Reime - Fluch oder Segen von Musiktexten?

@artname

Was aber nicht in jeder Variante gerne gesehen wird.
Sehe Charts.
Ich hab im Netz schon Unmengen Abartig talentierte Musiker jedes gernes gesehen. Und warum Spielt man die nicht im Radio, oder haben einen Platten Vertrag??

Ich denke, weil es oft nicht gerne gesehen wird aggressiv, oder erlich direkt zu sein.

Es muss ins Stereo Bild passen.. leider.


Man man. Viel zu sehr OT

Also die Musikindustrie läßt sich sowieso nicht von moralischen Erwägungen leiten. zumal der Einfluß staatlich gelenkter Medien immer stärker abnimmt. und der Einfluß von Cowdfunding ist noch nicht ausgereizt und deswegen wage ich keine Prognose, wie die Chancen für völlig unbekannte Newcomer stehen...

Ich denke, wer ehrlich und textlich reizvoll formulieren kann, hat die besten Chancen...
 
Gereimte oder nicht gereimte Texte...mir ist es egal.
Es gibt jedenfalls im deutschen Pop sehr viele Texte, die gänzlich ohne Reim auskommen und doch sehr passend und sehr gut sind. Bosse, Tomte als Beispiel machen das gerne mal.
Ich hatte dazu selber hier mal einen Thread eröffnet...

Ich wünschte hier würden mal Texte dieser Art und Qualität zu lesen sein :)
Allerdings um da fair zu bleiben Texte zu Musik wirken imo meistens eben auch nur im Zusammenhang mit der Musik. Hierher geschrieben muss es dann schon einen Nerv treffen...

Trotzdem haben mich auch schon Texte aus diesem Forum dazu inspiriert Songs dafür zu schreiben. Und umgekehrt habe ich schon Musiker hier aus dem Forum mit meinen Texten dazu inspiriert Musik dafür zu komponieren.

Es hat also schon Zeiten gegeben wo das durchaus mal klappte :)

Für mich Interessantes aber habe ich hier seit ewiger Zeit nicht mehr entdeckt.
Manches ist durchaus gelungen, jepp.
Jeden Tag neue Schlager Texte. Jo mei.
Ab und an etwas Unverständliches, aber surreal oder unverständlich kann ich selber ziemlich gut :-D
 
@DHG, so gesehen solltest du deine Texte gut verkaufen. In den besten Musikprojekten, in denen ich leibhaftig mitarbeiten durfte, gab es auf der einen Seite kreative Künstler ... und auf der anderen Seite gute Verkäufer. Selten in einer Person! Besonders vielversprechend sind diese Partnerschaften, wenn Künstler und Verkäufer innerhalb einer Band den gegenseitigen Wert anerkennen und nicht (allzusehr) gegeneinander arbeiten. Konkret heißt dass, dass die Verkäufer sich zunächst aus dem kreativen Prozeß raushalten, ihn nicht bereits in den Anfängen zerquatschen. Und dass sich die Künstler gegenüber Verkaufsargumenten offenhalten. Ich habe mit Bands gearbeitet, die diesen Spagat Jahrzehnte lang ausgehalten haben. Nicht immer ganz ehrlich... aber immerhin!
 
Das war jetzt ncht wirklich ernst gemeint aber da sprichst du durchaus etwas wichtiges an, "gut verkaufen". Ich glaub du hast zwar primär auf etwas anderes abgezielt (?) aber verkaufen ist ja auch dahin gehend wichtig, etwas für den Hörer ansprechend rüber zu bringen. Das ist dann vermutlich auch der Grund warum Texte ohne Reime funktionieren können. Genauso gut kann ein Lied mit Reimen bei schlechter Darbietung auch nicht überzeugen.
Es ist wie schon von anderer Seite erwähnt immer ein Zusammenspiel von Text und Instrumental aber ich denke das auch die Komponente Künstler/Darbietung sehr wichtig ist und vermutlich mind. ebenso darüber entscheidet ob der Song beim Hörer Anklang findet oder nicht.

Edit: Das ging jetzt zwar etwas vom eigentlichen Thema ab, halte ich aber dennoch für einen wichtigen Faktor...
 
Zuletzt bearbeitet:
Ja, es ist erstaunlich: Psychologische Studien besagen, dass Reime eine Aussage veredeln, glaubhafter machen. Als aktiver Reimer kann man das kaum glauben...;-)

Unsere Wahrnehmung und die aller Lebewesen ist so etwas einzigartiges. Wenn man es schafft, einen komplexes Gefühl in ein paar Reimzeilen auszudrücken, dann gewinnen sie dadurch die Bedeutung, die sie auch verdienen.

Andererseits hat es auch verschärften Reiz, Gefühle mit Hilfe sachlicher Beobachtungen zu schildern und bildlich zu erklären, ohne dass sich jede Zeile reimt.
 
Ich habe mit Bands gearbeitet, die diesen Spagat Jahrzehnte lang ausgehalten haben. Nicht immer ganz ehrlich... aber immerhin!
Ich kenne einen Musiker, der nach der Wende alle Voraussetzungen gehabt hätte, noch mal richtig durchzustarten. Statt dessen hat er sich mit seinem alles zerfressenden Misstrauen fast jedes Projekt kaputt gemacht. Im Rücken hatte er immer noch seine Arbeit am Theater, sonst hätte er sich diese divenhafte Haltung gar nicht leisten können. Es war echt schade um ihn. Vertrauen ist die Basis von allem. :)
 
Es gibt eben nicht nur die die Kunst zu reimen, sondern auch die Kunst zu leben...;-)
 
Ich kenne einen Musiker, der nach der Wende alle Voraussetzungen gehabt hätte, noch mal richtig durchzustarten. Statt dessen hat er sich mit seinem alles zerfressenden Misstrauen fast jedes Projekt kaputt gemacht. Im Rücken hatte er immer noch seine Arbeit am Theater, sonst hätte er sich diese divenhafte Haltung gar nicht leisten können. Es war echt schade um ihn. Vertrauen ist die Basis von allem. :)

Es gibt eben nicht nur die die Kunst zu reimen, sondern auch die Kunst zu leben...;-)

-zur Zeit ja im Trend: Der Mut zu scheitern. `kenne ich auch irgendwo her. Ohne Fehler keine Selbsterkenntnis und kein Fortschritt.
 
Hallo DHG, ich hatte schon etwas (Selbst)ironie hinter deinem Smilie vermutet. ;-)

Aber dein Satz erinnerte mich (warum auch immer) daran, dass gerade momentan bei den Reimen viel stärker als früher darauf geachtet wird, wie fresh sie sind. Obwohl die Bewertung der Qualität der Reime wiederum sehr von den kulturellen Gewohnheiten des jeweiligen Kritikers abhängt - mancher frisch klingende Reim ist in seiner Aussage eingeschränkter als ein traditioneller Reim, der aber eben nur noch eher beim Liebhaber tradierter Sprache nachhallt. Erfahrungsgemäß drängen die "Verkäufer" ständig darauf, dem Volk aufs Maul zu schauen, und übersehen bei aller Berechtigung dieses Argumentes, dass sich der Reiz mancher Reime manchmal erst zu späteren Zeiten entfalten kann...

Das erinnert mich beispielsweise an die regelmäßige Revivals der Folklore, wo man in modernisierten musikalischen Fassungen plötzlich die Reimkraft einiger Volkslieder neu bestaunen kann.
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo @SoulFrontier, Danke für den Hinweis auf Bosse. ich hab mir gestern wiedermal ne Stunde seine Songs angehört und ahne, was du mit reimlos bei ihm meinst.

Andererseits gehört Bosse zu den Sängern, die klare Vokale singen (können). Und da kommen mir viele der anscheinend ungereimten Zeilenenden eben doch gereimt vor, aber assonant. Da reimt sich sozusagen "KlAge" auf "mAcht. Assonanzen oder nicht - das ist natürlich subjektiver als reiner Reim oder nicht.
 
Da reimt sich sozusagen "KlAge" auf "mAcht. Assonanzen oder nicht - das ist natürlich subjektiver als reiner Reim oder nicht.
he, eben 'Hurra' von Bosse gehört: Da reimt sich Angst und Wand; auch gut: Großbaustelle auf Abrissbirne. Gleiche Silben-Anzahl und -Länge reichen schon aus!?
 
hallo @malles,

Bosse arbeitet mMn recht raffiniert mit dem Reim. Manchmal durchaus mit teils versteckten mehrsilbigen Assonanzen. "Murphy" war der erste Song, der zufällig beim Suchen auftauchte. Also:

Ich glaube, ehrlich gesagt, das ist Bullshit
Murphy's Gesetz ist nicht meins
Ich glaub' daran, dass Glück auf der Straße liegt
Dass es uns begegnet und bleibt
Ich glaub' daran, dass Glück uns anspringt und sich festbeißt
Dass da die Chance ist, dass es ewig bleibt



 
@artname

Da will ich doch mal kurz aus meiner Versenkung auftauchen. :)
Bosse ist der Künstler, der mich in den letzten zwei Jahren wohl am meisten beschäftigt hat.
Textlich, musikalisch und auch menschlich.
Und du hast da das gleiche entdeckt wie ich: Bosse reimt echt hintergründig raffiniert und
benutzt dabei sehr viel und gekonnt Alltagssprache und erzählt eben auch Alltagsgeschichten. Und das „ neopoetisch“.
Dabei wirkt es dann auch noch locker und leicht „ hingerotzt“. Ich bin mir aber ziemlich sicher, das es das nicht ist.
Und rhytmisch und tanzbar ist es oft auch.
Mich hat das textlich sehr inspiriert und einige meiner neueren Texte sind deutlich Bossig.
@altessockenfach hat mich alten Sack übrigens auf Bosse gebracht und auch bei diesem Text etwas mitgeschrieben.
Nur mal ein Auszug um das zu illustrieren.... Ich hatte beim Schreiben immer einen klaren treibenden Rhythmus im Ohr. Und hab das dann genauso vertont.
Wieviel Zeit da drin steckt, sag ich mal nicht ;-) Soll ja lässig nachlässig rüberkommen. Nur so viel: Vom Anfang des Textens bis zur Fertigstellung ist über ein Jahr vergangen. Immer wieder mal kurze, aber auch manchmal längere Arbeitseinheiten.

Sommer in meiner Döneria

Dosenbier, Dönerbox,
schöne Frau im Minirock.
Sie trinkt Bier, neben mir,
frag sie, bist du auch von hier?

Sie nickt leicht, lächelt breit,
noch ein Bier, bin flirtbereit.
Smalltalk light, Schwerstarbeit,
Bier zum Mund zur gleichen Zeit.

Hand berührt und gespürt
wohin das vielleicht noch führt.
Noch ein Bier, Appetit,
ihr Smartphone spielt mein Lieblingslied.

Und zwei Penner trinken Raki an der Theke
und die Pommes saufen ab im Ketchupsee.
Ich tue cool, dabei bin ich sehr verlegen,
draußen Regen, hier drin stinkt’s nach Schweiß und Tee.

Es ist Sommer in meiner Döneria,
und zwei Becher tanzen in ner Pfütze hin und her.
Es ist Sommer in meiner Döneria,
und der Dönerspieß dreht sich heut fast so schnell...

wie ein Karussell.

Pommes schlecht, viel zu fett,
ich riech ihr Eu de Toilette.
Schweigeloch, ziemlich tief,
aber mega intensiv.

Fleisch zu hart, sie so zart,
fühle mich leicht desolat.
Noch ein Bier, Wortsalat,
kriege keinen Satz an Start.

Noch ein Bier, ich bin blau,
ihre Augen sind es auch.
Magen flau, Stimme rauh,
Explosion in meinem Bauch.

Und dann steh ich auf und geh mich übergeben,
und die Plastikstühle kippen dabei um.
Hoffentlich will sie nicht gleich darüber reden,
hoffentlich stink ich nicht zu sehr aus dem Mund.

Es ist Sommer in meiner Döneria,
im Urinal vor mir tanzt ein Fußball hin und her.
Es ist Sommer in meiner Döneria,
und mein Magen dreht sich heute fast so schnell

wie ein Karussell.

Wieder da, fragt sie nur,
na, jetzt einen Raki pur?
Ich find sie wunderbar
und lall mühsam ja,na klar.

Sie trinkt aus, ich will raus,
will mit ihr zu mir nach Haus.
Ich frag sie: Noch zu mir?
Plötzlich Angst sie zu verlier‘n .

Sie sagt ja, lass uns geh‘n,
ich lass meinen Raki steh‘n
Stolpre dann vor die Wand
und sie nimmt mich an die Hand.

Es ist Sommer in meiner Döneria,
und wir schwanken auf der Straße hin und her.
Es ist Sommer in meiner Döneria,
unsre Herzen schlagen dabei fast so schnell

wie im Karussell.


Interessant ist es auch, das ich schon einige Gespräche hatte mit Leuten, die steif und fest behaupteten, Bosse würde fast überhaupt nicht reimen. :)
Dann aber doch merkten, das das so nicht stimmt.
 
Interessant ist es auch, das ich schon einige Gespräche hatte mit Leuten, die steif und fest behaupteten, Bosse würde fast überhaupt nicht reimen. :)
Dann aber doch merkten, das das so nicht stimmt.
Ja, das Thema hatten wir schon mal. Siehe auch hier. Damals hast Du Dich noch freundlich bei mir bedankt.

(Dein Text gefällt mir übrigens. Aber ich glaube nicht, dass Du darauf Wert legst.)
 
Hallo, lieber @MamaMuuht, ich bestätige gern, dass mich speziell DEINE Freude an Bosse endgültig auf dessen Spuren brachte. Schön, dass wir beide zur gleichen Einschätzung kommen. :)

Obwohl du ja, warum auch immer, wohl momentan hier keine Texte veröffentlichst, erlaube mir die kurze Bemerkung, dass mir dieser Text wirklich gut gefällt. Hier dominiert nicht nur deine Lust am Wortspiel, sondern auch am Sinnspiel. Glückwunsch... ein gutes Beispiel dafür, dass intensives Studium des Handwerks augenfällige (und sicher auch ohrenfällige) positive Folgen bringen muss, Talent vorausgesetzt.:)

Allerdings sind die Reime hier nicht so versteckt...;-) Ja, Viele Musiker haben die Assonanzen noch nicht so recht als versteckte Reimform auf dem Schirm. Obwohl Rap und Hiphop viel zu ihrer Popularität beigetragen haben.

lg
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo @MamaMuuht,

deine Milieubeschreibung liest sich amüsant und gefällt mir gut, jedoch die Stelle..
zwei Penner trinken Raki
...

..aber von vorn..

Da wird jemand unvermittelt von Amors Pfeil getroffen. Eine biertrinkende miniberockte Döneria-Schönheit verdreht unserem LI derart Birne (und Innereien), dass gerade aufgenommene Nahrung abrupt den Weg ins Freie sucht und findet. LI checkt kurz, ob seine Erscheinung unter dem Vorgang gelitten hat - ich möchte dazwischen rufen "Ja, na klar, du stinkst. Klar, Kleidung, Haut und Haar haben sich mit Spuren kaum anverdauten Mageninhalts verbunden.." - wirkungslos und sogar egal.

Amors Spiel, von solchen Nebensächlichkeiten unbeeindruckt verlagert sich unter Vermeidung der Nutzung einer gradlinigen Verbindung in die Wohnstatt LIs, dem ich wünsche, dass es ihm nun möglich ist, alles was nötig ist in ausreichend geschützem Zustand in Stellung zu bringen.

..soweit, so gut. Aber ich hinterfrage, ob LI, das zwar keineswegs als echter Winner aber sympathisch rüberkommt, weil es den Freuden des Lebens, auch in Betracht nicht optimaler Umstände und negativer Effekte, durchaus zugewandt ist, jemanden braucht auf den es hinab schaut.

Konkret: Penner ist kein schönes Wort für zufällig anwesende Raki trinkende Zeitgenossen. Auch dann nicht, wenn man berücksichtigt, dass seine Aussprache im Explosivlaut-Lippenspiel schön mit den Pommes harmoniert..

Viele Grüße, m
 
Zuletzt bearbeitet:
@mWermut

Gaaanz kurz, da ich im Stress bin. Ja, das Wort Penner ist noch nicht der Weisheit letzter Schluss. Bin ich ganz bei dir. Auch wenn das lyrische Ich das sicher auch sehr unbedarft und nicht böse gemeint verwendet. ;-)
Es sollte halt irgendwie in die Szenerie passen.

@allll

Danke erstmal für die Dankeschöns. Ich wollte vor allem verdeutlichen, wieviel Reime sich so unterbringen lassen, ohne das es aufdringlich ist. Und das das eben auch schlicht Arbeit bzw. Handwerk ist. Was ich übrigens auch von @artname gelernt habe.
Ein Handwerk , das mir sehr viel Freude macht, anderen nicht so.
Diese Freude ist bei mir übrigens ziemlich wichtig...Ohne kann ich eigentlich nicht. Ich höre mittlerweile immer auf, wenn es mir schwer wird. Zumindest kurz. Lieber 12 mal gute 5 Minuten,
als eine Stunde Brett vorm Kopf.
Mal zu der Anzahl der Reime in einer ausgewählten Strophe...

Wieder da, fragt sie nur,
na, jetzt einen Raki pur?
Ich find sie wunderbar
und lall mühsam ja,na klar.

Da, fra, na, Ra, ba, la, sa, ja, na, kla

Wie, sie , ki, sie

nur, pur, wund, und


26 Silben, 18 davon sind irgendwie reimtechnisch eingebunden.
 
Uff! Ich greife mir fürs erste mal EINE Frage heraus: Reimwörterbuch? Ja, auf jeden Fall. Schon, um aus festgefahrenen Gedanken heraus zu finden. Oft passiert es, dass ich auf ein Wort stoße, an das ich gar nicht gedacht habe und plötzlich ist ein neuer Einfall da. :)


Ja, so mache ich das auch, wenn ich "billige" Schlagertexte schreibe.

Mit dem Reimlexikon macht sehr viel Spaß, ziemlich schnell "schlechte" Texte gut zu schreiben.

Für wirkliche Texte verwende ich andere Techniken.
Da sind dann auch Reime nicht unbedingt das Mass der Dinge.

Gruss
 

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