich dein warmer Blick empfängt
Wenn ich die obere Strophe lese, habe ich den Eindruck, das LI ist ganz weit weg von dem Haus und der Stolzen, Schönen. Deshalb wundert es mich, dass er schon in der nächsten Strophe auf dieses Haus zugeht.
 
liebe Teestunde, die Phantasie des Hörers ist nicht die des Autors. und vollendete Gegenwart reicht eben noch in die Gegenwart hinein. Unabhängig von den eigenen Relationen wäre höchsten noch korrekter: "Freunde haben mir erzählt... hab mich gesehnt nach dir... und nun geh ich auf dein Haus zu "
 
Hi Burkie,

vielen Dank erstmal für die vielen angesprochenen Punkte:)

Was mich eher an dem Text stört, ist der fehlende Rhythmus im Sinne einer Lied-Gesangsmelodie. Ich lese den Text, aber es macht für mich keinen Gesangs-Rhythmus.
Für mich war der Gesangs-Rhythmus von Anfang an dabei und zwar so, wie ich das in #29 (https://recording.de/threads/sonne-hinter-dir.216752/page-2#post-2559832) markiert hab. Sicher gibt es da viele Varianten, die möglich sind.

Meine Methode einen Gesangsrhythmus zu finden ist, dass ich mir zunächst wenige, meist zwei, Hauptbetonungen suche und dann den restlichen Text dazwischen hänge, wobei typisch Nebenbetonungen entstehen. Weiß zwar nicht, ob das jemandem hilft, aber als Bild im Kopf dazu hab ich seit vielen Jahren folgendes:
>>
https://p5.focus.de/img/fotos/origs...0-h331-o-q75-p5/traxxx-muenchen-2011-dach.jpg
<<

Zum anderen:
Die erste Strophe klingt recht abgeklärt. Das LI geht halt raus aus Beziehungen, schaut auch nicht zurück, und ist da recht psychologisch-philosophisch abgeklärt und tough. Schaut nicht zurück. Schaut auf seine Gegenwart und auf seine jetzigen Beziehungen...
In der ersten Strophe ist zwar "Beziehung" ein mögliches Thema, aber ebenso "beim Bäcker raus", "Nach dem letzten Schultag"...

In der zweiten Strophe kommt recht unmotiviert, (...) eine gewisse Bedürftigkeit oder Anhänglichkeit heraus: (...) Bedauern, (...) Wehklage (...)
unmotiviert, nun ja, es ist eine andere Situation, ein sentimentaler Moment da LI spürt auf seinem Herzen ist ein blinder Fleck geblieben und ja, die Erinnerung ist nicht getilgt.

Die dritte Stophe bringt recht "schlager-kitschig" den Wunsch nach Wiederaufnahme der Beziehung zum Ausdruck. Der in der ersten Strophe so abgeklärt verlassene Partner soll in der dritten Strophe den Schlußmacher der Beziehung doch noch erwarten und wieder aufnehmen?
LI riskiert, untypisch für sein Selbstverständnis, eine Klärung mit der Person, die bei sich bleibt indem sie sich mit der Erde dreht. Ist das Schlager-Kitsch? Kann sein..

Deshalb glaube ich, funktioniert der Text als Lied nicht. (... )die Story selber müsste besser, linear gelesen oder gehört, herüberkommen.
Ich hab das Gefühl, dass ein Problem beim Lesen des Songs ist, dass die Strophen so verführerisch hintereinander stehen, so dass dazwischen die Zeit fehlt zu reflektieren. Daher kann ich mir vorstellen je noch einen Chorus einzubauen. Zwischen Strophe 1 und 2 instrumental. Nach 2 und 3 mit einer Hook, evtl was mit dem Titel.

Nochmals vielen Dank, m
 
Zuletzt bearbeitet:
Hi @artname,
"Ruby" alterniert ganz eindeutig: Und zwar zweifüßig. Da ich fremde Texte nur zitieren darf, hier also die jeweilig erste Zeile der Strophen.

You've painted up your lips and rolled and curled your tinted hair (7 Betonungen)

Zur Abgrenzung von den klassischen Begrifflichkeiten verwende ich "musikalische Betonungen"

Ich höre die Zeile so:
HAUPTBETONUNG // Caps unterstrichen, jeweils auf die Eins
Nebenbetonung // unterstrichen, jeweils auf die Drei

You've PAINted up your lips and rolled and CURLED your tinted hair
// 2 Haupt-, 2 Nebenbetonungen

Nun kann ich ohne die Struktur zu ändern, die musikalischen Möglichkeiten nämlich unterschiedliche Notenlängen und Pausen nutzen, um den Text anzupassen.

Beispiele:

- erweitern // kusiv = eingefügt
You've PAINted up your funny lips and you rolled and you CURLED your tinted long hair

- kürzen // (-) = fehlende Silbe
You've PAINted (-) your lips (-) (-) and CURLED your (-) hair

Zur Verdeutlichung was der Gedanke ist, sind die Beispiele überzogen, aber vielleicht kannst du dir vorstellen, dass mit dieser Sichtweise Vertonungen einfacher werden. Es fällt eben das Hangeln von einer Silbe zur nächsten weg. Aufgabe des Komponisten bleibt es die Betonungen der einzelnen Zeilen zu synchronisieren. Es sind aber weniger;-)

Zu DEINEM Betonungsschema. Wenn man die 1 und 3 im Takt textlich betont, kommt es halt darauf an, ob man 8tel oder 16tel zählt
genau, oder wie man zwischen unterschiedlichen Notenlängen wechselt

Trochäus = "Liebe",
Jambus= "Ballet,"
Daktylus = "Liebe und" (im Gegensatz zu Liebesglück= XxX)
Anapäst = "Alkohol"

Im Text kommt genauso vor. Gleiche Sprachbetonung wie vergessen. Was ist das?

Vielen Dank und viele Grüße, m
 
Ich beginne vermutlich wie Du.... setzte aber nach 1-2 Strophen ab und beginne neu zu überlegen, wohin das Ganze driften könnte
Das Thema spukt mir schon lange durch den Kopf, ohne dass ich einen Anfang gefunden hab. Insofern waren da auch schon viele Verläufe/Varianten angedacht. Nun brauchte es jeweils nur einen Anstoß von außen, um dem Lied seine Story zu geben..

Der Konflikt der Story ist mir unendlich wichtig. Über den kann ich Tage oder gar Wochen nachsinnen. Denn nur der Konflikt entscheidet über den Beginn des Textes. Und, was mir noch wichtiger erscheint, über die Hook...

Auch nach den vielen Hinweisen erscheint mir die Grundstruktur für den Song OK. Als ich Ruby anhörte, dachte ich an einen zusätzlichen Chorus und das passt ja zu deinem Hinweis auf die Hook.

Weiteres ToDo ist die Zeilen gleichartiger zu synchronisieren.

Vielen Dank und viele Grüße, m

PS: Wenn du mich per @ ansprichst, hat sich da ein "n" als erster Buchstabe eingeschlichen. Richtig ist @mWermut;-)
 
Freunde haben mir erzählt, du lebst noch immer dort
Genauso eigenwillig, stolz und schön
Ich sehne mich nach deiner Stimme und nach deinem Wort,
deiner Ruhe und ganz nah bei dir zu stehn

Nun geh ich auf dein Haus zu, das ist wie’s immer war,
über dem die Morgensonne hängt
Spüre wieder diesen sanften Wind im Haar
und wünsch, dass mich dein warmer Blick empfängt
Wenn ich die obere Strophe lese, habe ich den Eindruck, das LI ist ganz weit weg von dem Haus und der Stolzen, Schönen. Deshalb wundert es mich, dass er schon in der nächsten Strophe auf dieses Haus zugeht.
Hi @Teestunde,

das ist schon so gemeint, wie @Burkie und @artname es erklärt haben. Erst kommt der Anstoß durch die Info der Freunde, das Sehnen dauert seitdem an und mit dem Gehen ist man im aktuellen Moment. Das ist wie ein zeit-Zoom gedacht.

Viele Grüße, m
 

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