aber war das schon mal anders?
Ja. Ein Auskommen mit Musikmachen zu generieren war tatsächlich mal halbwegs planbar. Dafür musste man zwar auch gewisse Eigenschaften mitbringen und auch bereit sein, wenn es nicht so super läuft, Scheißgigs zu spielen, aber es gab eine gewisse Planbarkeit. Und nein, damit meine ich nicht für die Masse sichtbare kommerzielle Erfolge, sondern eben quasi solide Handwerkerjobs, ob jetzt als Sideman, als Barpianist, als Musikschullehrer, als Kleinproduzent, als Partybandler, etc.
In all diesen Bereichen sind a) massiv Jobs weggefallen, b) hat man irgendwann unfassbar viele Popularmusikstudiengänge aus dem Boden gestampft (sowohl an staatlichen Hochschulen wie eben auch an Zahlbuden a la Deutsche Pop, HOFA und SAE). Hinzu mag noch der Fall des eisernen Vorhangs kommen, dass die von dort "einfallenden", streckenweise hochqualifizierten Musiker, die gerne auch mal für 50% handelsüblicher Gagen spielen, einem das Leben zusätzlich schwer machen, ist zumindest nicht gänzlich an den Haaren herbeigezogen.
All das mit dem Resultat, dass einem eh schon knapper werdendem Job-Angebot plötzlich eine, na, sagen wir mal 5-fache Anzahl potentiell mehr als hinreichend ausgebildeter Musiker gegenüberstand. Es sind wirklich so viele Leute auf dem Markt, dass selbst bei gleichbleibender Job-Anzahl (was eher unwahrscheinlich ist), ganz locker in den nächsten 20 Jahren exakt kein Nachwuchs an der Front benötigt wird. Es werden in D einfach nicht jedes Jahr Jobs für bspw. 30-50 top ausgebildete Drummer frei, zumindest nicht in dem Maße, dass selbst die Hälfte von denen davon auch nur ansatzweise leben könnte.
Und wie ja schon gesagt: Die nachkommenden Typen sind wirklich alle richtig, richtig gut. Die sind technisch top, spielen mit Eiern und sind so breitbandig und ohne jegliche Scheuklappen aufgestellt, dass man eben seine eigene Indierockband betreiben kann, aber eben auch mal 2 Stunden Barjazz hinlegt oder einen Schützenzeltjob mit Umpftaumpfta einschiebt.
Heutzutage noch jemandem eine solche "Karriere" nahezulegen, wäre fast schon fahrlässig. Und es wird auch nie wieder besser werden, darauf würde ich wetten. Die "wir erfinden uns jetzt mal neu" Felder sind ja an sich auch abgegrast bzw. werden die in Zukunft mehr und mehr von KI und Co. beherrscht werden.
Ist ja übrigens nicht nur die Deutsche Pop, die da die Segel streicht, es wird auch schon der ein oder andere staatliche Studiengang reduziert oder ganz eingestampft (mWn so in Stuttgart geschehen). Ist dann halt mit weniger Tamtam.