Künstliche Intelligenz komponiert Musik? (Video)

[Entone]

Mich belustigt diese KI-Composer Geschichte, da es einfach nicht klappt, Meisterwerke der abendländischen Musikkultur (=meine Messlatte) mit ein paar Nullen und Einsen zu erschaffen. Obwohl einer ja K.I.Bach hieß

Was klassische Musik anbelangt, kann ich mir vorstellen, dass Bach oder die anderen Barocker noch am einfachsten für die KI umzusetzen sind, weil da Vieles nach mathematischen Modellen funktionert. Aber wir sind natürlich noch weit davon entfernt, dass da auch nur etwas ansatzweise Brauchbares herauskommt, geschweige denn, in die Regionen von Meisterwerken vordingt. Also so 2 bis 3 Jahre wird es wohl noch dauern.

 

[Entone]

Also werden durch KI bald ganz viele Kreative und Berufsmusiker in die professionelle Pflegebranche wechseln und den Pflegenotstand mit einem Schnippsen beheben, seh ich das richtig? Im Gesundheitswesen muss man schließlich auch kreativ sein.

Hab neulich gehört, dass bei einer Umfrage v.a. Künstler, Journalisten und IT-Spezialisten die Befürchtung geäußert haben, von KIs ersetzt zu werden.

 

[Ennui]

Hab neulich gehört, dass bei einer Umfrage v.a. Künstler, Journalisten und IT-Spezialisten die Befürchtung geäußert haben, von KIs ersetzt zu werden.

Yes. Ich bin ja der Meinung, dass Journalismus schon seit Jahren mit KI arbeitet, anders sind diese schrecklichen Clickbait-Artikel gar nicht zu erklären.
Menschliche Journalisten werden sich jedenfalls auf dirty Investigativjournalismus spezialisieren müssen.

Anwälte sollen ja auch in Gefahr sein. Wobei eins schon mal klar ist: In eher schwammigem Gefilde wie dem Notwehrrecht würde ich nicht auf KI vertrauen. Als Unternehmer auch nicht. Da gibt es zu viele Dinge, die kompetenten Mensch-zu-Mensch-Kontakt brauchen. Dass das Jura-Studium schon so schwer ist, ist ja auch eine Hürde, damit nicht jeder Schnulli plötzlich Anwalt werden kann und eine gewisse Grundintelligenz (ha!) vorhanden ist. KI wird und sollte das nicht aufweichen.

Wie ist das später in der Medizin? Verdummen Menschen durch KI auf Kindergarten-Niveau? Solche Mediziner:innen will ich nicht mal an mir dranhaben, wenn sie eine KI bedienen.

 

[Entone]

Anwälte sollen ja auch in Gefahr sein. Wobei eins schon mal klar ist: In eher schwammigem Gefilde wie dem Notwehrrecht würde ich nicht auf KI vertrauen. Als Unternehmer auch nicht. Da gibt es zu viele Dinge, die kompetenten Mensch-zu-Mensch-Kontakt brauchen. Dass das Jura-Studium schon so schwer ist, ist ja auch eine Hürde, damit nicht jeder Schnulli plötzlich Anwalt werden kann und eine gewisse Grundintelligenz (ha!) vorhanden ist. KI wird und sollte das nicht aufweichen.

Die Frage wird sein, ob eine KI stringent argumentieren können wird. Gerade in komplexen Abwägungsentscheidungen dürfte das nicht einfach werden. Da reicht nicht aus, dass man sie mit einem Haufen Fachliteratur füttert. Sie muss das abstrakte Wissen auch auf den konreten Einzelfall, den es so noch nie gab, umsetzen. Und da geht es stark um Verständnis, Fragen nach Sinn und Zweck von Normen und Maßnahmen. Die jetzigen KI-Modelle arbeiten aber rein sprachlich und nicht nach Verständnis. Das funktioniert in Jura höchstens bei Standardaufgaben, die sehr ähnlich immer wieder auftauchen, aber nicht bei Einzelentscheidungen. Deshalb kommen auch immer widersprüchliche und falsche Ergebnisse bei den Chatbots raus.

Wie ist das später in der Medizin? Verdummen Menschen durch KI auf Kindergarten-Niveau? Solche Mediziner:innen will ich nicht mal an mir dranhaben, wenn sie eine KI bedienen.

Bei Medizin ist sehr viel Fachwissen, viel Auswendiglernen und Anwendungswissen gefragt. Als Wissenslexikon haben es KIs hier vielleicht einfacher. Andererseits müssen sie hier auch Einzelfallentscheidungen richtig treffen und daher alle relevanten Informationen zu einer korrekten Entscheidung verknüpfen. Wenn es aber darum geht, einen chirurgischen Schnitt o.ä. sauber zu setzen, sind Maschinen sicher tausendfach dem Menschen in der motorischen Umsetzung überlegen. Da ist ja auch schon vieles maschinell und automatisiert, auch wenn nicht die KI steuert, sondern noch immer der Mensch. Und den sozialen Faktor muss man auch immer berücksichtigen. Da kann ich mir gut vorstellen, dass Sprach-KIs evtl. das im Krankenhaus heillos überlastete Personal unterstützen werden.

 

[Ethersis]

Komplex bedeutet für mich, dass das Gesamte nicht aus Teilbereichen abgeleitet werden kann.

Nenn mal ein Beispiel. Bin neugierig was du meinst.

 

[speedtom]

Die Metal KI gibt es ja schon länger:

https://djen.co/

 

[Entone]

Nenn mal ein Beispiel. Bin neugierig was du meinst.

View: https://www.youtube.com/watch?v=1-s6pPNRZ1U

 

[Ennui]

Da kann ich mir gut vorstellen, dass Sprach-KIs evtl. das im Krankenhaus heillos überlastete Personal unterstützen werden.

Grausamer Gedanke, nicht nur, weil die Arbeitgeber dann immer noch eine Ausrede dafür haben, das Personal nicht besser zu bezahlen und menschenwürdiger arbeiten zu lassen, sondern auch, weil der Menschenkontakt reduziert wird (welcher lustigerweise noch ein Gesundungs-/Heilungsfaktor sein kann).

 

[Turquoise]

Nenn mal ein Beispiel. Bin neugierig was du meinst.

Okay. Ist aber meine eigene Theorie und steht so wahrscheinlich in keinem Lehrbuch.

Solange Du zwei Ebenen (Layer) hast, ist Musik "zweidimensional". Es entsteht (kompositorisch) eine Fläche. Das ist schon deutlich mehr, als eine Dimension (eine Linie -> eine Rhythmusspur). Auf einer Fläche kannst Du bereits ein Bild zeichnen. Und das kann auch durchaus schon sehr schön sein.

Wirklich anregend fürs Hirn wird die Sache aber, wenn du drei Dimensionen (oder mehr) schaffst. Dann hast Du keine Fläche mehr, sondern einen Raum.

Ich rede nicht vom Klangraum, sondern von der Komposition.

Ich könnte jetzt x Beispiele aus der klassischen Musik oder auch polyphones Zeug von Bach bringen. Aber ich will es mal an Bobby McFerrins Don't Worry, be happy zeigen.

Er steigt ein und hat sofort drei Themen:

1.) die gepfiffene Melodie
2.) das stakkatoartrige, zweistimmige "goo-goo"
3.) ein frei fließender "Walkingbass" mit der tiefen Stimme

Alle drei Themen scheinen absolut ihr Ding für sich zu machen. Jedes geht frei "spazieren" und hat einen schönen Tag. Aber jedes behält die anderen immer im Auge und - und das ist das Entscheidende - erst im Zusammenklang ergeben sie das ganze Bild (den Raum).


View: https://www.youtube.com/watch?v=d-diB65scQU

 

[Entone]

1.) die gepfiffene Melodie
2.) das stakkatoartrige, zweistimmige "goo-goo"
3.) ein frei fließender "Walkingbass" mit der tiefen Stimme

Ich nenne das eine gelungene Mischung aus Melodie, Rhythmus und Harmonie. Das lässt sich auch im Metal finden. Einige Subgenres sind darauf ersichtlich nicht ausgelegt, da hast Du nicht Unrecht. Aber das gehört zum Stil. Entweder es gefällt einem oder nicht. Mir gefällt Musik ohne melodischem Mindestgehalt auch nicht. Und melodisch und harmonisch interessante Musik wird megalangweilig, wenn Rhythmussektion und Harmoniesktion exakt das Gleiche spielen (etwa Durchgeschrammel von Gitarren im Gleichklang mit Drums unter einer Melodie, ohne dass rhythmische Akzente gesetzt werden). Diese 3 Ecken der Pyramide kannst Du in alle verschiedenen Richtungen verschieben/verzerren und es wird oft etwas fehlen.

 

[Soundloch]

Irgendwann geben uns Roboter ein Autogramm.

 

[Turquoise]

Ich nenne das eine gelungene Mischung aus Melodie, Rhythmus und Harmonie.

Wobei die Harmonie (der Bass) ebenfalls in Form einer Melodie auftritt, und der Rhythmuss (goo-goo) gleichzeitig in Form der Harmonie.

 

[Lina]

Genau. Aber gerade das ist ja eigentlich noch erschreckender. Denn wenn man sich anguckt, was ohne "echte" Intelligenz bereits geht, dann kann man sich mit etwas Abstraktionsvermögen ja schon ausmalen, wie es aussieht, wenn das Teil tatsächlich selbständig lernt und intelligente Entscheidungen trifft, so rudimentär die anfänglich auch sein müssen.

Ich habe bzgl. dieser Themen schon ein paar Mal Logics Drummer bemüht. Dessen Oberfläche verlangt einem, anders als bspw. EZ Drummer und Co., überhaupt keine musikalischen Kenntnisse mehr ab. Bzw. zumindest keine technischen Erkenntnisse. Ich erzeuge einfach für jeden Songteil einen Part. Wenn ich dann will, dass es da etwas mehr zur Sache geht, ziehe ich im Editor den Lautstärke- oder Intensitätsslider hoch. Oder den Fill-Häufigkeitsknopf. Und wenn ich in einem Part mal keine Snare will, wähle ich das auch genau da ab, nix mehr mit MIDI-Editor oder so.
Die resultierenden Ergebnisse nur aus dieser Vorgehensweise sind schon so überzeugend, dass nicht *ein einziger* Nicht-Musiker auch nur ahnen würde, das könne etwa nicht von einem echten Schlagzeuger eingespielt worden sein.
Und der Logic Drummer hat mit einer echten KI wirklich noch absolut gar nix zu tun.

Aber kann der auch Urbane Genres - Trap , Hip Hop, R&B Drums ?

 

[Sascha Franck]

Aber kann der auch Urbane Genres - Trap , Hip Hop, R&B Drums ?

Nicht ganz, aber man kann ihn ein wenig an die Hand nehmen.

 

[Lina]

Nicht ganz, aber man kann ihn ein wenig an die Hand nehmen.

Wie meinst du das ? Was gibt es da für Möglichkeiten?

Ich suche aktuell nach einer guten Methode für pro klingende Drums aus diesen urbanen Bereichen - sprich wie Drummer, EZ Drums etc. nur eben Hip Hop, Rap, Trap, R&B mäßig.

Sample One Shots in Logic auf Audio Spuren ziehen ist OK, aber das klingt nie richtig gut. In modernen urbanen Genres haben die Songs Claps, Snaps, synthetische Kicks, aber klingen dennoch wie ein „echter Schlagzeuger“

 

[Sascha Franck]

Wie meinst du das ? Was gibt es da für Möglichkeiten?

Musst dir mal die Editiermöglichkeiten angucken. Und dann kann man den ja auch mit anderen Kits spielen lassen. Oder die Files auf "echte" MIDI-Spuren ziehen und da weiter rumfummeln.
Muss gerade zum Gig, wir könnten beizeiten zu dem Thema mal einen gesonderten Thread aufmachen, das ist zielführender. Entweder im Logic- oder Produktions-Unterforum.