Singen in einem Take?

[popnapp]

clearwater schrieb:

Wenn bei mir jemand singen kommt, und das gilt auch für meine Kollegen, und er kann den Text und die Melodie nicht, ist die Probe beendet.

Ich habe von Abba gehört, dass die die komplexen Gesangsarrangements erst im Studio konzipiert haben. Einfach durch ausprobieren und immer wieder versuchen. Und dabei waren die Damen eben auch als kreativer Part gefordert. Also praktisch beim Einsingen noch komponieren, ändern, abstimmen, verzieren.

Was soll das andere für ein Gestückel werden ?

Bei Abba wurden es Welthits. Bei dir klingt das Wort "Gestückel" so negativ. Eine Perlenkette besteht aus lauter Einzelteilen, sieht aber am Ende doch meistens ganz nett aus. Wenn man sich mit jeder Perle viel Zeit zum Polieren lässt, kommt das der gesamten Kette zugute.

Die Musik wird ja auch nicht nur in Bruchstücken Pattern oder Samples eingespielt.

Da gibt es natürlich auch verschiedene Arbeitsweisen. Aber bei den meisten Hobby-DAW-Usern wird das wohl auf spurweises Einspielen und viel Stückeln hinauslaufen. Eine gute live Band, die das mal eben in einem Rutsch einspielt, können sich nur die Hobby-DAW-User in L.A. leisten, wenn sie vorher Millionäre geworden sind.

Zumal der Gesang das Wichtigste zum Transportieren der Musik ist, sollte man hier schon sehr viel Sorgfalt walten lassen.

Das sehe ich allerdings auch so. Und einen ganzen Song zu singen ist wie eine Rolle in einem Film spielen. Machen Filme, die in einem langen Rutsch aufgenommen werden auf dich den Eindruck, als seien sie mit besonderer Sorgfalt erstellt? Oder ist es nicht am Ende sorgfältiger, das in Szenen aufzuteilen, jede Szene einzeln zu proben, auszuleuchten und coole Kamerafahrten zu planen und das ganze im Schneideraum dann sorgfältig zu einem Gestückel aus einem Guss zusammenzufügen?

Das in einem Rutsch aufnehmen kann Vorteile haben, das sehe ich ein. Bei relativ einfachen Melodien, wo kein komplexes Gesangsarrangement geplant ist. Bei anderen Szenarien könnten sich die Nachteile häufen.

 

[TheTick]

Was soll das andere für ein Gestückel werden ?

Bei Abba wurden es Welthits. Bei dir klingt das Wort "Gestückel" so negativ. Eine Perlenkette besteht aus lauter Einzelteilen, sieht aber am Ende doch meistens ganz nett aus. Wenn man sich mit jeder Perle viel Zeit zum Polieren lässt, kommt das der gesamten Kette zugute.

Super Vergleich! Wenn natürlich alle Perlen unterschiedliche Farben, Größen und Formen haben, wird es natürlich nicht zu einem homogenen Gesamtbild kommen. Dafür ist dann aber der Produzent oder Engineer bei der Auswahl der Takes zuständig.

 

[clearwater]

Meine persönliche Erfahrung beim aufnehmen von Sängern ist, dass es sehr oft einen Punkt gibt, ab dem die Takes richtig gut werden, dann bekommt man gutes Material, danach wird es schnell wieder schlechter. Das liegt meiner Meinung nach daran, dass irgendwann die Konzentration und Spannung nachlässt und natürlich auch die körperliche Verfassung eine Rolle spielt, also wie lange die Stimme

Das stimmt alles so, wie Du es beschreibst.
Auf keinen Fall am frühen Morgen singen, Wir haben die Gunst der Stunde meistens immer zwischen 11:00 und 14:00 Uhr erreicht.
Da bleibt es konstant gut. Davor und erst recht danach nur noch zu Übungszwecken. Es tritt auch eine Abgeschlafftheit ein, was der hohen Konzentration auf beiden Seiten zuzuordnen ist.

Auf gar keinen Fall schwere Kost vielleicht noch zum Mittag oder so zu sich nehmen.
Leichtes Obst und stilles Wasser zum Überbrücken von großem Hunger.

Aber jeder macht da wohl seine eigenen Erfahrungen. Das sind auch nur allgemeine Dinge, die zum Ergebnis beitragen können.

cw

 

[clearwater]

Ja gut ich habe zwar fast die Besetzung wie Abba, bin es aber nicht. Und ich komponiere auch nicht wenn ich Studiotag zum Einsingen habe, dann sollte der Song fertig sein.

Zumal ein Vergleich mit solchen Super Künstlern immer sehr gewagt ist, da liegen von der Voraussetzung schon Welten zwischen.

Und wenn sie es während des Singens komponieren oder durch Einfälle ergänzen, wird am Ende das Finale stehen, welches dann doch glatt hintereinander eingesungen wird.
Das sind einfach verschiedene Etappen innerhalb der Produktion.

cw

 

[XCapt]

Ich singe bzw. lasse Phrasenweise singen. Also mehrfach den Vers, dann die Hook, dann ...usw.

beid er Bearbeitung habe ich auch keine Probleme mal selbst Silben zu trennen und zusammen zufügen.

 

[SoulFrontier]

Jo, das ist selbst bei anerkanntermaßen hervorragenden Sängern der Normalfall dass sie endlos viele Durchgänge einsingen und dann wird daraus die finale Gesangsspur geschnitten!!!

Kann man auch z.B. bei den Beatles nachlesen, da haben ja die Produzenten und Mischingenieure hinreichend aus dem Nähkästchen geplaudert.
McCartney z.B. war schon immer Perfektionist und hat oft (bei Oh Darling wochenlang (!!!) ) immer und immer wieder die gleichen Phrasen gesungen bis er dann irgendwann mal zufrieden war.

Ich mache es so dass ich mir den Song in Abschnitte unterteile. Dann lasse ich diese Teile nacheinander als Loop laufen und nehme jeweils ca 5..10 Takes auf. Ich brauche so viele weil ich beim recorden ein miserabler Sänger bin. Live klappt das bei mir wesentlich besser als im Kämmerlein beim Aufnehmen.

Dann wird per Comping sehr sehr komfortabel jede Phrase bzw. jeder Satz "gecheckt" und der beste Take genommen. Ich brauch dabei nur per Pfeil Taste nach oben/unten gehen und es wird der jeweilige Part abgespielt. Enter drücken und Sonar stellt die Phrase frei und nimmt sie in den final Take. Sehr komfortabel und wirklich easy.

Das Ganze ist trotzdem für mich echt harte Arbeit und dauert ewig lange. Drum brauche ich eben immer ewig für meine Beiträge.
Wäre ich ein besserer Sänger und würde die Töne beim ersten Take treffen dann könnte ich mir viel Arbeit ersparen.

 

[sixstringwarrior]

Ich habe das früher bei Akustik-Songs gemacht, von denen ich wusste, dass sie kaum jemand anderes als ich je hören wird. Wenn man mit seiner Musik Hörgewohnheiten bedienen will, sollte man darauf verzichten. Bei lärmender Musik (dick produzierter Pop, Rock / Metal, Elektro etc.) ist es ein No-Go Vocals nicht aus den besten Versatzstücken zusammenzusetzen.

P.S. Die neue Iron Maiden Single hört sich so an, als hätte man hier im Wesentlichen einen Take benutzt. Dopplungen höre ich so gut wie keine, gleiche Stellen variieren leicht - manchmal wollen es sich reifere Musiker etwas leichter machen und nehmen leichte qualitative Einbußen für eine Vereinfachung ihrer Arbeit in Kauf. Ein Bruce Dickinson klingt mit 80 - 90% des gewohnten immer noch besser als viele Kollegen, insofern kann man sich derlei Dinge als Meister seines Fachs sicherlich auch mal rausnehmen, Die gängige Praxis ist es wie gesagt Parts aufzunehmen und zusammenzuschneiden.

 

[clearwater]

Ist ja letzlich auch innerhalb seiner Arbeitsweise jedem selbst überlassen, was ihm am Besten liegt.

Da gibt es keine Regeln, sondern bestenfalls Empfehlungen. Wenn man sich mal die DVD Serie der Zeitschrift "Recording de" zu Gemüte führt, trifft man auch auf die Vocal Folgen, in denen eindrucksvoll geschildert wird, wie man Vocals recordet.
Der Profi dort lässt tief in seine Erfahrungen blicken.
Mehr braucht man eigentlich nicht zu wissen.

cw

 

[Kollege]

Ist doch normal eigentlich, dass man sich im Studio aus mehreren Takes die Rosinen rauspickt. Gilt ja nicht nur für Gesang. Wird mit allen Instrumenten gemacht.
Bei mir jedenfalls kommt mehr Gefühl und Natürlichkeit rein, wenn ich den ganzen Mojo-Müll rausschmeiße.
Meine zwei Pfennings.

 

[LM18]

1984 war ich zum ersten Mal produktiv in einem Studto.
Damals waren dass das Arco-Studio und Union-Studios in München...

Unser Produzent war Richard Manwaring und dort habe ich von ihm gelernt 2" Bänder mit den Drums als erstes Recording auf die guten Teile zu schneiden.
Ein Massaker, war aber gängige Praxis.

Die Vocals wurden auf einem Slavetape zwischen 16 - 20 Spuren aufgenommen, dann ein Bounceplan bis zur Silbengenauigkeit erstellt und dann die Stimmen auf eine weitere Spur stückchenweise zusammengebouced.

Später habe ich mit dem Sampler die Stimmen per Midi zusammengesetzt - Komplett irre...
Ich hatte einen AKAI S-1000 voll ausgebaut, da hat einiges reingepasst.

Das war 1984 aufwärts und seit dem mache ich das so
In der DAW ist das ja alles "a piece of cake".

Natürlich gibt es auch wirklich tolle Strecken die man stehen lassen kann.
Aber ich habe kein einziges Mal von irgendeinem Musiker einen 1st Take gehabt.
Es wurde immer gepunched und gebounced.

Für mich sind das einfach die produktiven Fleissarbeiten die beim Produzieren anfallen.
Das auswittern von 1st Takes sind für mich sinnfreie Übungen

 

[clearwater]

http://www.soundandrecording.de/tutorials/einen-machen-wir-noch-nur-zur-sicherheit/

Hier auch noch ein paar Darstellungen und Anregungen.


cw

 

[NisarMusic]

Man merkt es, wenn ein Song in hunderten von Takes aufgenommen wurde.
Er klingt dann, wenn mans gut gemacht hat, zwar perfekt, aber dafür geht ziemlich viel Gefühl verloren.

Das Stimmt leider nicht , was du sagst , man würde es bei einem raushören der davon keine Erfahrung hat , bei den die es schon länger machen ( auch Sänger / rin , Rapper usw. die einen Namen haben ) machen sehr viele Takes und man hört schon ein Gefühl raus und man denkt , das die Person es durch gesungen hat oder gerast hat

 

[Lagoona]

Als ich früher noch in verschiedenen Studios unterwegs war.... lief das eigentlich immer nach dem gleichen Schema ab: (Loop) Strophe ca. 10 mal einsingen, Refrain ca. 10 mal einsingen.... danach Bridge, Background, Ad libs usw.... und dann wurde das Beste zusammen geschnippelt....

Seitdem ich meine Vocals zum größten Teil selber aufnehme.... habe ich die Erfahrung gemacht... dass ich besser damit klar komme.... wenn ich die Gesangslinie am Stück einsinge.... auch wieder ca. 10 mal und danach dann Background....Ad libs etc....
Ich improvisiere zwischendrin auch gern mal.... dann werden es manchmal 20-30 Takes..... und dann kann ich mich nicht mehr entscheiden was besser klingt xD daher schnippel ich die Variationen raus... und packe diese separat dazu....
Da ich gerne etwas größere Vocalpakete mache (damit der Produzent auch ne Auswahl hat) lasse ich den kompletten Song 3-4 mal durchlaufen.... und singe dann nur noch Ad libs ein.

 

[Nachtschicht]

RAP GOD - Eminem
oder Sammy Deluxe.
Unmöglich!

indeed!

 

[clearwater]

Seitdem ich meine Vocals zum größten Teil selber aufnehme.... habe ich die Erfahrung gemacht... dass ich besser damit klar komme.... wenn ich die Gesangslinie am Stück einsinge.... auch wieder ca. 10 mal und danach dann Background....Ad libs etc....
Ich improvisiere zwischendrin auch gern mal.... dann werden es manchmal 20-30 Takes..... und dann

Gegen das anschliessende Schnippeln und sondieren ist ja auch nichts einzuwenden.
Aber an einem Stück einsingen sollte schon drin sein.

Wenn man live singt, kann man auch nicht zwischendurch mal eine Pause machen. Ist zwar eine andere Situation, aber trotzdem.
Wenn ich im Studio nicht in der Lage bin einen Song am Stück zu singen, wie soll es dann live bei 10 20 oder 50 Songs funktionieren?

BG
CW

 

[oliveramberg]

Aber an einem Stück einsingen sollte schon drin sein.

Wenn man live singt, kann man auch nicht zwischendurch mal eine Pause machen. Ist zwar eine andere Situation, aber trotzdem.
Wenn ich im Studio nicht in der Lage bin einen Song am Stück zu singen, wie soll es dann live bei 10 20 oder 50 Songs funktionieren?

BG
CW

Wenn Du die Studio- und Live-Leistungen gewisser Damen und Herren vergleichst, hast Du die Antwort. Die können live schlicht und einfach nicht reproduzieren, was im Studio hingebogen wurde. Sänger/in zu sein bedeutet leider nicht zwingend singen zu können.

 

[Lobotomeandyou]

Wenn Du die Studio- und Live-Leistungen gewisser Damen und Herren vergleichst, hast Du die Antwort. Die können live schlicht und einfach nicht reproduzieren, was im Studio hingebogen wurde. Sänger/in zu sein bedeutet leider nicht zwingend singen zu können.

Yep! Wollte ich auch gerade schreiben. Live und Studiogesang ist ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Die Qualitätsschwankungen beweisen es (was aber m.E. nicht weiter schlimm ist). Als Hörer will ich ein gutes Gesamtpaket. Da ist es mir egal, ob der Sänger nun in einem Take durchgesungen hat oder 5 Takes für den Song zerschnippelt wurden. Es geht ja um die Qualität des Songs an sich. Die leidet ja erstmal nicht drunter.
Würde aber auch nicht behaupten, dass es sich um schlechte Sänger handelt, die mehrere Takes brauchen. Wer Gesang aufnimmt, weiß, dass es z.B. manchmal nur eine Textzeile ist, der irgendwo der gewisse Pepp fehlt. Warum sollte man dann dafür nochmal komplett neu einsingen (und das Risiko eingehen, dass dieses Gesamttake dann insgesdamt doch etwas schwächer ausfällt).

Kein Konsument (mit Ausnahme von uns durchgedrehten recordingfuzzies vielleicht) stellt sich die Frage, in wieviel Takes eingesungen wurde beim gerade gehörten Song.
Manchmal macht man sich das Leben im Studio mit Fragen schwerer als es wirklich ist.

 

[Dodo_I]

[ref=[media=youtube]G2Rhh_4GZmU[/media]

 

[Lagoona]

Yep! Wollte ich auch gerade schreiben. Live und Studiogesang ist ein Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen. Die Qualitätsschwankungen beweisen es (was aber m.E. nicht weiter schlimm ist). Als Hörer will ich ein gutes Gesamtpaket. Da ist es mir egal, ob der Sänger nun in einem Take durchgesungen hat oder 5 Takes für den Song zerschnippelt wurden. Es geht ja um die Qualität des Songs an sich. Die leidet ja erstmal nicht drunter.
Würde aber auch nicht behaupten, dass es sich um schlechte Sänger handelt, die mehrere Takes brauchen. Wer Gesang aufnimmt, weiß, dass es z.B. manchmal nur eine Textzeile ist, der irgendwo der gewisse Pepp fehlt. Warum sollte man dann dafür nochmal komplett neu einsingen (und das Risiko eingehen, dass dieses Gesamttake dann insgesdamt doch etwas schwächer ausfällt).

Kein Konsument (mit Ausnahme von uns durchgedrehten recordingfuzzies vielleicht) stellt sich die Frage, in wieviel Takes eingesungen wurde beim gerade gehörten Song.
Manchmal macht man sich das Leben im Studio mit Fragen schwerer als es wirklich ist.

Genau!
Das hat nicht unbedingt damit was zu tun, ob der Sänger in der Lage ist den Song an einem Stück einzusingen oder nicht. Klar gibt es Sänger die einen Ton nach dem anderen versemmeln.... und brauchen dementsprechend viele Takes....
Das Eine hat aber mit dem Anderen nichts zu tun.
Da es bei Studioaufnahmen oftmals auch um "Perfektion" geht. Um Feinheiten...
Wenn ein Sänger zum Beispiel in der Lage ist, seine Stimmfarbe zu variieren.... da kann sich ein Satz oder auch nur ein einziges Wort auf drei...vier verschiedene Arten super anhören.... aber der Produzent will nur einen ganz bestimmten Klang haben. Oder auch Betonungen, Intonationen....kleinste Nuancen.... die dem Klangbild eine spezifische Charakteristik verleihen.....

 

[clearwater]

Wenn ein Sänger nicht in der Lage ist einen Song auf den Punkt genau in einem Ritt durchzusingen, lässt dies sehr an Talent und Professionalität vermissen.
Ein guter Sänger hat das einfach drauf und verinnerlicht. Ausserdem soll er sich ja auch gut vorbereiten.
Kann er all dieses nicht, ist es auch kein Sänger im künstlerischen Sinne .

BG
CW