Scheißabstinenz

[sts]

Da hatta recht

Dann müsste, um ein anderes Wort aus dem Text aufzugreifen, der Supermarkt auch ein super Markt sein (selbst wenn es ein Scheißmarkt ist). Zusammengesetzte und zusammengeschriebene Substantive mit "Scheiß-" stehen sogar im Duden. Dabei ist immer eindeutig, wie sich der erste Wortbestandteil zum zweiten verhält. Sonst wäre eine "Scheißangst" möglicherweise die permanente Angst vor S~ ("Hilfe, da kommt sie wieder!") oder ein "Scheißladen" ein Spezialgeschäft für S~ ("Mehr als 100 Sorten ständig im Angebot"). Eine Deutung, die zwar möglich, aber doch eher speziell ist.

 

[artname]

Liebe Teestunde,

Ich halte mich raus, weil ich extrem ausgelastet bin. Deshalb habe ich z.Z. keine Energie für Vorschläge. Aber etwas fällt mir extrem auf: du zügelst das Pferd von der falschen Seite auf! Wem soll das Lied nutzen?

Wer weg vom Alkohol will, der will, muss und kann 100% auf Ermutigung setzen! Es gibt soooo viele positive Entwicklungen, wenn man aus der Fremdsteuerung einer Droge aussteigt. Alle haben mMn etwas mit dem Erkennen der EIGENEN Kraft zu tun und mit der Trennung von Menschen und Umständen, die runter ziehen oder einen selbst nur in deren faulige, eigene Interessenspiele reinziehen wollen DAS nennt man nicht umsonst klar (clean) werden.

Die Beschreibung des Cleanerdens ist eine lebenslange Erfolgsstory mit gelegentlicher Langweile. (Aber der kann sowieso kein Mensch völlig entkommen.) - Das Problem von Erfolgsstories aber ist, dass sie immer drohen, so spannend wie ein Kirchenlied zu werden. Also würde ich spannende Widersprüche betonen. Zum Beispiel den, dass sich die modernen Erfolgs-Moral oft mit einem Glas Champagner fotografieren läßt. Oder das man, nüchtern gesehen, eine Menge Leute so verlogen und fade findet, dass man sich am liebsten saufend die Kugel geben möchte. Ich würde das Wunder der Cleanwerdens in klaren, aber beiläufigen Bildern, als Understatement schildern und den ewigen Konflikt mit dem Nebel der Welt zeigen. Dezent, widersprüchlich, interessant, ironisch. Nicht missionierend. Freudvoll oder wenigstens kräftig!

Wer aber aus dieser wunderbaren Wandlung keine Kraft ziehen kann, wird den alten Geistern auf die Dauer nicht widerstehen können! Wie so viele Millionen Betroffene nicht. DIE gehen einer ehrlichen Auseinandersetzung mit Alkohol eben (noch) aus dem Weg. Aber den selbstmitleidigen Unterton des Songs werden sie erst recht nicht mögen

und der gesunde Rest der Menschheit?....

... Der will sich sein Glas Bier ebenfalls nicht verderben lassen!


Mein Tip: Musik ist immer und überall Traumwelt. Versteck deinen Konflikt in positiven Stories. Generalisiere ihn nicht. Schreib weder Choral noch verdammungslied. Kräftige deine Gefühle lieber mit gelegentlichen, selbstbewussten Seitenhieben . Das hilft dir und anderen Betroffenen mehr als hier diese pauschale, voraus eilende Entschuldigung dafür, warum man demnächst wahrscheinlich rückfällig werden wird.

lg

 

[synthpark]

Liebe Teestunde,

Ich halte mich raus, weil ich extrem ausgelastet bin. Deshalb habe ich z.Z. keine Energie für Vorschläge. Aber etwas fällt mir extrem auf: du zügelst das Pferd von der falschen Seite auf! Wem soll das Lied nutzen?

lg

äh dem Songschreiber.

ich schätze mal, du überschätzt generell den Wert des Liedtextes an sich.

Statt dass man mit Leichtigkeit an die Sache rangeht, kommst du mit einer ellenlangen Moralpredigt, deren Sinn sich mir nicht erschließt, und die anscheinend dem Liedtext seine Ölschmiere nehmen will, so daß es sich totreibt, wenn man all diese Vorschläge in die Tat umsetzem täte. Erfolgreiche Leute haben solche Kritiker immer schlichtweg ignoriert, zu Recht! Sonst hätten sie nie was released.

lg

 

[artname]

@syntpark

Wenn etwas nicht lügt, dann sind es eigene Erfahrungen.

Wer aber sagt, dass man einem Autor, der in der Diskussion noch dazu einen authentischen Hintergrund andeutet, nicht widersprechen darf? Ihn nicht vor Augen halten darf, dass ein Text, der den Saufdruck hervorhebt, gleichzeitig von mangelnder Freude an der neuer gewonnener Freiheit spricht? Ich habe da meine Erfahrungen, du die Deinen. Wie lauten denn deine Erfahrungen? Es geht doch hier wohl nicht um die Qualität der Kommentare? Sondern um die des Textes. Oder?

Moralpredigten sind einseitig. So wie deine gerade. Ich hab aber wirklich keine Zeit. Wir werden das Thema gute und schlechte Kritiken hier nicht ausdiskutieren. Aber MEINE Meinung werd ich doch wohl,sagen dürfen?

 

[Kollege]

Der Text macht Spaß zu lesen. Könnte aber auch 'Demnächst Rückfall' heißen.

Ein Alki darf nicht mehr saufen, verallgemeinert und sieht nur noch andere beim Saufen. Ohne Saufen kein Spaß, ohne Saufen = Scheiße.

Da fände ich ein Ende passender, dass am Ende wieder fröhlich gepichelt wird, aber das war glaub ich nicht deine Absicht...

 

[Teestunde]

@artname

Versteck deinen Konflikt in positiven Stories.

Ich werd's versuchen. Danke.

@Kollege

Da fände ich ein Ende passender, dass am Ende wieder fröhlich gepichelt wird

Nee, bloß nicht! Ich will, wenn schon, einen positiven Schluss basteln. Hab den Tonfall nur noch nicht gefunden.

LG T.

 

[synthpark]

@syntpark

Wenn etwas nicht lügt, dann sind es eigene Erfahrungen.

Wer aber sagt, dass man einem Autor, der in der Diskussion noch dazu einen authentischen Hintergrund andeutet, nicht widersprechen darf? Ihn nicht vor Augen halten darf, dass ein Text, der den Saufdruck hervorhebt, gleichzeitig von mangelnder Freude an der neuer gewonnener Freiheit spricht? Ich habe da meine Erfahrungen, du die Deinen. Wie lauten denn deine Erfahrungen? Es geht doch hier wohl nicht um die Qualität der Kommentare? Sondern um die des Textes. Oder?

Moralpredigten sind einseitig. So wie deine gerade. Ich hab aber wirklich keine Zeit. Wir werden das Thema gute und schlechte Kritiken hier nicht ausdiskutieren. Aber MEINE Meinung werd ich doch wohl,sagen dürfen?

Offenbar handelt der Text nicht von Einzelschicksalen, sondern Gesellschaftsgruppen. Isofern sind Moralkundgebungen hier nicht erforderlich.

Da darf man schon mal etwas böser an die Sache gehen,
schließlich saufen sich Millionen jährlich auf Malle die Hucke voll.

Alkohol verbindet die Menschen, vom Penner bis zum reichen Touri, alle "dicht".
Ist das nicht schön?

Wenn man sein Schicksal retten will, gibts die Sonntagsmesse.

 

[Teestunde]

Der Text ist (ausnahmsweise) selbst erlebt. Ich ging nur die Strecke von der Altmarkt-Galerie zum Neustädter Markt. Allein auf diesem Weg sah ich die geschilderten Szenen. Bis auf die Jugendlichen, die traf ich an einem anderen Tag und die tranken auch keine Alkopops, sondern Wein. Und das alles, wenn man sich erst seit Anfang Februar das Trinken untersagt. Alkohol, wohin man schaut! LG T.

 

[Lobotomeandyou]

Der Text ist (ausnahmsweise) selbst erlebt. Ich ging nur die Strecke von der Altmarkt-Galerie zum Neustädter Markt. Allein auf diesem Weg sah ich die geschilderten Szenen. Bis auf die Jugendlichen, die traf ich an einem anderen Tag und die tranken auch keine Alkopops, sondern Wein. Und das alles, wenn man sich erst seit Anfang Februar das Trinken untersagt. Alkohol, wohin man schaut! LG T.

Wie unsere Gesellschaft tickt, kann man auch gut daran erkennen, dass Eltern bei der Vorbereitung für Schulfeste, an denen sie selbst auch teilnehemen, stets Alkoholausschank fordern. Bezieht sich auch schon auf Grundschulveranstaltungen.
Ich trink zwar auch gern mal ab und zu, so isses nicht. Aber in der Gegenwart von Grundschülern muss ich mir nicht 'ne Dröhnung geben.Doch mit dieser Auffassung steht man ziemlich allein da, denn sowas ist gesellschaftlich toleriert, akzeptiert, ja, ein Stück weit gewollt.

 

[artname]

In meinem Kollegen-, Freundes- und Familienkreis gibt es eigentlich keine "Säufer". Höchstens ehemalige. Wer nicht umdachte, ist meist schon gestorben oder hat sich in sein Millieu zurück gezogen. Die wenigen Ausnahmen machen sich das Leben mit Familienproblemen, Bußgeldern, oder sozialem Abstieg so deutlich selber schwer, dass sie nicht tonangebend sind. Eher Mitgefühl und Sorge wecken.

Mir selbst ist im Grunde egal, ob jemand trinkt. Wenn er/ sie aber permanent trinkend ein anderer wird, mache ich eine klare Ansage: Im Lokal, bei der Arbeit, im Freundeskreis.... Im Forum

@Teestunde
ich habe den extremen Vorzug, dass ich Alkoholkonsum immer erst zur Kenntnis nehme, wenn mein Gegenüber lallt oder bei ihm extreme Stimmungsumschwünge beginnen. Ich selber kann auch bedenkenlos Medizin oder Essen mit Alkanteilen konsumieren. Wahrscheinlich war ich nur ein Geselligkeitstrinker, als ich vor fast 20 Jahren entschied: Nie wieder soll Alkohol über meine Probleme mitentscheiden dürfen. Lieber würfle ich. Seither treffe ich alle Entscheidungen halt "allein".

 

[Teestunde]

Mir sagen alle, die davon wissen, dass ich stolz sein kann auf die Zeit, die ich nun schon trocken bin. Ich selber sehe das anders. Solange mir noch der Zahn tropft, hab ich es noch nicht wirklich überstanden. Allerdings wird es weniger. Sehr zu meiner Freude.

 

[Lobotomeandyou]

Jo, und das Anschreiben gegen den tropfenden Zahn hat auch noch 'ne schöpferische Komponente.

 

[artname]

Liebe Teestunde,

Vor 20 Jahren erwachte ich mindestens einmal in der Woche mit Depressionen, landete in Armen, in denen ich nicht landen wollte, hielt immer nur einen Teil meiner Versprechen und bestand aus lauter unerfüllten Pläne. All das bin ich noch heute... aber so, dass ich gelegentliche Probleme zeitnah ausbügeln kann. Und noch immer besser darin werde. Ich kann mich auf MICH verlassen. An diesem Zustand werde ich garantiert nichts mehr ändern.

Übrigens saß ich nach meiner Entscheidung sehr bewußt weiter bis ins Morgengraun am Thresen. Bis... Bis ich nicht mehr wußte, was mir meine müden Beisitzer noch bringen sollten.... nun schreibe ich lieber bis zum Morgengrauen Songs...

Schreib weniger über die Träume des Tropfenden Hahns. Schreib über dein neue Leben. Und wenn du da nicht neu träumen kannst, sauf wieder. Aber gib dir noch ne Nacht Bedenkzeit. Das wird reichen

 

[Teestunde]

@artname

Bis ich nicht mehr wußte, was mir meine müden Beisitzer noch bringen sollten

Man verpasst nichts, wenn man nicht trinkt. Ab einem bestimmten Pegel erzählen sie dir nur noch dummes Zeug. Das war für mich einer der Gründe aufzuhören. Ich wollte nicht genau so sein. (Den Satz könnte ich direkt verwenden. )

 

[artname]

Den Satz könnte ich direkt verwenden. )

naja, ich schreib hier ja auch nicht grundlos trotz Zeitdruck. Da is uns beiden ja doch ein Vorschlag gelungen.

lg

 

[Teestunde]

Nur zu, stoß an, reih dich mit ein,
dann wirst du bald genauso sein,
wie der, der an der Ecke steht
und jeden um nen Cent anfleht.
Nur Schlaf hält ihn vom Saufen ab.
Entscheide dich, die Zeit wird knapp.

 

[Teestunde]

Nee, das mit der Ecke ist mit der heißen Nadel gestrickt.

 

[Kollege]

Da kann ich abseits deines Textes kurz was schreiben.

Ich hab mal in einer Suchtstation gearbeitet. 80% der Alknasen kamen immer wieder. So gut wie alle von denen haben ihre Sucht durch ein Saufverbot ersetzt, was nur dazu führt mit der Lupe auf das Problem zu kucken. Und es wurde verallgemeinert (man macht dies, man macht das...)
Diejenigen, die es geschafft haben, haben ihr Leben/Denken radikal verändert, Freundeskreis gewechselt usw... Also die Sucht durch etwas ersetzt, aber nicht durch ein Verbot.

Viel Erfolg

 

[artname]

@teestunde
Ist nun allerdings noch recht moralisierend ( wovor ich eingangs warnte), aber jetzt stehen wir beide gefühlt auf einer Seite. Mal schauen, wem das nicht gefällt. Und warum nicht.

Dem Moralimus entgehst du nicht, wenn du NUR über Alkoholismus schreibst. Dabei ist der im Leben nur EIN Lösungsansatz. Das Leben bleibt auch ohne Alk das gleiche Rätsel. Deshalb würde ICH heute dem Alk nur noch die Bedeutung geben, die er jetzt in meinem heutigen Rätsel hat: Eine höchst seltene.

Wenn ich richtig lese, was du da schreibst, bist du auf dem gleichen Weg. Pass auf, dass du dem Saufen schreibend nur die Bedeutung einräumst, die es momentan hat. Sonst primst du dich ungewollt und es. zieht dich langsam in überwunden geglaubte Welten zurück...

@ Kollege
Ja!

Lg

 

[Teestunde]

Danke. Ich freu mich jedes Mal, wenn ich dem "tropfenden Zahn" nicht nachgegeben habe. Mittlerweile denk ich immer, wenn der Appetit mich überkommt: Morgen früh freust du dich, wenn du es jetzt bleiben lässt. Bisher hat die Methode ganz gut geklappt.

Pass auf, dass du dem Saufen schreibend nur die Bedeutung einräumst, die es momentan hat.

Mir ist durch den Text klar geworden, dass ich längst woanders stehe. Ich hab keinen Saufdruck mehr, sondern höchstens ab und zu ein bisschen Appetit. Den kann ich rasch wegwischen, wenn ich daran denke, wie viel Spaß es macht, morgens nüchtern aufzuwachen.