kitchens schrieb:
Bin gerade hier über diesen lustigen Thread gestolpert.
@Diagnostix: genau so denke ich auch und mir gefällt dein kleines (nun schon eine weile altes) Freejazz-experiment recht gut...
Aber da regt sich auch wieder eine Frage: Wie übt man improvisieren?
Ich habe immer das Problem das meine Finger schneller am greifen sind als mein Kopf und wenn der Kopf dann doch mal eine Idee mittendrin hat, dann hab ich Probleme die umzusetzen.
Ich hab da immer wieder Coltranes "giant steps" im ohr und frage mich: "Wie macht der Kerl das?!"
Ich find die Impro's auf der Platte klasse, aber ich weiß nicht wie ich an die Sache logisch ran gehen soll (falls man das überhaupt sollte).
huh, der thread lebt weiter...
sorry für späte anwort, war nicht anwesend...
also, wie übt man improvisieren?
vorab muss ich ausholen:
es gibt ein spruch - jeder mensch hat sein eigener song, welcher er andauernd spielt. (man sollte eher vom "style" sprechen als von einem song, aber ich habe mir nicht das ding selber ausgedacht)...
und den eigenen tempo, welcher ständig im innerem tobt.
die free-jazzer nennen diesen tempo "heartbeat", und die wichtigste noten in diesem "eigenem song" nennen sich "anchor", also anker.
mehr braucht man, für eine impro, nicht.
mir sind schon die anker lästig, ehrlich gesagt.
weil - jetzt sag ich jehova, vorsicht:
du sollst nicht spielen das was du kannst, sondern das was du NICHT kannst.
genau das hast du auch erkannt - an das impro darf man nicht LOGISCH uns strukturiert angehen - sondern tief einatmen (atmen ist gaanz gaanz wichtig - extrem viele musiker sind leider so hektisch dass die vergessen zu atmen und dementsprechend ihr performance auch hektisch und kurzatmig wird), dann mit einem ohr die band hören, mit anderem sich selbst - und immer zwischen zwei herzschlägen seine töne schiessen - genau das gleiche wie in der kung-fu/karate lehre, oder beim bogenschiessen...
du muss das spielen, wovon du in deinem innerem einen blassen schimmer spürst, aber was nicht in dein musikalisches bewusstsein durchgedrungen ist.
wir haben alle einen dual core in der birne, da sind wir uns einig, oder?
also die ganze kunst besteht darum, die geordnete strukturen in dem prozessor neu zu vermischen - ich habe mit einem typ einmal nach zehn minuten gedudel von einmal unison verjazzte version von hänchenklein gespielt - ohne absprache, und ohne absicht - und beide überrascht und angeekelt - sind wir sofort in den "powerplay" (chaotisches staccato, bei fast jeder freejazz aufnahme zu hören, du weiss was das ist) abgedriftet...
smash it!
impro und free-jazz haben ganz eigene musikalische logik - und um auf den punkt zu kommen -
[size=medium]VERGISS ALLES WAS DU KANNST UND SPIELE DEIN EIGENER SONG.[/size]
scheissegal ob deine finger schneller werden oda nicht - tempo halten ist alles.
dann kommt die reaktion an die mitmusiker...
und welche noten man spielt ist scheissegal.
es gibt kein falsch oder richtig in der musik - free jazz ist stampedo der leittieren, eine urige agression, und nicht braves halten an organisation.
finde diese agression in dir selbst und du wirdst überrascht sein wie frei man sich fühlt, wenn man so was spielt...
(und ja, paradox wie es ist: das kann man üben - aber nur mit anderen musikern zusammen)...
vg
dragan
