Insert vs. send bei Reverb

[Sascha Franck]

Vorlagen machen unter Umständen bissel unkreativ.

Kommt drauf an, wie man Musik macht. Nach der Logik wäre auch ein Flügel unkreativ.

 

[ChriZZ83]

und meine bisherige Erfahrung hat mir gezeigt, dass bei der Tuba (Bass) weniger, mehr ist was den Reverb angeht.

Das ist z.B. ein Paradebeispiel dafür, weshalb man einen Hall gerne auf einen Bus (oder einen Aux oder eine Gruppe - je nachdem, wie es in der benutzten DAW halt heißt) legt. Mittlerweile haben zwar sehr viele Hall-Plugins einen EQ an Bord, der nur das Hallsignal regelt, aber eben immer noch nicht alle.
Und um jetzt bei der Tuba zu bleiben: Da werden es mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit die tieferen Frequenzen sein, die man lieber nicht verhallt haben will, da es dann gerne matscht, wohingegen in den höheren Registern vielleicht gar nichts dagegen spricht.
In dem Fall kann man dann auf dem Hallbus vor dem Hall einen EQ einfügen, mit dem man dann die tieferen Frequenzen wegschneidet - und *schwupps* ist die Hallmatsche untenrum weg.

Ja das klingt nachvollziehbar. Bisher habe ich den Sendkanal halt vernachlässigt und auf jede Spur individuell Reverb in den Insert. CPU macht bei 5 Spuren ja auch keine Mucken. Oder eben alternativ einen Reverb auf den Master wenn ich alles gleich haben wollte. Tiefenstaffelung war für mich bisher auch noch kein Thema.

 

[Kosaken-Kaffee]

Du warst ja derjenige, der mit faul und fleißig argumentiert hat. Und Vorlagen sind einfach perfekt, um Zeit zu sparen.

Vorlagen machen unter Umständen bissel unkreativ. Ich fang lieber immer komplett bei Null an.

Ich wäre zu faul, eine Vorlage zu erstellen ...

 

[Kassette]

Wenn sich der Hallanteil im Laufe der Performance ändern soll, zB wie du schreibst beim Solo, würde dies für die Send-Variante sprechen, da man den Sendfader automatisieren könnte.

Richtig... wobei man den wet/dry Anteil natürlich genauso gut automatisieren kann. Ist also auch nicht zwingend ein Argument für Send
Grundsätzlich würde ich mich da aber auch nicht arg von der Entscheidung insert vs. send quälen lassen.
Geht beides und ist beides möglich, mal ist das eine sinnvoller, mal das andere.

Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte (ohne es zu wissen), dass diese starke Abgrenzung der beiden Möglichkeiten noch aus der good old analogen Zeit stammt.
Warum? Ein teures, wertvolles Hallgerät hatte man nicht x-fach, sondern meistens nur ein oder zwei Geräte.
Da war es natürlich schwierig mit dem Insert. Also hat man alle möglichen Kanäle einzeln mehr oder weniger stark dahin gesendet.
Der Return kam dann auf einen (oder zwei) Eingangskanäle.

Die Problematik hat man heute so nicht mehr. Meistens wird auch insgesamt nicht mehr so ursprünglich gearbeitet.
Nehmen wir mal den guten Al Schmitt (Ruhe in Frieden) z.B.
Der hat gern für jedes aufgenommene Instrument einen eigenen Monohall/Chambers mitgenommen und den im Panorama an der selben Stelle wie das Hauptsignal plaziert.
Der hatte natürlich kein Plugin sondern eben echte Hallräume. Die wurden dann direkt mit aufgenommen und landeten neben der Hauptspur.
Wie würd man das denn heute in der digitalen Welt nachstellen? Sicher nicht mit einem Send pro Hauptspur. Da würde man schön in jedes Instrument ein Monoinsert mit dem Hallplugin machen und wet/dry beimischen. Wider jeder vielbesungenen "Regel", Hall sei normalerweise ein Send-Effekt.
Alles nicht zu bierernst nehmen, sondern spielerisch bleiben

Ich wäre zu faul, eine Vorlage zu erstellen ...

Keiner hat die Absicht, eine.... ach nee, das war was anderes.
Ich mag Vorlagen. Nutze sie aber meistens nicht, obwohl es mir zum Zeitpunkt des Erstellen total wichtig schien, eine solche zu haben.
Da ich aber jetzt häufiger "Brauerize", hat auch die Vorlegerei wieder ihren Sinn bekommen.

 

[lovemakemusic]

Also es kommt drauf an, was man klanglich erreichen will.

Auf dem Insert nutze ich Reverb, wenn ich nur da diesen Reverb oder genau das Delay nutzen will. Zudem wenn ich das Direktsignal ordentlich verändern will oder um einen Effekt sehr deutlich herausstechen zu lassen.

Sends nutze ich, wenn ich ein Signal andicken will, größer machen will oder in der Tiefenstaffelung platzieren möchte. Zudem spart es Rechenleistung, wenn man mehrere Signale in das Hallplugin schickt.

 

[Kassette]

Für mich gibt es eigentlich nur ein einziges Kriterium, was Hall als Send zwingend macht:
Wenn ich den Hall hinterher separat noch weiter bearbeiten, EQen, Komprimieren, Verzerren, what ever... will.
Und meistens will ich das, also...

Stimmt, und Posting #27

 

[synthpark]

Zum Glück haben viele Hall Plugins gleich EQ mit an Bord, bzw separate Nachhallzeit für Tiefen und Höhen. Aber so komprimieren oder zerren wollte ich das Signal noch nie.

 

[andy_g]

Ich nutze meist 3 - 4 Reverbs im Mix per Send/Return. Die einzelnen Signale haben dabei oft eine Mischung der verschiedenen Reverbs. Das würde per Insert schlecht funktionieren.

 

[Kassette]

Zum Glück haben viele Hall Plugins gleich EQ mit an Bord, bzw separate Nachhallzeit für Tiefen und Höhen

Häufig mache ich einen EQ vor dem Hall und einen danach. Das können die hallplugins nicht, die ich so kenne.

 

[Sascha Franck]

Ich wäre zu faul, eine Vorlage zu erstellen ...

Prinzipiell bin ich auch eher faul, außerdem finde ich die Idee einer "leeren Leinwand" auch gar nicht so verkehrt. Was ich aber ganz blöde finde, ist, nicht sofort nach Programmstart und CMD+N loslegen zu können.
Meine Hauptvorlage ist auch nicht sonderlich komplex, aber ich habe eben sofort alles drin, um keinerlei Gedanken verschwenden zu müssen, was ich jetzt wo im riesigen Plugin-Fuhrpark rauskramen muss.
Um es genauer zu machen, in meiner meist benutzten Vorlage finden sich von oben nach unten:
- 1 leere Audiospur (stereo) zum Reinziehen von irgendwelchem Kram (deshalb vorkonfiguriert, weil ich die ganz oben haben will)
- 1 100% nasse Spur, um meinen Gitarrenkrempel wahlweise mit Raumeffekten monitoren zu können (der eigentliche Sound kommt ja von draußen).
- 1 Arrangespur (quasi ein "blinder" Track) mit einem langen Part drauf (zerschnippele ich nach Bedarf, danach kann man prima von der "set locators by objects" Funktion Gebrauch machen).
- 2 von Logics Drummern, wenn ich zu faul bin, irgendwas einzuklopfen.
- 2 Drumsets, einmal eher elektronisch, einmal naturidentisch.
- 1 mal Battery mit GM Preset aber ohne Samples, nutze ich zum schnellen Reinziehen von Samples.
- 2 Bässe, einmal natur, einmal synthetisch, letzterer mit relativ wenig Charakter.
- 1 E-Piano ohne jegliches Tamtam.
- 1 Logic-Orgel.
- 1 generischer Pad-Sound.
- 1 leerer Kontakt.
- 1 leeres (bzw. defaultiges) Zebra 2.
- 4 vorbenannte Audiospuren für Gitarren, jeweils mit Space Designer für Cab-IRs und Luftikus für schnelles EQ-ing.
- Mischer mit ein paar vorbereiteten Bussen und Sends dahin für 2 mal Delay, einmal MFM2 und 2 mal Reverb.

Das ist noch überschaubar aber gleichzeitig ausreichend, um sehr schnell jegliche Ideen festhalten zu können. Ach ja, Tap Tempo ist immer aktiviert, da muss ich nicht lange rumprobieren sondern einfach viermal auf's T hauen.
Ich habe irgendwann, als Logic 10.4 rauskam (das erlaubt es, instanzierte Plugins wirklich komplett zu entladen, die Einstellungen bleiben aber erhalten) angefangen, mir noch ein weiteres, deutlich umfangreicheres Template mit haufenweise zusätzlichen, versteckten Tracks zu erstellen, aber irgendwie ist mir das trotz Versteckfunktion zu viel und hält mich immer ab, was hinzubekommen. Will aber irgendwann mal zu meinem Haupttemplate ein paar Dinge hinzufügen.

 

[Sascha Franck]

Ich lehne mich mal weit aus dem Fenster und behaupte (ohne es zu wissen), dass diese starke Abgrenzung der beiden Möglichkeiten noch aus der good old analogen Zeit stammt.

Ganz klar. Zumindest als Hobbymusiker hatte man weder genug Hallgeräte noch genug Sends dahin. Ich hatte in meinen allerbesten analogen Zeiten 3 Multieffekte, da musste man durchaus haushalten.

Aber wie ich schon sagte, ich finde es auch heute noch oft sinnvoll, mit Reverbs nicht einfach so um sich zu werfen. Bin zwar überhaupt kein Mischer, aber mir sagt es oft eher zu, nur 1-3 verschiedene Hallräume zu haben, das wirkt auf mich homogener. Ist deshalb auch etwas, das ich, falls vorhanden, aus vielen Synth-Presets erst einmal rauswerfe.

 

[jet2]

ich finde, wenn man eine gute natürliche tiefenstaffelung erreichen will,
kann man von den sends profitieren und darin verschiedene hall und delay-effekte miteinander kombinieren.

was zb. manchmal ganz cool kommt, ist 3 verschiedene räume als sends zu definieren,
ein kleiner raum, eine kammer und eine halle
und dann jede staffelungs-spur allen drei sends zuzuweisen, allerdings mit unterschiedlichen anteilen.

eine andere vorgehensweise ist es, drei verschiedene räume mit unterschiedlichen halleffekten zu gestalten und dann jede staffelungsspur einem einzelnen der 3 kombieffekte mit einem bestimmten anteil zuzuweisen.

 

[CFR]

In Sachen Templates:
Wenn man zB viel in Sachen Klassik/Orchester/SampleLibs unterwegs ist, kommt man mMn nicht an Templates vorbei.

In Sachen Sends:
Wurde alles schon gesagt.

 

[Sascha Franck]

Wenn man zB viel in Sachen Klassik/Orchester/SampleLibs unterwegs ist, kommt man mMn nicht an Templates vorbei.

Ja, man muss sich ja nur mal die Videos von Junkie XXL anschauen, da wird einem klar, dass man ohne Templates gar nix reißen kann.

 

[CFR]

Ja, man muss sich ja nur mal die Videos von Junkie XXL anschauen, da wird einem klar, dass man ohne Templates gar nix reißen kann.

Und am Besten das System nie runterfahren.
Denn sonst kanns schonmal dauern, bis alles wieder geladen ist.

 

[Sascha Franck]

Häufig mache ich einen EQ vor dem Hall und einen danach. Das können die hallplugins nicht, die ich so kenne.

Das ist auch ein nicht notwendiges Feature, es sei denn, du hast einen dynamischen EQ und/oder Hall. Ansonsten ist die Anordnung von EQ und Hall (wenn sie direkt hintereinander folgen) vollkommen irrelevant. Ein Nulltest bestätigt das.

 

[djstean]

Häufig mache ich einen EQ vor dem Hall und einen danach. Das können die hallplugins nicht, die ich so kenne.

Das ist auch ein nicht notwendiges Feature, es sei denn, du hast einen dynamischen EQ und/oder Hall. Ansonsten ist die Anordnung von EQ und Hall (wenn sie direkt hintereinander folgen) vollkommen irrelevant. Ein Nulltest bestätigt das.

iZotope Neoverb kann das zum Beispiel.
Und da nullt sich ganz sicher nichts.

 

[Sascha Franck]

iZotope Neoverb kann das.
Und da nullt sich ganz sicher nichts.

Äh? Was genau kann das? Und wieso sollte sich innerhalb eines Reverbs etwas nullen? Hast du die Versuchsanordnung aus irgendwelchen Gründen nicht verstanden?

 

[synthpark]

Ja, man muss sich ja nur mal die Videos von Junkie XXL anschauen, da wird einem klar, dass man ohne Templates gar nix reißen kann.

Und du meinst, dann nimmt man immer den gleichen Kompressor in Spur xy, und immer den gleichen Hall für die Bläser, und immer das gleiche NI Kontakt Programm für das Piano usw? Nix reißen, naja ...

Du kannst genauso gut deine Channels inklusive - ACHTUNG - Inserts(!) - separat speichern und abrufen.

 

[Gel Mitglied 84274]

Reverbs in Sends, allein wenn man eine Spur kopieren möchte und dann dort den Hall nicht haben möchte oder sich über den Sound wundert.
Ich finde Templates ziemlich einschränkend und da mittlerweile wieder von abgekommen. D.h., das stimmt nicht ganz Die Gruppen sind bereits angelegt, sowie eine Timeruler-Spur. Und ein FX-Kanal, da steht Reverb drin, allerdings ohne Inhalt. Dann hat es sich aber auch mit den Gemeinsamkeiten in meinen Projekten.
Ich mache ein Teil lieber über Channel-Strip-Settings, für EZD oder SD z.B. gleich mit Einzelausgängen. Aber den brauche ich eben auch nicht immer.