Snare Bearbeitung

[Nachtschicht]

wie gesagt, geht auch mit gate und filtersidechain, aber man ist da halt doch so am schrauben dass man genauso einfach schnell die schere zur hand nehmen kann und dann all die zusätzlichen optionen wie einfadenden "preroll" und kontrollierten zugriff auf alle stellen hat. und eben noch das schöne as im ärmel, die snare bisschen breiter und körperlicher zu machen (für sowas ist der resonierende charakter der toms sogar dann eher hilfreich, wenn man das gut filtert, wird die snare richtig schön plastisch und sitzt vor allem über kopfhörer nicht ganz so eng in der phantom-mitte bei gleichzeitig gänzlicher abwesenheit jeglichen gewummers) (zumal man "tomübersprechungs-restspuren" dann viel härter pannen kann als man es mit toms machen würde).

kann das nur empfehlen, damit bisschen rumzuspielen. macht auch spass, ist ne schöne nerderei

 

[Entone]

hab jetzt nicht alles gelesen, aber um mal auf den ausgangspost zurückzukommen: es hilft oft schon sehr viel, wenn man nervige resonanzen schmalbandig rausfiltert. dieses typische metallische "boing" wird sonst durch einen extrem eingestellten Kompressor, der den Körper betont, nochmal deutlich nervig hervorgehoben.

ansonsten sollte eben der schon erwähnte nachgeschaltete transientenshaper was bringen.

oder mal parallelkompression ausprobieren, das kann oft eine Feinjustierung ermöglichen, ebenso die EQ-Einstellung der Raum- und OH-Mikros. diese beeinflussen den snaresound oft ebenfalls extrem.

 

[m_tree]

Bin auch eher ein Freund von Gaten - sprich: Automation.
Gates haben nur den Nachteil, dass sie nicht auf Dynamikschwankungen reagieren können und leisere Anschläge "noch leiser / schwächer" erscheinen lassen.
Wenn die Mikros aber ordentlich ausgerichtet wurden (nicht zu "flach" aufs Fell zeigend - für mehr Nutzsignal und Attack) kann man nach meiner Erfahrung schon ganz gut gaten. Bei "normalen" Rockproduktionen sollte sowieso möglichst immer geprügelt werden, ohne viel Dynamik.

Die Automation hat auch noch nen Vorteil, wenn man mehrere ähnliche, exakt gleich aufgenommene Songs mixt. Einmal richtig die Automation (Gates ...) eingestellt spart man sich die Schneiderei bei allen Songs.

grad nochmal in "killing in the name of" reingehört. wenn du mal auf die offene hihat hörst, da scheint bei der snare rein gar nix auf- und zuzugehen (normalerweise gibts da mindestens ne kleine hihat-crosstalk-restmenge die ein gate verrät). sonderlich direktmikro-orientiert finde ich den sound gar nicht. allerding hörts sichs schon so an als wäre da auch ordentlich mit zusätzlichem triggering nachgeholfen (jehova, jehova!). passt auch zur epoche (die 90s waren ausgesprochen "trigger-happy") und zum werdegang des albums, welches ja ein im nachhinein nochmal aufwendig mixtechnisch aufgebrezeltes demotape war. aber von solchen schmutzigen praktiken liest man dann natürlich nix in fachinterviews. triggering ist neben autotune so ziemlich das letzte, was ein produzent aus freien stücken zugibt

Ich würde da eher "bullet in the head" oder "take the power back" nehmen. Killing in the name ist lustigerweise (als der bekannteste Song) nicht am besten / saubersten gemixt.
Jedenfalls höre ich bei RATM auf der Snare keinerlei Hi-Hat Übersprechungen raus. Dafür klingt die ganze Kiste viel zu sauber und die Einzelemente des Drumsets zu "getrennt". Snare, Bassdrum und Hi-Hat wurden da auch, soweit ich das raushör, sowohl unterschiedlich EQt, komprimiert als auch mit Halleffekten belegt.

 

[Nachtschicht]

eben. triggering halt.

beim prügeln bin ich auch nicht unbedingt deiner meinung. die meisten drummer operieren hier nach der maxime rimshots und möglichst laut. das macht live auch sinn. im studio allerdings ist laut draufhauen und rimshots nur eine von vielen möglichen optionen, den attack zu shapen. je nach anvisiertem mix machts durchaus auch mal sinn, "nur" forte und nicht fortissimo deluxe pro 2000 zu spielen und rimshots legen einen auf einen ziemlich eindimensionalen attack fest der danach nur noch schwer zu shapen ist. ohne rimshots gespielt kann man mit dynamikbearbeitung eine snare ästhetisch quasi in jedes gewünschte jahrzehnt rücken, mit rimshot machts halt pöck und wird jenseits von triggering auch immer pöck machen.

was gar nicht schlimm ist, u.a. hat pöck (TM) ja grosse teile der neunziger regiert und es hat niemandem geschadet. aber es ist eben die festlegung auf eine bestimmte ästhetik.

deswegen, m.m.n. - manchmal macht laut und rimshot sinn. machmal aber auch nicht. auch hier kommts immer auf den kontext an, bzw noch viel mehr auf die anvisierte art, wie man die drums später mischen möchte. bei manchen mischansätzen macht etwas leiseres spielen auch im rockkontext sinn und klingt dann nach der bearbeitung lustigerweise so als hätte der drummer deutlich mehr reingehauen als wenn er tatsächlich mehr reingehauen hätte. da gehts weniger um blanke lautstärke mit der gleichung "lauter = härter" sondern mehr darum, den sweet spot der jeweiligen trommel zu lokalisieren, und der ist meistens nicht bei "turn it to eleven" sondern irgendwo knapp darunter.

den generellen gedanken von leiser-spielen-kann-zu-fetteren-drums-führen kann man z.b. an der hihat ganz gut veranschaulichen: wenn ein drummer diszipliniert genug ist, auch bei lauten open-hihat-parts das kit laut zu spielen, die hihat aber dabei auf einem konstant niedrigeren pegel halten kann, dann mischt dir das jeder tontechniker danach doppelt so fett, weil er sich nicht mit dem vermaledeiten hihat-spill auf allen spuren rumschlagen muss. der oft genug dann auch gaten unmöglich bzw wegen der dann parallel zur snare ein- und aussetzenden übersprechung dir tontechnisch die hände bindet, das muss man dann maskieren, ist nicht mehr so flexibel bei eq- und weiterer dynamikbearbeitung und landet dann oft eben beim triggering.

was aber sowieso relativ unvermeidlich ist wenn der drummer zu doll in die hihat drischt. war vor allem in den neunzigern ne ziemliche unart bei vielen. vielleicht war das jahrzehnt auch deswegen so trigger-happy

 

[m_tree]

Glaub die haben bei RATM allenfalls mit selbst eingespielten Samples getriggert. Aber nicht mal das glaube ich, weil der Snaresound nicht bei jedem Song exakt gleich ist. Würde sich damit decken, dass die das Grundgerüst mit Liveperformance in 1-2 Tagen eingespielt hatten (in Sound City - siehe dazu der Film von Dave Grohl). Da kanns sicher mal passieren, dass statt die Snare penibel nachzustimmen lieber gleich weiter gespielt wird, weil die Musiker grad gut drauf sind.
Man hört auf der Scheibe auch noch hier und da ganz subtil Ghostnotes raus. Glaub nicht, dass die nur von den Overheads und Übersprechern kommen.

Mit Prügeln meinte ich jetzt nicht ohne jegliches Gefühl drauf los dreschen, sondern eben mit Ausdruck und Punch spielen. So eben, wie es der Stil will.
Dass wir uns so oft missverstehen liegt wahrscheinlich daran, dass ich im Gegensatz zu dir bisher des öfteren mit Anfängern bzw. Nicht-Profis zu tun hatte. Oft scheitert es dann schon beim Einpegeln, weil die Leute sich nicht trauen mal richtig draufzuhauen (was man natürlich auch erstmal können muss, so blöd es klingt), nachher aber an 1-2 Stellen im Song fast alles clipt.
Hatte neulich mal in den Mixing Wettbewerb hier reingehört .. ich entsinne mich, dass die Drums da so ein Paradebeispiel waren für viel zu lasches Spiel. Da hatte auch die Nachbearbeitung nicht mehr viel bringen können. Ist kein Punch und Attack da, kann man ihn nicht herzaubern. Eine Trommel klingt eben erst, wenn ein bisschen Energie reingesteckt wird. Damit ist dann generell auch mehr Nutzsignal vorhanden und ggf. Gaten wird einfacher etc.
Man kann mit "akzentuiertem" und druckvollem Spiel nicht nur das Set richtig zum Klingen bringen, sondern auch dynamischer spielen. Ich bringe gerne "Luftigkeit" in meinen Groove mit dynamischen Akzenten sowohl auf der Snare (Ghostnotes) als auch der Hi-Hat. Das geht nur mit Lautstärke unterschieden.
Rimshots spiele ich nicht steady, sondern um den Snare Sound nach meinem Gutdünken im Song zu formen (wenn mehr Power und Aggression gebraucht -> Rimshot). Ist auch so ne Stilsache bzw. "eigene Handschrift" ...

Wegen der Hi-Hat:
Auch diese muss entsprechend gespielt werden, wenn sie aggressiv klingen soll.
Ich würde es auch niemals einsehen, mich wegen tontechnischen Belangen bei meiner Performance oder meinem Setaufbau irgendwie einzuschränken. Priorität hat, dass ich entspannt und locker spielen kann, mich dabei wohl fühle ... dann kommt die richtige Dynamik automatisch.

Was Hi-Hat Übersprechungen auf der Snare angeht habe ich mit SM57 und Derivaten gute Erfahrungen gemacht es direkt off-axis zur HH auszurichten. So ist es augenscheinlich evtl. etwas näher an der HH dran, trotzdem hat man weniger Übersprecher, v.a. im Präsenzbereich.

Ich werd heute noch einen neuen Remix meines vor einiger Zeit online gestellten, älteren Demosongs mit in vielerlei Hinsicht suboptimalem Aufnahmematerial hochladen, dann auch mit Rohmaterial. Evtl. können wir die Diskussion ja dann an einem (von mir eingespielten ) Beispiel fortsetzen

 

[Nachtschicht]

Glaub die haben bei RATM allenfalls mit selbst eingespielten Samples getriggert. Aber nicht mal das glaube ich, weil der Snaresound nicht bei jedem Song exakt gleich ist. Würde sich damit decken, dass die das Grundgerüst mit Liveperformance in 1-2 Tagen eingespielt hatten (in Sound City - siehe dazu der Film von Dave Grohl). Da kanns sicher mal passieren, dass statt die Snare penibel nachzustimmen lieber gleich weiter gespielt wird, weil die Musiker grad gut drauf sind.
Man hört auf der Scheibe auch noch hier und da ganz subtil Ghostnotes raus. Glaub nicht, dass die nur von den Overheads und Übersprechern kommen.

*seufz* ich weiss auch nicht warum du immer gleich ins extrem gehst - es behauptet doch niemand, dass da nur noch samples zu hören sind. ne beliebte methode war z.b. schon damals, die reale snare zu benutzen aber sehr dumpf zu lassen, und die höhen dann mit einem getriggerten sample beizugeben.
solcherlei mischformen gibt es zuhauf, und natürlich würde man auch nicht 1. nur ein reines sample benutzen und dann auch noch bei jedem song dasselbe...

Man kann mit "akzentuiertem" und druckvollem Spiel nicht nur das Set richtig zum Klingen bringen, sondern auch dynamischer spielen.

richtig, mit mehr akzenten spiel es sich dynamischer

Rimshots spiele ich nicht steady, sondern um den Snare Sound nach meinem Gutdünken im Song zu formen (wenn mehr Power und Aggression gebraucht -> Rimshot). Ist auch so ne Stilsache bzw. "eigene Handschrift" ...
Wegen der Hi-Hat:
Auch diese muss entsprechend gespielt werden, wenn sie aggressiv klingen soll.
Ich würde es auch niemals einsehen, mich wegen tontechnischen Belangen bei meiner Performance oder meinem Setaufbau irgendwie einzuschränken. Priorität hat, dass ich entspannt und locker spielen kann, mich dabei wohl fühle ... dann kommt die richtige Dynamik automatisch.

die besten drummer mit denen ich arbeiten durfte haben dinge wie "prügel nicht die hihat so dass man danach tontechnische probleme kriegt" längst verinnerlicht, das sind sachen zu denen man sie gar nicht erst gross auffordern muss. die mischen sich einfach direkt viel besser.

man kann natürlich auch den ansatz wählen, zum musiker immer nur zu sagen "ja, cäsar. whatever you want, cäsar." aber damit tut man dem musiker keinen gefallen. dass hihatübersprechung zumindest bei musik mit viel offener hihat tontechnisch immer ne schwierige sache ist und jedes db weniger dass der drummer kontrolliert anbietet es einem im mix erlaubt, die drums entsprechend fetter zu mischen ohne dass es anfängt zischelig zu werden, ist halt nunmal ein fakt. auf den kann man sich als drummer einstellen - oder eben nicht. wenn da deine attitude ist dass du solche gedanken gar nicht zulassen würdest, dann...naja, dann hättest du aus meiner sicht bisschen falsch geordnete prioritäten, denn es geht ja darum wie *du* am schluss klingst.

und wenn ich da mal als vergleich andy newmark heranziehen darf, diesen freundlichen alten herrn der gefühlt mit der halben rockhistorie gespielt und alles recht der welt auf ein bisschen snobismus hätte - der ist zwar nicht billig, der ist übrigens noch nichtmal ein besonders guter techniker, aber der kommt ins studio mit einer entwaffnenden freundlichkeit und entspanntheit dass es eine wahre freude ist. marke "whichever way you want it, i can deal with it". der findet tontechnische überlegungen toll und spannend, und dann setzt der sich an egal welches kit und spielt simpel, aber mit einem groove dass einem der unterleib wackelt dem kannst du auch ne kaputte kinderhihat ans kit hängen und er wird sagen "hahaaa how interesting, i wanna hear how that sounds outside", und bei der lautstärke hat der quasi nen drehregler für jedes einzelne instrument am drumkit im körper . klar kannst du auch mit ner my-way-or-the-highway einstellung deinen schuh durchziehen. aber ich kann dir nur ne vorsichtige hinterfragung dieser einstellung ans herz legen, man tut sich damit in der regel keinen gefallen. und wenn du ne hihat zu doll prügelst, hat der mixer nachher probleme die er dann mit entsprechenden kompromissen abfangen muss, die sich *immer* auf den klang auswirken - egal ob er dir sagt "jaja kein problem, hauptsache du fühlst dich wohl" oder nicht.

dass zur kunst des drummings dazugehört, so zu spielen dass es danach gut *klingt* ist ja ne binsenweisheit die jeder drummer kennt. flexibilität bei der hihatlautstärke gehört da als kerntugend genauso dazu wie die fähigkeit, an der snare einen konstanten und berechenbaren pegel zu liefern, wenns um musik geht wo man einen konstanten drumsound braucht. letztere tugend ist den meisten bekannt, erstere halt ganz offenkundig nicht so sehr

 

[Marc1610]

Da bin ich jetzt mal auf den Kommentar von m_tree gespannt, wenn ihm da nicht schon die Logik sag, ok das sehe ich ein, dann weiß ich es auch nicht.

Der Michael Brauer zb sagt das er sich immer viel Zeit für den Snare Sound nimmt so das die Snare so gut wie nie gleich klingt in den Songs die er mischt.
Was sagt uns das?
Er wendet mitunter auch das an was Nachtschicht schreibt um der Snare einen netten Teppich zu verpassen und Triggern ist da auch angesagt, anders geht es nicht oder auch mal ein Gatenoise dazu.

Der Michael Brauer achtet auch auf Dynamik in seinen Mischungen, obwohl er viel mit Kompressoren hantiert ob nu direkt oder Parallel, ich mag seine Mischungen.