Natürlich ist es überzogen. Aber genau das ist es was - zumindest finde ich das - den Charm bestimmtet Hip Hop Dinger ausmacht.
Was wäre Dir lieber, wenn ein "Smoke on the Water" in der Plattenkiste von ein paar rentnern verstaubt oder wenn das musikalische Thema von irgendnem zweitklassiken Dub-Step-Edm-Menschen (ich mag sie auch nicht) wiederbelebt wird? Blöderweise sind es genau prägnante riffs und dominierende hauptsamples, die für sowas dann herhalten müssen und auch hier haben wir den Unterschied, den das Smoke On The Water riff wirste auch nicht auf dem Beatport sample pack finden.
da fehlt dann aber bei den "was wäre mir lieber" optionen die option "es wird wiederbelebt, und der künstler, der das riff geschrieben hat, wird analog zur relevanz im song an den einnahmen beteiligt".
und nochmal: bei dem zugriff auf geclearte libraries sprach ich explizit von "dienstleistungsloops" wo subtilen ghostnotes im groove und ähnlichem. bitte tu nicht so als hätte ich was anderes gesagt.
Ich denke, man sieht das ganze viel zu arg aus dem Kapitalstandpunkt als aus dem künstlerischen Aspekt. Der künstlerische Aspekt lautet- Mir gefällt der Part, damit will ich was machen. Der kapital aspekt lautet: Hat man dafür die Rechte, kann ichs selber einspielen, dass es so rüber kommt, darf ich das, wem muss ich dafür was bezahlen. oder auch "Jawoll das klau ich und mach Millionen damit während die Urheber auf der Strasse verhungern, aber denen geb ich nix ab." (?)
Natürlich gehört der Kapitalaspekt für jeden, der sich dafür entschieden hat irgendwie dazu, denn er verdient seine Brötchen damit. Dennoch sollte man sich als Musiker vl. ein Stückchen mehr fragen, obs mehr Berufung als Beruf ist.
naja, die karte kann man ebenfalls andersrum spielen. also, ich rede ja hier nur von den fällen, in denen eine veröffentlichung und kommerzielle verwertung stattfindet. wer das tut, der kann m.e. nicht mehr gegenüber einem originalurheber die "aber denk doch an die kunst!" karte spielen, denn der kann dann natürlich selber antworten "ach so, also, wenn du hier der nur-an-die-kunst-denker bist, warum dann die VÖ?"
und ich finde die sichtweise, dass man dem originalkünstler die entsprechende wertschätzung entgegenbringt *gerade* als künstlerischen aspekt. das ist einfach eine frage des respekts. und wer systematisch versucht, bei seiner veröffentlichung die originalkünstler aussen vor zu lassen, der hat in der regel natürlich vor allem ein motiv, sie aussen vor zu lassen: er will nix abgeben. also genau das, was du mit "kapitalaspekt" meinst.
Und an nem "geklauten" Sample ist glaub noch keiner verhungert. Zumal man das Riff ja klauen kann, ohne dass es daraufhin irgendwo fehlen würde...
ja klar, wenn man so rechtfertigen will, dass einem komponisten einfach jeder jede beliebige musikalische idee stehlen und damit reihbach machen darf, dann kann man das natürlich machen. dann habe ich allerdings eine klare meinung dazu, wer da der kapitalist ist und wer hier mehr in der kategorie untereinander fair miteinander umgehender künstler unterwegs ist.
ich verstehs auch echt einfach nicht. ich hatte auch schon releases mit samples. die wurden halt gecleart. und wenn man zu dem schluss kam, dass die nicht besonders relevant waren, gabs halt keine bis nur ne kleine beteiligung (oder ich hab das sample halt durch was anderes ersetzt), und wenns so relevant war dass es ein kompositorisch relevanter grundpfeiler des lieds war, dann kriegt der mensch, der diesen kompositorischen beitrag geleistet hat natürlich die entsprechende vergütung. ist doch nur fair.
Und zum Thema Mimimi und angreifen: Ja das hat mich schon etwas genervt aber ich hoffe du hast gemerkt, dass ich es dir durch die blume sagen wollte. Mimimi wird oft von Leuten gebraucht, die in Frage stellen, ob es legitim ist, bestimmte Dinge zu beklagen, die bis heute nicht beseitigt wurden, es ist sogar noch schlimmer geworden. "Mimimi"-Reaktionen werden daher gerne mit Ignoranz und Blauäugigkeit im sinne des establoshments gleichgesetzt und laufen wunderbar mit dem Satz "Alles Gut" zusammen. Das hätte sich Mad max auf die stirn tätowieren können. Abgesehen davon lässt es sich sehr einfach ins gegenteil verkehren. Rumzuheulen, weil wg. ein paar Samples Leute verhungern (oder auch "nur" die grossen Millionen verlieren) ist genauso "mimimi".
also gut, dann sage ich nochmal explizit, dass das mimimi ausdrücklich nicht auf dich gemünzt war und ich nur meine generelle unzufriedenheit mit etwas ausdrücken wollte, was ich als eine aus den fugen geratenen balance in der gewichtung der verschiedenen interessen empfinde.
wie du hoffentlich an der parallel hier stattfindenden anderen diskussion sehen kannst, bin ich beileibe kein anti-sampling-hardliner. und ich rümpfe auch nicht mal die nase, wenn jemand ein langes, relevantes sample benutzt, denn natürlich ist es ein klassischer und legitimer hiphop-spass, ein musikalisches motiv in einen neuen kontext zu setzen und damit neu zu beleben, und das hat überhaupt nicht zwingend was mit einfallslosigkeit zu tun. aber ich finde dann eben, dass in solchen fällen der komponist des samples entsprechend der relevanz des verwendeten samples vergütet werden sollte. das ist für mich eine reine frage der fairness.
aber den zustand des geistigen eigentums (des künstlerischen nämlich) sehe ich halt als eine grösseres ding als nur die befindlichkeit eines urhebers. da geht es einfach um einen grundpfeiler, auf dessen existenz das gesamte konzept "ich mache musik, und wenn jemand mit dieser musik geld verdient, steht mir was dafür zu" basiert. wir reden hier von nichts weniger als dem recht von musikern auf bezahlung beim konsum ihrer arbeit. klar, wer will kann seine musik verschenken. aber das funktioniert halt ab einem gewissen grad der spezialisierung nicht mehr - zuende gedacht würde das sonst bedeuten, dass musiker musik grundsätzlich nur als hobby betreiben können sollten, und da erhebe ich einspruch. geistiges eigentum ist insofern halt einfach nicht egal, und wird - im bereich der musik - halt seit jahren massiv mit füssen getreten.
und in dem kontext empfinde ich die behauptung von remixkünstlern, sie würden in der heutigen daw-welt in der man in 74697846293746983649824634 möglichkeiten ertrinkt, nicht genügend material haben, als im vergleich doch ziemliches luxusproblem. und einen schuss in den eigenen fuss, denn wer sich richtig reinkniet, möchte vielleicht dann doch irgendwann die passion zum beruf machen (und sollte das auch können!). und dann steht er da und stellt fest, dass die schiere möglichkeit, sowas zum beruf zu machen, einem remix-bequemlichkeitsproblemchen geopfert wurde.
das ist einfach kein guter tausch.
mein hinweis auf geclearte libraries bezog sich im übrigen ausdrücklich auf die pelham-geschichte. der hatte in der produktion eigentlich nichts als die übliche ghost-note-drive-funktion. also das klassische "jetzt noch eine prise loop dazu, dann rollts".
