Wer mischt noch mit Hardware?

[oati]

Kompressoren habe ich nach wie vor weit lieber als Hardware. Also ersetze ich meine Plugin-Kompressoren Stück für Stück mit Hardware. Schon seit einigen Jahren. Wie es das Budget eben gerade zulässt.

 

[Kassette]

Eine Frage, die mich dazu auch noch umtreibt...
Wie geht denn die Erkenntnis, dass HW besser ist beim Recording (die ich teile) überein mit der Überzeugung, das Signal beim Aufnehmen möglichst nicht zu bearbeiten (comp/eq)?
Ich mache das, aber es gibt genug Leute, die sich hier immer wieder dagegen aussprechen.

 

[muffy]

mit der Überzeugung, das Signal beim Aufnehmen möglichst nicht zu bearbeiten (comp/eq)?

An die Frage möchte ich mich gerne dranhängen. Insbesondere mit der Zusatzfrage: wenn Eqing, insbesondere Filtern (*hust*Lowcut*hust*) die Phase bzw. deren Polarität beeinflusst, respektive dreht - passiert das auch, wenn ich z.B. bereits beim Aufnehmen einen 12dB/Okt Filter bei 90Hz bei der Aufnahme einer Gitarrenbox verwende, weil ich weiss, dass ich das später eh machen werde. Dann müsste doch die erste Amplitude nach oben gehen, oder?

Frage 2: liegt die Zurückhaltung beim Processing on the Way in eher in der Reinerhaltung des Signales oder eher Offenhalten aller möglichen Optionen?

 

[Kassette]

Frage 2

Sehr gute Frage.

Ich kanns nur für mich beantworten, ich nehme das zum Klangformen, ist aber wirklich nur subtle, EQ im Pultecstyle und optischen Comp. Selbst bei meinem Vari-mu (kein Fairchild ) bin ich ich schon zurückhaltend.

 

[electronative]

Ladies...vollgas parallel! Was soll schon kaputt gehen?

 

[Kassette]

die Phase bzw. deren Polarität beeinflusst, respektive dreht - passiert das auch, wenn ich z.B. bereits beim Aufnehmen einen 12dB/Okt Filter bei 90Hz bei der Aufnahme einer Gitarrenbox verwende, weil ich weiss, dass ich das später eh machen werde. Dann müsste doch die erste Amplitude nach oben gehen, oder?

Hat mich noch nie wirklich interessiert.
Manche Sachen, Vocals, Akustikgitarren usw brauchen halt nen Lowcut, da kriegen sie einen.

 

[Kassette]

Obendrein die Frage...aufnehmen im selben Raum, wo ich abhöre? Da ist eh alles Blindflug. Da nehm ich das, was letztens oder irgendwann mal funktioniert hat.

 

[SOS]

Wie geht denn die Erkenntnis, dass HW besser ist beim Recording (die ich teile) überein mit der Überzeugung, das Signal beim Aufnehmen möglichst nicht zu bearbeiten (comp/eq)?

ich verwende das hw processing um ein signal möglichst nahe an das klangliche ziel zu bringen... eine art faustregel: je später in recordingprozess, umso mutiger bin ich, da ich auch immer mehr guideline habe und höre, wohin das folgende signal hin muss... d.h. bei den drums bleibe ich relativ sanft und breit mit etwas eq, halte mir eher noch optionen offen... wenn der drum mix sitzt und ich an die gitten gehe wird schon etwas mehr pre-eq't und komprimiert... bass dann bereits deutlich geshapet und komprimiert... bei den vocals haue ich dann schon ordentlich rein, was das processing anbelangt in sachen kompression und gerne auch eq, wenn nötig. bei letzterem habe ich gerne ein fast fertiges signal.

ich hasse es wenn ich di tracks, midi tracks und neutral aufgenommene dinge bekomme zum mischen, da muss man sich alles aus den fingern saugen und viele entscheideungen treffen, die man schon hätte treffen können. zudem muss ich diese entscheidungen losgelöst vom recording/producing prozess fällen, was imho wenig sinn macht und auch nach hinten losgehen kann.

 

[Kassette]

Jau, und wo bleiben die ganzen Bedenkenträger, wenn man sie mal braucht?

 

[oati]

Ich nehme immer möglichst so auf, dass ich den Sound erreiche den ich glaube am Ende haben zu wollen. Das geht am Ende nicht immer auf, weil ich erst später merke, dass ich doch einen anderen Sound gebraucht hätte. Aber das Risiko gehe ich nach wie vor ein. Mir ist der Charakter den ich am Ende dadurch üblicherweise gewinne mehr wert.

edit: SOS hat es zeitlich parallel zu mir sehr schön formuliert. Da schließe ich mich an. Obwohl ich persönlich manchmal schon bei den Drums sehr kräftig rangehe. Vor allem bei der Kompression von Raummikros und evt. OH.

 

[muffy]

d.h. bei den drums bleibe ich relativ sanft und breit mit etwas eq, halte mir eher noch optionen offen...

Notchst (geil) Du denn nicht mal ne fiese Reso weg z.B. ein übertriebenes "Oiiing" von der Snare oder würde man da eher versuchen, vorrangig mit Damping und/oder anderem Tuning zu arbeiten?

 

[SOS]

doch natürlich, aber eher mit plugins, da ich nicht weiss, wieviel reso ich brauche... manchmal ist das sogar geil oder stört überhaupt nicht, aber das weiss ich eben erst, wenn ich die elemente beisammen habe.

und ja, wenn's wirklich unmenschlich pfeifft wie ein schwein, sollte man sich erstmal über tuning/damping gedanken machen.

 

[oati]

mit der Überzeugung, das Signal beim Aufnehmen möglichst nicht zu bearbeiten (comp/eq)?

An die Frage möchte ich mich gerne dranhängen. Insbesondere mit der Zusatzfrage: wenn Eqing, insbesondere Filtern (*hust*Lowcut*hust*) die Phase bzw. deren Polarität beeinflusst, respektive dreht - passiert das auch, wenn ich z.B. bereits beim Aufnehmen einen 12dB/Okt Filter bei 90Hz bei der Aufnahme einer Gitarrenbox verwende, weil ich weiss, dass ich das später eh machen werde. Dann müsste doch die erste Amplitude nach oben gehen, oder?

Frage 2: liegt die Zurückhaltung beim Processing on the Way in eher in der Reinerhaltung des Signales oder eher Offenhalten aller möglichen Optionen?

ad 2: Wenn du mich fragst eher daran keine Entscheidungen treffen zu wollen. Einfach die Angst davor was falsch zu machen.

 

[SOS]

ad 2: Wenn du mich fragst eher daran keine Entscheidungen treffen zu wollen. Einfach die Angst davor was falsch zu machen.

oder keine ahnung zu haben, wohin man will. fehlende vision. fehlendes know how etc... aufnahme drücken kann jeder... wie beim fotografieren... lieber keinen filter nehmen, wenn ich keine ahnung davon habe...

 

[andy_g]

Aufnahmen mit HW macht für mich sehr viel Sinn. Zum Beispiel ein Kompressor auf den Vocals evtl. mit etwas EQ Shaping wenn nötig, etc. Natürlich darf man es nicht übertreiben.

Es macht doch beim Mischen viel mehr Spaß wenn die Tracks schon schöne Sounds haben die durchdacht sind und in eine bestimmte Richtung gehen....

 

[electronative]

ich hasse es wenn ich di tracks, midi tracks und neutral aufgenommene dinge bekomme zum mischen, da muss man sich alles aus den fingern saugen und viele entscheideungen treffen, die man schon hätte treffen können. zudem muss ich diese entscheidungen losgelöst vom recording/producing prozess fällen, was imho wenig sinn macht und auch nach hinten losgehen kann.

Klar, ist kagge für Dich, aber immer no besser, wie den ganzen Müll zu beseitigen, dann lieber DI.
Die wenigsten können nen Compressor/EQ bedienen und die wenigsten sind sich drüber bewusst.

 

[oati]

Aufnahmen mit HW macht für mich sehr viel Sinn. Zum Beispiel ein Kompressor auf den Vocals evtl. mit etwas EQ Shaping wenn nötig, etc. Natürlich darf man es nicht übertreiben.

Es macht doch beim Mischen viel mehr Spaß wenn die Tracks schon schöne Sounds haben die durchdacht sind und in eine bestimmte Richtung gehen....

Genau. Bei Vocals z.b. mag ich auch den Sound der Übertrager sehr gerne. Da muss es gar nicht immer viel Kompression sein. Schon die Tatsache, dass das Signal durch fette Ein- und Ausgangsübertrager läuft, z.b. bei einem LA2A, macht den Klang oft viel „fleischiger“ und charaktervoll.

 

[R-Kelly]

Also uns wurde sogar in der SAE schon geraten: "Wenn ihr geiles Outboard Zeugs habt dann benutzt es auch gefälligst schon beim Trakken! Was meint ihr wohl wie damals, vor der DAW die ganzen geilen Platten gemacht wurden? Richtig! Man musste sich beschränken und bereits bei der Aufnahme schon entscheiden welchen Sound man haben will. So kommt man wenn man's richtig macht und weiß was man tut auch viel schneller zum Ziel! Wenn ihr verkackt, lernt drauß, aufstehen, Krone richten, besser machen! Traut euch nur!"

Diesen Tipp hab ich allerdings schon Jahre vor der SAE befolgt. Beim Vocal Recording gehört für mich ne sanfte Kompression immer mit dazu. Den EQ vom 737 nutze ich wie ich lustig bin. Mal isser drinn mal lass ich ihn weg.

 

[livingsounds]

Plugins die absichtlich Verzerrungen hinzufügen... bei meinem Equipment hab ich lange gefeilt und gemessen, um möglichst niedrig zu liegen. Am Ende sagen THD aber wenig über den Klang aus (außer wenn es offensichtlich verzerrt klingen soll). Mich interessiert immer das Impulsverhalten, da kommt m.E. auch die bessere Trennung, Räumlichkeit usw. her.

 

[coffee boy]

Wenn ich Material bekomme, dass nur mit Interface Preamps aufgenommen wurde oder es kommt ja auch vor das jemand so addictive und superior und bfd drums nur nutzt, dann habe ich in der Regel 2 Sessions. Eine Re-Tracking Session und die Mix Session.
Was ich gern mache ist z.B. die Tracks einzeln durch den Summierer zu schicken und diesen dabei gut heiß anzufahren. Spart mir einen Haufen Compression beim Mixing.