Ich kenne unglaublich viele Techniker und auch Drummer, die oft mit Drumsets zu tun haben, aber überhaupt keine Ahnung von Sound und Stimmung haben. Also verzeih mir, dass ich als einer "vom Fach" mal gesagt hab, wie die Schose wirklich zusammenhängt.
dann wirst du mir sicherlich nachsehen dass ich als "einerebenfallsvomfach" respektvoll nicht zustimme
Es ist eben ein absolut typischer Anfängerfehler, alles totzudämpfen, weil es ohne Dämpfung scheiße klingt. Letzteres liegt aber eben an bescheidenen Fellen und vor allem Stimmkünsten.
da redest du jetzt aber gegen eine phantom-meinung an: niemand spricht von "alles totdämpfen". wir reden hier von dosierter dämpfung um gezielt den release einer snare zu verkürzen. zwischen sowas und "alles totdämpfen" ist dann schon noch ne leichte grauzone...
Ok, dann sind wir wieder bei musikalischen Ausdrücken wie fett, dünn, dick, bauchig, pöng, päng und haste nich gesehen .... vieles ist auch Stil- und Geschmackssache. Für den einen ist fett dünn und für den anderen bauchig gerade richtig ...
deswegen habe ich auch pragmatisch einfach auf die komplette musikhistorie mehrerer stilrichtungen hingewiesen. zwischen soul, rnb, elektro und vielen anderen wirst sicherlich auch du doch nicht behaupten wollen, dass es dort keine auf kurz und knackig gestellten snares gibt, die nicht gleichzeitig fett wären, was auch immer das für eine person bedeutet. oder denkst du tatsächlich die sind alle gegated?
Fakt ist aber: Dämpfung nimmt etwas weg, was eigentlich da wäre.
...siehe die analogie zum kontrast im fernsehbild: und wenn du von einem aspekt mehr wegnimmst als vom anderen, erhöhst du den abstand zwischen beiden parametern und kannst bei einer entsprechenden tontechnischen anhebung insofern einen der beiden parameter betonen oder im verhältnis zueinander einschränken. (in diesem fall attack und sustain).
Wie immer ist ein Mittelmaß gefragt. Garkeine Dämpfung, d.h. per se einlagige, klare, nicht vorgedämpfte Felle ohne weitere Dämpfung, ist natürlich auch nix.
wie gesagt, wenn wir hier nur über die extreme "alles totdämpfen" und "nicht vorgedämpfte felle ohne weitere dämpfung" reden, ist diese diskussion natürlich sinnlos, aber ich rede weder vom einen noch vom anderen.
Aha, welche Dämpfungsmethoden sind das denn? Bitte komm jetzt nicht mit Taschentüchern ...
also mal nebenbei, ich weiss nicht woher deine attitüde kommt, du würdest hier selbstverständlich mit anfängern reden, aber nein, ich rede nicht von taschentüchern. ich selber bevorzuge die draufschraubbaren dämpferpads, die man via stimmschlüssel dann sehr fein einstellen kann und bei denen es einen ganz klaren sweet spot gibt, bei dem sehr viel sustain geschluckt wird während der attack noch nahezu unberührt bleibt. daneben gibt es aber natürlich zahllose drehs, auch eine ringo-snare mit ziemlich totdämpfenden geldbeutel drauf kann selbstverständlich ausgesprochen punchy sein, du kannst am innendämpfer schrauben, du kannst mit der teppichspannung experimentieren (und damit z.b. den release des luftigen höhenanteils vom teppich kürzer und konkreter oder länger und breiter machen), und, grosser spass mal für zwischendurch, du kannst mit umgedrehtem draufgelegten fell aus den meisten snares ne ziemlich flashige pseudo-909-snare machen (muss man dann aber richtig abnehmen, sonst klackerts).
Dämpfung nimmt die Obertöne weg, weil es das Fell am Schwingen hindert. Tiefe Frequenzen haben mehr Energie und so ... klar.
Der Punch bleibt mit Dämpfung erhalten. Die Dämpfung bremst ja jetzt nicht den Stick oder das Handgelenk aus. Allerdings werden die Obertöne dennoch direkt beim Schlagen gedämpft.
ich kann nur nochmal auf das kontrastbeispiel verweisen. ausserdem ist es natürlich mitnichten so, dass bei einer dämpfung sofort die obertöne quasi binär über den jordan gehen. das lässt sich sehr fein dosieren. mal *ganz* davon abgesehen, dass obertöne jetzt auch kein heiliger gral sind und es zahllose wege gibt, eine snare zum klingen zu bringen. da redet man generell nicht von besser oder schlechter sondern nur von unterschiedlichen stilistischen assoziationen die man beim hörer auslöst, je nachdem auf welche ästhetik man zielt. musik ist ja schliesslich ne hochgradig geschmäcklerische sache.
Nimm meinetwegen ne totgedämpfte, furz trockene Snare auf und mach danach die Dämpfung ab. Gate beide Aufnahmen bis das Sustain weg ist und vergleiche ...
niemand spricht von totgedämpften snares ausser dir. sorry.
Ok, was die Nachbearbeitung angeht mangelts mir auf jeden Fall noch an Erfahrung. Daher mal die Frage: Inwiefern Übersprechung ist dein Freund?
ok, das klingt jetzt vielleicht doof, aber da schildere ich jetzt einfach mal meine persönliche erfahrung nach +20 jahren in denen ich den kram hauptberuflich mache:
der ganze fokus auf einzelkanäle und direktmikrofone ist nicht besonders zielführend. schlagzeug mischen kann man ein stück wie mastern ansehen - analog zum "erst stimmen, dann dämpfen" empfehle ich gerne, erstmal die mikros ohne grosse einzelbearbeitung in ein sinnvolles verhältnis zu bringen und dann ein bisschen die summe mit eq und (parallel-)comp "anzusexen". damit kriegt man einen organischen sound, punchy, lebendig und in keinster weise artifiziell (eine falle, in die man bei nutzung von gates allzuschnell tappen kann). direktmikros sind dabei natürlich ein wichtiger anteil, aber den sound einer snare macht man nicht einfach nur übers direktmikro. das ist immer eine melange aus snare oben/unten, kitmic, raum-mics, übersprechung auf den overheads, parallelkompression und gerne auch mal doppelte signalführung, z.b. indem du den snarekanal kopierst und dann als dumpfen kurz-impuls (oder kurzen höhenreichen attack-impuls) nochmal leicht beigibst.
es gibt da sehr viele wege die nach rom führen, und übersprechung ist bei guter mikrofonierung (und einem guten drummer) nicht nur kein problem sondern auch dein bester freund beim erstellen eines homogenen sounds.
"sauber und ordentlich" gegatete drums mit direktmikro-fokus, die dann noch irgendwie nen restanteil natürlichkeit wieder über die overheads und einen mitteltollen raum zurückerhalten klingen hingegen oftmals nach demostudio und werden sehr schnell sehr unsexy.
das mal so als meine persönliche subjektivmeinung zu dem thema
Ja, solche Sätze sind blöd. Ist aber so Zunge#Schau dir halt mal irgendwelche Videos, Fotos etc. von den größten Drummern dieser Welt an ... da wirst du kaum einen Schnipsel auf einem Fell sehen. Allerdings hochwertiges Equipment und gute Stimmungen. Ok, auch im Profi Bereich gibts hier und da einen, der noch auf Pinstripe schwört ... aber manche Menschen werden halt nie erwachsen. Lachen
Ich will jetzt echt nicht anfangen irgendwelche Videos oder sonstiges zu posten.
hm. ich bin sonst kein namedropping-mensch, aber wo wir uns jetzt hier auf seite 3 eingegraben haben und du an sowas festhältst erlaub ichs mir mal. ich hatte über die jahre das grosse glück, mit zahllosen famosen drummern live oder im studio zusammenarbeiten zu dürfen. vielleicht sind leute wie sterling campbell, van romaine, andy newmark, nir Z, frank ferrer oder auch der famose florian dauner (unsterblich durch den überlieferten monitorwunsch "snare bitte lauter, und zwar für alle"
) aus deiner sicht immer noch nicht erwachsen genug geworden um den wert möglichst uneingeschränkter obertöne richtig wertzuschätzen. aber scheint sie nicht davon abgehalten mit ein paar ganz schön tollen künstlern zusammenzuspielen.
ich bleibe dabei, solche sprüche marke "das macht man im profibereich soundso" sind sowieso fast immer BS, aber in diesem fall ganz besonders. ich mein das nicht persönlich, aber da könnte meine meinung nicht mehr weiter von deiner entfernt sein als sies jetzt ist...
(edit: ein spassiger sonderling mit dem ich auch schon mal die ehre hatte war der berüchtigte marco minnemann - der hat in der tat eher sparsam gedämpft, allerdings hat der meistens soviele noten gespielt dass bisschen weniger sustain durchaus der übersichtlichkeit gedient hätte
) (trotzdem ne geile sau, unfassbarer techniker) (aber für manche musikrichtungen muss man am besten eine seiner beiden fussmaschinen im bassamp verstecken
)
