ach so, also, wenn du hier der nur-an-die-kunst-denker bist, warum dann die VÖ?"
Da muss ich dich jetzt "leider" enttäuschen.
Ich weiss ja nicht wo/wie/ob du veröffentlichst. Für mich ist das reine Geschäft der Veröffentlichung eine kalkulierte Null-Nummer. D.h. dass ich das Geld, dass sich auf meinem Vertriebskonto wieder für diverses wie Coverlizenzen, WErbung etc. liegen lasse. Zus. berappe ich noch teilweise nicht wenig für Master und Artworks. Wenn ich das Geld für das Equipment und Lizenzen abziehe ist es leicht eine 5-stellige Null Nummer. Ich vö eigentlich primär, um mehr Leute zu erreichen und das klappt auch ganz gut. Ich habe mehr streams und plays als youtube und soundcloud klicks und co zusammen. Ich denke dass ich schon authentisch bleibe, wenn ich den künstlerischen Aspekt propagiere. Irgendwelche Geier, die tatsächlich Erfolgskalküle mit geklautem Material schmieden blende ich aus, die interessieren mich nicht.
da fehlt dann aber bei den "was wäre mir lieber" optionen die option "es wird wiederbelebt, und der künstler, der das riff geschrieben hat, wird analog zur relevanz im song an den einnahmen beteiligt".
Das wird ja vl. die Technik irgendwann (Hoffentlich) bringen. Ich hab dazu ja die google suche gepostet.
und in dem kontext empfinde ich die behauptung von remixkünstlern, sie würden in der heutigen daw-welt in der man in 74697846293746983649824634 möglichkeiten ertrinkt, nicht genügend material haben
Ja hmm. Wie einfach es ist sich in diesem ÜBerangebot zu verlieren und nix auf die Reihe zu bringen als Samples zu "klauen". Du tust gerade so, als ob jemand deine komplette Veröffentlichung klauen will. Tatsächlich steht das der Remix o.ä. nur sehr selten in Konkurenz zum Originalwerk. Ich stimme Dir voll und ganz zu, dass der Original urheber auch was vom Erlös (20€ / Jahr?) erhalten sollte, wie gesagt ich denke technisch machbar wäre sowas. Nur wird es nicht gemacht, weil es kein Argument ist, ob etwas die Welt fairer macht sondern ob es Kapital vermehrt. Vl. entwickelt sich ja etwas als nebenprodukt aus der Sony-Sache.
"sich nicht im überangebot verlieren" empfinde ich jetzt aber nicht wirklich als ein argument. in sample-überangebot kann man sich schliesslich genauso verlieren
also, die verantwortung, aus den vorliegenden 234962304764873694734 möglichkeiten was schönes zu machen, die kann man unabhängig von der verwendeten technik niemand abnehmen
die veröffentlichungen von denen ich rede sind unterschiedlich. weiter oben hab ich ja mal beschrieben, in was für situationen ich mit diesen themen in berührung komme. das geht von einem umarrangement eines bekannten titels für eine fernsehsendung (=kommerzielle auswertung) bis zu hiphop-VÖs die sich explizit der methode des musikalischen zitats bedienen (=auch kommerzielle auswertung, jede VÖ ist eine kommerzielle auswertung, das liegt ja in der natur der sache und hat als begriff für mich nichts wertendes). das mache ich nun nicht besonders häufig, persönlich spiele ich eigentlich fast immer alles ein oder lasse einspielen, aber das hindert mich nicht daran, die legitimität des motivs "musikalisches zitat in neuen kontext gesetzt" anzuerkennen, und ich hab mit ein paar künstlern zu tun, die das halt manchmal machen. das sind alles nur verschiedene spielformen von gelebter musik. und diebstahl ist das auch nicht, das wäre es nur, wenn jetzt der betroffene hiphop-kollege behaupten würde "das hab ich alles selbst eingespielt". aber das tut ja keiner, ganz im gegenteil gibts da einen "kuck mal was für ein geiles sample ich gefunden hab" stolz, der sehr deutlich zeigt, dass da ein ganz anderer blickwinkel vorliegt.
aber: ein fairer künstler vergütet dann eben den zitierten künstler entsprechend, und zwar am besten über beteiligung an den regulären mechanismen lizenzen oder gema, je nachdem worum es geht, und wenn da dann wenig verdient wurde, ist natürlich die beteiligung auch niedrig, wenn aber der kompositorische beitrag des zitierten künstlers dazu führt, dass auf einmal ein welthit vorliegt, dann verdient er entsprechend mehr.
dann ist das alles fair. und ich hab in all den jahren da eigentlich nie ein problem mit gehabt, ganz im gegenteil ist meine erfahrung eher die, dass man mit fairem und transparenten verhalten meistens auch ähnliche fairness zurückbekommt. ganz egal ob es jetzt um zitate oder freigabe-relevante neuarrangements oder sonstwas geht.
