Obwohl ich hier als Firmenkontakt ausgewiesen bin, möchte ich mich trotzdem ein wenig mehr einbringen. Ich werde versuchen, mich so neutral wie möglich zu formulieren. Denn mir geht es an dieser Stelle nicht darum, meine Lautsprechersysteme an Tedstriker zu verkaufen, sondern mein Wissen in Form von Ratschlägen zur Disposition zu bringen.
In diesem Forum wurde des öfteren diskutiert, was ein guter Monitor bringen muss. Nahezu Konsens ist, dass es den perfekten Monitor nicht zu geben scheint. Jeder empfiehlt vorzugsweise seine eigenen Monitore. Wie also weiter?
Die erste Antwort ist, dass ein guter Lautsprecher grundsätzlich nicht klingt. Im Idealfall ist er selbst akustisch nicht wahrnehmbar. Man hört ihn nicht. Man kann ihn nicht orten. Man hört die Musik und der umgebende Raum wird von dieser aufgefüllt. Wenn man die Augen schließt, ist man in jenem Raum, in dem die Aufnahme gemacht wurde. Das ist zwar auch nur eine Illusion. Aber jede Annäherung an dieses Optimum ist eine Qualitätsaussage über die Aufnahme, aber ebenso über die Qualität der Abhörsituation. Ist der Lautsprecher oder gar dessen Einzelchassis ortbar, dann bezeichne ich ihn als unbrauchbar. Denn das, was ihn ortbar macht, sind Laufzeitfehler. Von so einem Gerät wird man niemals verlässliche Aussagen über seine Arbeit erhalten.
Der Monitor ist das wichtigste Gerät im Studio. Es beeinflusst die Qualität der eigenen Arbeit wie kein anderes. Deshalb sollte man bei der Suche danach sehr sorgfältig sein. Jedes Mehr an Zeit und Aufwand zahlt sich hundertfach aus.
Wir empfehlen den Interessenten, sich die Lautsprecher zuerst mit möglichst selten gehörten Referenzaufnahmen mit möglichst minimaler (nichtelektronischer) Instrumentalisierung anzuhören. Warum "nichtelektronisch"? - Weil man nur bei diesen einen wirklichen Referenzklang hat -> das Original. Selbst wenn das Mikrofon, das Aufnahmegerät, der Wandler etcpp noch so viel vom unverkennbaren Eigenklang des Instrumentes verändert haben, bei bekannten Referenzaufnahmen, wird man im A-B-Vergleich das natürlich klingendere Instrument und damit den besseren Lautsprecher immer heraushören. So kann man objektiv vergleichen.
Einen solchen Test sollte man möglichst mit "frischen" Ohren machen. Hat man zuvor Musik gehört, so ist das Gehör bereits "vorkalibriert". Das verfremdet das Ergebnis und färbt es subjektiv.
Nach unseren Erfahrungen gibt es bei Lautsprechern zwei besonders kritische Bereiche. In denen sind die meisten fatalen Fehler zu finden. Das ist zum einem der Bass, zum anderen der Übergangsbereich zwischen Hoch und Mitteltöner. Beides wird sehr stark von der Impulsrichtigkeit beeinflusst. Fehler in diesen beiden Bereichen wirken sich daher extrem negativ auf die Übertragungsqualität aus.
Der Bass:
Beim Bass geht es keineswegs darum, wie tief oder gewaltig dieser ist. Es geht zuerst um Richtigkeit. Der Bass ist das Fundament einer jeden Musik. Wiedergabefehler in diesem Bereich wirken sich aufgrund der dort erzeugten falschen Obertöne bis in den Präsenzbereich aus. Durch einen falschen Bass wird zB eine Stimme dünn, plärrig oder näselnd. Außerdem sind auch im Bass viele Informationen über die Räumlichkeit (Raum) enthalten. Um diese zu erhalten, muss man den Lautsprecher im Studio richtig positionieren. Das geht jedoch nur, wenn dieser den Bass richtig wiedergeben kann.
Daher muss man den Bass besonderer Aufmerksamkeit widmen. Dafür zwei einfache Testmöglichkeiten. Erstens: eine gute Aufnahme einer großen Trommel oder der Bassdrum. Fragestellung: passt das Attack zum Deckay? Passt die Kraft der Anschläge zur Kraft des Basses (bei unterschiedlich stark Schlägen)? Kommt beides als Einheit zu mir? Aus welchem Material ist das Fell der Bassdrum? Ist der Bass eine art Explosion oder soddiges Bummsen?
In der Beantwortung dieser Fragen sind bereits soviele Informationen über die Abstimmung des Lautsprechers enthalten, dass man bei einer klaren Entscheidung für einen der Testkandidaten eigentlich bereits eine Kaufentscheidung treffen kann.
Aber oft ist es nicht so einfach. Deshalb weiter: Die Bassnoten- und Lautstärkerichtigkeit. Dafür empfehle ich immer wieder folgendes Stück im Original (auf CD oder Vinyl):
http://youtu.be/4HincYXs0Io
(die ersten takte reichen. man hört sich die ein paar mal hintereinander an (nur den anfang), prägt sich dabei die melodie möglichst gut ein. dann spielt man das stück wieder von anfang an und blendet den gesamten mittelhochtonbereich bestmöglich aus und konzentriert sich allein auf den basslauf. da zeigt eine box, was sie im bass wirklich kann. denn der basslauf geht ziemlich weit runter. anhand der melodie kann man prüfen, ob der bass durch die box wirklich noten- und lautstärkerichtig wieder gegeben wird. raummoden kann man dabei ausblenden, indem man sich sehr nah an die box stellt und wirklich im unmittelbaren nahfeld hört.
spätestens dann weiss man bescheid).
Ein weiterer oft gemachter Fehler bei der Lautsprecherbewertung sind die Höhen. Ein etwa 1 bis 4dB zu laut abgestimmter Hochtöner wird selbst bei einem geübten Hörer oft einen positiven Eindruck machen. Doch Obacht! Ein zu kräftiger Hochtöner vermittelt nur den Eindruck von Durchhörbarkeit, Brillianz und Glanz. Das ist jedoch eine akustische Täuschung. Ich habe nicht selten den Eindruck, dass diese falsche Abstimmungsform bewusst auf den Konsumer zugeschnitten ist. Insbesondere um so Fehler im Übergangsbereich zwischen Mittelton- und Hochtonchassis zu retuschieren. Deshalb sollte man sich zum Test immer Aufnahmen von Instrumenten suchen, die das gesamte obere Mittel- und Hochtonspektrum in einem einheitlichen "Klanggebilde" benötigen. Das wären zB hohe Stimmen oder Trompeten. Ein Sopran klingt, genau wie eine Trompete, bei einem zu lauten Hochtöner (bzw schlechter Abstimmung zum Bassmitteltöner) schrill, hart (spröde) und damit nervig. Sowas tut dann bereits bei geringen Lautstärken regelrecht weh.
Damit könnte man vielleicht noch leben, aber in diesem Bereich stecken die Informationen, die man für eine räumliche Tiefenstaffelung unbedingt benötigt. Spielen Bass-, Mittelton und Hochtonbereich in verschiedenen Zeitachsen, so wird man mit so einem Lautsprecher niemals in der Lage sein, seine Spuren richtig im "Raum" zu postionieren oder gar die Kraft der Musik richtig bewerten.
Fehler in der Frequenzlinearität kann das Gehör relativ gut kompensieren. Dass man diesen Abweichungen bei der täglichen Arbeit nicht aufsitzen darf, sondern sich sein Gehör durch das regelmäßige Einhören von Referenzaufnahmen vor und während der Arbeit kalibriert, ist ein anderes Thema. Wichtig für jemanden, der sich Monitore kaufen möchte, ist die Information, dass dieses "Einhören" bei Zeit- bzw Impulsfehlern nicht funktioniert. Zumal unterschiedliche Zeitachsen in den Übertragungsbereichen bereits zu Dissonanzen (und damit zu Verlusten) innerhalb des Lautsprechers führen. Das bedeutet Informationsverlust. Man hört damit nicht alles und damit tatsächlich falsch.
