Reime - Fluch oder Segen von Musiktexten?

[Teestunde]

Für wirkliche Texte verwende ich andere Techniken.

Das würde mich interessieren. Hast du ein Beispiel? Welche Techniken verwendest du? LG

 

[SoulFrontier]

FRAGE 2

Wie bewußt geht ihr mit Reimen um? Denkt über über das Reimschema nach? Oder überlässt ihr alles der Spontanität, dem Zufall?

Wenn ich texte, was ich viel zu selten tue,
Dann mache ich das rein intuitiv.
Ich verlasse mich vollkommen auf mein natürliches Sprachgefühl.

All das ganze Theoretisieren und all die Techniken, von denen Du redest sind mir völlig fremd.

Mich interessiert diese Theorie auch überhaupt nicht. Mich interessieren die Texte und tolle Musik.

Ich habe auch noch immer keinen blassen Schimmer von Musiktheorie. Nicht dass ich stolz darauf bin, allerdings kann ich ganz wunderbar komponieren und arrangieren ohne die geringste Ahnung davon zu haben was ich da nun theoretisch dabei tue und welche Techniken das sind.

Und um nochmal auf Reim oder nicht Reim zu kommen und das prominente Beispiel Bosse.

Vorhin durch Zufall in meiner Playlist lief sein Song “Augen schließen“. Und da musste ich an diesen Thread und die ganze Diskussion denken.

Und die Frage die ich da an sich habe ist:

Muss man denn auf Teufel komm raus versuchen Reime zu beweisen wo nun einmal definitiv nicht ein Hauch von Reim vorhanden ist?

Ich meine der Typ pfeift nun einmal gerne mal auf das Reimen. Längst nicht immer und überall aber doch auffällig oft. Und schreibt doch tolle und auf seine Musik passende Texte.
Ist doch wunderbar! Das gibt mir persönlich einfach nur Mut und Freiheit das auch nicht immer so streng zu nehmen und einfach auf die Suche nach dem passenden Reim zu verzichten.
Ich glaube auch keine Sekunde dass der das irgendwie so verkopft macht wie ihr es hier behauptet.

Ein praktischer Aspekt von Reimen für den Interpreten wurde hier dabei auch noch nicht betrachtet, da ich aber Interpret bin denke ich auch darüber nach:
Gereimte Texte lassen sich besser merken!
Für beide Seiten.

Das kommt mir dann bei Bosse halt auch mal in den Sinn, der Typ leistet sich ja was!

 

[artname]

@SoulFrontier, is ja toll, det allet so jut mit die Texte bei dir läuft. Schönes WE

 

[sweetlizzard]

Ich glaube auch keine Sekunde dass der das irgendwie so verkopft macht wie ihr es hier behauptet.

Danke- hab mal in ein paar Sachen reingehört und sowas is mir auch im Kopf rumgespukt.....

 

[artname]

hallo @SoulFrontier und @sweetlizzard,

EINES wundere mich. Das Netz ist voller Interviews mit Bosse. Warum schreibt ihr hier mit verschwörerischen Unterton rein, dass der Typ sich "bestimmt" keinen Kopp ums Texten mach??? Googelt doch einfach "Bosse + Interview+ Texte schreiben" und findet, was er zu diesem Thema zu sagen hat:

... dass er selten Schnellschüsse schafft, dass er 1,5 Jahre für das Schreiben einer CD braucht... dass er viel experimentiert... dass er langsam lernt, wie er seine Texte schreiben muß... dass er hunderte Musiken zu Hause hat, auf die er einfach keine Texte schafft.... dass er immer größere Angst davor hat, sich textlich zu wiederholen.... dass er durch die Welt reist auf der Suche nach Orten, wo er schreiben kann...und und und. Derartige Fakten fand ich jedenfalls nach 3 Interviews. Das klingt nach Erfolg und Scheitern, nach Arbeit. Und DAS wundert mich nicht. Euch? Ja?

Dann sucht doch Gegenzitate und belebt so aufs Angenehmste unseren kleinen Austausch.

ich glaube, dieses Zitat würde euch vielleicht auch interessieren:

Fällt dir das Texten leichter als das Melodie- oder Akkordefinden?

Ich glaube, mir fällt das Texten eigentlich sehr, sehr schwer. Manchmal fällt es mir aber auch sehr leicht. Ich bin jetzt gerade im Schreibe-Prozess für meine vierte Platte und habe immer wieder Tage und Wochen, in denen es echt zäh läuft, an denen ich das Texten echt hasse. Das Musikmachen ist übrigens immer einfacher. Und plötzlich kommt dann so ein Tag, an dem dann fünf neue tolle Ideen da sind und sich alles wieder ergibt und ins rechte, wahre Licht gerückt wird. Für mich ist das Schreiben ganz oft verteufelt, aber ich glaube, das geht allen Leuten so, die schreiben.

 

[SoulFrontier]

@SoulFrontier, is ja toll, det allet so jut mit die Texte bei dir läuft. Schönes WE

Warum so schnippisch? Dir auch ein schönes und friedlich entspanntes WE!
Ich bin btw überhaupt kein Texter und schon überhaupt kein Guter.

Warum schreibt ihr hier mit verschwörerischen Unterton rein, dass der Typ sich "bestimmt" keinen Kopp ums Texten mach???

Hmm? Wer schrieb dies? Hast Du falsch verstanden. Ich habe nicht die Vorstellung dass der seine schönen Texte aus dem Ärmel schüttelt.

dass er selten Schnellschüsse schafft, dass er 1,5 Jahre für das Schreiben einer CD braucht... dass er viel experimentiert... dass er langsam lernt, wie er seine Texte schreiben muß... dass er hunderte Musiken zu Hause hat, auf die er einfach keine Texte schafft....

So schon eher

Wer seine Brötchen verdienen will darf sich auch ruhig ordentlich anstrengen dafür. Egal in welchem Beruf/Job. Das also harte Arbeit hinter dem Erfolg steckt, joo des macht es doch respektabel!
Und ich ziehe meinen Hut gerne und respektvoll vor ganz vielen Leuten, Bosse gehört definitiv dazu und sein Kumpel Clueso ebenfalls.

 

[artname]

Na gut, dann scheinen ja alle vermeintlichen Vorurteile von wegen verkopft nicht so gemeint zu sein. Ähm...Prima.

lg

 

[Andaraginga]

Wenn ich texte, was ich viel zu selten tue,
Dann mache ich das rein intuitiv.
Ich verlasse mich vollkommen auf mein natürliches Sprachgefühl.

All das ganze Theoretisieren und all die Techniken, von denen Du redest sind mir völlig fremd.
Mich interessiert diese Theorie auch überhaupt nicht.

Intuition + Sprachgefühl vs.
Theorie + Technik

Ich kann beide Ansätze nachvollziehen, weiß aber bei bekannten Liedtexten (die mir gefallen) nie wie sie gemacht wurden.

 

[Gel Mitglied 86343]

So, ich will jetzt auch mal was glauben: Professionelle Musiker, die texten müssen, suchen bestimmt händeringend nach Lösungen, pruduktiver zu arbeiten.
@artname s Techniken helfen dabei. Während der kreativen Phase, oder beim Warten darauf ;.), sollte das Gelernte dann unbewusst als Unterstützung wirken.

 

[artname]

Naja, wußte ich es doch. Es geistert eben doch das Märchen vom unbeschwerten Schreiben durch die Köpfe. Ich empfehle deshalb weiterhin, nach Aussagen zu suchen, wo anerkannte Schreiber behaupten, sie hätten sich mit Intuition und Sprachgefühl ihren Erfolg erschrieben.
Klar hat man an guten Tagen das Gefühl, alles würde wie von selbst aus der Seele quellen...
aber schon am nächsten Tag ist die Quelle wieder versiegt.... als wäre es für immer.

Ich weiß gar nicht, warum ihr immer wieder diesen doofen Vergleich zwischen Profi und Laien zieht. Der Laie von heute kann morgen bereits ein gefeierter Star sein. Und dann.... hat er dennoch übermorgen wieder das Gefühl, von den anderen maßlos überschätzt zu sein. Der Profi häuft nur mehr Versuche an und hat, wenn er denn will, mehr Zeit fürs Handwerk. Einen anderen Unterschied sehe ich nicht. Außer dem, dass Profis sich etwas verrückter aufführen dürfen, als der ganze, angeblich normale Rest.

Alle... hört ihr: ALLE... haben in dieses Lied von der fehlenden Intuition schon geklagt... die Beschäftigung mit der Theorie gibt einem lediglich das Gefühl, dieser Hölle schneller zu entkommen... und genau daran glaube ich auch. Denn die von Euch hier beschworene Intuition ist eine extrem unzuverlässige Freundin! noch dazu eine sehr anspruchsvolle!!

Wenn man seiner anderen Freundin, der Kunst treu bleiben will, dann muß man das Leben mit dem tägliche Scheitern seiner hochtrabenden Träume lernen. Und das Hoffen. Und den Glauben an die Intuition, diese minimum heldengeile Zicke, nie aufgeben. Denn...Intuition ist das plötzliche Erkennen einer ungewöhnlichen Idee. Und da braucht man den Mut, sich zuzutrauen, diese Idee kurz und verständlich und vor allem.... andere überzeugend, darzustellen. Intention ohne Mut geht nicht. Verpufft.

Alle haben Intuition. Oder seid ihr etwa Roboter?! - Doch fragt Euch selber, wann Ihr sie einsetzt? Wann Ihr sie erfolgreich einsetzt. Wann Eure Intuition Eure Rivalen vernichtend geschlagen hat. Ich sage euch, wann Euch eure Intuition half: DAMALS... Und damals ist meistens schon quälend lange her. ...

 

[Gel Mitglied 86343]

Denn...Intuition ist das plötzliche Erkennen einer ungewöhnlichen Idee. Und da braucht man den Mut, sich zuzutrauen, diese Idee kurz und verständlich und vor allem.... andere überzeugend, darzustellen. Intention ohne Mut geht nicht. Verpufft.

-Übertrieben ausgedrückt:
Wo bleibt denn die Poesie bei der ganzen Technokratie?
-Letzendlich folgen Deine Erkenntnisse auch nur aus der Analyse dieser allerliebsten Intuition.
Ich will feststellen: Intuition kann man nicht nachbilden.
Auch nicht mit noch so viel Text-Studium, das dabei bestimmt unterstützend wirken kann.
Sie muss gelebt werden.

 

[artname]

Sorry, lieber @malles, Intuition muss mMn nicht gelebt werden. Nicht so wie Mut. Intuition wird dem Feigen geschenkt wie den Mutigen. Intuition ist die Fähigkeit, sich das Leben wie der Dümmste zu erklären. Noch als Erwachsener darüber zu staunen, dass man meint, der eigene Zug fährt an, dabei isses nur der Zug auf dem Nachbargleis - und daraus Unvorstellbares- die Relativitätstheorie zu entwickeln. Intuition ist Fähigkeit - sich am liebsten klug wie ein 6jähriges Kind zu äußern. Intuition ist der gemütigte Narrenblick von ganz unten, sozusagen aus der wahren Position des Menschen heraus. Deshalb paßt der Poet so gut zur Narrenkappe.

Und Handwerk ist so gesehen die Erinnerung an Kinderkram - ständig Wiederholungen, Lallen von Vokalen, ewiges Widersprechen....

 

[Turquoise]

Kann es sein, dass Ihr beide "Inspiration" meint?

"Intuition" passt jedenfalls nicht zu dem, was Ihr darum herum schreibt.

 

[artname]

Anregung (Inspiration) kann vom Nachdenken UND /ODER von Gefühlen erzeugt werden. Intuition ist für mich hier die Akzeptanz eigener Ahnungen, Regungen als Entscheider. Mir geht es eher um eine Grundhaltung, als um eine konkrete Anregung für ein künstlerisches Werk

Im übrigen fände ich es höflicher, wenn du schon beide Begriffe einbringst, vielleicht deine Auffassung von deren Unterschied selber mal zu erklären.

 

[Turquoise]

Ich fände auch vieles höflicher. Mein Bedarf, von Dir in jedem zweiten Post unterschwellig oder offen gemaßregelt zu werden, ist jedenfalls gedeckt.

 

[artname]

Wieso paßt den nun Intuition nicht zu dem, "was wir darum schreiben"? Ich habe dir zuerst geantwortet... und mir dann eine Kritik erlaubt. Du kritisierst, bleibst aber die Antwort schuldig...

 

[Gel Mitglied 86343]

Kann es sein, dass Ihr beide "Inspiration" meint?

"Intuition" passt jedenfalls nicht zu dem, was Ihr darum herum schreibt.

Doch Intuition: Das unbewusste Wissen. @artname verwechselt es leider nur mit naiver Spielerei.

 

[artname]

Gut, malles, wenn wir Ahnungen, Regungen, Gefühle dem unbewußten Wissen zuordnen, dann habe ich nichts dagegen, wenn wir naive Spielerei aus Versehen mit auf diesen Haufen werfen.... Aber nun erklärt uns Turquoise bestimmt alles ganz anders.

Also, ich meine wirklich Intuition, Aber da es hier um Kunst geht, sehe ich auch Beziehungen zur Inspiration. Klar! Warum nicht? Ist doch teilweise eng verflochten.

 

[Gel Mitglied 86343]

ut, malles, wenn wir Ahnungen, Regungen, Gefühle dem unbewußten Wissen zuordnen, dann habe ich nichts dagegen, wenn wir naive Spielerei mit auf diesen Haufen werfen....

Nur, weil man die Wirkungskraft der Intuition nicht kennt, heißt das nicht, dass Intuition in der Kunst irrelevant ist.
Absolute Logik ist genau so bedenklich wie absolute Emotion.

 

[Turquoise]

Wieso paßt den nun Intuition nicht zu dem, "was wir darum schreiben"? Ich habe dir zuerst geantwortet... und mir dann eine Kritik erlaubt. Du kritisierst, bleibst aber die Antwort schuldig...

Bleibe ich nicht (schon wieder: ohne Vorwurf geht's wohl nicht?). Wenn Interesse besteht, bemühe ich mich, eine Antwort nachzureichen. Was also hiermit geschieht.

Intuition passt mMn nicht, weil Intuition -

Intuition und Sprachgefühl (...) schon am nächsten Tag ist die Quelle wieder versiegt

- keine Quelle ist.
Die Quelle ist die Inspiration. Das In-den-Geist=(spirit)-Einhauchen von extern.

Intuition ist keine Quelle, sondern eine Fähigkeit. Die geht auch am nächsten Tag nicht weg. Es ist allerdings nicht

die Fähigkeit, sich das Leben wie der Dümmste zu erklären

(was soll das überhaupt bedeuten?) und es hat auch nichts damit zu tun

sich am liebsten klug wie ein 6jähriges Kind zu äußern

oder sich die Welt von unten wie ein gutmütiger Narr anzusehen.

Intuition ist einfach eine Mischung aus Bauchgefühl, sechstem Sinn & gesundem Menschenverstand - eine Hilfe zum blitzschnellen Erfassen teilweise komplexer Zusammenhänge jenseits des Verstandes und der Logik. Man sieht etwas und weiß, so oder so ist es richtig.

Inspiration dagegen zielt viel mehr auf die Kreativität ab und darauf, etwas Bekanntem Neues hinzuzufügen, es durch ein spielerisches Moment zu erweitern oder einfach nur raffinierte Lösungen für alle möglichen Problemstellungen zu finden.

Man könnte also durchaus die Inspiration zur Lösung eines Problems bekommen, dann aber intuitiv erfassen, welche neuen (bspw. zwischenmenschlichen) Probleme es nach sich ziehen würde, wenn man das Problem auf diese Weise löst.

Deshalb denke ich schon, dass man - wie @malles schrieb - Intuition "leben" kann. Indem man sie ernst nimmt und auf sie hört, pflegt und trainiert man diese Fähigkeit.