Wert eines Soundtracks?

[filmchen]

Wenn du z.B. ein cooles Sci-Fi Projekt mit einem Entwickler machst, und ihr folgeprojekt ein Kinder-Fantasyspiel mit Orchestermusik ist, solltest du nicht sagen müssen "Nee, sorry, sowas kann ich nicht". Dann wird ein anderer Komponist dafür engagiert und du bist deine Kundenbeziehung los.
In dem Moment wo ein anderer Komponist den Fuß in der Tür hat, wird der versuchen alle Aufträge dieser Firma auf sich zu vereinen, weil er auch Miete zahlen muss. Und beim dritten Projekt des Entwicklers - wen werden sie fragen? Den Typen mit dem sie gerade gut zusammengearbeitet haben, oder den Typen der vor zwei Jahren gesagt hat "nee, sowas kann ich nicht"?

Richtig. Der Produzent muss schnell arbeiten. Er will effektiv arbeiten. Risiken minimieren. Er wird das Zuverlässige wählen. Würde ich auch.

Ein Labelbesitzer sagte mal:
"Ich möchte nicht das die Leute sich bei mir mit ihrer Musik bewerben, ich möchte vom Hörensagen mitbekommen das es diesen Musiker gibt und der gut ist, erst dann habe ich auch Interesse an diesem Musiker".

Ich habe in diversen Projekten mit verschiedenen Filmkomponisten, auch Einsteigern, gearbeitet. Jeder mir unbekannte Komponist ist entweder auf mich zugekommen oder ich habe ihn über Empfehlungen gefunden. Ich habe noch nie einen Filmkomponisten im Internet gesucht. Ich habe, wenn mir einer empfohlen wurde, seine Homepage besucht und mir sein Material und seine Vita angeschaut. Aber gesucht habe ich nie im Netz.

Deshalb meine Empfehlung: Schick dein Demo an die Produktionsfirmen. Stell dich den Entscheidern vor. Es geht nichts über persönliche Kontakte. Das Demo darf keine Nur-Musik sein. Es müssen vertonte Filme oder Games sein. Eben fertige Produkte, an denen deine Musik wirken kann. Dahin, diese fertigen Produkte zu haben, musst du erst einmal kommen.

Viele Musiker kommen zu ihren ersten Vertonungen über ihren Freundeskreis. Da ist einer, der will einen Film machen und fragt dich halt. Wenn du keinen Kumpel hast, der Games baut, kannst du vielleicht ausgesuchten Youtube-Chanels deine Dienste anbieten. Und ja, am Anfang vielleicht auch umsonst bzw. gegen Rückstellung, wenn dabei ein vorzeigbares Projekt herauskommt.

 

[Moogman]

@harzmusic
Ja, Orchester ist natürlich etwas, wo ich nicht glaube, dass ich es nicht beherrsche. Ich hab mich aber so auf Synth Schrauben Spezialisiert und hab auch keine hochwertige lib für Orchester. Warte auf ein Angebot von Sonivox orchestra (gabs bei de Beat mal gratis, hab’s aber verpasst)
Kontakt ist grad was teuer und das „free Zeugs“ was ich hatte, da schnieft bei manchen Noten der Spieler im Hintergrund und das hört man in der endversion.
//und noch ein Beispiel mit Gitarre..
Ich Trau mich nicht, ein Gitarren vst zu benutzen, da ich kein Gitarrenspieler bin und nicht weiß welche Notenfolgen und welche Akkorde möglich sind !?
Nehme zb ein Akkord mit ein paar Umkehrungen und eine Note noch eine Oktave höher, ist es ja physikalisch vllt gar nicht möglich und es könnte nen Profi auffallen

Ich glaube, das du noch einiges lernen solltest, denn dort, wo du momentan stehst, ist doch jeder dritte Hobbysynthieschrauber auch.
Wenn du wirklich professionell arbeiten möchtest, dann musst du auch professionell abliefern können und das auch genreübergreifend.

Die Werbeagentur hat einen Kunden mit einer klaren Vorstellung, beispielsweise wird da von einer Filmproduktionsfirma ein Werbevideo für eine Bank gedreht, das dannn vertont werden soll.
Da fährt eine freundlich lächelnde Familie mit zwei Kindern bei strahlendem Sonnenschein mit dem Fahrrad über einen Feldweg und du kommst der Werbeagentur dann mit Trance. Die lachen dich doch aus, da kommt doch niemals wieder was.
So funktioniert das nicht.
Ich selbst kann keine Gitarre spielen, aber ich habe einen göttlich guten Gitarristen an der Hand. Ebenso einen Top Pianisten und einen Geiger. Wenn ich einen Sprecher brauche, dann habe ich Jemanden, der auch Sprecherkabinen und Telepromter hat. Man muss oft mit anderen zusammenarbeiten, muss also nicht alles immer selber machen.

 

[harzmusic]

Nehme zb ein Akkord mit ein paar Umkehrungen und eine Note noch eine Oktave höher, ist es ja physikalisch vllt gar nicht möglich und es könnte nen Profi auffallen

Leih dir ne Gitarre, guck ein paar Youtube-Videos, schon kannst du das besser beurteilen. Dann schreib was, gibs einem Gitarristen und der zockt es ein.
Klar einem Profi wirds vielleicht auffallen. Aber den Profi interessierts nicht. Der ist nämlich selbst gut gebucht und beschäftigt.
Du machst Musik für deinen Kunden, für den Endkonsumenten und für dich. Nicht für die anderen Musiker.

Das Thema Libraries für Orchestermusik führt jetzt hier zu weit.
Aber wenn du merkst dass du defizite auf einem Gebiet hast, arbeite einfach dran, statt sie zu akzeptieren. Wir können nicht alle alles können, aber ein breites Wissen über verschiedene Stile macht auch das was du in deinem Lieblingsstil schreibst abwechslungsreicher und kreativer.
So früh in der Karriere zieht die Ausrede "Ja aber ich WILL ja solche Musik gar nicht machen" in meinen Augen nicht. Lern es, steck die Zeit rein, es kann dir einfach nicht schaden.

Davon ab: Wenn Medienkomponist ein Schlaraffenland-Traumberuf wäre in dem man immer machen kann was man will, sich selbst verwirklichen kann und dafür bezahlt wird, dann würde das ja jeder Vollzeit machen. Tut aber nicht jeder, weil es eben doch sehr unromantisch ist.
Es ist halt ein Beruf. Es ist trotzdem für mich der beste Beruf der Welt.

 

[rocking.xmas.man]

nein, verstehe grundsätzlich: Wenn du funktionsmusik machst, dann ist die funktion der musik wichtig. Die funktion muast du dann leisten können, egal ob da die klangästhetik von80er jahre technopop, von herr der ringe, von irischer folklore oder von david guetta Utz utz gefragt ist.
wenn man das nicht will und kann, sondern sagt, dass man musik eines bestimmten genres machen will, die auch für dramaturgische Nutzung geht - dann ist das etwas völlig anderes, dann sollte man sich mit cuttern gutstellen in der Hoffnung, dass die die eigenen tracks als layout musik verwenden und so vielleicht irgendwann mal ein engagement klar wird. Bis dahin eben die spärlichen einnahmen aus eventuellen Lizensierungen.

 

[Moogman]

Ist ja gut. Dennoch werde ich für niemanden hiphop Beaz oder Schlager gedoddel produzieren

Nur von deiner eigenen Musik wirst du niemals deinen Lebensunterhalt bestreiten können.
Manche geben dann zusätzlich Musikunterricht, spielen live und arbeiten nebenher noch als Studiomusiker.
Ansonsten reicht es ohne Zweitjob nur aus, wenn du noch im Hotel Mama wohnst.

 

[Moogman]

nein, verstehe grundsätzlich: Wenn du funktionsmusik machst, dann ist die funktion der musik wichtig. Die funktion muast du dann leisten können, egal ob da die klangästhetik von80er jahre technopop, von herr der ringe, von irischer folklore oder von david guetta Utz utz gefragt ist.

ich hatte mal einen telefonischen Auftrag von einer Filmfirma für ein Video eines Reisebüros angenommen.
"Das muss nach Batida de Coco klingen, so mit Palmen, Südsee und nackten Mädels".
Ach was, du machst das schon.
Hab ich gemacht, hat gepasst.

 

[A-rtur]

Ok, da mir grad ne Idee für nen Orchester Track in den Sinn kam, könnte ich mein Album damit bereichern.
PS: Recht die Orchester SoundBank von Reason aus? Oder ist Kontakt zwingend notwendig?

 

[A-rtur]

nein, verstehe grundsätzlich: Wenn du funktionsmusik machst, dann ist die funktion der musik wichtig. Die funktion muast du dann leisten können, egal ob da die klangästhetik von80er jahre technopop, von herr der ringe, von irischer folklore oder von david guetta Utz utz gefragt ist.

"Das muss nach Batida de Coco klingen, so mit Palmen, Südsee und nackten Mädels".
Ach was, du machst das schon.
Hab ich gemacht, hat gepasst.

Das würde ich mich übrigens auch locker zutrauen

 

[Elminster]

 

[filmchen]

Zum Thema Genrevielfalt fällt mir gerade eine Anekdote ein. Vor vielen vielen Jahren habe ich mich für ein kleineres Projekt tatsächlich mit einem Komponisten zusammen getan, von dem ich nur Audiomaterial kannte. Es war ein ganz anderes Genre, als ich für meinen Film brauchte, aber ich erkannte eine große Sensibilität in seiner Musik. Er nahm die Herausforderung gerne an und hat eine ganz wunderbare Musik geliefert.

Die Qualitäten des Komponisten waren so deutlich erkennbar, dass ich von Anfang an Vertrauen in ihn hatte.

 

[harzmusic]

Noch eine Sache:
Man kriegt beim Berufseinstieg nur eine begrenzte Menge von ersten Chancen. Geh sicher, dass du fachlich wirklich gut gewappnet bist, wenn du auf Firmen zugehst und deine Dienste anbietest.
Sieh zu, dass du alles zur Hand hast, die Grundausstattung der Soft- und Hardware und die Skills um die Ansprüche der Kunden zu erfüllen.
Wer einmal bei einem großen Projekt enttäuscht hat, kriegt selten beim nächsten eine zweite Chance und innerhalb einer vernetzten Branche spricht es sich auch rum.

Das ist auch mit ein Grund warum viele Leute im niederschwelligen No-Budget und Studentenbereich anfangen. Das habe ich auch so gemacht, weil einem dort die Fehler eben auch verziehen werden da kaum Geld im Spiel ist. (Und natürlich weil an andere Aufträge nicht ranzukommen war)
Dort konnte ich sicher gehen, dass ich das auch wirklich kann, dass ich wirklich den Anforderungen von Kunden genügen kann. Dann wurden es nach und nach größer, Leute mit denen ich vor fünf Jahren No-Budget Filme gemacht haben sitzen jetzt in Agenturen, Studienkollegen werden Produktionsleiter und ich mache auch mal Sachen für Kino, Fernsehen und größere Spiele. Es entwickelt sich alles langsam und die Herausforderungen werden zusammen mit dem Gagen langsam größer.
Hätte ich versucht vor vier Jahren auf dem Level einzusteigen auf dem ich jetzt bin, wäre ich mit Pauken und Trompeten gescheitert. Ich war fest überzeugt dass ich das Zeug dazu hatte und dass mir doch nur einmal jemand die große Chance geben sollte. Aber es war gut, dass ich diese Chancen noch nicht bekommen habe. Und es ist auch gut, dass ich gerade keine größeren Chancen kriege als die die ich gerade habe.

Was tust du, wenn du morgen den Auftrag für das nächste große Blockbusterspiel bekommst?

Wenn du den versemmelst, gibt es kein zurück mehr.
Daher sei vorsichtig, wen du anschreibst und wie du deine Fähigkeiten verkaufst. Und lerne lerne lerne so viel wie du nur irgendwo kannst.
Den Auftrag zu kriegen ist nur ein kleiner Teil des ganzen.

 

[Kosaken-Kaffee]

PS: Recht die Orchester SoundBank von Reason aus? Oder ist Kontakt zwingend notwendig?

Ich glaube, nicht zuletzt auch aufgrund dieser Frage raten dir viele Kollegen hier, nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun.

 

[A-rtur]

PS: Recht die Orchester SoundBank von Reason aus? Oder ist Kontakt zwingend notwendig?

Ich glaube, nicht zuletzt auch aufgrund dieser Frage raten dir viele Kollegen hier, nicht den zweiten Schritt vor dem ersten zu tun.

Deswegen bin ich im Moment auch noch nicht soweit, Orchester zu produzieren.

 

[harzmusic]

PS: Recht die Orchester SoundBank von Reason aus? Oder ist Kontakt zwingend notwendig?

Da gibt es viele Threads hier (und auf vi-control.net. Check das Forum aus. Da sind viel mehr Medienkomponisten unterwegs als hier)
Meine Grunddevise ist hier:
Je schlechter deine Samples sind, desto nachhaltiger wirst du damit lernen. Also ja. Sie reicht erstmal aus.

Je besser deine Samples sind, desto leichter wird es dir fallen, qualitativ ausreichende Musik zu produzieren. Also nein, sie reicht nicht lange aus.

Die meisten Einsteigerpakete kommen allerdings mit dem kostenlosen Kontakt-Player.
Google.

 

[Moogman]

Ok, da mir grad ne Idee für nen Orchester Track in den Sinn kam, könnte ich mein Album damit bereichern.
PS: Recht die Orchester SoundBank von Reason aus? Oder ist Kontakt zwingend notwendig?

Kann ich nicht sagen, kommt auch immer darauf an, wie realistisch das Orchester in deiner Produktion sein soll.
Ich kann dir nur folgendes raten:
Grundsätzlich sollte man nicht planlos mit dem "Beruf seines Lebens" beginnen, sondern vorher schon entsprechende Analysen durchführen.
Erstelle auf jeden Fall einen Businessplan.
Du solltest in etwa schon vorher abschätzen können, wie viel Gewinn du erwirtschaften könntest.
Vergesse in deiner Kalkulation die laufenden Kosten und die vor allen Dingen die Steuer nicht, denn was du in Rechnung stellst kannst du nicht komplett in die eigene Tasche stecken.
Von Buchhaltung und Kalkulation solltest du ein gewisses Mindestmaß an Kenntnissen haben, kann man ja lernen.

Kümmere dich darum, das dein Werkzeug "funktioniert".
Wie in jedem anderen Beruf, musst du natürlich auch in deine Firma investieren.

Jeder kleine Handwerker braucht für seine Selbstständigkeit sein Minimum an Werkzeug, Auto, Lagerraum, Material, Büro, Werkstatt, usw., sonst kann er nicht arbeiten. Da gehen schon ein paar Tausender für drauf.
Das ist bei der Musikproduktion nicht anders.

Du willst professionell Werbemusik und Filmmusik produzieren?
Dann geht es eben nicht ohne Orchester, das braucht man immer.
Ebenso auch Pianosounds und andere Standardklänge.
Dafür hat man meistens eine Workstation im Studio, mit der man vernünftig arbeiten kann (Bei mir ist es ein Korg Kronos).
Natürlich kannst du auch mit Software und dem Rechner arbeiten, aber ohne eine brauchbare Tastatur mit mindestens 61 Tasten geht das kaum. Dazu kommt eine brauchbare Abhöre, Mixer (Hardware oder Controller) und vieles mehr.
Einiges hast du ja schon.
Hast du einen Raum, in dem du produzieren kannst?
Kann da auch ein Kunde mal hinkommen?

Dazu benötigt man Kapital plus genug Geld, was du zur Überbrückung brauchst oder wenn es mal nicht so gut läuft.
Das muss man also alles vorher mit einkalkulieren.

 

[A-rtur]

Ich produziere im Schlafzimmer, da ist es für Kunden natürlich blöd. Keyboard hab ich natürlich auch, ich betrete hier schließlich kein neuland. Nur jetzt ein extra Studio auf machen ist natürlich nicht. Des weiteren, wenn es soweit ist, melde ich mich als Freiberufler an

 

[Kosaken-Kaffee]

Kümmere dich darum, das dein Werkzeug "funktioniert".

Ich produziere im Schlafzimmer

Die Beiträge könnten auch aus dem Beate Uhse Forum stammen.

 

[A-rtur]

Kümmere dich darum, das dein Werkzeug "funktioniert".

Ich produziere im Schlafzimmer

Die Beiträge könnten auch aus dem Beate Uhse Forum stammen.

 

[A-rtur]

Ok, hab grad ne Art Auftrag bekommen, von zwei „newcomer“ Rapper. Sie haben Ihre Beats bis jetzt aus dem Internet geholt und wollen, dass nun ich ihre Tracks produziere.
Hab zugesagt, aber Beats für rap? Hab bis jetzt eher Club und Dubstep Beats gemacht.. nicht dass ich da ein overproducing mache

Würdet ihr mir sowas zutrauen??

 

[Kosaken-Kaffee]

Würdet ihr mir sowas zutrauen??

Gib Gas, Artur, und zeig's denen!