Singen in einem Take?

[Lagoona]

Wenn ein Sänger nicht in der Lage ist einen Song auf den Punkt genau in einem Ritt durchzusingen, lässt dies sehr an Talent und Professionalität vermissen.
Ein guter Sänger hat das einfach drauf und verinnerlicht. Ausserdem soll er sich ja auch gut vorbereiten.
Kann er all dieses nicht, ist es auch kein Sänger im künstlerischen Sinne .

BG
CW

Ich glaub du verstehst nicht was ich meine.....

 

[speedtom]

Ich glaub du verstehst nicht was ich meine.....

Ich vermute er stand auch noch nie im Studio, die Band im Regieraum, und hat gesungen...

Ist schon nicht ohne, diese Situation. Vor allem wenn die Uhr tickt. Und es möglichst gut werden soll.

Live ist die Situation eine andere, da werden auch Fehler eher verziehen bzw fallen einfach nicht so auf.

 

[Nachtschicht]

ich hab da über die jahre wirklich alles vorm mikro gehabt. atemberaubende firsttaker, nichtskönnende 8469873464-taker, aber auch könnende trotzdem-469873644 taker.

etwa eine sängerin, die dir locker das ganze in einem take reinknallt, aber, weil es deutsche sprache ist, sich selber gnadenlos seziert und bei jeder zeile sich hinterfragt, ob der text hinreichend rübergebracht ist.

gibt da wirklich keine faustregel. und dementsprechend nimmt man natürlich auch die leute unterschiedlich auf. bei first-takern isses wichtig, dass man sie kurz hinhält und die musik erst loslaufen lässt, wenn der sound auch wirklich eingestellt ist bei viel-takern neige ich inzwischen dazu, bereits bei der aufnahme basierend auf meinem spontanen erst-eindruck schnipsel einzusammeln und in so ne art top-5 einzusortieren. der ersteindruck ist meist der richtige, und das meine ich jetzt generell und nicht jetzt bezogen auf mich weil ich da n besonders tolles ohr hätte (hab ich natürlich trotzdem )

da hat man meistens in kürzester zeit nen naheliegenden comp optisch vor sich - und die handvoll verbleibenden lücken füllt man dann mit dem take-archiv auf, und wenn gar nix wirklich gut ist, nimmt man halt das beste und malt sich einen

aber dieses first-taker-pack ist schon ein beeindruckender haufen. hab da echt schon dinge erlebt, da fällt einem nix mehr zu ein. immer wieder toll, wenn da eine person in die kabine läuft, allen klappen die kinnladen runter, und sie kommt wieder raus und sagt "jo...passt das?" und mir fallen gedanklich ein paar stunden arbeit von der dolist runter nimmt man natürlich schon gerne.

ach ja, noch was zum ersten take: immer wichtig. meistens ne goldgrube. NIE nicht aufnehmen. über die jahre würde ich sagen ist die statistische take-qualitäts-kurve in etwa so: etwas wackelig, aber mit vielen starken und vor allem authentischen momenten gehts los, zweiter take ist meist genauso gut, etwas sicherer aber auch etwas langweiliger, dann gehts oft eher etwas bergab, und so um take 7 rum isses wieder bergauf gegangen, weil alle punkte der performance, die der künstler sich noch genau zurechtlegen musste, jetzt ordentlich und souverän sitzen. da gibts dann paar schöne takes, danach nutzt es sich irgendwann ab und wird maschinell und seelenlos. also ne hubbelige kurve mit ner spitze am anfang und in der mitte (falls man zu lang aufnimmt, sonst am schluss

ist aber natürlich auch nur ein statistischer mittelwert. gibt auch sänger die sich von take zu take steigern und immer mehr abgehen. und natürlich auch welche, wo jeder weitere take nur ein zunehmender abklatsch des vorigen wird.

ist doch irgendwie auch schön, dass es da keine allgemeingültigen weisheiten gibt. wär ja sonst langweilig

 

[Nachtschicht]

zum thema one taker im allgemeinen und samy deluxe im besonderen finde ich dieses video übrigens ne ganz passende ergänzung

 

[musicdevil]

Ich bin letztens durch ein Gespräch darauf aufmerksam worden und jetzt bin ich neugierig. Wie singt ihr eigentlich einen Song? In einem Rutsch oder in viele kleine Stücke aufgeteilt?

Bei der Aufnahme gehts ja darum "so gut wie möglich", also konzentriere ich mich bewusst auf einzelne Abschnitte, Worte, Silben usw.
Live ist das nicht ganz sooo wichtig, das ist ne einmalige Sache und Fehlerchen werden vom Publikum toleriert, allerdings kann man sich so ne "CD" immer und immer wieder anhören und da sollte es eben so gut wie möglich passen.

Also ich machs Abschnittsweise. Manchmal trenn ich nur Strophen und Refrain, manchmal singe ich auch nur nen Satz, nen Wort usw. neu ein. Man hört ja, ob man mal wieder zb. ne Endung "T" o.ä. verschluckt hat
Wie viele Takes ich brauche ist unterschiedlich, meisten so bis 10 Takes, wo ich mir dann das Beste heraus schnipple, ist halt vom Schwierigkeitsgrad abhängig.

Da es bei Studioaufnahmen oftmals auch um "Perfektion" geht. Um Feinheiten...

genau Ich muss da sogar noch mehr aufpassen, dass mein "sächsisch" nicht ganz so durch kommt, wie zb. auch Problemchen mit dem "P" und "B" und anderes

 

[lape]

Also ich übe Songs schon so, dass ich sie in einem Take packe. Als Band sollte man ja auch vor Konzerten so trainiert sein, dass man das gesamte Set ohne Einbrüche "schafft". Beim Recorden geht es aber darum, dass man noch einmal verinnerlicht, ob man all das Geschriebene so stehen lassen will. Es gab Produktionen bei denen ich den gesamten Text neu geschrieben habe - bei Anderen lief alles glatt durch.

Es gibt bestimmte "Schrei-Alles-Raus"-Stellen, die ich ganz gerne separiere, da ich mich dort so konzentrieren muss, damit es wirklich brachial wirkt. Natürlich kann man durch A/B/A/B Takes auch ganz coole Effekte Effekte erzielen, da man automatisch einen Satz "neu" beginnt.

Ansonsten eine sehr coole Frage auf die es keine Patentlösung gibt.

Ach ja: Ich hatte früher diverse Techniker aus dem SAE, die ihr Produkt innerhalb von 6h abliefern sollten. Die haben sich dann ganz gerne mit den Instrumenten Zeit gelassen und man selbst hatte dann 30min für Gesang und Backings. Sollte euch auch mal sowas passieren, sucht das Weite - Das ist es nicht wert. Das ist zwar eine wunderbare Wiederspiegelung unserer Gesellschaft, aber nehmt euch einfach Zeit.

Backings: Wenn ich backings einsinge, dann nehme ich auch einfach nochmal den gesamten Song 3-4 mal auf und singe darüber. Manche Harmonien finden sich dann von ganz allein und andere benötigen doch mal ein Klavier und etwas Zeit

 

[popnapp]

Tolle Antworten von Profis und Könnern! Vielen Dank für die spannenden Einblicke!

Ich hätte gar nicht gedacht, dass das so vielfältig gehandhabt wird. Aber wieso auch nicht. Jeder Jack ist anders, jeder Song ist anders und die Ansprüche sind vielleicht auch mal so mal so.

Finde ich jedenfalls beruhigend, dass ich mich mit meinem Short-Take-Fimmel nicht als Sonderling fühlen muss und es manchmal auch im Studio so abläuft.

 

[TGud]

Ich mach das so: Einsingen, also den Song ein paar mal durch. Aber auch nicht zu oft, da die Stimme wie ein Teppich ist, der auch schonmal an einer Stelle durchläuft.???? Dann stückel ich schon. Aber recht große Stücke. Also mindestens eine Strophe, meist auch bis zum Refrain. Somit bleibe ich gefühlsmäßig am Ball und habe doch den Vorteil des Stückelns.

Gruß
Thorsten

 

[hopoh]

st doch irgendwie auch schön, dass es da keine allgemeingültigen weisheiten gibt. wär ja sonst langweilig

schöner Bericht nachtschicht (...reimt sich sogar

)...auch gutes Video zum Thema...ich empfinde gute Gesangsaufnahmen ( als homerecordler und amateur

) eines der schwierigsten Aufgaben im gesamten Prozess. Deine "Firsttaker" haben da meine volle Bewunderung, aber auch du der diesen "Firsttstake" gleich optimal aufnimmst. Das Stückeln hilft nicht proffesionellen Sängern und Sängerinnen ( wie ich sie kenne ) sicher die besten Passagen zusammen zu bekommen. Natürlich leidet dann der Flow und das feeling etwas, aber das ist dann auch die Kunst es so zu kleben das man das nicht hört Ich denke das es für Hobbysänger auch schwierig ist optimal in einem Take durchzusingen. Und für die die schreiben, composen und einspielen ( wie ich ) und eine Grundmelodie und Richtung der Voices aufzeigen möchten , aber keine Sänger sind, ein probates Mittel das zu erreichen

 

[Tatsuya]

Um auf die frage des Eröffnungsposts zu antworten:

Ich mache es seit jeher etwas anders.
Für gewöhnlich teile ich die Songs in Parts auf, also standardmäßig Strophe/Bridge/Refrain usw, und nehme die einzelnen Parts jeweils in einem Take auf. Meistens direkt 2-3 mal hintereinander.
Wenn alle Leadspuren fertig sind kommen die Backing Vocals dran nach dem selben Prinzip.
Meistens nehme ich dafür nur 2 Spuren, eine für tiefe Backings und eine für die hohen Töne.
Dabei sollte der Song möglichst nicht komplett überladen wirken, ausser das ist als Stilmittel so gewollt. Auf Pitch Correct Programme wie Autotune und dergleichen verzichte ich aus Überzeugung komplett, aber kann auch verstehen dass es potentiell helfen kann.

Letztendlich ist diese Methode für mich am Zeitsparendsten, denn im Studio ist Zeit z.b. Geld, und bestenfalls hat man die Songs schon im Voraus so gut drauf, dass man nicht mehr als 2-3 Takes pro Part benötigt. Beim Homerecording ist die Methode eigentlich egal, da hat man alle Zeit der Welt.

Gruß
Tatsuya

PS: Wäre nett, wenn mein Songvoting Beitrag von dieser Woche ("Lighters") die 7 Stimmen voll bekommt.

 

[Dodo_I]

Ich verstehe die Frage nicht ...