eigenen Audio-PC zusammenstellen

[aksul]

Hallo allerseits,

da ich nun endlich einen Berufsabschluss in der Tasche habe und einiges an Geld ansparen konnte, soll nun endlich mal ein Rechner mit ordentlich Leistung her. Desweiteren reizt es mich, mal selber soetwas zusammenzubasteln, da ich momentan auch einen Monat frei habe.

Ich habe schon in dem Thread für PC-Zusammenstellung geschmökert, aber irgendwie hilft mir das nicht weiter. Ich will mir was um die 1500 Euro zulegen (plus/minus 200 Euro).

EDIT: Meine Projekte sind bisher überschaulich, was aber dem geschuldet ist, dass ich mit ziemlich leistungsschwachen Laptops gearbeitet habe. Wichtig wäre es mir, kleinstmögliche Latenzzeiten zu erreichen. Grafik ist für mich irrelevant (kein Gaming, keine 3D-Anwendungen). Ich arbeite momentan mit Ableton Live, und möchte auch vermehrt Max4Live nutzen. Da sind zum Teil aber ziemlich CPU-hungrige Anwendungen dabei.

Ich habe auch auf der Seite Digital Audionetworx mal geschaut, werde aber das Gefühl nicht los, dass die einfach zu stark überteuert sind (schätzungsweise zahlt man mindestens 500 Euro drauf?). Kennt ihr noch andere Anbieter?

Ich habe mal bei Alternate.de angefangen, was beispielhaft zusammenzustellen:

Prozessor: Intel Core i7-7700K (8FC-LGA4, ''Kaby Lake'')

CPU-Kühler: be quiet! Dark Rock Pro 3

Mainboard: ASUS Prime Z270-A

Arbeitsspeicher: HyperX DIMM 16 GB DDR4-21333 Kit (HX421C14FBK2/16)

Netzteil: be quiet! Dark Power Pro P11 650W

Systemlaufwerk: Samsung 960 EVO 250 GB SSD (M.2, PCIe 3.0 x4)

2.Festplatte: Samsung 850 Pro 2,5'' 512 GB SSD

Gehäuse: Antec Performance One P-280

Gehäuselüfter: 3x be quiet! Silent Wings 3 120 mm PWM

Falls jemand gute Internetseiten für die Basics kennt, würde ich mich über Links freuen. Ich habe nämlich folgende Fragen:

1. Ich kann den Prozessor, den ich ausgewählt habe, übertakten. Bringt das was für die Musikproduktion oder ist das eher nur für Gaming relevant? Ist Übertakten eventuell sogar kontraproduktiv?

2. Ist es egal, was ich für ein Format bei dem Arbeitsspeicher auswähle (reicht mir z.B. DDR4-21333)?

3. Braucht man eine zusätzliche Grafikarte? Ich würde gerne zwei Monitore anschließen.

4. Nach welchen Kriterien sollte ich das Mainboard auswählen in Bezug auf Musikproduktion?

5. Ist die Marke be quiet gut? Sind Samsung Festplatten immer noch führend?

Ich wäre dankbar für ein paar Tipps oder Anmerkungen.

(Ich war schon länger nicht mehr auf recording.de, falls solche Threads unerwünscht sind,bitte schließen!)

 

[Theobald]

Hallo bin zwar kein Profi in dem Bereich, habe mir aber vor kurzem auch zwei Rechner für Audioanwendungen zusammengebaut. Mit dem selber zusammenstellen bist du m.E. schon auf dem richtigen Weg. Ist in der Regel günstiger und man ist flexibler. Die Latenz hängt natürlich auch mit der Soundkarte bzw. dem Interface zusammen, die CPU

1. Das Übertrakten kann die Lebensdauer der CPU beeinträchtigen und zu unvorhersehbaren abstürzen führen; letzteres ist natürlich blöd, wenn man direkt im Projekt ist. Das ist aber nur der worst case. Wenn du dich an die etablierten Standarteinstellungen hälts und ihn nicht bis an die Grenze fährst, kannst du davon ausgehen, dass er rund läuft. Mein I5 2500K läuft zum Beispiel bei ca. 4 Ghz ohne Probleme. Du musst aber bedenken, dass du zum übertakten in der Regel auf größere Kühler zurückgreifen musst; die sind nicht nur teurer, sondern können ggf. auch lauter sein. Es gibt allerdings auch leistungsstarke Kühler, die auch bei Vollast relativ leise sind; hier muss man sich einfach mal die Bewertungen anschauen.

2. DDR4-2133 ist völlig in Ordnung; im besten Falle holst du dir dual kits 8 oder 16gb. Ich habe 32Gb, die aber - zumindest für meine Zwecke - völlig überdimensioniert sind. Aber man kauf ja auch für die Zukunft.

3. Nein, CPU reicht für Audioanwendungen völlig aus. Du musst dir aber ein Mainboard mit den entsprechenden Anschlüssen holen; es gibt nämlich auch Mainboards die keine Grafikausgänge haben. Zwei Monitore sind kein Problem; du kannst den einen an den HDMI und den anderen an den VGA bzw. DVI Anschluss hängen; je nachdem was dein Mainboard für Anschlussmöglichkeiten bietet,

4. Ich hab mal gehört, dass die Mainboard von ASUS sehr gut für Audioanwendungen sein sollen. Ich gehe aber mal davon aus, dass sich das auf die internen Klangerzeuger bezieht. Ich gehe aber mal davon aus, dass du dir auch ein gescheites audio interface holen willst, sodass das die Sound vom Mainboard ohnehin keine Rolle spielt. Umso wichtiger sind die Steckplätze bzw. Anschlussmöglichkeiten, sprich verfügt das Mainboard über genügend USB 3 Steckplätze, hat es einen VGA Ausgang - sofern du noch so einen Monitor hast - usw. Es gibt zum Beispiel auch Mainboards, die über thunderbolt verfügen. Du musst dir hier überlegen, welches equipment du dir anschaffen willst. Ich hab z.B. ne apollo twin duo USB, die nu an USB3 Steckplätzen läuft; die apoggee und anderen apollos laufen z.B. mit thunderbolt, dann gibt es wieder andere die über firewire laufen. Ich selber habe ein Mainboard von gigabyte und bin damit voll zufrieden. Was hier noch wichtig ist, ist die kompatibiltät zum CPU; du musst erstens schauen, ob der Sockel passt und es sich auch zum übertakten eignet, da der CPU mit Übertaktungsmöglichkeit andernfalls keinen Sinn macht.

Was schließlich noch ganz spannend sein kann, ist die Möglichkeit sich einen Hackintosh aufzusetzen; wenn man von Anfang an auf bereits getestete Hardware setzt, kann man sich ohne Probleme einen dual-boot, sprich die eine Partition Windows und die andere OSX, aufsetzen. Dass macht zum Beispiel Sinn, wenn man mit mehreren DAWS arbeiten will, die jeweils andere Betriebssysteme erfordern; Logic läuft ja afaik z.B nur auf dem Mac. Wir haben uns zum Beispiel aus einem i5 2500k einen Hackintosh gebaut. Muss aber natürlich nicht sein und kann bisweilen auch dazu führen, dass der Rechner nicht mehr rund läuft; über die richtige Hardwareauswahl kann man sich diese Alternative aber auf jeden Fall offen halten.

Ps. Du könntest dich vlt. noch erkundigen, bei welchen Herstellern so Dinge wie Spulenfieben etc. - die für die Audioanwendung wirklich sehr unangenehm sind - am seltensten auftreten. Hab mich damit noch nicht so gefasst, hatte mit meinen Mainboards aber immer Glück.

5. Die Gehäuse von bequiet sind echt sehr gut; ist auch wichtig, da es beim audiopc insbesondere auf den Lärmpegel ankommt. Ich hab auch einen Kühler und ein Netzteil von der Amrke, die allesamt sehr leise sind. Mit dem Netzteil habe ich allerdings Probleme. Ich habe ein 500w Netzteil, was nach meinen Berechnungen eigentlich dicke reichen sollte. Die letzte Zeit habe ich allerdings Probleme mit dem hochfahren. ich schätze mal es liegt an dem Umstand, dass ich einfach zuviel am PC hängen habe; mehrere externe Festpallten, Audio-Interface, Daw Controller etc, die wiederum über den PC laufen; dass muss man beim Kauf des Netzteiles auf jeden Fall auch noch mit berücksichtigen.

5. Ne SSD Festplatte für die DAW und Plugins ist auf deinem Preisniveau auf jeden Fall Pflicht. Der Nachteil ist halt die geringere Lebensdauer; es gibt hier aber auch kniffs und tricks, wie man die erhöhen kann. Auf jeden fall solltest du dich auch mit der Aufsetzung des Betriebssystems und der Programme (Ordnerstruktur) beschäftigen, die richtige Ausetzung der Software ist nähmlich neben der Hardware die halbe Miete.

 

[muffy]

Nimm lieber das Asus x99a-ii mb und statt den evo ssd die pro version. Sollen deutlich zuverlaessiger und langlebiger sein.

Netzteil reich von der Power. Bequiet ist gut, check mal ein silent bzw fanless nerzteil mit platinum effizienz an.

Prozessor uebertakten ist bei dem Kaliber erstmal uninterresant. Ich wuerde auch gleich 32 gb ram nehmen, gleicher hersteller, gleiche serie, das spart nerv beim aufruesten.

Dass du als abfallprodukt noch nen netten gaming pc haettest, ist auch nicht zu verachten. die games wuerde ich aber dann auf einer dritten platte, da reicht ne standard hdd, unterbringen.

 

[wjl]

Wenn der PC auch leise sein soll: die c't hat mindestens einmal jährlich - manchmal öfter - ganz gute Bauvorschläge, in denen sie Kombinationen vorstellen die schnell, gut und günstig sind. Als Grundlage für eigene Experimente sehr zu empfehlen.

Mit Antec-Gehäusen hab ich nur die allerbesten Erfahrungen gemacht (und hab das früher beruflich gemacht). Solide, schick, und manche sehr gut gedämpft. Etwas teurer als der Mainstream, aber jeden Euro wert.

Thunderbolt: wahrscheinlich die Zukunft was Schnittstellen angeht, aber außer im Mac (TB2 bisher, neuerdings auch TB3) kaum getestet - hier würd ich für ein eigenes Interface auf die Erfahrungen Anderer (hier) hören. Welches Interface hast Du? Mein Focusrite läuft an meinem ebenfalls selbstgebauten PC (mit Asus Board, Corei5, 16GB, SSD und "normaler" Platte, in einem - sehr schicken aber nur halb hohen - Antec Media-PC-Gehäuse) sehr gut sowohl an USB3 als auch -2.

Platten: ja, Samsung ist gut, bei SSDs glaub ich sogar führend. Trotzdem hab ich als Systemlaufwerk eine Crucial drin; reicht auch. Als 2. Platte mußt Du entscheiden ob's viel Platz (Platten) oder Geschwindigeit (SSD) sein soll - beides zusammen sprengt leicht den Preisrahmen. Ich hab 250GB SSD und 2TB Platten; mehr ist natürlich besser. Falls Du Dual (oder Triple-) Boot haben möchtest sind 250GB als Systemlaufwerk eher knapp. Reicht bei mir aber für Debian (Hauptsystem) und Windows 10 (gelegentlich).

RAM: am besten die ohne große Spoiler, Kühlrippen etc. - alles Blendwerk mit zweifelhaftem Nutzen. Bessere Durchlüftung bringt viel mehr, ist aber bei RAM eher unkritisch.

Asus Boards: seit Jahren und jederzeit wieder. Der Mercedes (oder Lexus) unter den Boards (außer vielleicht bei Servern, da gibt's noch andere wie Supermicro etc.).

Übertakten würd ich lassen. Und Alternate ist eine gute Quelle, wenn auch schon lange nicht mehr die billigste. Ich würd jederzeit dort kaufen und hab's auch schon oft getan.

Hoffe das hilft,
Wolfgang (früher mal Gründer/Inhaber von ZaReason Deutschland (gibt's in der Form nicht mehr))

 

[aksul]

So,erstmal vielen Dank euch beiden, ihr habt mir weitergeholfen.

Ich habe oben die Liste geupdatet:

Ich habe momentan nur ein Focusrite 2i4, es wird aber auch dahingehend bald aufgerüstet. Ich möchte mit einer PCIe-Karte einen FireWire-Anschluss für mein Motif XS ermöglichen. Ob das aber klappt, steht noch in den Sternen (hier gibt es immer Probleme :/).

Ich habe mich mal auf der Seite von ASUS getrieben, und die haben da ja einige Zusatzinformationen, die ich benötigt habe. Ich habe jetzt ein Mainboard ausgewählt, mit dem ich zwei Monitore betreiben kann und einstellen kann, ob die CPU übertakten darf oder nicht. Ist in dem Fall echt egal, der i7 7700K kostet nur 30 Euro mehr als der i7 7700. Wenn es also zu Problemen kommt, kann ich den immer noch dran hindern zu übertakten.
Das Gehäuse habe ich jetzt wegen delamar und Digital AudioNetoworx ausgewählt. Beim CPU-Kühler nehme ich die Pro-Version, mit der hat einer im Forum gute Erfahrungen gemacht. Wichtig ist hier anscheinend, dass da zwei Rotoren dran sein sollten (bei delamar haben die ja einen von Nocta genommen, der so ähnlich aufgebaut ist). Thunderbolt ist für mich jetzt nicht so interessant, man kann aber das Mainboard mit einer Karte anscheinend aufrüsten. Wenn ich es später benötige, kann ich das ja immer noch machen. Über 8 USB-Anschlüsse würde ich mich nicht beklagen (ich hätte hinten am Mainboard 4 und vorne noch am Gehäuse 4).

OSX ist für mich irrelevant. 32 GB erscheinen mir noch zuviel, kann ich ja jederzeit aufrüsten. Festplatte tausche ich auf Samsung Pro Version.

Daher bleiben für mich jetzt nur noch die Punkte Netzteil und andere Gehäuselüfter.

@muffy: Wie funktioniert das mit den fanless netzteilen? Entsteht da keine Abwärme, oder wird die ins Gehäuse abgegeben? Das wäre ja nicht so optimal. Desweiteren werde ich auch immer mehr Sachen dranhängen. Daher sollte ich vllt etwas einen Tick stärkeres nehmen. Haben diese Effizienz-Label tatsächlich so eine Aussagekraft?

Ich bedanke mich auf jeden Fall bei euch beiden, es hat mir weitergeholfen.

 

[wjl]

Haben diese Effizienz-Label tatsächlich so eine Aussagekraft?

Die Frage ging zwar an @muffy, aber ich würde sagen: it depends... Diese Effizienz wird m.W. bei 80% Last gemessen, und ein PC verbringt den weitaus größten Teil seines Lebens im Leerlauf. Gute, vetrauenswürdige und aussagekräftige Kurven und Messungen gibt's eher bei Tests statt bei den Herstellern selber. Ein guter und effizienter PC (und Intel baut sehr gute und energiesparende Prozessoren) läuft somit meist eher im Bereich 20-50W als 300 oder mehr Watt.

Meiner, während ich dies schreibe:

Wird schon; viel Spaß beim Bauen!

 

[aksul]

Oh Gott, ich habe mir die Teile bestellt. :_D Ich habe mich nochmal ein bisschen schlau gemacht und gebe einfach mal be quiet! die Chance, sich zu beweisen. Anscheinend gibt es zwischen den namhaften Anbietern für die Lüfter keine krassen Unterschiede. Ich werde darüber berichten, wie es so mit dem selber bauen klappt und wie die Komponenten so zusammenpassen. Vielen Dank euch dreien!