Neulingsfragen Orchester

[BodoH]

Super. Hab alles verstanden. Jetzt noch ein paar Fragen:

• Reicht das 48 Tasten (2 Oktaven) Keyboard für den Anfang?
• Lohnt es sich Klavierstunden zu nehmen? Mein Vater meint, dass man ein Instrument erst beherrschen muss bevor man komponieren kann...
• Ist es okay, wenn ich erst mal nur Klavierstücke schreibe? Oder soll ich direkt auch mit dem Orchester herumspielen?

Beste Grüße an euch Alle
Sebi

48 Tasten, das müssten dann 4 Oktaven sein und klar, das kann schon reichen, zumal man an vielen Keyboards Oktave Schalter hat.
Klavierstunden? Jein...Klavier spielen und Orchester produzieren sind schon sehr verschiedene Dinge. Ich hatte nie Unterricht und behaupte mal, dass ich es kaum vermisse.
"Nur Klavierstücke" finde ich persönlich ziemlich langweilig, aber wenns dein Ding ist, warum nicht.

 

[boogie2266]

Super. Hab alles verstanden. Jetzt noch ein paar Fragen:

• Reicht das 48 Tasten (2 Oktaven) Keyboard für den Anfang?
• Lohnt es sich Klavierstunden zu nehmen? Mein Vater meint, dass man ein Instrument erst beherrschen muss bevor man komponieren kann...
• Ist es okay, wenn ich erst mal nur Klavierstücke schreibe? Oder soll ich direkt auch mit dem Orchester herumspielen?

Beste Grüße an euch Alle
Sebi

Ähh...48 bzw. 49 Tasten sollten 4 Oktaven sein, 2 Oktaven wären 25 Tasten!?

Edit: Mist, war wieder zu langsam!

 

[sebihepp]

Ähh...48 bzw. 49 Tasten sollten 4 Oktaven sein, 2 Oktaven wären 25 Tasten!?

Verdammt. Ja, ich habe mich verrechnet. Es sind wirklich nur 2 Oktaven und 25 Tasten. Ich empfinde das schon als ziemlich wenig. Für Fingerübungen und alle meine Entchen reicht es aber.

Wenn ich doch ein größeres benötige, ist es dann nicht sinnvoller gleich ein möglichst Großes zu nehmen? Lieber 1x 300 Euro für ca. 88 Tasten investieren, als jetzt noch 48 Tasten für 150 Euro und später doch nochmal ein Großes. Oder sehe ich das falsch?

 

[Graham]

Oder sehe ich das falsch?

Kannst Du Klavier spielen? Also mit beiden Händen? So richtig?

Wenn nicht, wüsste ich nicht, was die untere und obere Oktave eines 88ers Dir nutzen sollten.

 

[BodoH]

Wenn ich doch ein größeres benötige, ist es dann nicht sinnvoller gleich ein möglichst Großes zu nehmen? Lieber 1x 300 Euro für ca. 88 Tasten investieren, als jetzt noch 48 Tasten für 150 Euro und später doch nochmal ein Großes. Oder sehe ich das falsch?

Grundsätzlich könnte man auch mit 25 Tasten auskommen, wenn man Bass, Cello, Violas, Violinen...nacheinander einspielt.
Für Klavier wärs schon zu wenig, wenn man mehr als 2 Oktaven nutzen will. Hm, ob es gleich ein 88 Tasten Teil sein muss, oder 76, oder gar nur 61 Tasten genügen, ist so eine "Glaubenssache". Lieber ein Gutes mit z.B. 76 Tasten, als ein schlechtes mit 88. Bei 49 Tasten, kann man allerdings hin und wieder an die Grenzen kommen, aber wäre besser als 25
61, oder 76 sollten in der Regel reichen.

 

[boogie2266]

Und, was immer wichtig ist, die Art der Tastatur für ungeübte, gewichtet, halb-gewichtet oder Synth-Tastatur und es gibt noch mehr Themen wie Aftertouch etc.

Ich persönlich habe kein Keyboard gefunden, was mich zu 100% glücklich macht, deshalb habe wahrscheinlich inzwischen 4, obwohl ich kein Keyboarder oder Pianist bin.

Ich persönlich würde dir zu 61 Tasten raten, aber ansonsten schau doch erstmal, wie weit du mit deinem kommst.

 

[ranzman]

ja, 61 Tasten sind ein guter Kompromiss.

 

[sebihepp]

Kannst Du Klavier spielen? Also mit beiden Händen? So richtig?

Wenn nicht, wüsste ich nicht, was die untere und obere Oktave eines 88ers Dir nutzen sollten.

So richtig spielen kann ich es nicht. Ich hab zwar schon mal mit beiden Händen gespielt, aber das war ein ganz kleines Thema. Sowas womit man Leute kurz beeindrucken kann, die selbst keine Ahnung von Klavieren haben. Da hast du vollkommen Recht, dass sich das für mich gar nicht lohnen würde.

Kann man komponieren auch rein am PC lernen? Also ohne jemals gut ein Instrument spielen zu können? Man klickt sich quasi alles nur zusammen in der DAW? Dann würden nämlich auch die 25 Tasten genügen. Es ist ja selten, dass eine Stimme mehr als 2 Oktaven nutzt. Durch die DAW kann man ja alles nacheinander einspielen.

 

[Gast92251]

Löse dich erstmal von den ganzen Sample Orchester Soundlibraries... (!)
Etwas Einfaches, gut zu Bedienendes, was erstmal die Grundsounds als VSTi Sampler gut abdeckt. Das reicht lässig als ersten Soundabfeuerer. Es wurde gute Freeware genannt. Kontakt in bezahl Ultimate reicht auch bestens schon mal aus um gut abzuliefern.

Nun, es geht zuerst beim Orchesterscore Schreiben um das Komponieren, das Gehör und die Spielkenntnisse schulen, eine zeitliche Songstruktur erschaffen, einen Spannungsbogen aufbauen, schöne Melodien und Thema finden...

Selbst hier im Forum hört man immer wieder das flache oder dichtgeballerte pompöse langweilige Zeug von selbstüberschätzten Leuten, die ihre halbgaren "Orchestermusiken" einstellen... Man hat da eigentlich immer den Eindruck, diese "Jungkomponisten" haben sich eher vielmehr in die Sounds verliebt, als mal wirklich ans Kompositorische ranzugehen und am Arrangement zu feilen... Erst neulich einer, da klang es total nach Keyboarder, Hauptsache dicke Sounds aufgefahren.. nun ja. Oha. Es reicht halt beileibe nicht, alle gerade top angesagten teuren Hollywood Library Samples zu haben. Da gehört viel mehr dazu.
Minimalismus, siehe auch Ecke TV/Filmkomposition, ist meiner Meinung nach viel wichtiger. Also Stimmungen mit wenigen Noten vermitteln können. Kann nicht jede/r. Es geht dabei nicht darum, dass man für ein 120 Mann-Orchester den Full Score schreibt, was eh nur wenige wirklich beherrschen.

Ich rate dir daher, kümmere dich zuerst am allermeisten um deine Spielkenntnisse, lerne wie akustische Instrumente artikulieren, wie man das im Rechner nachsimulieren kann, wie man Streichergruppen arrangiert usw. Und ja, ein Instrument beherrschen ist hier stets von Vorteil. Später kannst du da immer noch nobles teures Soundgut nacherwerben.
Aber die Noten eines Stücks sind nun mal die halbe oder fast die ganze Miete. Selbst auf einem GM Player muss eine Komposition ja gut oder vernünftig erkennbar kommen. Da helfen keine ablenkenden Mega Orchestersamples, wenn die gesamte Notation von vornerein Müll ist...

 

[Gast92251]

Grundsätzlich könnte man auch mit 25 Tasten auskommen, wenn man Bass, Cello, Violas, Violinen...nacheinander einspielt.

Klares nein.
Grund: viele Sample Libraries, insbesondere Kontakt, haben in den untersten Oktaven der Klaviatur Key Switches für Artikulationen, Modulationen, oder umschaltbare Rhythmen uvm. Oder man denke an Drums... oder wenn man Sounds wechselt... Das nervt mega, wenn man andauernd Transpose ewig den ganzen Tag hin und her drücken muss, nur um da an die anderen Registerlagen ranzukommen oder auch nur die äußeren Lagen einer String Section anzuspielen...
Besser gleich ne grössere gut spielbare Tastatur. 61er ist IMHO schon stete Mindestpflicht, nicht nur beim Orchesterkomponieren. 88 muss nicht zwingend, zum jetzigen Zeitpunkt, wenn ich das Eingangsposting betrachte, eh nicht.

 

[soriniousgenious]

Klares nein.

Genau da muss ich zustimmen. Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen wie wirklich wichtig es ist da genug "Reichweite" zu haben.

Lieber 1x 300 Euro für ca. 88 Tasten investieren, als jetzt noch 48 Tasten für 150 Euro und später doch nochmal ein Großes.

Genau. Musst halt überlegen was dein Budget und deine Fähigkeiten überhaupt hergeben. Aber

Lieber ein Gutes mit z.B. 76 Tasten, als ein schlechtes mit 88.

 

[Ethersis]

Kann man komponieren auch rein am PC lernen? Also ohne jemals gut ein Instrument spielen zu können?

In der grauen Theorie: Ja.
In der Praxis imho: Nein!!!

Es ist eine Sache gut über alles bescheid zu wissen und ein Experte darin zu sein, wie man z. B. Streichergruppen arrangiert (wink mit dem Zaunpfahl ), etwas völlig anderes ist es, eine Melodie zu erschaffen, diese Melodie zu entwickeln und ein Stück über eine gewisse Dauer interessant zu halten.
Manche Libs nehmen einem da etwas die Arbeit ab, The Orchestra bietet z. B. ausgeklügelte presets bei denen das ganze Orchester ein Ostinato-Feuerwerk abspult sobald man eine Taste drückt. Das kann für den Anfang ganz interessant sein und den unbedarften Zuhörer erstaunen, hat aber wiederum wenig mit komponieren zu tun. EZKeys von Toontrack hat da auch einen interessanten Ansatz (für Nichtmusiker).
Aber ein Instrument und auch ein Klang inspiriert. Je besser man mit dem Instrument umgehen kann, desto größer ist das persönliche Wörterbuch an Ausdrucksformen.
61 Tasten sind schon schön, wenn Platz da ist auch gerne mehr. Und gerade am Anfang kann es nicht schaden, mal ein paar Tastaturen probe zu spielen. Je nach Gewichtung hat man ein anderes Spielgefühl.

 

[sebihepp]

Okay, ich fasse zusammen.

• Instrument (Klavier) und damit Ausdrucksformen lernen. Dadurch lernt man mehr Möglichkeiten, was man alles komponieren kann.
• Wenn man wirklich Orchesterkomposition betreiben will, dann mindestens ein 61-Tasten Keyboard. Dabei die Anschlagsdynamik verschiedener Keyboards testen - was liegt einem am Besten, etc.
• Vor allem einfach mal anfangen - Theorie nützt nix ohne Praxis.
• Mit der Zeit Gedanken machen welche Richtung man gehen möchte. Klassik? Filmmusik? Vielleicht doch nur Piano? Neues Komponieren oder doch Bekanntes als Orchester umsetzen? Oder doch einfach nur mit Libs für nicht Musiker arbeiten? (Wäre der bequeme Weg)

Ich glaube ich sollte mir erst mal klar werden, was ich genau machen möchte. Für das Orchester komponieren weil es gut klingt ist ja einfach gesagt - aber vielleicht will ich in mir drinnen doch was Anderes?

 

[Graham]

vielleicht will ich in mir drinnen doch was Anderes?

Dafür gibt es ja Online Foren, um das herauszufinden.

 

[zille1976]

ja, 61 Tasten sind ein guter Kompromiss.

Sein Hobby sollte man kompromisslos betreiben.

 

[vulcan]

Es handelt sich um einen 36-jährigen jungen Mann, der in der Jugendzeit mittelmäßig keyboard gespielt hat und nun im Bereich Klassik/Filmmusik schöpferisch tätig werden will. Er kennt sich mit klassischer Musik nicht aus, findet die aber gewaltig. "So richtig spielen" kann er nicht. Er ist Theoretiker.

"Mittelmäßiges" Spielvermögen, das würde erstmal ausreichen.

Einige Kenntnisse im Harmonielehre sind wohl vorhanden.
Er hat ein Mini-Midikeyboard, benutzt FL Studio und will Klassik/Filmmusik komponieren.

Dafür reicht es in allen Belangen nicht aus!

Ich denke auch, dass er keine ausreichenden Kenntnisse in der DAW hat (Stichwort "Stepsequenzer"), aber das ist nunmal das technische Handwerkszeug für Musik am PC. Für eine library mit vielen Gestaltungsmöglichkeiten ist er in jeder Hinsicht überfordert, deshalb sind entsprechende Vorschläge nicht sachgerecht.

Was der TE braucht, ist Harmonielehre, eine einfache preiswerte Voll-library, Kontakt Komplete Start umsonst und gute Kenntnisse in der DAW. Damit kann man einige einfache Stücke nachahmen und dabei lernen (!). Seine Idee nach Klavierunterricht - vielleicht ein halbes Jahr - wäre super, aber hat er ein Klavier? Der Wunsch nach Kompositionsfähigkeiten im Klassikbereich mag ein Endziel sein, derzeit aber völlig illusorisch. Dafür braucht es eine musikalische umfassende Grundbildung und Erfahrung, an der es offensichtlich mangelt.

Fazit: Der TE scheint sehr motiviert zu sein, das Grundgerüst ist noch nicht ausreichend. Es fehlt ein Mentor (Musiklehrer). Ich wünsche viel Erfolg, Motivation ist das wichtigste.

 

[sebihepp]

Dafür gibt es ja Online Foren, um das herauszufinden.

Oh je, ich hoffe ich belästige euch damit nicht zu sehr.

Sein Hobby sollte man kompromisslos betreiben.

Wenn das ein richtiges Hobby ist, dann sollte man meiner Meinung nach auch (nach seinen Möglichkeiten) in gutes Equipment investieren. Aber ich fange gerade erst an und es ist ja noch gar nicht klar, ob ich in diese Richtung wirklich gehe. Ich denke am Anfang sollte man mit günstigen Sache erst mal herausfinden, ob man das Hobby auch wirklich Jahre- oder Jahrzehntelang betreiben will. Aber ich berücksichtige natürlich auch deinen Beitrag.

Dafür reicht es in allen Belangen nicht aus!

Ja, das sehe und denke ich jetzt auch. Orchestrieren ist vielleicht doch zu groß für mich. Zumindest für die nächsten, sagen wir mal... 20 Jahre? Aber das heißt ja nicht dass ich nicht kleinere Stücke schreiben kann, welche 2 bis 3 Instrumente aus dem Orchester nutzen.

Ich habe gerade eine Idee, wie ich weiter machen will, möchte aber erst ein paar Tage darüber schlafen. Vielen Dank für all Eure Unterstützung. *verneig*

 

[ModulationMatrix]

Lass dich auf jeden Fall nicht entmutigen. Du brauchst auch definitiv keine 20 Jahre bevor du was eigenes auf die Beine stellst. einfach den angesprochenen Mix aus Praxis und Theorie fahren.

Was ich jetzt noch nicht gelesen habe ist eigentlich der Genre übergreifend wichtigste Tipp: Sachen nachbauen. Partituren gibt's kostenlos im Netz. kauf dir eine halbwegs passable Library und bastel die Dinger nach Noten nach. Auch die Dynamik kannst du per MIDI Controller einzeichnen und lernst dann schon besser mit der Library und den artikulationen umzugehen.

Noch heute könntest du zB 4:33 von John Cage nachbasteln, als hello world Lektion sozusagen. kleiner Spaß

 

[Moogman]

Ja, das sehe und denke ich jetzt auch. Orchestrieren ist vielleicht doch zu groß für mich. Zumindest für die nächsten, sagen wir mal... 20 Jahre? Aber das heißt ja nicht dass ich nicht kleinere Stücke schreiben kann, welche 2 bis 3 Instrumente aus dem Orchester nutzen.

Orchestermusik erfordert schon einiges an Erfahrung, aber auch so manche Filmmusik ist recht einfach gestrickt.
Probiere es einfach aus.
Häufig klingt es irgendwie nach Orgel oder Keyboard, wenn man die ganzen Modulationen und die Klangvielfalt nicht ausschöpft, da muss man sich eben einarbeiten.
Ich denke aber nicht das du 20 Jahre dafür brauchst, bis etwas brauchbares entsteht, eher unter 2 Jahren.
Zum Einspielen solltest du mindestens 73 oder 76 Tasten haben, idealerweise wären 88 und du solltest natürlich auch halbwegs spielen können. Man kann zwar viel mit dem Computer tricksen, z. B. langsamer einspielen, aber oft hört man das auch.
Einfach machen und viel üben ...

 

[soriniousgenious]

Sein Hobby sollte man kompromisslos betreiben

Ja. Und ich bin Millionär.

Orchestrieren ist vielleicht doch zu groß für mich. Zumindest für die nächsten, sagen wir mal... 20 Jahre?

Nein. Ist es nicht. Ich habe selber Anfang zweizwanzig überhaupt erst angefangen mit einer DAW zu arbeiten. Erst in Richtung EDM, dann was orchestrales, dann wieder was mehr in Richtung EDM und irgendwann seit Anfang 2021 auch noch ein paar beats für n Kumpel.
Wenn ich mir heute anhöre was ich vor eineinhalb Jahren produziert habe klingt es halt nach scheiße. Aber ich habe dazu gelernt. Sich zu verstecken bringt nichts, nur probieren, probieren, probieren. Du bist ja auch nicht Mozart wenn du ein Jahr Klavierunterricht hast. Es kommt alles mit der Zeit. Aber das wichtige ist das Anfangen und einfach mal machen. Und nicht enttäuscht sein wenns nicht läuft wie geplant.