ich bin da auch nicht ganz bei holgi.
nichtexistenz unbeweisbar? selbstverständlich. aber es ist auch die nichtexistenz der zahnfee nicht beweisbar. wer so an das thema rangeht, kann am ende des konsequenten zuende-denkens nur noch zu absolut jeder behauptung die schultern zucken und "wer wills wissen" sagen. das ist für mich dann die übertriebene form des agnostizismus, da rutscht man in eine völlige beliebigkeit.
also, zuerst mal, selbstverständlich soll jeder glauben können und dürfen, was er will. das hat ja auch niemand ernsthaft infragegestellt, und ich wäre der erste, der gegen ein religionsverbot auf die strasse ginge, denn das wäre im direkten widerspruch zu meinungsfreiheit, und die ist das wichtigste gut (auch wenn der literarische jesus das anders sieht
)
darüber diskutieren hingegen halte ich für wichtig. und, ganz ehrlich: solange die religionen ein politischer player in der gesellschaft sein wollen - und das wollen sie aber sowas von - solange müssen sie damit leben, dass sie gegenstand der debatte sind. einerseits politisch einfluss nehmen wollen, aber sich gleichzeitig jegliche hinterfragung verbitten, das ist ein trick der lange funktioniert hat, aber das geht so nicht mehr und wird auch so hoffentlich nie mehr werden.
was die "gottessehnsucht" angeht: ein erneuter blick nach skandinavien zeigt, dass es damit gar nicht so weit her sein muss, und den leuten trotzdem nix fehlt, das sind vergleichsweise sehr gesunde gesellschaften. warum nun scheint man dort diese sehnsucht weniger zu haben? da komm ich nochmal auf mein persönliches ärgernis mit meinen kids: die antwort ist die institutionalisierte, frühkindliche indoktrination. die gibts bei uns unverändert an jeder ecke.
da habe ich nicht nur ein praktisches, sondern auch ein moralisches problem damit. ich etwa als atheist (in einer so klaren ausprägung dass ich nur knapp am antitheisten vorbeischramme) gehe nun trotzdem nicht zu meinen kids und sage "gott gibt es nicht, punkt." das ist doch scheisse. was ich tue ist mehr so marke "die frage wird man nie abschliessend beantworten können, hört niemals auf fragen zu stellen", und ja, ich beleuchte auch stellen wo religion unlogisch ist, aber ich präsentiere denen da nicht aus der autoritätsposition des vaters eine finale antwort und feddich.
wenn die kräfte, die versuchen einfluss auf meine kids zu nehmen, diese intellektuelle aufrichtigkeit, diesen grundsätzlichen, pinrizpiellen konjunktiv auch aufrechterhalten würden, dann wäre alles gut. davon sind die aber meilenweit entfernt. da wird das als fakt verkauft, fertig aus. "und dann ging jesus nach jerusalem..." so als hätte mans auf video.
das ist indiskutabel. und da werd ich auch ganz schön fuchsig. und richtig schlimm wirds, wenn die leute im "guten glauben" mist bauen wie meine schwiegermutter mal. da steht auf einmal meine damals 5 jährige tochter in der tür mit tränen in den augen und angst, dass "ich in die hölle komme", erzählt die meiner tochter doch glatt von der hölle!!! bei allem respekt vor persönlichem glauben: da haben die leute echt keinen kompass. bringt da auch so ne kinderbibel mit, in der unter anderen david goliath den kopf wegschiesst. klar, als "kinderfreundliche zeichnung", aber durchaus grafisch. sind die irre?? menschen die anderen menschen den kopf wegschiessen sind keine bilder für ein 5jähriges mädchen, punkt, aus, fertig! aber da denken die leute dann "ja, ist ja ne kinderbibel, das kann ja nur was gutes und richtiges sein".
da hab ich dann mal kurz meine eigenen regeln gebrochen und habs der schwiegermutter gleich getan und meine meinung als fakt verkauft. kind, mach dir keine sorgen, das ist alles bullshit.
musste dann einfach mal sein. weil, bei dem himmel-hölle-zuckerbrot-peitsche-prinzip, die leider fast alle religionen mit eingebaut haben, da hört meine toleranz schlagartig auf.
ausserdem war die kinderbibel auch als moralisches buch echt fragwürdig. man fragt sich ja, warum die sich da sehenden auges so in den eigenen fuss schiessen, aber wenn ich das christentum an kinder verkaufen wollen würde, dann würde ich z.b. noah und die flut besser mal weglassen. "und dann hat der liebe gott alle menschen umgebracht..." - barbarische geschichte. natürlich historisch und wissenschaftlich belegbar kompletter unfug, aber auch als moralische geschichte, wenn man das nach modernen moralstandards konsequenz zuende denkt, dann bleibt am schluss nur die erkenntnis, dass die literarische figur gottes an dieser stelle gelinde gesagt ein ziemlich knackiger massenmörder ist. da sollte man im kinderbuchverlag vielleicht mal über ne veränderte neuauflage nachdenken
