Was ist das Schlimme an der Chartsmusik?

[RockIngenieur]

Ich bin der festen Überzeugung, dass diese "Arroganz" gar keine wirkliche ist.
Sehe das eher als Ego-verträgliche Form des Eingestehens in die Tatsache, dass man selbst einfach nicht die Möglichkeiten hat, 'konkurrenzfähig' zu sein.
Allem voran aus zeitlichen und Gründen anderer persönlicher Gewichtungen, die intensive Beschäftigung, Feintunen, Feinfeilen der eigenen Musik schlicht nicht zulassen.
Außerdem würde die Bekenntnis zu charttauglicher Musik auch bedeuten, dass man zunächst jene kommerziell erfolgreiche Musik wertschätzt - im Fall von weitgehend ehrlichen Menschen gleichbedeutend mit "gefällt mir".
Sicher, dass jeder bereit ist, über diesen Schatten zu springen?

Meiner Meinung sollte man damit aufhören, sich darüber zu streiten. Es wäre allen geholfen, wenn man wirklich mal gemeinsam schaut, was kann man reißen, wo kann man unterstützen, wie kann man sich gegenseitig weiter bringen. Und nicht nur sein Ego pflegen.
Das würde dieser Blase hier mehr Bedeutung geben. Und es gibt ja durchaus einige Beispiele, die dafür stehen, was aus dem Austausch hier entstehen kann, stimmts @TheButcher (mehr wird nicht verraten )?

Sehe ich komplett genauso - in meinen Augen einer der wertvollsten Beiträge...
Ich für mich persönlich wertschätze kommerzielle Musik; meine eigene Musik geht ebenfalls in genau diese Richtung, und das mit Herzblut und ohne latenten Druck, sich in diese Richtung verbiegen zu müssen. Das ist halt Geschmacksache...

 

[schnuffke2]

in meinen Augen einer der wertvollsten Beiträge..

...in meinen Augen ein gutes Bsp. für das niedrige Diskussionsniveau in Foren, das meinen Blutdruck steigen lässt.

Nicht zum ersten mal kommt hier die Unterstellung, dass man etwas in Wirklichkeit total dufte finden würde, obwohl man die ganze Zeit sagt, man fände es shice. Man wäre sich nur "zu fein" oder so. Was soll das? Kommt einem nicht in den Sinn, dass es vllt. einfach genau so ist? Aber es kann ja nicht sein, was nicht sein darf - wer "Chartsmusik" doof findet, der lügt.

Ach ja, man ist selbst zu schlecht und versucht sich, die Welt aus Neid gerade zu biegen. Ja, ist klar ... ich kenne dutzende Leute, die "Chartsmusik" total kacka finden, die aber alle selbst gar keine Musik machen. Welche Unzulänglichkeiten und welche Egoprobleme kann man denen denn so pauschal zuschreiben? Würde mich ja mal interressieren.

Solange solche provokativen Posts kommen, wird sich der Thread in die Länge ziehen. Hätte man es einfach hingenommen, dass manche mit "Chartsmusik" nichts anfangen können, wäre doch alles okay. Aber nein, man muss ja anfangen perönlich zu beleidigen...


Ich weiß nicht warum es so schwierig ist, zu akzeptieren, dass Menschen durchaus unterschiedliche Beweggründe für ihr Handeln haben können und auch Dinge durchaus unterschiedlich bewerten können ... was ist hier das Shiceproblem?

 

[artname]

@holgi , ich bin nicht darauf aus, dich argumentativ zu umzingeln. Mich interessiert, weshalb du in deiner ersten Antwort vermutetest, ich würde wie ein Verkäufer arbeiten. So verstehe ich meinen Beruf NICHT. Und meine befreundeten Kollegen ebenfalls nicht.

Jeder könnte ein guter Autor sein. Manche meiner Interpreten sind ausgezeichnete Erzähler und Unterhalter, aber brauchen einen Gegenüber. Jedoch gegenüber einem leeren Blatt verlässt sie jegliche Fische und Frechheit. Denen höre ich viele Stunden einfach zu und warte auf die Momente, wo ich mich als Mensch berührt fühle. Das notiere ich im Kopf. Nur DAS.

Wenn ich dann allein bin, denke ich nur noch über meine Gefühle und Bilder nach. Ich wurde getriggert und suche nun eine Geschichte, die ein Publikum triggern könnte. Die fertige Geschichte hat im Kern nur etwas mit mir und meiner Phantasie zu tun. Wenn sie der Interpret mag, sind 49% erledigt. Die restlichen 51% entscheiden sich beim Singen.

Wenn der Interpret meine Geschichte nicht singen kann (und da hab ich hohe Erwartungen), suche ich die Gründe. Entweder das wird spannend und von mal zu mal besser, oder ich zieh mich zurück.Ich lebe sparsam, um derartige, von meiner Seite beendete Entwicklungen zu verkraften.

Oder der Interpret setzt meine ersten Text prima um. Dann ist eine Spur gelegt und weitere Faktoren führen vielleicht zu einer inspirierenden künstlerische Freundschaft. Da sehe ich nichts mit verbiegen.

Manchmal lasse ich mir Texte cash bezahlen. Dann ist mein Honorar so hoch, dass ich dem mE nicht gerade viel versprechenden Interpreten auf die Dauer zu teuer werde. Aber auch diese Texte schreibe ich aus meinem Gefühl und Leben. Da verbiege ich mich also sicher auch nicht. Und ich muss so authentisch arbeiten, das der/ die Betreffende mir meine Arbeit abnimmt

Lass mich mit einer letzten Variante und Rio Reiser schließen. Von seinen Kollegen weiß ich, dass er gern mal in der Küche sagte: "Lass uns spontan sofort innerhalb von 30 Minuten einen Song schreiben, den wir garantiert auf die nächste Platte nehmen. Ich schreibe die Musik, du den Text". Und so entstanden 30-Minuten-Songs, die heute dt. Kulturgeschichte sind. Wer hat sich hier verbogen?

Lg

 

[SoulFrontier]

@artname
Noch einmal: dieses Forum hier besteht zu c.a. 90% aus Menschen zwischen 40. und 65. Lebensjahr. Leute, die einer Arbeit nachgehen und die in ihrer wenigen Freizeit Musik machen und/oder diese recorden.
Hobbyisten.
In diesem Alter will kaum wer dieses Hobby zu seinem Beruf machen. Das ist doch völlig absurd!
Du warst in jungen Jahren Amateur Musiker und hast dann ins Profi Lager gewechselt.
Das war ganz sicher irgenwann in der Zeit vor Internet, streaming, DSDS und ist schon Jahrzehnte her Wie alt warst Du denn damals? Ü40? Garantiert nicht.

Und wir hier sollen uns im fortgeschrittenen Alter nun selbständig machen, Job hinwerfen, versuchen in Deinem Business Fuß zu fassen?
Was ist nur für Dich so schwer zu verstehen/akzeptieren, dass dieses Forum und seine User überwiegend NULL die Absicht verfolgen bzw. sich darum scheren ins Profilager zu wechseln?

Hast du kein Hobby? Wie würdest Du reagieren, wenn Dir da ständig unterstellt würde, dass Du nur zu schlecht, zu feige, zu...warst/bist, um dieses Hobby zu deinem Beruf zu machen und außerdem furchtbar neidisch auf die Profis?

Es ist außerdem imo völliger Unsinn, dass jeder Profi im Musik Business in die Charts will. Schon mal was von Subkultur gehört?
In den Nischen lässt sich auch im Musik Business leichter und mehr Geld verdienen, als im Mainstream. Oder etwa nicht?

Was ist nun schlimm an der “Chart Musik“?
Solange man mich damit in Ruhe lässt: NICHTS.

 

[Sascha Franck]

Es ist außerdem imo völliger Unsinn, dass jeder Profi im Musik Business in die Charts will.

Ich hatte für eine gewisse Zeit mal Gelegenheit, zumindest ein wenig da reinzuschnuppern und kann aus meiner Sicht sagen, dass ich das absolut zum Kotzen fand. Klar, wenn es mit der Nummer geklappt hätte, dann hätte ich das Geld schon gerne mitgenommen. Aber berühmt zu sein stelle ich mir so schlimm vor, wie's nur geht. Das würde mich vermutlich so sehr nerven, dass ich über Maskierungen nachdenken würde.

Was die Musik in den Charts angeht, so finde ich die hierzulande überwiegend grauenvoll, mit Kram aus Übersee komme da deutlich besser klar. Deutscher Krempel groovt halt überwiegend gar nicht, wobei es da natürlich auch mal Ausreißer gibt (so a la Alice Merton, um ein Beispiel zu nennen).

 

[SoulFrontier]

Was die Musik in den Charts angeht, so finde ich die hierzulande überwiegend grauenvoll, mit Kram aus Übersee komme da deutlich besser klar.

Geht mir genauso. Ist aber, wie alles, Geschmackssache.
Bei etlichen deutschen acts werd ich den Verdacht nicht los, dass es nicht die Besten ihrer Zunft sind, sondern eher die, die sich willig zeigen, keine Fragen stellen, alles unterschreiben und akzeptieren.

 

[Schlumpfpeter]

Was die Musik in den Charts angeht, so finde ich die hierzulande überwiegend grauenvoll, mit Kram aus Übersee komme da deutlich besser klar.

Geht mir genauso. Ist aber, wie alles, Geschmackssache.
Bei etlichen deutschen acts werd ich den Verdacht nicht los, dass es nicht die Besten ihrer Zunft sind, sondern eher die, die sich willig zeigen, keine Fragen stellen, alles unterschreiben und akzeptieren.

Oder die die ihren Wuergereflex halt einfach ueberdurchschnittlich gut im Griff haben

 

[Hyp]

sondern eher die, die sich willig zeigen, keine Fragen stellen, alles unterschreiben und akzeptieren.

Oder die die ihren Wuergereflex halt einfach ueberdurchschnittlich gut im Griff haben

Nur: Warum sollten die Labels ausgerechnet auf Leute setzen, die gar keinen besonderen Bock haben - wo es doch so viele gibt, die diese Musik hören mögen, also auch zu machen mögen?

 

[Kassette]

in meinen Augen ein gutes Bsp. für das niedrige Diskussionsniveau in Foren, das meinen Blutdruck steigen lässt

Meinst du mich? Dann verstehe ich deine Ausführungen/Reaktion in Bezug auf meinen Beitrag nicht. Entweder komplett aneinander vorbei geredet oder...erklär es mir, bitte.

 

[SoulFrontier]

Warum sollten die Labels ausgerechnet auf Leute setzen, die gar keinen besonderen Bock haben - wo es doch so viele gibt, die diese Musik hören mögen, also auch zu machen mögen?

Hm? Versteh ich nicht, ich denke schon dass sie Bock haben. Ansonsten macht's ja keinen Sinn.

 

[artname]

@SoulFrontier , ich hab niemanden aufgefordert, selbstständig zu werden. Die Musikbranche ist sowieso momentan in einem unüberschaubaren Umbruch. Ich war lediglich überrascht, wie viele in diesem Faden die Hits ihrer Jugendzeit vergöttern, und die Hits ihrer Enkel verachten.

80% zwischen 40 und 65? Das überrascht mich dann doch... und macht mir den Tenor der Diskussion tatsächlich verständlicher. Denn ich hab meist mit Interpreten zwischen 25-35 zu tun. Ausserdem habe ich als Texter sehr offne Ohren für Rap und Hiphop. Und dIeses Genre beeherrscht ja momentan sehr auffällig die Charts.

Lg

 

[Sascha Franck]

Geht mir genauso. Ist aber, wie alles, Geschmackssache.

Na klar, Geschmackssache ist eh fast alles. Aber es ist schon so, dass auch im technischen Bereich in anderen Regionen dieser Erde deutlich Anspruchsvolleres als hierzulande Chancen hat, auch mal in die Charts zu geraten. Ist zwar bereits eine Weile her, aber in den USA gab's auch mal Toto auf den vorderen Plätzen. Oder Radiohead. Und in England, naja, halt sowas wie die Beatles, als hierzulande Peter Kraus mit seinem Stört-die-Hausfrau-nicht-beim-Bügeln Pseudo-Rock'n'Roll lief.
Das ist hier alles schon traditionell sehr hemdsärmelig und schlicht gestrickt, was man in den Charts hört. Kleine Ausnahmen gibt's natürlich, so Caterina Valente Nummern aus den 50ern waren zumindest handwerklich schon Meisterklasse, die Elektro-Szene hat ja auch oftmals international Beachtung gefunden (und war sogar auf dem breiten Markt populär, s. Kraftwerk), aber im Großen und Ganzen lässt sich da aus musikalisch-technischer und meinetwegen auch "wir wagen mal was" Sicht kein einziger Blumentopf gewinnen.

 

[SoulFrontier]

deutlich Anspruchsvolleres

Im Gegensatz zu Dir habe ich persönlich überhaupt nichts gegen musikalisch GANZ, GANZ simple Popsongs!
Von mir aus auch gerne mit 4 einfachen Akkorden im Loop. “stand by me“ oder “walking in Memphis“ als Beispiel for zwei, die ich persönlich gerne live spiel und sing.

Für mich braucht es keine sophisticated Songs.
Das Einfache ist oft schwieriger als der Song mit fünfzig Akkordwechseln.
Und Pop und Progrock sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

 

[schnuffke2]

in meinen Augen ein gutes Bsp. für das niedrige Diskussionsniveau in Foren, das meinen Blutdruck steigen lässt

Meinst du mich? Dann verstehe ich deine Ausführungen/Reaktion in Bezug auf meinen Beitrag nicht. Entweder komplett aneinander vorbei geredet oder...erklär es mir, bitte.

Was soll ich erklären? Ist doch alles gesagt. Du kanzelst Leute ab, mich regt sowas auf.
Die erste Hälfte deines Posts besteht nur und ausschließlich aus Unterstellungen, beleidigende Unterstellungen noch dazu. Kann man gar nicht überlesen, also erzähl mir jetzt nichts...

Ich bin auch wieder raus hier, ist besser so.

 

[Sascha Franck]

Im Gegensatz zu Dir habe ich persönlich überhaupt nichts gegen musikalisch GANZ, GANZ simple Popsongs!
Von mir aus auch gerne mit 4 einfachen Akkorden im Loop. “stand by me“ oder “walking in Memphis“ als Beispiel for zwei, die ich persönlich gerne live spiel und sing.

Für mich braucht es keine sophisticated Songs.
Das Einfache ist oft schwieriger als der Song mit fünfzig Akkordwechseln.
Und Pop und Progrock sind zwei verschiedene Paar Schuhe.

Vielleicht war das in meinem Posting missverständlich ausgedrückt - ich habe keinerlei Probleme mit ganz schlichten Songs. Ich höre und spiele sowas ebenfalls gerne.
Aber a) geht es für mich darum, ob es eine mehr oder minder gesunde Mischung gibt (mMn in den deutschen Charts kaum der Fall) und b) kann man ja auch einfache Songs so darbieten, dass sie etwas anders als nach 0815-Muster gestrickt daherkommen. Das ist für mich bspw. gerade bei den von dir genannten beiden der Fall, zumal man ja auch zumindest bei den Originalen sehr deutlich hört, dass da tatsächlich Leute Musik machen, was in den deutschen Charts mittlerweile fast ausschließlich nicht mehr der Fall ist.

 

[SoulFrontier]

80% zwischen 40 und 65? Das überrascht mich dann doch... und macht mir den Tenor der Diskussion tatsächlich verständlicher

Neunzig Prozent schätze ich. Der Rest sind ein paar versprengte Hip Hop Jünger und einzelne Electro Frickler.

Die Einzigen, die Deiner Vorstellung eventuell entsprechen, sind diese paar HipHopper.
Alle Anderen hier hecheln nicht künstlerischem oder finanziellem Erfolg mit eigenem Material nach.
Jut, @Teestunde ist die Ausnahme.

Profis, die ihren Lebensunterhalt mit Texten, Musik oder Studioarbeit verdienen, die kannst Du hier mit der Lupe suchen. Das sind nur eine Handvoll.

Insofern, Du reitest hier, in diesem Thread, schon von Anfang an ein totes Pferd!

 

[lebasti]

@SoulFrontier Ich war lediglich überrascht, wie viele in diesem Faden die Hits ihrer Jugendzeit vergöttern, und die Hits ihrer Enkel verachten.

Ich bin hier eigentlich eher stiller Leser - aber das ist etwas, was mir hier (und auch schon im echten Leben) oft aufgefallen ist: Die Arroganz gegenüber der Musik von heute bzw. der fehlende Wille, sich zumindest objektiv mal drauf einzulassen und zu verstehen, was diese Musik bedeutet und ausmacht

 

[Psychedelic Gonzo]

Ja, was bedeutet diese moderne Musik und was macht sie aus?

Tja, was nur?

Und dieses ganze Ariana Grande, Ed Sheeran, ... Gezeter ist auch nicht besser und verbreitet im Grunde die gleiche hirnverbrannte Grütze in anderem Gewand!

Ach was bin ich froh ein "Electro Frickler" Jünger zu sein!

 

[Teestunde]

Jut, @Teestunde ist die Ausnahme.

Hä? Ich hechle dem Erfolg nach?

 

[Sascha Franck]

Ich bin hier eigentlich eher stiller Leser - aber das ist etwas, was mir hier (und auch schon im echten Leben) oft aufgefallen ist: Die Arroganz gegenüber der Musik von heute bzw. der fehlende Wille, sich zumindest objektiv mal drauf einzulassen und zu verstehen, was diese Musik bedeutet und ausmacht

Kann ich für mich so absolut gar nicht bestätigen. Die Musik, die ich so höre, ist eher ein Kessel Buntes aus den letzten Jahrzehnten, was dann eben auch das aktuelle Jahrzehnt einschließt. Die Tendenz geht dabei aktuell übrigens tatsächlich eher zu neueren Sachen. Nur aus deutschen Landen ist so gut wie gar nix dabei. Ich stehe halt auf groovige Musik - und der Großteil deutscher Machwerke ist für mich exakt gar nicht groovy. Ist übrigens leider in der Tat ein ziemlich deutsches Problem, auch im europäischen Ausland sieht das streckenweise schon ganz anders aus. Aber in Deutschland wird eben auf 1 und 3 (oder bestenfalls auf allen Vieren) geklatscht, das scheint fast schon genetisch verwurzelt. Und da kommt's mir persönlich einfach hoch.