Frage an die Drummer: realistisch Drums programmieren, Velocity

[Leander]

Hallo!

Meine Frage richtet sich an erfahrene Drummer bzw. erfahrene Drum-Programmierer. Wie ändert sich die Anschlagsstärke je nach Technik bzw. Geschwindigkeit? Man nehme z.B. vereinzelte Anschläge der Bassdrum oder Snaredrum...z.B. bei AC/DC. Man kann kraftvoll spielen, da sie eben nur vereinzelt sind. Wenn ich jetzt aber Doublebass spiele auf 160 BPM oder Blastbeats auf 180 BPM, wie reduziert sich die Anschlagsstärke? Je schneller gespielt wird bzw. je mehr Anschläge in kurzer Zeit stattfinden, desto leiser werden ja die einzelnen Anschläge.

In short: Wie sehr muss ich die Velocity bei Doublebassteilen senken gegenüber einzelnen, lauten Anschlägen? Gibts da eine Formel oder eine Richtlinie?

Und zusätzlich: Gibt es ein Plugin, das sowas wie Auto-Velocity kann? Es soll quasi erkennen, wieviele Anschläge in gewisser Zeit stattfinden und automatisch ermitteln, wie sich das auf die Lautstärke der einzelnen Anschläge auswirkt.

PS Ich verwende den Superior Drummer 2...und kann ja nicht einfach ne Midi hernehmen, bei der alles gleich laut ist...sondern muss die Velocity bei Snarerolls, Tomrolls, Blastbeats, Doublebass ja reduzieren, damit es natürlicher klingt (verglichen mit einzelnen, lauten Anschlägen).

 

[Pleytoon]

Hi,

Superior hat wie so viele andere Drum Plugins ein Humanize Tool, das die Schläge variirt in Bezug auf [g=21]Velocity[/g], Timing, usw... Generell würde ich die [g=21]Velocity[/g] bei schnellen Passagen mit einer hohen Schlagfrequenz etwas runterfahren, da es ansonsten arg nach "Maschinengewehr" klingt und damit eher künstlich. Die Schläge sollten sich eben auch untereinander in der [g=21]Velocity[/g] unterscheiden. Dadurch bekommt man ein wenig dieses natürliche menschliche unpräzise Feeling rein. Wie gesagt, der Humanize Knopf hilft dir dabei etwas und wenn du dann alle Schläge einer schnellen Bassdrumpassage markierst und auf ca. 90 - 100 (von 127 steps) ziehst, könnte es schon einigermaßen natürlich klingen.

Edit:
Wichtig (und das wird häufig unterschätzt) ist auch die Velocitydifferenzierung der Hihat Schläge. Selbst vielen Drummern fällt gar nicht auf, dass die Hihat Schläge, die gleichzeitig mit Bassdrum u [g=149]Snare[/g] gespielt werden, sehr viel mehr betont sind, als die Schläge dazwischen. Da darf sich die [g=21]Velocity[/g] gerne mal um +/- 50/127 unterscheiden.

 

[gincool]

ehm nen guter drummer variiert zumindest nicht unbewusst mit der anschlagsstärke.

hihat wird im groove mal lauter und leiser gespielt und rolls/fills natürlich auch bewusst geändert, aber nen drummer der bei halftime und doublebass verschiedene lautstärken spielt sollte nochma üben gehn

(ein minimalen unterschied gibts aber ziehste einfach alles -10 nach unten noch bissl randomize drüber und gut is!)

 

[Pleytoon]

Dass alle Schläge gleichlaut sind ist nicht natürlich und die Lautstärkeunterschiede haben nichts mit einem Mangel an Übung zu tun. Durch das Variieren, das man manchmal eben automatisch tut, kommt Leben rein und es fängt an zu grooven. Natürlich sollten die Unterschiede nicht allzu unkontrolliert und unregelmäßig sein. Aber die Kunst beim Drumming besteht ja unter anderem darin, nicht nur schnell und präzise spielen zu können, sondern auch differenziert dynamisch. Dabei passiert auch oft etwas unbewusst, das einem dann beim Programmieren eher bewusst wird.

 

[Leander]

Danke für die Antworten. Also ein automatisches Anpass-Tool gibt es nicht?

Ja, es gibt die Humanize-Funktion, aber davon halte ich nichts, weil die Unterschiede nicht gewollt und bewusst eingesetzt werden, sondern zufällig. Da kann es sein, dass bei einem kraftvollen Beat plötzlich ne Snare sehr störend und deplatziert leiser gemacht wird, z.B.

 

[davechecker]

Die Lautstärke zwischen schnellen und langsamen Parts sollte (unfreiwillig) nicht allzu sehr schwanken. Das bedeutet aber schon, dass man schnelle double-bass parts ruhig etwas moderater einstellen kann, falls es zu der Passage des Stückes passt. Das wichtigste ist wohl die Velocityeinstellungen von betonten und unbetonten Zählzeiten. Gerade bei der Hihat ist dieser Wechselschlag für einen dynamischen und groovigen Sound besonders wichtig.
Dabei gehe ich manuell über die Veloctiywerte und mach den ersten Hihat-schlag besonders stark, den zweiten um einiges weicher, den 3. nicht ganz so stark wie den 1., und den 4. wiederrum ähnlich schwach wie den 2.. Allerdings kopier ich diese Einstellungen nie in andere Takte, da dadurch wieder ein sehr statischer Groove entstehen würde. Das gleiche Spiel natürlich mit Double-bass, Ride und Toms.

Dass dieses dynamische Spielen bei ACDC oder ähnlichen Drum-Dreschern^^ weniger authentisch klingt hast du ja bereits gesagt. Auch denke ich dass das eben von mirGgeschriebe nichts neues ist, aber eben besonders wichtig für einen gut programmierten Drumsound.

Generell kann ich nur sagen: Stelle die Velocitywerte manuell ein! Und mit ein wenig Routine musst nach einem kurzen Durchgang kaum mehr nachjustieren.

 

[SiR]

Manuell ist natürlich am besten. Alternative wäre die Basis Spur gleich mit nem Edrum Pad einzuspielen.
Und was Du suchst gibt es natürlich auch. Meine Erfahrungswerte damit sind aber eher gering.

Humanisator
http://www.tobybear.de/p_midibag.html

Grundsätzlich kann man sagen, dass diese zufälligen Abweichungen in der Velocity nicht wirklich das menschliche Feeling nachbilden können, da dieses deutlich komplexer am Groove orientiert ist, als dass man da von Zufallsabweichungen sprechen könnte.